Beiträge zur politischen Anthropologie und Ökologie
A.
Anmerkungen zum Inhalt
Die in den „Notwendigen Begriffen“ zugrunde liegende Analyse und die
angemessenen Alternativen gehen davon aus, dass die ökologische
Situation der Erde, die nicht nur die Klimaänderungen umfasst,
langfristig die Lebensbedingungen für die Menschen und großer Teile
der Mitlebewesen derart beschädigen, dass es für sie keine Zukunft mehr
geben wird. Deswegen ist die Lösung der ökologischen Problematik kein
isoliertes Teilproblem, sondern die primäre, alles umfassende Aufgabe aller
Institutionen und Individuen. Alle anderen Probleme sind aus dieser Sicht
sekundär, was absolut nicht heißt, dass sie grundsätzlich nicht wichtig
seien.
Das ist nicht neu. Relativ neu und für viele sicherlich eine Zumutung ist
die in Folgendem entwickelte Position, dass die ökologischen
Probleme weitestgehend auf den ständig zunehmenden Motoreneinsatz
zurückzuführen, sind. Wer wagt, das ohne Wenn und Aber auszusprechen, landet
schnell in der Schublade der Technikfeinde oder Panikmacher, weil z.
B. die Beziehung zwischen Motoreneinsatz und Klimawandel immer noch nicht
bis ins letzte naturwissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, was
übrigens auch gar nicht gelingen kann. Hinzu kommen, dass der
zunehmende Motoreneinsatz die radikale Umgestaltung der Erdoberfläche
in eine Produktions- und Konsumfläche in den kommenden Jahrzehnten
ermöglicht und abgeschlossen haben wird (Anthropozän); dass
Kommunikation und Interaktionen wegen der Ausweitung des
Motoreneinsatzes zunehmend körperlos geworden sind, eine Körperlosigkeit,
die inzwischen den Status von angenehmer Naturwüchsigkeit angenommen hat.
Die Individualisierung des menschlichen Lebens in Analogie eines
elektronischen Elements, das seine Bahn ohne direkte Begegnungen mit anderen
Elementen zieht, scheint das unausgesprochene Ziel zu sein.
Diese und andere Prozesse haben im Menschen selbst eine Tiefenveränderung
erreicht, die wesentliche und charakteristische Merkmale der condition
humaine dermaßen verändert hat, dass der Mensch eine andere Stufe seiner
Evolution betrifft, die nicht eine Fortsetzung seiner Fähigkeiten, sondern
seine Ersetzung durch Motore darstellt: Der Mensch wird selbst zum Motor.
Bedingung für das Zustandekommen dieses Prozess gehört der rigorose
Ausschluss und Verzicht jeglichen metaphysischen Denkens, dass den Dingen
und Natur die Möglichkeit der (subjektiven) Verletzlichkeit jenseits der
materiellen (objektiven) Veränderung zugesteht: Natur wird zum
Rohstoff ontologisiert (einschließlich aller Lebewesen und
bald wohl auch des Menschen).
Die hier aufgestellte Szenario ist nicht nur Zukunft, sondern bereits in
großen Teilen Realität. Nur die Rückbesinnung auf die Eigenbewegung, die
entscheidende Fähigkeit des Lebens, ermöglicht die gegenwärtige und
zukünftige Übermacht der Motore substantiell einzuschränken.
Ich nehme für mich in Anspruch, diesen Sachverhalt konsequent zu
beschreiben, notwendige Lösungen vorzustellen und damit elementare
Widersprüche zu überwinden. Das macht die hier vertretenen Aussagen
einzigartig und natürlich angreifbar. Ob die Qualität diesen Anspruch
genügen, kann nur der Leser (vorläufig) entscheiden. Das ist eine rationale,
keine emotionale Aufgabe.
B. Anmerkungen zur Form
Die hier vorgestellten Begriffe streben keine Vollständigkeit an, sondern
sind einerseits verengt auf die oben beschriebene Problematik, andererseits
sind sie „Opfer“ meines begrenzten Wissens und der von mir gesetzten
Werte: Gedanke und Quelle halte ich auseinander. Im Zweifelsfall
ist mir der Gedanke wichtiger als die korrekte Zitierung der Quelle.
Auch übernehme ich Aussagen und Begriffe von Autoren (z. B. Heidegger und
Marx), obwohl ich mir nicht immer sicher bin, ob mein Wissen über
diese Autoren tief und ausreichend ist. Trotzdem! Das von mir
Übernommene entwickele ich für meine Intentionen aus praktischer Absicht,
die Gegenwart zu verstehen und ggf. notwendige Änderungen zu entwickeln. Für
dieses Vorgehen habe ich die alleinige Verantwortung.
Die vorliegenden Ergebnisse verstehen sich als Zwischenergebnisse einer
bisher unvollendeten Arbeit (work in progress): Die Aussagen werden
ggf. ständig erweitert, gelöscht, korrigiert und hoffentlich
verbessert. Für ergänzende und kritische Hinweise wäre ich
dankbar ( <boje.maassen@t-online.de>).
Wer lebt, abstrahiert. Kein Lebewesen und auch nicht der Mensch sind in der Lage, das Ganze seiner Umwelt wahrzunehmen, sondern es wird immer ausgeblendet, um sich auf das jeweils Wesentliche zu konzentrieren. Dieses Wesentliche ist immer „nur“ ein subjektiv-spezifisches Ganzes, das die jeweilige Lebenswelt ausfüllt. Es liegt aus objektiver Sicht ein Abstraktionsprozess vor, den ich als natürliche Abstraktion bezeichne. Die Lebenswelt ist also bereits eine Abstraktion. Mittels geistiger Konzentration insbesondere auf die Realisation von Zielen ist der Mensch in der Lage, die „natürliche Abstraktion“ im Bewusstsein voranzutreiben. Je intensiver er sich auf ein Problem oder eine Aufgabe konzentriert, desto abstrakter wird sein Bewusstseinsinhalt. Mathematische Inhalte oder metaphysische Begriffe wären höchste Abstraktion.
