Notwendige Begriffe zur politischen Ökologie

A.    Anmerkungen zum Inhalt
Die in den „Notwendigen Begriffen“ zugrunde liegende  Analyse und die angemessenen Alternativen  gehen davon aus, dass die ökologische Situation  der Erde, die nicht nur die Klimaänderungen umfasst, langfristig die Lebensbedingungen für die  Menschen und großer Teile der Mitlebewesen derart beschädigen, dass es für sie keine Zukunft mehr geben wird. Deswegen ist die Lösung der ökologischen Problematik kein isoliertes Teilproblem, sondern die primäre, alles umfassende Aufgabe aller Institutionen und Individuen. Alle anderen Probleme sind aus dieser Sicht sekundär, was absolut nicht heißt, dass sie grundsätzlich nicht wichtig seien. 
Das ist nicht neu. Relativ neu und für viele sicherlich eine Zumutung ist die in Folgendem  entwickelte Position, dass die  ökologischen Probleme weitestgehend auf den ständig zunehmenden Motoreneinsatz zurückzuführen, sind. Wer wagt, das ohne Wenn und Aber auszusprechen, landet schnell  in der Schublade der Technikfeinde oder Panikmacher, weil z. B. die Beziehung zwischen Motoreneinsatz und Klimawandel immer noch nicht bis ins letzte naturwissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, was übrigens auch gar nicht gelingen kann.  Hinzu kommen, dass der zunehmende Motoreneinsatz  die radikale Umgestaltung der Erdoberfläche in eine  Produktions- und Konsumfläche in den kommenden Jahrzehnten ermöglicht und abgeschlossen haben wird (Anthropozän); dass  Kommunikation und Interaktionen wegen der Ausweitung  des Motoreneinsatzes zunehmend körperlos geworden sind, eine Körperlosigkeit, die inzwischen den Status von angenehmer Naturwüchsigkeit angenommen hat. Die Individualisierung des menschlichen Lebens in Analogie eines elektronischen Elements, das seine Bahn ohne direkte Begegnungen mit anderen Elementen zieht, scheint das unausgesprochene Ziel zu  sein.
Diese und andere Prozesse haben im Menschen selbst eine Tiefenveränderung erreicht, die wesentliche und charakteristische Merkmale der condition humaine dermaßen verändert hat, dass der Mensch eine andere Stufe seiner Evolution betrifft, die nicht eine Fortsetzung seiner Fähigkeiten, sondern seine Ersetzung durch Motore darstellt: Der Mensch wird selbst zum Motor.  Bedingung für das Zustandekommen dieses Prozess gehört  der rigorose Ausschluss und Verzicht jeglichen metaphysischen Denkens, dass den Dingen und Natur die Möglichkeit der (subjektiven) Verletzlichkeit jenseits der materiellen (objektiven) Veränderung zugesteht:  Natur wird zum Rohstoff  ontologisiert (einschließlich aller Lebewesen und bald wohl auch des Menschen).
Die hier aufgestellte Szenario ist nicht nur Zukunft, sondern bereits in großen Teilen Realität. Nur die Rückbesinnung auf die Eigenbewegung, die entscheidende Fähigkeit des Lebens,  ermöglicht die gegenwärtige und zukünftige Übermacht der Motore substantiell einzuschränken.
Ich nehme für mich in Anspruch, diesen Sachverhalt konsequent zu beschreiben,  notwendige Lösungen vorzustellen und damit elementare Widersprüche zu überwinden.  Das macht die hier vertretenen Aussagen einzigartig und natürlich angreifbar. Ob die Qualität diesen Anspruch genügen, kann nur der Leser (vorläufig) entscheiden. Das ist eine rationale, keine emotionale Aufgabe.

B. Anmerkungen zur Form
Die hier vorgestellten Begriffe streben keine Vollständigkeit an, sondern sind einerseits verengt auf die oben beschriebene Problematik, andererseits sind  sie „Opfer“ meines begrenzten Wissens und der von mir gesetzten Werte: Gedanke und Quelle halte ich  auseinander. Im Zweifelsfall  ist mir der Gedanke wichtiger als die korrekte Zitierung der  Quelle.  Auch übernehme ich Aussagen und Begriffe von Autoren (z. B. Heidegger und Marx),  obwohl ich mir nicht immer sicher bin, ob mein Wissen über diese Autoren tief und ausreichend ist. Trotzdem!  Das von mir  Übernommene entwickele ich für meine Intentionen aus praktischer Absicht, die Gegenwart zu verstehen und ggf. notwendige Änderungen zu entwickeln. Für dieses Vorgehen habe  ich die alleinige Verantwortung. 
Die vorliegenden Ergebnisse verstehen sich als Zwischenergebnisse einer  bisher unvollendeten Arbeit (work in progress): Die Aussagen  werden ggf.  ständig erweitert, gelöscht,  korrigiert und hoffentlich verbessert. Für ergänzende und kritische  Hinweise wäre  ich dankbar  ( <boje.maassen@t-online.de>).

 

 

 

Abstraktionen

Wer lebt, abstrahiert. Kein Lebewesen und auch nicht der Mensch sind  in der Lage, das Ganze seiner Umwelt wahrzunehmen, sondern es wird immer ausgeblendet, um sich auf das jeweils Wesentliche zu konzentrieren. Dieses Wesentliche  ist immer „nur“ ein subjektiv-spezifisches Ganzes, das die jeweilige Lebenswelt ausfüllt. Es liegt aus objektiver Sicht ein Abstraktionsprozess vor, den ich als natürliche Abstraktion bezeichne. Die Lebenswelt ist also bereits eine Abstraktion. Mittels geistiger Konzentration insbesondere auf die Realisation von Zielen ist der Mensch in der Lage, die „natürliche Abstraktion“ im Bewusstsein voranzutreiben. Je intensiver  er sich auf ein Problem oder eine Aufgabe  konzentriert, desto abstrakter wird sein Bewusstseinsinhalt. Mathematische Inhalte oder metaphysische Begriffe wären höchste Abstraktion.