Ähnlichkeit
Fakes, also Imitate oder Vortäuschungen von Tatsachen, verursachen das leidlose Verschwinden der (wirklichen) Wirklichkeit. Die Differenz zwischen Wirklichkeit und einem fake wird subjektiv mit der Kategorie der Ähnlichkeit überwunden. Die Ideologie der technischen Reproduzierbarkeit besteht in der maßlosen Überdehnung der Leistungen der Ähnlichkeit, die fast den Status der Identität erreicht. Die genaue Analyse zeigt dagegen, dass Ähnlichkeit wenige Gemeinsamkeiten mit dem Gemeinten hat. Selbst zwischen irgendeiner Wachsfigur von Madame Tussaud in London und der gemeinten Person bestehen kategoriale Unterschiede, nämlich die zwischen Lebendigem und Künstlichem. Bei Bildern wird dieser Unterschied noch einmal verstärkt. Wird diese Differenz nicht deutlich gesehen und akzentuiert, verliert die „wirkliche Wirklichkeit“ ihren Wert. Ich plädiere dafür, in unseren Kontexten die Begriffe Zeichen und Symbol (im Amerikanischen symbol und icon) wegen der kategorialen Verschiedenheit zum Gemeinten gleich zusetzen, also nicht durch das Merkmal Ähnlichkeit zu trennen.
Allgemeine
Im Allgemeinen steckt Herrschaftspotential. Naturdinge sind nie
eine Reduktion, nur, wenn sie bearbeitet werden, aber dann sind
sie kein Naturding mehr: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.
Reduziert man sie, nimmt sie Schaden oder wird zerstört. Reduziert man
Ökosysteme, also einen Zusammenschluss von Naturdingen, dann ist
das für die betroffenen Lebewesen tödlich, aber für Menschen innerhalb
von Grenzen nützlich: jede landwirtschaftliche Flächen, jeder Garten,
jeder Park, jedes Haus und jedes Labor, ja Zivilisation ist aus dieser
Perspektive eine Reduktion.
Arbeiten ist von Beginn der
Menschwerdung Anwendung von Technik, die ständig erweitert wurde.
Das Wesen der Technik zielt auf das Allgemeine: Den
„Rohmaterialien“ werden ihrer Besonderheiten genommen,
soweit diese den Produktionsprozess im Wege stehen: die individuelle
Kuh wird zum Fleisch, das Feld zur Straße, der individuelle Mensch zum
U-Bahnfahrer. Aber das Fleisch, die Straße, der U-Bahnfahrer
werden in kürzester Zeit im Bewusstsein wieder zu neuen Besonderheiten:
Was Allgemeines war, ist jetzt Besonderes. Das erklärt auch, dass die
Trauer über die „Furie des Verschwindens“ (Hegel) bei Artefakten immer
zeitlich relativ ist. Heute löst der der Abriss des
Gründerzeitvilla Trauer aus, aber dass damals wegen dieser Villa ein
alter Bauernhof weichen musste, ist keine Thema mehr. Genau besehen,
dürfte es nur eine Trauer in der Trauer in der Trauer ad infinitum
geben
Man kann die menschliche Geschichte angemessen als den
Siegeszug des Allgemeinen, hier der Technik über das Besondere
beschreiben. Man kann ohne Übertreibung von einem Gesetz sprechen: Je
mehr Technik und technisch fundierte Abläufe vorhanden sind, desto
weniger Besonderheiten. Das Besondere hat es schwer.
Arbeit
Der Mensch wird durch Arbeit, aber nur dann, wenn der Begriff der Arbeit sehr weit gefasst wird und – nicht jede Arbeit dient der Menschwerdung. Hier gilt es, genau zu schauen, was der Menschwerdung dient und was nicht. Welche Produkte bringen die Menschheit weiter, welche nicht, ja gefährden ihre Zukunft. Und: Die Produkte menschlicher Arbeit können über den Produzenten Herrschaft ausüben.
Ausdruck
Ohne
Ausdruck erstickt der Mensch. Jeder Mensch unabhängig von seinem Alter
will und muss sich ausdrücken. Das betrifft nicht nur den Bereich der
Selbsterhaltung, sondern wird in jeder Situation virulent.
Warum
ist sein Ausdruck für einen Menschen so wichtig? Erst im Ausdruck
wird deutlich, was der jeweilige Mensch ist und was er will. Nur im
Ausdruck gelangt man zum Selbst-Bewusstsein. Der Mensch will sich
ausdrücken, das Medium ist bevorzugt die Sprache, aber auch der Körper,
der Gang, die Hände, der Gesichtsausdruck, die Kleidung, das Handeln,
die Bearbeitung von Gegenständen und im Gehen. Das ist ein
Schatz, der immer weniger in Anspruch genommen wird.
Die
Transformation der Lebenswelt in eine technische Kunstwelt vermindert
drastisch die Ausdrucksmöglichkeiten einer lebendigen
face-to-face Kommunikation, d. h. die primär eine spontane
mit vielen Freiheitsgrade der Gestaltung ist. In der technischen
Kunstwelt sind tendenziell alle Prozesse algorithmisiert, also genau
fast bis auf alle Einzelheiten festgelegt.
Beispiele: An der
Kasse in einem Großmarkt kann man gut den Unterschied erkennen: Von
einem unsichtbaren Gesetz, dem Gesetz des optimalen Funktionierens in
dieser Situation, bestimmt, werden spontane Handlungen als störend
interpretiert. Oder: Ein Bekannter in seinem Auto hält an, um kurz mit
mir zu sprechen. Nach Sekunden hört man wütendes Autogehupe. Oder: Im
Fernseher läuft eine spannende Sendung: Jede Bemerkung, die aus
mehr als drei Wörtern besteht, wird als unhöflich aufgefasst.
Die
Summe dieser spontaneitätsverneinenden Alltagssituationen nimmt zu,
Situationen wo der spontane Ausdruck ein Störfaktor darstellt. Medial
vermittelte Kommunikation, sei es ein Brief oder moderne
Kommunikationsmedien sind im Vergleich mit lebendiger Kommunikation
immer mit Verlusten verbunden, bieten aber wegen der zeitlichen
Verzögerungen auch die Chance der bewussten Reflexion. Deshalb ist es
wichtig, wenn man den Ausdruck in den Mittelpunkt der Überlegungen
stellt, zwischen Medien, die einen persönlichen Ausdruck ermöglichen,
und Medien, die nur senden, fundamental zu unterscheiden. Es ist also
ein wesentlicher Unterschied, ob ich vor dem Fernsehapparat sitze oder
einen Artikel oder eine Mail im Internet schreibe. Lesen hat übrigens
mehr Freiheitsgrade in Form von Unterbrechungen, um das Gelesene zu
bedenken, als vor dem Fernseher zu sitzen. Spontanes Verhalten ist aber
kein Wert an sich. Immer kommt es auf den Inhalt und auf die Situation
an. Das oben genannte Beispiel der Unterbrechung des Autoverkehrs auf
der Straße enthält natürlich Grenzen der Spontaneität, die, falls sie
eine Minute überschreitet, mit Recht für den Autofahrer inakzeptabel
ist.
Der Ausdruck kann authentisch sein, er kann
Gesellschaftliches ausdrücken, oder kann bewusst zur Täuschung
eingesetzt sein. Wer sich ausdrückt, läuft immer auch Gefahr,
dass sein Ausdruck nicht zur Kenntnis bzw. missverstanden wird.
Auswildern
Begriff
Bequemlichkeit
Es spricht einiges dafür, dass der universale Wunsch nach Bequemlichkeit auf psychologischer Ebene die Hauptursache für die Transformation der Lebenswelt in eine technische Konstruktion ist.Bewegung
I. Mit exerner Energie
Der
Begriff der Bewegung in Newtons Trägheitsgesetzt bedarf einer
Präzisierung, die ich mit Fremdbewegung, verengt auf motorisierte
Bewegung, bezeichne. Warum? Nach dem Trägheitsgesetz Newtons
beharrt jeder Körper einerseits im Zustande der Ruhe oder
der geradlinigen, gleichförmigen Bewegung, wenn nicht eine Kraft auf
ihn einwirkt. Andererseits geht von jedem Körper mit Masse eine
Kraft aus, die anziehend auf alle anderen Massen wirkt.
Die Anziehungskraft findet stets in gleicher Weise
statt. Sie ist unabhängig von jeglichem Willen, auf welcher Ebene
oder Form auch immer. Sie ist - paradox formuliert – eine
passive Aktivität oder Eigenschaft. Mit anderen Worten: Obwohl Massen
Ursache von gegenseitigen Anziehungen sind, sind sie doch „irgendwie“
passiv.
Ein
Körper hat also zwei Ureigenschaften: er
ist träge, und er zieht andere Körper an. Da ein Körper in der
mechanischen Physik per definitionem sich nicht selbst anziehen
und seinen Zustand ändern kann, kennt die Physik Newtons
nur die passive Bewegungsform (Fremdbewegung), die von einer dem Körper
äußeren Kraft (in der Technik nennt man diese Kraft externe
Energie) in Gang gesetzt und erhalten wird.
Neben
diesen von der Physik beschriebenen Bewegungen von Körpern hat
der Mensch in der Evolution zusätzliche Formen der Fremdbewegungen
geschaffen, die ihn von einem Ort zum anderen transportieren:
Reiten, Kutschfahrten, Segelschiffe bis hin zu Motoren angetriebene
Vehikel wie öffentliche Verkehrsmittel, Autos,
Flugzeuge, Motorräder und Rolltreppen.
Es gibt also eine "natürliche Fremdbewegung" und eine von Menschen geschaffene Fremdbewegung" (siehe "Motore")
II. Mit metabolischer Energie
Der einzigartige Wert der Eigenbewegung ist in der metabolischen Energie gegründet (siehe Leben).
Beziehung
Ein
Zustand absoluter Beziehungslosigkeit ist Lebewesen und damit dem
Menschen nicht möglich und wird sicherlich auch nicht von ihm
angestrebt, denn das wäre der Tod. Beziehungen binden. Bindungen können
Brücken sein, aber auch neue Beziehungen als Fortentwicklung hindern,
ja verhindern. Nur ein Teil der Bindungen ist je nach Situation in
Selbstbestimmung auf der Basis von Freiheit möglich. Wir brauchen
beides, Bindungen und die Freiheit, bestehende Bindungen, in Freiheit
aufzulösen. Der Technik-Kapital Komplex hat im Rahmen der
Globalisierung eine Dynamik ausgelöst, die eine ständige Auflösung
der bestehenden Beziehungen bewirkt, wobei primär Mensch-Mensch
Beziehungen (face-to-face Kommunikation) durch Mensch-Motoren-Mensch
Beziehung (Medien) ersetzt werden. Erstere sind konkret-ganzheitlich,
letztere abstrakt-reduziert. Hinzu kommt, dass bestehende konkrete oder
abstrakte Beziehungen unter bestehenden Bedingungen sehr schnell
von dem anderen Pol, seien es Arbeitsgeber, emotionale Partner,
Bauwerke, Kunden usw. sehr schnell gekündigt werden können.
Also
nicht Beziehungslosigkeit besteht, sondern die Qualität und
Beständigkeit der Beziehungen hat sich drastisch verändert. Die heutige
Unsicherheit und Unruhe hängt damit wesentlich zusammen.
Die
Alternative zu dieser Entwicklung lautet auch hier: Abstrakte
Beziehungen zu anderen und zu sich selbst so wenig wie möglich
und nur so viel wie nötig.
Bild
Ich halte es für problematisch, innere Vorstellungen als Bilder zu bestimmen. Bilder sind materielle Dinge, die außerhalb des menschlichen Geistes liegen. Auch hier gilt "The map is not the territory (Alfred Korzybski). Mit anderen Worten: Das Bild ist nicht die Wirklichkeit, die es darstellt.