Ähnlichkeit

Fakes, also  Imitate oder   Vortäuschungen von Tatsachen, verursachen das leidlose Verschwinden der (wirklichen) Wirklichkeit. Die Differenz zwischen Wirklichkeit und einem fake wird subjektiv mit der Kategorie der Ähnlichkeit überwunden. Die Ideologie der technischen Reproduzierbarkeit besteht in der  maßlosen Überdehnung der Leistungen der Ähnlichkeit, die fast den Status der Identität erreicht. Die genaue Analyse zeigt dagegen, dass Ähnlichkeit wenige Gemeinsamkeiten mit dem Gemeinten  hat. Selbst zwischen irgendeiner   Wachsfigur von Madame Tussaud in London und der gemeinten Person bestehen kategoriale Unterschiede, nämlich die zwischen Lebendigem und Künstlichem. Bei Bildern wird dieser Unterschied noch einmal verstärkt. Wird diese Differenz nicht deutlich gesehen und akzentuiert, verliert die „wirkliche Wirklichkeit“ ihren Wert. Ich plädiere dafür, in unseren Kontexten die Begriffe Zeichen und Symbol (im Amerikanischen symbol und icon) wegen  der kategorialen Verschiedenheit zum Gemeinten gleich zusetzen, also nicht durch das Merkmal Ähnlichkeit zu trennen.

 

Allgemeine

Im Allgemeinen steckt Herrschaftspotential. Naturdinge  sind nie eine Reduktion, nur, wenn sie  bearbeitet werden, aber dann sind sie kein Naturding mehr: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Reduziert man sie, nimmt sie Schaden oder wird zerstört. Reduziert man Ökosysteme, also einen  Zusammenschluss von Naturdingen, dann ist das für die betroffenen Lebewesen tödlich, aber für Menschen innerhalb von Grenzen nützlich: jede landwirtschaftliche Flächen, jeder Garten, jeder Park, jedes Haus und jedes Labor, ja Zivilisation ist aus dieser Perspektive eine Reduktion. 
Arbeiten ist von Beginn der Menschwerdung  Anwendung von Technik, die ständig erweitert wurde. Das Wesen der Technik zielt auf das Allgemeine: Den   „Rohmaterialien“ werden  ihrer Besonderheiten  genommen, soweit diese den Produktionsprozess im Wege stehen: die individuelle Kuh wird zum Fleisch, das Feld zur Straße, der individuelle Mensch zum U-Bahnfahrer.  Aber das Fleisch, die Straße, der U-Bahnfahrer werden in kürzester Zeit im Bewusstsein wieder zu neuen Besonderheiten: Was Allgemeines war, ist jetzt Besonderes. Das erklärt auch, dass die Trauer über die „Furie des Verschwindens“ (Hegel) bei Artefakten immer zeitlich relativ ist. Heute löst der der Abriss des  Gründerzeitvilla Trauer aus, aber dass damals wegen dieser Villa ein alter Bauernhof weichen musste, ist keine Thema mehr. Genau besehen, dürfte es nur eine Trauer in der Trauer in der Trauer ad infinitum geben
Man kann die menschliche Geschichte angemessen als den Siegeszug des Allgemeinen, hier der Technik  über das Besondere beschreiben. Man kann ohne Übertreibung von einem Gesetz sprechen: Je mehr Technik und technisch fundierte Abläufe vorhanden sind, desto weniger Besonderheiten. Das Besondere hat es schwer.

Arbeit

Der Mensch wird durch Arbeit, aber nur dann, wenn der Begriff der Arbeit sehr weit gefasst wird und – nicht jede Arbeit dient der  Menschwerdung. Hier gilt es, genau zu schauen,  was der  Menschwerdung dient und was nicht. Welche Produkte bringen die Menschheit weiter, welche nicht, ja gefährden ihre Zukunft. Und: Die Produkte menschlicher Arbeit können über den Produzenten Herrschaft ausüben.

Ausdruck

Ohne Ausdruck erstickt der Mensch. Jeder Mensch unabhängig von seinem Alter will und muss sich ausdrücken. Das betrifft nicht nur den Bereich der Selbsterhaltung, sondern wird in jeder Situation virulent.
Warum ist sein Ausdruck für einen Menschen so wichtig?  Erst im Ausdruck wird deutlich, was der jeweilige Mensch ist und was er will. Nur im Ausdruck gelangt man zum Selbst-Bewusstsein. Der Mensch will sich ausdrücken, das Medium ist bevorzugt die Sprache, aber auch der Körper, der Gang, die Hände, der Gesichtsausdruck, die Kleidung, das Handeln, die Bearbeitung von Gegenständen und im Gehen.   Das ist ein Schatz, der immer weniger in Anspruch genommen wird.
Die Transformation der Lebenswelt in eine technische Kunstwelt vermindert drastisch die  Ausdrucksmöglichkeiten einer lebendigen face-to-face Kommunikation, d. h. die  primär eine  spontane mit vielen Freiheitsgrade der Gestaltung ist. In der technischen Kunstwelt sind tendenziell alle Prozesse algorithmisiert, also genau fast bis auf alle Einzelheiten festgelegt.
Beispiele: An der Kasse in einem Großmarkt kann man gut den Unterschied erkennen: Von einem unsichtbaren Gesetz, dem Gesetz des optimalen Funktionierens in dieser Situation, bestimmt, werden spontane Handlungen als störend interpretiert. Oder: Ein Bekannter in seinem Auto hält an, um kurz mit mir zu sprechen. Nach Sekunden hört man wütendes Autogehupe. Oder: Im Fernseher läuft  eine spannende Sendung: Jede Bemerkung, die aus mehr als drei Wörtern besteht, wird als unhöflich aufgefasst. 