Billigkeit
Wenn eine Ware billig ist, hat das nicht mit der Sache, die hier billig ist, zu tun. Billig ist eine für den Käufer günstige Tauschrelation. Im Laufe der letzten zwanzig Jahren hat diese bestimmte Tauschrelation auch auf die Inhalte übergriffen. Man kauft zunehmend nicht mehr eine Sache, weil man sie gut findet oder sie braucht, sondern weil sie billig ist. Das nennt man dann ein Schnäppchen. Der Gebrauchswert reduziert sich auf das Argument „Irgendwann werde ich es schon brauchen.“
Blind Spot
Dualismen
Eigenbewegung
Die Eigenbewegung ist ein Wesensmerkmal des Menschen, in der
Eigenbewegung ist der Mensch ein Mensch. Eigenbewegung und die jeweilige Umwelt, in der sie
stattfindet, bilden eine wirkende Einheit, wobei die jeweilige Umwelt im Bewusstsein
je nach Disposition inhaltlich und in der Intensität oft unbewusst wirken kann, aber (fast) nicht wahrgenommen
wird. Aber entscheidend für die
Bewertung sind in diesen Überlegungen die Wirkungen nach innen und nach außen.
I. In der Alltagswelt
Das ist der Grund,
warum ich nicht Eigenbewegung anfordere, sondern „Eigenbewegung im Alltag“. In
„im Alltag“ liegt das das große Potential und die ursprüngliche Sinnhaftigkeit
der Eigenbewegung. Durch das "im Alltag" wird Eigenbewegung zu einer
politischen Kategorie, hier liegt ihre eigentliche
Sinnhaftigkeit. Bis weit in
die Neuzeit hatte Eigenbewegung immer einen Zweck, keinen Selbstzweck.
Ein
Hometrainer für den Keller hätte keinen Käufer gefunden. Eigenbewegung
im
Alltag, die nicht unnötigerweise durch
Fremdbewegung ersetzt wird, macht
sportliche Betätigung aus gesundheitlichen Gründen überflüssig. Und die
natürliche, soziale und kulturelle
Umwelt wird nicht ausgeschlossen, sondern sie wirkt auf den sich bewegenden
Menschen mit der Chance, auch wahrgenommen zu werden. Kurz: im Modus der
Eigenbewegung wird der Mensch reicher an Erfahrungen. Erfahrungen, die oft gar
nicht angestrebt, sondern sich erst in der lebendigen Situation ergeben. Zugespitzt: Aus Bequemlichkeit auf
Eigenbewegung zu verzichten, ist sich selbst gegenüber pervers, zumindest
menschen- und umweltzerstörend. Sie ist un-be-gründet, d. h. Fremdbewegung hat
keinen Grund, wenn man das Auto oder den Film nicht als Grund bezeichnet (wortwörtlich).
Emerging future
Erfahrung
Erkenntnistheorien
Fakes
Garten
Stille statt Motoren:
Gestell
Unsere
Natur und die uns umgebende Natur, aber auch die Gesellschaft, setzen
Rahmen und Strukturen für unser Fühlen, Denken und Handeln. Diese
Setzung kann man auch als ein Stellen bzw. als ein Gestelltwerden
bezeichnen. Das Auto, das Straßennetz, Preise, Theorien, Sätze,
Erziehung, die Sprache, verkörperte Normen, Werte unserer Kultur und
vieles andere stellen uns.
Heideggers Begriff des
Gestells weist in diese Richtung. Sein Begriff bezieht sich
mit Recht aber nur auf die technische Dimension, denn ein
Gestell wird geschaffen, verweist auf Künstlichkeit, auf Technik, ist
kein Naturding.
Das klingt sehr nach Unfreiheit, ist es oft
auch, aber eben nicht immer. Die absolute „Gestell-Freiheit“ wäre
Struktur- und Grenzenlosigkeit und damit Verlust des Selbst und der Welt
Gestelle
können ermöglichende und stabilisierende Funktion haben. So wäre eine
Sportart ohne Regeln, die ja auch den Rahmen und Prinzipien
stellen, nicht möglich. „Rahmen und Prinzipien“ verweisen auf
unterschiedliche Freiheitsgrade innerhalb des Gestells: Selbst im
Gefängnis ist das Gestelltsein nicht absolut.
Aber
mit Recht wehren sich Menschen und Kollektive gegen bestimmte Formen
des Gestells. Die entscheidende Frage ist also, welche Gestelle
in welchen Situationen helfen oder welche nicht, um sie zu bejahen oder
abzulehnen. Wenn keine „äußerlichen Gestelle“ zur Verfügung stehen oder
akzeptabel sind, muss man sich selbst stellen oder dem
Stellen eigener unbewusster Kräfte unterwerfen. Und: Es bedarf
der inneren Freiheit, um uns von dem jeweiligen Gestell zu befreien.
Leider
wird nicht zwischen gesellschaftlichem Gestell und natürlichem
„Gestell“, also inneren und äußeren Naturbedingungen,
unterschieden. Menschen, insbesondere in den Industrieländern,
haben in ihrem Selbstverständnis die Natur überwunden: Die
Natur ist kein Hindernis mehr für die Realisierung aller möglichen
Pläne, und aus der Natur sind keine sinnvollen normativen
Aussagen mehr ableitbar. Physis und poiesis, Naturdinge und
Hergestelltes sind gleichwertig, wobei inzwischen die Natur weniger
interessant ist als das Hergestellte. Die natürlichen Grenzen des
eigenen Körpers und der äußeren Natur außer acht gelassen, ja bekämpft,
statt ihre Potenzen zu nutzen. Beispiele sind mangelnde Eigenbewegung.
Bewegungslosigkeit, rein technische Orientierung, ein Indoor-Leben. Die
Gegenposition vertritt John von Düffel:„Wenn ein Kind auf einer
blühenden Wiese steht und sagt `Mir ist langweilig´, dann haben wir ein
Maß an Entfremdung erreicht, das wirklich erschreckend ist“.
Aber
auch hier ist wiederum Vorsicht geboten: Der Mensch geht nicht in Natur
auf. Aber ist der Mensch mit der Geburt gestellt? Dazu ein
Gedanke von Johann Peter Hebel: Wir werden als Pflanze geboren
(Metapher für Bodenständigkeit, vielleicht auch für ein Gestell),
streben aber im Laufe der Zeit von dieser Existenzweise weg, um in den
Äther zu kommen. So leben wir auf dem Boden und in dem Äther und sind
nicht selten zwischen diesen beiden Polen hin- und hergerissen. Na und?
Ce la vie - und zwar ein gelungenes.
Globalisation
Die Welt wird flach.
Grenzen
Aristotesles und Augustinus haben
Entscheidendes zu Grenzen und Maß gesagt. Biologische Wachstumsprozesse
schließen natürliche Erweiterungen ein, aber innerhalb von
Grenzen, die eingehalten werden. Wie sind aber Prozesse zu bewerten,
für die es keine natürlichen Grenzen gibt, die sich nicht um Grenzen
„kümmern“. Für die Griechen war Grenzenlosigkeit beunruhigend,
beängstigend und unheimlich. Denn Dinge, Zustände, Ereignisse,
Situationen verlieren ihre Identität, wenn sie sich wesentlich
verändern, mit Sicherheit, wenn sie sich über ihre Grenzen hinaus
ständig erweitern. Zeit und Raum ohne Grenzen sind denkbar, aber
nicht mehr vorstellbar.
Zu beantworten, wohin die menschliche
Geschichte oder gar die Evolution führen, wie es noch Hegel und Marx
vermeinten zu können, ist heute zumindest positiv nicht
mehr möglich. Wir formulieren auf dieser Ebene keine Ziele mehr,
verfolgen aber eines mit unerbittlicher Konsequenz, das
Wirtschaftswachstum. Dessen Dilemma ist: Es hat kein ernsthaftes bzw.
überzeugendes Ziel außer seiner selbst. Seine zerstörerischen
Folgen sind offensichtlich und trotzdem ist es das schlechthin geltende
und verfolgte direkte bzw. indirekte Ziel fast aller Tätigkeiten.
Es
ist allerdings sinnvoll, die Grenzen von individuellen
Bildungsprozesse hier nicht zu stellen, denn diese
sind zwar durch Bedingungen begrenzt, aber innerhalb dieser
Grenzen grenzenlos.
Handeln = Dekonstruktion
Jedes
Handeln im materiellen und im geistigem Bereich ist immer gleichzeitig
ein Schaffen und ein Zerstören: der Marmorblock wird zerstört, um einen
David entstehen zu lassen; Bäume werden gefällt, um ein Haus zu
errichten; wenn eine Lehrerin eine bestimmte Schülerin lobt, werden die
anderen Schüler nicht gelobt; eine Theorie wird als obsolet bewertet,
um auf ihren „Trümmern“ eine neue zu vorzustellen; ein Begriff wird
definiert, indem ausgeschlossen wird (Omnis determinatio est negatio).
Jedes
Handeln ist eine Dekonstruktion. Destruktion und Konstruktion
bedingen einander, bilden eine Einheit. nur der Geist kann eine
Handlung als Einheit auffassen, aber wir „sehen unmittelbar“ in der
Regel entweder nur Destruktion oder nur Konstruktion. Aus
dieser Tatsache ergeben sich übrigens auch die fundamentalen
Betrachtungsunterschiede derselben materiellen Einheit, desselben
Gebietes oder desselben Prozesses. Diese Ambivalenz, dieses
Oszillieren zwischen wertvoll und schädliche bestimmt auch den Begriff
der Abstraktion. Bei geistigen Aktivitäten wie den Begriffs- oder
Theoriebildungen überwiegt die positive Einschätzung, bei materialen
Handlungen kann die Bewertung sehr weit auseinanderdriften wie z.
B. Großprojekten negativ, Gartenarbeit positiv. Deswegen ist es
Hegel möglich, zwischen schlechter und guter Abstraktion zu
unterscheiden. Auch die Reduktion ist dieser Zweideutigkeit
eigen, wobei allerdings die negative Konnotation überwiegt.
Horizonte
Wenn wir leben, sind immer Horizonte mit unterschiedlichen Radien und Ausstattungen vorhanden.
Kapital und Technik
Kapital und Technik stehen in einem komplementären Verhältnis.
Konservativ
Konsum
Kontingenzen
Wir
versuchen immer Systeme zu bilden, um Kontingenz zu beseitigen. Dass in
Kontingenzen aber auch Chancen liegen, wird oft übersehen.
LEBEN
Leben ist der Gegenbegriff zum Motor (siehe "Motor") im Sinne von drastischer Reduzierung des Lebens.
Betrachtet man den Ortswechsel isoliert als Ortswechse, bräuchte man nicht den Begriff der Fremdbewegung einführen.
Nimmt man allerdings die Frage nach dem Ursprung von Bewegungen hinzu, ist die Differenzierung der Bewegung in Fremd- und Eigenbewegung ein not-wendendes Muss. Denn die Bedeutung der Eigenbewegung für den Menschen, aber auch für die Umwelt kann gar nicht hoch genug einschätzt werden. Warum? Nur Lebewesen sind in der Lage, mit Hilfe einer inneren Kraft, die metabolische Energie, sich selbst und aus sich selbst zu bewegen, sei es als Zustandsveränderung oder Ortswechsel. Und die metabolische Energie ist der Ermöglichungsgrund aller körperlichen und geistigen Bewegungen, über die ein Mensch verfügt. Sie ermöglicht Leben. Deswegen ist die Auffassung der Griechen, dass die Eigenbewegung die Wesensbestimmung des Lebendigen überhaupt (Michael Eldred) sei, nach wie vor richtig. Aber die Frage, was das Wesen der metabolische Energie nun sei und wie sie wirkt, ist wie die Frage nach dem Leben eine offene: Man kann sich dieser Frage nähern, aber Nähern muss nicht zu einer endgültigen Antwort führen. So auch in diesem Fall. Da ein Begriff per definitionem (finis = die Grenze) immer auch ausschließt, macht es Sinn, das Eingeschlossene (hier die Eigenbewegung) und Ausgeschlossene (hier die Fremdbewegung) in Beziehung zu setzen, um die Merkmale der Eigenbewegung überhaupt sichtbar, zumindest deutlicher werden zu lassen: Fremdbewegung wird von äußeren Kräften, von externer Energie, Eigenbewegung von innerer, metabolischer Energie ermöglicht und gespeist.Leib
Eine Idee, die die Fortbewegung der Moderne speist: Den menschlichen Leib so umzugestalten, dass er mit den gleichen Fähigkeiten ausgestattet wird wie der Geist. Der Geist will den Körper vergeistigen, d. h. ihn genau so schnell und flexibel machen wie der Geist selbst, ja diesen „verkörperten Geist“ noch gegenüber dem Geist verbessern. Dieses Projekt wird über Motore realisiert. Das verlangt nicht nur die Entwicklung der Technik, sondern auch die Umgestaltung der Erde in eine Ermöglichungsbedingung für die entsprechende motorisierte Technik. Aber dieser Leib wird nur im Schein der Medien „erneuert“, real verkümmert er.