Die Summe dieser spontaneitätsverneinenden Alltagssituationen nimmt zu, Situationen wo der spontane Ausdruck ein Störfaktor darstellt. Medial vermittelte Kommunikation, sei es ein Brief oder moderne Kommunikationsmedien sind im Vergleich mit lebendiger Kommunikation immer mit Verlusten verbunden, bieten  aber wegen der zeitlichen Verzögerungen auch die Chance der bewussten Reflexion. Deshalb ist es wichtig, wenn man den Ausdruck in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt, zwischen Medien, die einen persönlichen Ausdruck ermöglichen, und Medien, die nur senden, fundamental zu unterscheiden. Es ist also ein wesentlicher Unterschied, ob ich vor dem Fernsehapparat sitze oder einen Artikel oder eine Mail im Internet schreibe. Lesen hat übrigens mehr Freiheitsgrade in Form von Unterbrechungen, um das Gelesene zu bedenken, als vor dem Fernseher zu sitzen. Spontanes Verhalten ist aber kein Wert an sich. Immer kommt es auf den Inhalt und auf die Situation an. Das oben genannte Beispiel der Unterbrechung des Autoverkehrs auf der Straße enthält natürlich Grenzen der Spontaneität, die, falls sie eine Minute überschreitet, mit Recht für den Autofahrer inakzeptabel ist.  
Der Ausdruck kann authentisch sein, er kann Gesellschaftliches ausdrücken, oder kann bewusst zur Täuschung eingesetzt sein.  Wer sich ausdrückt, läuft immer auch Gefahr, dass sein Ausdruck nicht zur Kenntnis bzw. missverstanden wird.


Auswildern

Begriff

Bequemlichkeit

Es spricht einiges dafür, dass der universale Wunsch nach Bequemlichkeit auf psychologischer Ebene die Hauptursache für die Transformation der Lebenswelt in eine technische Konstruktion ist.
Bequemlichkeit ist ein Zustand, der als wünschenswerter zu einer allgemein geteilten Norm geworden ist. Nicht nur der Schuh, sondern auch das Leben soll bequem sein. „Je bequemer, desto besser“ ist ein unbestrittener Standpunkt. Bequemlichkeit sei lebensfördernd. Merkwürdig ist, dass dieser Begriff in den einschlägigen Lexika trotz seines normativen Gewichts nicht behandelt wird. Aber Bequemlichkeit übt  eine weitgehend unbemerkte Herrschaft über uns Leben aus. Unbestritten  ist aber auch, dass es insbesondere in der Vergangenheit Lebenssituationen gab, in der  harte, ja lebensbedrohende Arbeit verlangt wurde und deren Abschaffung durch motorenbetriebene Techniken und verbesserter Organisation zu den humanen Errungenschaften zählt. Aber es gibt eine Grenze, wo Bequemlichkeit in Unfähigkeit  Krankheit, unnötige Abhängigkeiten, Persönlichkeitsschäden  umschlägt. Diese Erkenntnis scheint in der Gesellschaft nur noch im Sport und in der Sexualität bewusst und anerkannt zu sein. Aber stimmt diese Aussage für die Sexualität? Ist Sexualität wirklich resistent gegenüber der Bequemlichkeit? Vielleicht gibt es auch hier bald  Elektroapparaturen, die die spezifischen Körperbewegungen übernehmen, von dem großen Potenzial  der Virtualität. Die einfache Erkenntnis von Malcom Gladwell, bevor man eine schwierige Aufgabe bewältigen könne, müsse man 10 000 Stunden üben, ist nicht neu: „ Per aspera ad astra“ oder „Ohne Schweiß keinen Preis“  sind die heute etwas verstaubt anmutenden alten Formulierungen.
Wohin führt das universale Ziel der Bequemlichkeit? In den Tod, denn dieser Zustand der eigenen Bewegungslosigkeit  entspricht dem endgültigen Ziel  der Bequemlichkeit.

Bewegung

I. Mit exerner Energie

Der Begriff der Bewegung in Newtons Trägheitsgesetzt bedarf einer Präzisierung, die ich mit  Fremdbewegung, verengt auf motorisierte Bewegung, bezeichne. Warum?  Nach dem Trägheitsgesetz Newtons beharrt  jeder Körper  einerseits im Zustande der Ruhe oder der geradlinigen, gleichförmigen Bewegung, wenn nicht eine Kraft auf ihn einwirkt. Andererseits geht von jedem Körper mit Masse eine Kraft  aus, die anziehend auf alle anderen Massen wirkt. Die   Anziehungskraft findet stets in gleicher Weise  statt.  Sie ist unabhängig von jeglichem Willen, auf welcher Ebene oder Form auch immer.  Sie ist  - paradox formuliert – eine passive Aktivität oder Eigenschaft. Mit anderen Worten: Obwohl Massen Ursache von gegenseitigen Anziehungen sind, sind sie doch „irgendwie“ passiv.
Ein Körper hat also  zwei Ureigenschaften: er ist träge,  und er zieht andere Körper an. Da ein Körper in der mechanischen Physik  per definitionem sich nicht selbst anziehen und seinen  Zustand ändern kann, kennt die Physik  Newtons nur die passive Bewegungsform         (Fremdbewegung), die von einer dem Körper äußeren Kraft (in der Technik nennt man diese Kraft  externe Energie)  in Gang gesetzt und erhalten wird.
Neben diesen von der Physik beschriebenen  Bewegungen von Körpern hat der Mensch in der Evolution zusätzliche Formen der Fremdbewegungen geschaffen, die ihn von einem Ort zum anderen transportieren:  Reiten, Kutschfahrten, Segelschiffe bis hin zu Motoren angetriebene Vehikel  wie  öffentliche Verkehrsmittel, Autos,  Flugzeuge, Motorräder und Rolltreppen.  

Es gibt also eine "natürliche Fremdbewegung" und eine von Menschen geschaffene Fremdbewegung" (siehe "Motore")

II. Mit metabolischer Energie

Der einzigartige Wert der Eigenbewegung ist in der metabolischen Energie gegründet (siehe Leben). 