Maßlosigkeit und Maß
Maßlosigkeit
ist eine anthropologische Kategorie, die zwar von
der Gesellschaft verstärkt oder gemindert werden, aber in
jedem Individuum und Kollektiv zum Ausbruch kommen
kann. Sowohl in der Phylogenese als auch Ontogenese ist unbegrenztes
Haben, heute in Form von Waren, ein mehr oder weniger stark
ausgeprägter Teil der Menschheit, natürlich in extremen Unterschieden.
Nur
nichtmenschliche Lebewesen haben ein natürliches Maß. Der Mensch,
da er nur über eine unvollständige Instinktausstattung verfügt, muss
sich selbst Maße insbesondere in den Bereichen Technik und
Kapital geben. Tut er dies nicht, gefährdet er seine condition
humaine und seine Lebensbedingungen. Das heißt, eine Diskussion um das
rechte Maß bzw. um die Maßlosigkeit muss, wie schwierig sie ist und
gefährlich sein kann, geführt werden.
Leo Tolstois Frage „Wie viel
Erde der Mensch braucht“? könnte hier ein sinnvoller Ausgangspunkt, die
Bedürfnispyramide von Abraham Maslow und Heideggers Begriff der
Gelassenheit, die es ermöglicht, Dinge loslassen zu können, die
Richtung einer möglichen Antwort sein.
Motor
Eine umfassende Kritik des Motors ist nowendig im Sinne von "die Not wendend". Denn es sind Motore, die direkt und indirekt Leben bedrohen und zerstören. Leben (siehe "Leben") ist der Gegenbegriff zum Motor im Sinne von drastischer Reduzierung des Lebens.
I. Definition:
„Ein Motor ist eine Maschine, die mechanische Arbeit verrichtet, indem sie eine Energieform, z. B. thermische, chemische oder elektrische Energie, in Bewegungsenergie umwandelt“ (Wikipedia). Entscheidend ist hier, dass Motoren auf Energie angewiesen sind. Diese von Motoren benötigte Energieform bezeichnet Ivan Illich[2] als externe Energie im Gegensatz zur metabolischen Energie (siehe "Leben").
II. Technik und LebenDie Differenz Rad - Auto entspricht genau der Differenz von Technik und motorisierter Technik, von Eigenbewegung und Fremdbewegung. Die Nachteile des Motors sind einerseits körperliche, geistige und seelische Enteignungen, andererseits die Belastungen auf die natürliche, kulturelle und soziale Umwelt. Aber diese Nachteile müssen natürlich noch ausbuchstabiert werden.
III. Anthropozän und Motor
Die gegenwärtigen Veränderungen in der Gesellschaft und die auf der Erdoberfläche verlaufen nicht mehr linear, sondern exponentiell. Dieser Beschleunigungs- und Veränderungsprozess ist so rasant, dass man inzwischen mit Recht von dem Anthropozän, d. h. von einer erdgeschichtlichen Epoche spricht, in der der Mensch der wichtigste Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Diese Entwicklung - und das ist die These dieser Schrift – wurde erst möglich durch die Erfindung, Entwicklung, die zunehmende Verbreitung und Anwendung des Motors auf globaler Ebene in allen Dimensionen menschlichen Handelns. Vielleicht ist es diese Allgegenwärtigkeit der Motore, die zu einem faktischen Kritiktabu geführt haben - – und zwar weltweit. Der Einsatz von Motoren hat also inzwischen naturwüchsigen Charakter angenommen, sie zu kritisieren wird als Kritik des Menschen bewertet, nicht so sehr begrifflich explizit, sondern, noch tiefer, gefühlsmäßig. Diese notwendige Kritik soll hier entfaltet werden. Um es deutlich zu sagen: Thematisiert und kritisiert wird nicht die Technik – wie könnte man auch –, sondern der Spezialfall der Technik, die motorisierte Technik. Die Naturwüchsigkeit des Motors ein Stück zurückzuschrauben und damit ein Stück Entscheidungsfreiheit für die Gestaltung der Lebenspraxis zu gewinnen, ist mein Anliegen. Zuallererst geht es um einen distanzierten Blick auf das Phänomen Motore, der nicht von vornherein von Idenfizierung, Faszination bis Liebe geprägt ist.
IV. Zwei Irrtümer
Motorenbetriebene
Fremdbewegungen ersetzen in allen Bereichen zunehmend die Eigenbewegung. Dieser
Prozess ist die Folge des technischen Fortschritts, der einerseits
der Motor des Wirtschafswachstums ist und der inzwischen von allen Bevölkerungsschichten
im Denken, Fühlen und Tun aktiv unterstützt wird. Diese Unterstützung beruht
auf zwei Irrtümer, die den Status von Glaubenssätzen angenommen haben.
Der erste Irrtum beruht in der
Da
die Physik einerseits Sache und Begriff der Eigenbewegung wegen ihrer
methodischen Setzungen nicht denken kann, andererseits
physikalisches Denken tendenziell zum „richtigen“Denken schlechthin
verkürzt wird, nicht zuletzt auch als technisches Denken im Alltag,
verliert auch die Eigenbewegung im gesellschaftlichen und individuellen Denken
und Fühlen an Bedeutung und verschwindet zunehmend aus der
Lebenspraxis. Mit anderen Worten: Die negativen Folgen auf Mensch und Umwelt
werden massiv verdrängt. Die Eigenbewegung hat lediglich im Sport
höchste gesellschaftliche Anerkennung[1],
dort wird sie eingehegt und insbesondere als Zuschauer „ausgelebt“.
Der
zweite Irrtum beruht darin, nicht zu erkennen, dass die
V. Negative Folgen des motorisierten Individualverkehrs
Im Folgenden einige negative Folgen des Motoreinsatzes am Beispiel des motorisierten Individualverkehrs:
- Die Dörfer verlieren hre Infrastrukturen, ihre Individualität und ihren sozialen Mittelpunkte.