Beziehung

Ein Zustand absoluter Beziehungslosigkeit ist Lebewesen und damit dem Menschen nicht möglich und wird sicherlich auch nicht von ihm angestrebt, denn das wäre der Tod. Beziehungen binden. Bindungen können Brücken sein, aber auch neue Beziehungen als Fortentwicklung hindern, ja verhindern. Nur ein Teil der Bindungen ist je nach Situation in Selbstbestimmung auf der Basis von Freiheit möglich. Wir brauchen beides, Bindungen und die Freiheit, bestehende Bindungen, in Freiheit aufzulösen. Der Technik-Kapital Komplex hat im Rahmen der Globalisierung  eine Dynamik ausgelöst, die eine ständige Auflösung der bestehenden Beziehungen bewirkt, wobei primär Mensch-Mensch Beziehungen (face-to-face Kommunikation) durch Mensch-Motoren-Mensch Beziehung (Medien) ersetzt werden. Erstere sind konkret-ganzheitlich, letztere abstrakt-reduziert. Hinzu kommt, dass bestehende konkrete oder abstrakte Beziehungen  unter bestehenden Bedingungen sehr schnell von dem anderen Pol, seien es Arbeitsgeber, emotionale Partner, Bauwerke, Kunden usw. sehr schnell gekündigt werden können.
Also nicht Beziehungslosigkeit besteht, sondern die Qualität und Beständigkeit der Beziehungen hat sich drastisch verändert. Die heutige Unsicherheit und Unruhe hängt damit wesentlich zusammen.
Die Alternative zu dieser Entwicklung lautet auch hier: Abstrakte Beziehungen zu anderen und zu sich selbst so wenig  wie möglich und nur  so viel wie nötig.

Bild

Ich halte es für problematisch, innere Vorstellungen als Bilder zu bestimmen. Bilder sind materielle Dinge, die außerhalb des menschlichen Geistes liegen. Auch hier gilt "The map is not the territory (Alfred Korzybski). Mit anderen Worten: Das Bild ist nicht die Wirklichkeit, die es darstellt.

Billigkeit

Wenn  eine Ware billig ist, hat das nicht mit der Sache, die hier billig ist, zu tun. Billig ist eine für den Käufer günstige Tauschrelation. Im Laufe der letzten zwanzig Jahren hat diese bestimmte Tauschrelation auch auf die Inhalte übergriffen. Man kauft zunehmend nicht mehr eine Sache, weil man sie gut findet oder sie braucht, sondern weil sie billig ist. Das nennt man dann ein Schnäppchen. Der Gebrauchswert reduziert sich auf das Argument „Irgendwann werde ich es schon brauchen.“

Blind Spot

Dualismen

Eigenbewegung

Die Eigenbewegung ist ein Wesensmerkmal des Menschen, in der Eigenbewegung ist der Mensch ein Mensch. Eigenbewegung und die jeweilige Umwelt, in der sie stattfindet, bilden eine wirkende Einheit, wobei die jeweilige Umwelt im Bewusstsein je nach Disposition inhaltlich und in der Intensität oft unbewusst  wirken kann, aber (fast) nicht wahrgenommen wird. Aber entscheidend für die  Bewertung sind in diesen Überlegungen die Wirkungen nach innen und nach außen. 

I. In der Alltagswelt

Das ist der Grund, warum ich nicht Eigenbewegung anfordere, sondern „Eigenbewegung im Alltag“. In „im Alltag“ liegt das das große Potential und die ursprüngliche  Sinnhaftigkeit der Eigenbewegung. Durch das "im Alltag" wird Eigenbewegung zu einer politischen Kategorie, hier liegt ihre eigentliche  Sinnhaftigkeit. Bis weit in die Neuzeit hatte Eigenbewegung immer einen Zweck, keinen Selbstzweck. Ein Hometrainer für den Keller hätte keinen Käufer gefunden. Eigenbewegung im Alltag, die nicht  unnötigerweise durch Fremdbewegung ersetzt wird,  macht sportliche Betätigung aus gesundheitlichen Gründen überflüssig. Und die natürliche, soziale und  kulturelle Umwelt wird nicht ausgeschlossen, sondern sie wirkt auf den sich bewegenden Menschen mit der Chance, auch wahrgenommen zu werden. Kurz: im Modus der Eigenbewegung wird der Mensch reicher an Erfahrungen. Erfahrungen, die oft gar nicht angestrebt, sondern sich erst in der lebendigen Situation  ergeben. Zugespitzt: Aus Bequemlichkeit auf Eigenbewegung zu verzichten, ist sich selbst gegenüber pervers, zumindest menschen- und umweltzerstörend. Sie ist un-be-gründet, d. h. Fremdbewegung hat keinen Grund, wenn man das Auto oder den Film nicht als Grund bezeichnet  (wortwörtlich).

 

Emerging future

Erfahrung

Erkenntnistheorien

Fakes

Garten

Stille statt Motoren: Bei schönstem Sonnenschein, man hört deutlich die Vögel singen, genießen unsere Freunde an einem Sonnabendnachmittag bei Kaffee und Kuchen ihren Garten. Plötzlich zerreißt ohrenbetäubender Krach die friedliche Atmosphäre.Für sie unsichtbar, weil durch eine Hecke getrennt, aber in unmittelbarer Nähe, startet der Rasenmäher des lieben Nachbarn. Er muss die Kaffeegesellschaft eigentlich gesehen haben, hat aber natürlich kein schlechtes Gewissen, denn es steht ja schließlich in seiner Freiheit, innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Zeiten seinen Rasen zu mähen, wann immer er will - zumal er diesem seit zehn Tagen keinen Kurzschnitt mehr verpasst hat, so dass ein Aufschub nicht mehr möglich war. Ist dieses Argumente überzeugend? Ich meine nicht. Warum nicht? Lärm ist der Gesundheit abträglich. Aber viele Tätigkeiten sind eben nicht leise, können es gar nicht sein. Deswegen kommt alles darauf an, zwischen unvermeidlichem wie Baulärm und vermeidbarem Lärm wie aufheulende Motorräder zu unterscheiden. Wie sieht es im Garten aus? Das Wort “Paradies” enthält ja die Bedeutung “Garten Eden” oder “Garten Gottes” und nicht, zumindest vom Lärm her, “Kriegsschauplatz”. Lärm, Gestank, Aggression sind leider zu häufig Gast in unseren Gärten. Da werden mit elektrischen bzw. motorisierten Rasenmähern, mit Vertikutierern, mit Häckslern, mit Motorsägen und motorisierten

Geräten, deren Funktion und Namen ich gar nicht kenne, gemäht, geschnitten, umgegraben, beseitigt. Alles Tätigkeiten, die man meiner Erfahrung nach auch per Hand durchführen könnte. Deswegen, um nicht nur zu theoretisieren, habe ich mir einen Handrasenmäher zugelegt. Kein Krach, kein Gestank, kein schlechtes Gewissen. Der Schnitt entspricht nicht ganz den Vorgaben der Werbeplakate, d. h. er ist naturnaher und damit - so meine ich - auch schöner anzusehen. Obwohl auch mit diesem Verfahren Lebewesen umgebracht werden, herrscht bei dieser Arbeit - zumindest aus meiner Sicht - eine Art Stille und Frieden, denn das Klappern dieses Gerätes hat nichts Aggressives an sich. Außerdem erübrigt sich durch diese körperliche Anstrengung der Gang ins Fitnessstudio. Um es deutlich zu sagen. Ich bin nicht gegen Gartenarbeit, denn der Garten war immer gebändigte und geordnete Natur im Unterschied zu der ihn umgebenden wilden Natur. Aber inzwischen ist die Umgebung nicht mehr wild, sondern intensive Kultur (cultura enthält “bebauen”) in Form von mit Lärm gefüllten Straßen, Gebäuden, bestellten Feldern. Deshalb muss der Garten heute nicht mehr so streng der unbedingten Ordnung und Herrschaft unterworfen werden wie in vorindustriellen Zeiten. Es muss nicht alles einheitlich sein, es ist kein Grund zur Panik, wenn einige Gänseblümchen in unserem Rasen durch ihr reines Dasein Aufenthaltsrecht einfordern. Der Philosoph Leibniz sagt: natura non facit saltus (die Natur macht keine Sprünge), was für den Garten hieße, auf reine geometrische Formen zu verzichten und der Natur - natürlich innerhalb eines Rahmens - Freiheitsmöglichkeiten in ihrem Wachstum und Ausbreitung zu lassen. Und das Wichtigste, wenn irgend möglich, auf schweres motorisiertes Gerät zu verzichten und stattdessen mit Hilfe der Hand verändernd einzugreifen, denn die Hand ist behutsam und zielgenau.
Wer doch nicht auf den Einsatz seines Rasenmähers verzichten will, sollte nur einen elektrischen einsetzen. Da häufig Rasenmäher im Laufe eines Tages ganztägig präzise zeitlich hintereinander eingesetzt werden, d. h. selten zur selben Zeit laufen, wäre es sinnvoll, drei Handlungsnormen aufzustellen: Norm A: eher am Beginn der Woche und nicht am Wochenende, Norm B: entweder von 9-10 bzw. von 17-18 Uhr, Norm C: möglichst nicht an schönen Sonnentagen mähen. Eine solche Regelung wäre meiner Ansicht nach zumutbar und kein Angriff auf die Freiheit (dieser Aufsatz erschien in der Onlinezeitschrift "Illey").

Gestell
Unsere Natur und die uns umgebende Natur, aber auch die Gesellschaft, setzen Rahmen und Strukturen für unser Fühlen, Denken und Handeln. Diese Setzung kann man auch als ein Stellen bzw. als ein Gestelltwerden bezeichnen. Das Auto, das Straßennetz, Preise, Theorien, Sätze, Erziehung, die Sprache, verkörperte Normen, Werte unserer Kultur und vieles andere  stellen  uns.
Heideggers Begriff des Gestells weist in diese Richtung. Sein Begriff   bezieht sich mit Recht aber nur auf die technische  Dimension, denn  ein Gestell wird geschaffen, verweist auf Künstlichkeit, auf Technik, ist kein Naturding.
Das klingt sehr nach Unfreiheit, ist es oft auch, aber eben nicht immer.  Die absolute „Gestell-Freiheit“ wäre Struktur- und Grenzenlosigkeit und damit Verlust des Selbst und der Welt
Gestelle können ermöglichende und stabilisierende Funktion haben. So wäre eine Sportart ohne Regeln, die ja auch den  Rahmen und Prinzipien stellen, nicht möglich. „Rahmen und Prinzipien“  verweisen auf unterschiedliche Freiheitsgrade innerhalb des Gestells: Selbst im Gefängnis ist das Gestelltsein nicht absolut.  
Aber mit Recht wehren sich Menschen und Kollektive gegen bestimmte Formen des Gestells.  Die entscheidende Frage ist also, welche Gestelle in welchen Situationen helfen oder welche nicht, um sie zu bejahen oder abzulehnen. Wenn keine „äußerlichen Gestelle“ zur Verfügung stehen oder akzeptabel sind,  muss man sich  selbst stellen oder dem Stellen eigener unbewusster Kräfte unterwerfen. Und:  Es bedarf der inneren Freiheit, um uns von dem jeweiligen Gestell zu befreien.
Leider wird nicht zwischen gesellschaftlichem Gestell und natürlichem „Gestell“, also  inneren und äußeren Naturbedingungen,  unterschieden.  Menschen, insbesondere in den Industrieländern, haben  in ihrem Selbstverständnis die Natur  überwunden: Die Natur ist kein Hindernis mehr für die Realisierung aller möglichen Pläne, und aus der Natur  sind keine sinnvollen normativen Aussagen mehr ableitbar. Physis und poiesis, Naturdinge und Hergestelltes sind gleichwertig, wobei inzwischen die Natur weniger interessant ist als das Hergestellte. Die natürlichen Grenzen des eigenen Körpers und der äußeren Natur außer acht gelassen, ja bekämpft, statt ihre Potenzen zu nutzen. Beispiele sind mangelnde Eigenbewegung. Bewegungslosigkeit, rein technische Orientierung, ein Indoor-Leben. Die Gegenposition vertritt John von Düffel:„Wenn ein Kind auf einer blühenden Wiese steht und sagt `Mir ist langweilig´, dann haben wir ein Maß an Entfremdung erreicht, das wirklich erschreckend ist“.
Aber auch hier ist wiederum Vorsicht geboten: Der Mensch geht nicht in Natur auf. Aber ist der Mensch mit der  Geburt gestellt? Dazu ein Gedanke von  Johann Peter Hebel: Wir werden als Pflanze geboren (Metapher für Bodenständigkeit, vielleicht auch für ein Gestell), streben aber im Laufe der Zeit von dieser Existenzweise weg, um in den Äther zu kommen. So leben wir auf dem Boden und in dem Äther und sind nicht selten zwischen diesen beiden Polen hin- und hergerissen. Na und? Ce  la vie - und zwar ein gelungenes.