- Die negativen Folgen sind weltweit festzustellen (von Peking bis in meine Heimatstadt).
- Geschäfte in der nahe, fußläufigen Umgebung sind verschwunden.
- Früher war der Fuß der Maßstab für Entfernungen, heute das Auto.
- Die Innenstädte aller Klein- und Mittelstädte und vieler Großstädte veröden.
- Die Städte haben Urbanität und Lebensqualität stark eingebüßt.
- In Städten haben sich Orte der Ruhe sich dramatisch verringert.
- Immer mehr Bewohner ihre Identität wesentlich über Autos definieren.
- Die Zahl der face-to-face Begegnungen geht zurück.
- Naherholungsgebiete sind nicht mehr attraktiv.
- Heimatvereine
i. w. S. verlieren Mitglieder, ebenfalls regionale
Institutionen bis Schulen.
- Regionale Dialekte verschwinden.
- Die Straße ist kein Ort der Begegnung und des Spielens.
- Originalbegegnungen werden nicht nur weniger werden, sondern sind nicht mehr erwünscht.
- Die materielle und die geistige Welt wird homogener und damit leerer in Bezug auf materielleund geistige Dinge.
- Wirklichkeit
im Vergleich zu virtuellen Welten verliert zunehmend an Wert. Das gilt
insbesondere für soziale Beziehungen und für Naturbegegnungen.
- Die
Wahrnehmungen werden panoramischer (Schivelbusch) und flüchtiger,
d. h. sie verschlierter und sie werden unschärfer.
- Bilder von Wirklichkeit werden als die Wirklichkeit selbst interpretiert.
- Das Bedürfnis nach Bequemlichkeit wird omnipräsent.
- Die Logik der Geometrie wird dominant, denn die Logik des Autos ist die der Geometrie,
- Großevents sind ständig möglich und die Nachfrage nach ihnen steigt.
- Die Situation für öffentliche Verkehrsmittel wird schwieriger.
- Insgesamt Verluste an Tiefe und am Bleiben.
- Die Entindividualisierung schreitet voran.
Nahrungsmittel
In den Industrieländern standen der Bevölkerung noch nie so viele Nahrungsmittel zu Verfügung wie heute, so dass das Hauptproblem nicht mehr der Mangel, sondern der Überfluss ist – und die Qualität. Die weltweite Bewegung für slow food ist eine Reaktion auf die Verschlechterung der angebotenen Nahrungsmittel. Die durch industrielle Produktionsweise verursachten Lebensmittelskandale sind ebenfalls Indikatoren für Qualitätsverschlechterungen.
Naturwüchsigkeit
Nationalismus
Ökologie und Ökonomie
Zwei Artikel auf derselben
Seite einer Tageszeitung (v. 31. 5. 11) „Der Ausstoß an Treibhausgasen
ist im vergangen Jahr ist der höchste bislang gemessene. Im vergangenen Jahr
wurden 30, 6 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre geblasen. Das waren
1, 6 Gigatonnen mehr als 2009.“ Und:der andere Artikel „Cate Blanchett, Schauspielerin, hat
sich mit einem Werbespot für die Einführung einer Kohlenstoffdioxid-Steuer in
ihrem Heimatland Australien Kritik eingehandelt. Sie missachte dabei die
Problematik der steigenden Lebenshaltungskosten der normalen Australien,
beschwerte sich ein Oppositions-Politiker.“ Konsequenz: Wir müssen uns
entscheiden zwischen der Zukunft der Erde und dem gegenwärtigen (und den
zukünftig noch zu steigernden) Lebensstandard. Beides zusammen geht nicht. Auch
auf ökologische Maßnahmen zu verzichten, bis die materielle Gleichheit für alle
hergestellt ist, ist keine sinnvolle Option.
Primärerfahrungen
Dass George Steiners Plädoyer für die Erfahrung des Primären als Bedingung eines intensiven Verstehens für irrationalistisch befunden wurde, ist Symptom der Verhältnisse, die er kritisierte.
rein
Statt vom Unreinen sollte man positiv von Hybrid, Verschiedenenheit oder dem „heteronomen Ganzen“ sprechen. Der Begriff „rein“ ist nach Novalis leer und weder möglich noch wirklich.
Sein
Sport
Sport,
in seiner modernen Form, war ursprünglich ein sinnvoller körperlicher
Ausgleich von Industriearbeiter, insbesondere die in Bergwerken
arbeiteten. Ein Ausgleich zu einerseitiger Körperbelastung, schlechter
Luft und sozialer Isolation. Diese Funktion hat es heute im
Breitensport nach wie vor, wobei sich die Ursachen und Begründungen für
sportliche Betätigungen beträchtlich erweitert haben: moderne
Arbeitsbedingungen wie sie im Büros herrschen, der zunehmende Mangel an
„natürlichen“ Sportstätten, wo man z. B. problemlos schnell ein
Fußballfeld errichten kann, die zunehmende Motorisierung der Mobilität.
Aber das quantitative Verhältnis zwischen aktiven Sportlern
und Zuschauern hat sich drastisch verändert: wenige aktive Sportler
aktivieren zusätzlich Millionen von Zuschauer in den Stadien und vor
den Medien. Diese Zuschauer fühlen sich nicht als Zuschauer, sondern
ebenfalls als Sportler Die Formel dazu: Wer beim Sport zuschaut,
ist bereits ein Sportler. Es sind „Zuschauer-Sportler“.Und das
ist das Problem: Noch nie gab es so viele „Zuschauersportler“, noch nie
gab es so viel Wissen über Arten, Regeln und Ergebnisse des Sports und
noch nie so wenig Bewegung. Inzwischen läuft der Durchschnittsbürger
täglich weniger als sechshundert Meter außerhalb von
Gebäuden.