Globalisation

Die Welt wird flach. 

Grenzen

Aristotesles  und Augustinus  haben Entscheidendes zu Grenzen und Maß gesagt. Biologische Wachstumsprozesse schließen  natürliche  Erweiterungen ein, aber innerhalb von Grenzen, die eingehalten werden. Wie sind aber Prozesse zu bewerten, für die es keine natürlichen Grenzen gibt, die sich nicht um Grenzen „kümmern“.  Für die Griechen war Grenzenlosigkeit beunruhigend, beängstigend und unheimlich. Denn  Dinge, Zustände, Ereignisse, Situationen  verlieren ihre Identität, wenn sie sich wesentlich verändern, mit Sicherheit, wenn sie sich über ihre Grenzen hinaus ständig erweitern. Zeit und Raum ohne Grenzen sind denkbar, aber  nicht mehr vorstellbar.
Zu beantworten, wohin die menschliche Geschichte oder gar die Evolution führen, wie es noch Hegel und Marx vermeinten  zu können,  ist heute zumindest positiv nicht mehr möglich. Wir formulieren auf dieser Ebene keine Ziele mehr, verfolgen aber eines mit unerbittlicher Konsequenz, das Wirtschaftswachstum. Dessen Dilemma ist: Es hat kein ernsthaftes bzw. überzeugendes Ziel außer seiner selbst. Seine  zerstörerischen Folgen sind offensichtlich und trotzdem ist es das schlechthin geltende und verfolgte direkte bzw. indirekte Ziel fast aller Tätigkeiten.
Es ist allerdings sinnvoll, die Grenzen von individuellen Bildungsprozesse  hier  nicht zu stellen, denn diese  sind zwar durch Bedingungen begrenzt, aber innerhalb dieser Grenzen grenzenlos.  

Handeln = Dekonstruktion 

Jedes Handeln im materiellen und im geistigem Bereich ist immer gleichzeitig ein Schaffen und ein Zerstören: der Marmorblock wird zerstört, um einen David entstehen zu lassen; Bäume werden gefällt, um ein Haus zu errichten; wenn eine Lehrerin eine bestimmte Schülerin lobt, werden die anderen Schüler nicht gelobt; eine Theorie wird als obsolet bewertet, um auf ihren „Trümmern“ eine neue zu vorzustellen; ein Begriff wird definiert, indem ausgeschlossen wird (Omnis determinatio est negatio).
Jedes Handeln ist eine Dekonstruktion.  Destruktion und Konstruktion bedingen einander, bilden eine Einheit. nur  der Geist kann eine Handlung als Einheit auffassen, aber wir „sehen unmittelbar“ in der Regel  entweder nur  Destruktion oder nur Konstruktion. Aus dieser Tatsache ergeben sich übrigens auch die fundamentalen Betrachtungsunterschiede derselben materiellen Einheit, desselben Gebietes oder desselben  Prozesses.  Diese Ambivalenz, dieses Oszillieren zwischen wertvoll und schädliche bestimmt auch den Begriff der Abstraktion. Bei geistigen Aktivitäten wie den Begriffs- oder Theoriebildungen überwiegt die positive Einschätzung, bei materialen Handlungen kann  die Bewertung sehr weit auseinanderdriften wie z. B.  Großprojekten negativ, Gartenarbeit positiv. Deswegen ist es Hegel möglich, zwischen schlechter und guter Abstraktion zu unterscheiden. Auch die Reduktion ist dieser Zweideutigkeit  eigen, wobei allerdings die negative Konnotation überwiegt. 

Horizonte

Wenn wir leben, sind immer Horizonte mit unterschiedlichen Radien und Ausstattungen vorhanden. 

Kapital und Technik  
Kapital und Technik stehen in einem komplementären Verhältnis. 

Konservativ

Konsum

Kontingenzen

Wir versuchen immer Systeme zu bilden, um Kontingenz zu beseitigen. Dass in Kontingenzen aber auch Chancen liegen, wird oft übersehen.

LEBEN
Leben ist der Gegenbegriff zum Motor (siehe "Motor") im Sinne von drastischer Reduzierung des Lebens. 

Betrachtet man den Ortswechsel isoliert als Ortswechse, bräuchte man nicht den Begriff der Fremdbewegung einführen.

Nimmt man allerdings die Frage nach dem Ursprung von Bewegungen hinzu, ist die Differenzierung der Bewegung in Fremd- und Eigenbewegung ein not-wendendes Muss. Denn die  Bedeutung der Eigenbewegung für den Menschen, aber auch für die Umwelt kann gar nicht hoch genug einschätzt werden. Warum?   Nur Lebewesen sind in der Lage,   mit Hilfe einer inneren Kraft, die metabolische  Energie, sich selbst und aus sich selbst zu bewegen, sei es als Zustandsveränderung oder Ortswechsel. Und die metabolische Energie ist der Ermöglichungsgrund aller körperlichen und geistigen Bewegungen, über die ein Mensch verfügt. Sie ermöglicht Leben. Deswegen ist  die Auffassung der Griechen, dass die Eigenbewegung die Wesensbestimmung des Lebendigen überhaupt (Michael Eldred) sei, nach wie vor richtig.  Aber die Frage, was das Wesen der  metabolische Energie nun sei und wie sie wirkt, ist wie die Frage nach dem Leben eine offene: Man kann sich dieser Frage nähern, aber Nähern muss nicht zu einer endgültigen Antwort führen. So auch in diesem Fall. Da ein Begriff per definitionem (finis = die Grenze) immer auch ausschließt, macht es Sinn, das Eingeschlossene (hier die Eigenbewegung) und Ausgeschlossene (hier die Fremdbewegung) in Beziehung zu setzen, um die Merkmale der Eigenbewegung überhaupt sichtbar, zumindest deutlicher werden zu lassen:  Fremdbewegung wird von äußeren Kräften, von externer Energie, Eigenbewegung von innerer, metabolischer Energie ermöglicht und gespeist.
Nur Lebewesen sind fähig, Eigenbewegungen mit Hilfe von assimilierter Energie und spezifischen inneren Bedingungen durchzuführen. Bei Menschen bestehen die inneren  Bedingungen aus Fähigkeiten wie Wahrnehmen, Erinnern,  Fühlen, Denken und Handeln nach eigenen und fremden Werten.  Diese Bedingungen werden bei Ortsveränderungen mit Hilfe von (motorenbetriebener) Fremdbewegung nahezu überflüssig, von den Reduktionen  natürlicher, sozialer und kultureller Umwelterfahrungen ganz zu schweigen. Pointiert: Fremdbewegung reduziert drastisch Subjektivität.
Man könnte nun sagen - und sagt und denkt es ja auch -, dass im Auto ebenfalls innere  Kräfte wirken, da der Motor ja Teil des Autos sei. Man könne in Bezug auf Bewegung hier von einer Art Lebewesen sprechen. Aber das ist nicht der Fall:  Die Energien werden  zwar beim Auto und bei Lebewesen so verändert, dass sie „eingesetzt“ werden können:  Beim Auto führt der Weg über Raffinerien von Schweröl zu Benzin, bei Lebewesen über die Assimilierung von Nahrung zur körpereigenen Energien.  Im Motor, genauer, in seinen Zylindern, wird die Energie des Benzins über Explosionen frei gesetzt und auf Räder übertragen, bei Lebewesen wird die Energie der Nahrung  zu körpereigener Energie assimiliert. Die Assimilierung und Freisetzung der metabolischen Energie findet in den  Körperzellen statt und steht dann als  Bewegungsenergie für bestimmte muskuläre und neuronale Bewegungen zur Verfügung.   Erst die Assimilierung - und das ist die entscheidende Differenz - macht aus etwas Fremden etwas Eigenes, die Energie bekommt, im Gegensatz zur exogenen Energie, eine neue Qualität, sie wird gänzlich oder zumindest zum Teil Geist.

Die Eigenbewegung ist dann Ursache nicht nur für ein Teil der körperlichen Bewegungen, sondern darauf aufbauend – jetzt allein im Blick auf den Menschen – auch seiner seelisch-geistigen, also seiner zivilisatorischen und kulturellen Leistungen. Wenn das so ist, dann verhält sich – innerhalb bestimmter Grenzen - der Verzicht auf Eigenbewegung proportional zum Verlust von geistig-seelischen Fähigkeiten im weitesten Sinne, d. h. drastische Reduzierung von Kultur ebenfalls im weitesten Sinne.  Zugespitzt: Wer auf Eigenbewegung i. w. S. verzichtet, macht sich selbst tendenziell zum einem Objekt, das von äußeren Kräften bewegt wird.
Die in Gang gesetzten Bewegungen sind teilweise steuerbar, teilweise nicht steuerbar. Das immer noch große Rätsel – und vielleicht nicht lösbare Rätsel - besteht darin, dass man letztlich nicht erklären und verstehen kann, wer die Steuerung durchführt und wie das geschieht. Als Frage formuliert: Woher kommt die steuernde Instanz, also das Ich, das nur dann  ein Ich ist, wenn es über eine begrenzte Freiheit verfügt? In Lebewesen bilden Geist und Körper  real eine untrennbare Einheit, wobei in dieser Situation ein Körper zum Leib wird. Letztlich geht es um das bis jetzt nicht, und vielleicht nie zu beantwortende Frage, wie der Geist auf seinen Körper wirkt – und übrigens auch umgekehrt.
Innerhalb der Lebewesen gibt es  verschiedene Grade der Freiheit. Der Mensch verfügt  potentiell  über die größten Freiheitsgrade. Und diese nicht zu erklärende Freiheit macht den Unterschied von Eigenbewegung und Fremdbewegung zu einem kategorialen. Vertritt man dagegen die Position, dass Freiheit ein metaphysisches Konstrukt ohne reale  Entsprechung sei, dann wäre die grundsätzliche Gleichsetzung von Eigen- und Fremdbewegung plausibel – übrigens  eine Gleichsetzung, die immer häufiger zumindest auf Handlungsebene um sich greift. Diese Position der Gleichsetzung ist  problematisch. Der der Terminus Eigenbewegung hat allerdings nur dann seine Berechtigung, wenn in Lebewesen das Moment der Freiheit als real anerkannt wird.
Übrigens gehört auch Radfahren zur Eigenbewegung, da es ebenfalls auf metabolische Energie angewiesen ist. Und: In jeder Fremdbewegung ist  zumindest ein Minimum an Eigenbewegung enthalten, sei es den Knopf für das Motoranlassen zu bedienen oder den Bus zu besteigen und zu einem Sitzplatz zu gehen - und erst Recht der planende Ingenieur und der ausführende Arbeiter eines Autos.

Leib

Eine Idee, die die Fortbewegung der Moderne speist: Den menschlichen Leib  so umzugestalten, dass er mit den  gleichen Fähigkeiten ausgestattet wird wie der Geist. Der Geist will den Körper vergeistigen, d. h. ihn genau so schnell und  flexibel machen wie der Geist selbst, ja diesen „verkörperten Geist“ noch gegenüber dem Geist verbessern. Dieses Projekt wird über Motore realisiert. Das verlangt nicht nur die Entwicklung der Technik, sondern auch die Umgestaltung der Erde in eine Ermöglichungsbedingung für die entsprechende motorisierte Technik. Aber dieser  Leib wird nur im Schein der Medien „erneuert“, real verkümmert er.

Maßlosigkeit und Maß
Maßlosigkeit  ist eine  anthropologische Kategorie, die  zwar  von der  Gesellschaft verstärkt oder gemindert werden,  aber in jedem  Individuum und  Kollektiv  zum Ausbruch kommen kann. Sowohl in der Phylogenese als auch Ontogenese ist unbegrenztes Haben, heute in Form von Waren,  ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Teil der Menschheit, natürlich in extremen Unterschieden.
Nur nichtmenschliche Lebewesen haben  ein natürliches Maß. Der Mensch, da er nur über eine unvollständige Instinktausstattung verfügt, muss sich selbst Maße insbesondere in den Bereichen  Technik und  Kapital geben. Tut er dies nicht, gefährdet er seine  condition humaine und seine Lebensbedingungen. Das heißt, eine Diskussion um das rechte Maß bzw. um die Maßlosigkeit muss, wie schwierig sie ist und gefährlich sein kann, geführt werden.
Leo Tolstois Frage „Wie viel Erde der Mensch braucht“? könnte hier ein sinnvoller Ausgangspunkt, die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow und Heideggers Begriff der Gelassenheit, die es ermöglicht, Dinge loslassen zu können,  die Richtung einer möglichen Antwort  sein.