Technik
Abstraktionen finden nicht
nur im Bewusstsein, sondern durch menschliche Handlungen ständig in der
Realität statt. Menschliches Handeln ist im Kern Technik, d. h. ein Ziel wird mit
Hilfe einer bestimmten Strategie
erreicht. Der konzentrierte Griff eines Handwerkers ist so gesehen eine
„innere“ Technik. Und Werkzeuge und
Maschinen sind veräußerte innere Technik. Die Grabschaufel dient allein
dem Umgraben, die einfache Wassermühle dient keinerlei anderen Zwecken als der
Gewinnung von Energie. Beides sind Abstraktion. Alle Elemente einer Technik sind in ihrer
Existenz reiner Inhalt und reine Form ihrer jeweiligen Funktion. Aus der Umwelt werden die Teile der Umwelt, die dem Funktionieren dieser
Technik im Wege stehen eliminiert oder entsprechend modifiziert. Es gibt verschiedene Abstraktionsgrade. Jeder Garten
ist gemessen an natürliche Ökosystemen bereits eine Abstraktion. So wenn z. B. ein
Wald- oder Feldstreifen zu einer Autobahn oder ein Gebäude zu einem Labor zur Untersuchung von gefährlichen
Bakterien und Viren wird. Übrigens ist
auch ein Fernsehbild gemessen an dem Dargestellten hohe Abstraktion, denn die
realen Prozesse auf dem Bildschirm sind eben nicht die Wirklichkeit.
Jede Handlung und jede
Technik ist also eine Abstraktion. Diese Abstraktion ist in Bezug auf das
Erreichen eines bestimmten Ziel ein Gewinn (, wenn denn das Ziel ein sinnvolles
ist), gemessen an den Möglichkeiten der jeweiligen Lebenswelt ein Verlust.
Genau diese Differenz, die Gewinne und Verluste
kann man nun an unzähligen Situationen in einer technisch bestimmten
Welt veranschaulichen: Mit dem Auto in
das Einkaufszentrum oder zu Fuß in die Innenstadt.
Grundsätzlich sind weniger
abstrakte Lebenswelten sinnvoller, weil
sie sinnenvoller, mehr Freiheitsgrade und mehr Möglichkeiten spontanen Handelns
enthalten. Abstrakte technische Welten sind zu
bestimmten Zwecken höchst zweckhaft und sinnvoll. Es gilt also von Fall
zu Fall abzuwägen und nicht gewissermaßen automatisiert auf das technischere
Angebot zuzugreifen. Es gilt ein angemessenes, ausgewogenes Verhältnis zwischen
– wie ich es nenne – Eigenbewegung und Fremdbewegung zu finden.
Unterhaltungsmedien
Verschwinden
Dinge verschwinden a) im individuellen und/oder kollektivenBewusstsein, b) durch Abnutzung, c) beabsichtigte Zerstörung, d) natürliches Verschwinden.Verzicht
Die
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ruft zu einem
klimaverträglichen Lebenswandel auf, was von der
Unionsfraktion als „Verzichtsumweltschutz“ interpretiert und
abgewiesen wird. Kann es nicht sein, dass bestimmte Formen und Größen
des Konsums Leben einschränken, ja ersetzen? Dass viele menschliche
Bedürfnisse nicht im Konsum aufgehen. Dass Verzicht sich als Gewinn
entpuppt. Hat erhöhter Konsum doch nicht auch etwas mit unnötigem
Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung zu tun? Wenn ich
mir einerseits die gehetzten Konsumbürger, andererseits die Ergebnisse
des Weltklimaberichts ansehe, denke ich, dass wir uns mit
zuallererst mit den Bedürfnissen des Menschen auseinander setzen
müssen: Alles kann zum Bedürfnis werden, das wäre die qualitativer
Dimension, und da Bedürfnisse grundsätzlich keine
selbstverständlichen Grenzen kennen, vermehren sie sich ständig,
das wäre der quantitative Dimension. Die uneingeschränkte
Logik der Bedürfnisse führt zu guten oder schlechten
Maßlosigkeiten. Beispiel für eine gute Maßlosigkeit wäre das Streben
nach Bildung, für eine schlechte der ständig zunehmende
Motoreneinsatz, der auch nicht durch technische Verbesserungen zu
kompensieren ist. Permanentes Wirtschaftswachstum und ständige
technische Innovationen schaffen nun auch in der Mehrheit der
Bevölkerung, die Möglichkeit in immer größer werdenden
Umfang Maßlosigkeit zu realisieren. Wer an dieser
Maßlosigkeit noch nicht teilnimmt, wird ohne Umschweife zu
den Opfern gezählt.
Falsch
wäre es, diese Maßlosigkeit allein aus dem Wesen der
kapitalistisch verfassten Wirtschaft abzuleiten. Nein, Maßlosigkeit in
der gegenwärtig dominierenden Form von Geld und Technik ist im Wesen
des Menschen angelegt, die jederzeit unter bestimmten Bedingungen die
Oberhand über das Denken und Handeln von Individuen und Kollektiven
gewinnen kann. Das ist übrigens auch die negative Möglichkeit der
Freiheit. Hierin liegt meiner Meinung nach der tiefe
Grund, dass wir uns mit Verzicht auf Maßlosigkeit (wortwörtlich)
auseinandersetzen müssen. Kurz: Die Position, auf die Diskussion um den
Verzicht zu verzichten, ist letztlich eine antirationale
Position, die letztlich die Menschheit zu Lemmingen macht, die
unkritisch und ohne Reflektion sich nicht vom Weg in den
offensichtlichen Abgrund abbringen lassen.
Zusatz:
Dass eine auf Demokratie und Freiheit beruhende ökologische Politik,
die diesen Namen verdient, eine Riesenaufgabe ist, die auch Schuld auf
sich laden würde, ist unzweifelhaft. Aber aus meiner Sicht gibt es
keine Alternative zu ihr. Als einen Beitrag dazu verstehen sich die
hier dargelegten Gedanken.
Widersprüche
Wirklichkeit und Realität
Im Begriff Wirklichkeit wird das Wirken explizit ausgedrückt. Das ist der Grund, dass ich in diesem Test den Begriff Wirklichkeit den der Realität vorziehe.
Wirtschaftswachstum
Zuhanden
Dieser
Begriff geht auf Heidegger zurück. Das eigentlich Nächste zu erfassen,
ist für uns Menschen nur sehr unvollständig möglich.
Da
wir sinnlich immer vor der Sache oder im Prozess stehen, können
wir nie das jeweilige Ganzes bestimmen, sondern es nur mit
dem inneren Auge wahrnehmen. Das erklärt die Immunität von Praktikern,
ihre Praxis kritisch zu erflektieren.