Motor

Eine umfassende Kritik des Motors  ist nowendig im Sinne von "die Not wendend".  Denn es sind Motore, die direkt und indirekt  Leben bedrohen und zerstören. Leben (siehe "Leben") ist der Gegenbegriff zum Motor im Sinne von drastischer Reduzierung des Lebens. 

I. Definition:

„Ein Motor ist eine Maschine, die mechanische Arbeit verrichtet, indem sie eine Energieform, z. B. thermische, chemische oder elektrische Energie, in Bewegungsenergie umwandelt“ (Wikipedia). Entscheidend ist hier, dass Motoren auf Energie angewiesen sind. Diese von Motoren benötigte Energieform bezeichnet Ivan Illich[2] als externe Energie im Gegensatz zur metabolischen Energie (siehe "Leben").

II. Technik und Leben
Technik kommt von gr. techne = Können, Fähigkeiten haben. Jedem Handeln, das nicht instinktgesteuert ist, liegt ein technisches Können zugrunde: Gehen ist eine Technik, ein Haus bauen ist eine Technik. Der Besitz von Techniken unterscheidet den Menschen vom Tier. Wer Technik grundsätzlich infrage stellt, stellt den Menschen infrage. Technik ist ein Existenzial.
III Fremdbewegung durch Motore
Es gibt also eine "natürliche Fremdbewegung" und eine von Menschen geschaffene Fremdbewegung" (siehe "Bewegungen in der Physik").
Betrachtet man nur den Ortswechsel allein, bräuchte man nicht den Begriff der Fremdbewegung einführen. Nimmt man allerdings die Frage nach dem Ursprung von Bewegungen hinzu, ist die Differenzierung der Bewegung in Fremd- und Eigenbewegung ein not-wendendes Muß. Warum?   Nur Lebewesen sind in der Lage,   mit Hilfe einer inneren Kraft, die metabolische  Energie, sich selbst und aus sich selbst zu bewegen, sei es als Zustandsveränderung oder Ortswechsel. Aus dieser Perspektive ist die Eigenbewegung, sei es mit dem Fuß oder dem Rad, der natürliche "Gegner oder Konkurrent" des Motors. 

Die Differenz Rad - Auto entspricht  genau der Differenz von Technik und motorisierter Technik, von Eigenbewegung und Fremdbewegung.   Die Nachteile des Motors sind einerseits  körperliche, geistige und seelische Enteignungen, andererseits die Belastungen auf  die natürliche, kulturelle und soziale Umwelt. Aber diese Nachteile müssen natürlich noch ausbuchstabiert werden.

III. Anthropozän und Motor

Die gegenwärtigen Veränderungen in der Gesellschaft und die auf der Erdoberfläche verlaufen nicht mehr linear, sondern exponentiell. Dieser Beschleunigungs- und Veränderungsprozess ist so rasant, dass man inzwischen mit Recht von dem Anthropozän, d. h.  von einer erdgeschichtlichen Epoche spricht, in der der Mensch der wichtigste Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Diese Entwicklung  - und das ist die These dieser Schrift – wurde  erst möglich durch die Erfindung, Entwicklung,  die zunehmende Verbreitung  und Anwendung des Motors auf globaler Ebene in allen Dimensionen menschlichen Handelns. Vielleicht ist es diese Allgegenwärtigkeit  der Motore, die zu einem faktischen  Kritiktabu  geführt haben - – und zwar weltweit. Der Einsatz von Motoren hat  also inzwischen naturwüchsigen Charakter angenommen, sie zu kritisieren wird als Kritik des Menschen bewertet, nicht so sehr begrifflich explizit, sondern, noch tiefer, gefühlsmäßig. Diese notwendige Kritik soll hier entfaltet werden. Um es deutlich zu sagen:  Thematisiert und kritisiert wird nicht die Technik – wie könnte man auch –, sondern der Spezialfall der Technik, die motorisierte Technik. Die  Naturwüchsigkeit des Motors ein Stück zurückzuschrauben und damit ein Stück Entscheidungsfreiheit für die Gestaltung der Lebenspraxis zu gewinnen, ist mein Anliegen. Zuallererst geht es um einen distanzierten Blick  auf das Phänomen Motore, der nicht von vornherein von Idenfizierung, Faszination bis Liebe geprägt ist.

IV. Zwei Irrtümer

Motorenbetriebene Fremdbewegungen ersetzen in allen Bereichen zunehmend die Eigenbewegung. Dieser Prozess  ist  die Folge des technischen Fortschritts, der einerseits der Motor des Wirtschafswachstums ist und der inzwischen von allen Bevölkerungsschichten im Denken, Fühlen und Tun aktiv unterstützt wird. Diese Unterstützung beruht auf  zwei Irrtümer, die den Status von Glaubenssätzen angenommen haben. Der erste Irrtum beruht in der Gleichsetzung von Fremdbewegung mit Eigenbewegung.

Da die Physik einerseits Sache und Begriff der Eigenbewegung wegen ihrer methodischen   Setzungen nicht denken kann,   andererseits physikalisches Denken tendenziell zum „richtigen“Denken  schlechthin verkürzt wird,  nicht zuletzt auch als technisches Denken im Alltag,  verliert auch die Eigenbewegung im gesellschaftlichen und individuellen Denken und Fühlen   an Bedeutung und verschwindet zunehmend aus der Lebenspraxis. Mit anderen Worten: Die negativen Folgen auf Mensch und Umwelt werden massiv verdrängt.   Die Eigenbewegung hat lediglich im Sport höchste gesellschaftliche Anerkennung[1], dort wird sie  eingehegt und insbesondere als Zuschauer  „ausgelebt“.

Der zweite Irrtum beruht darin, nicht zu erkennen, dass die jeweilige Umwelt  konstitutiver Teil der Eigenbewegung und nicht von dieser abtrennbar ist. Denn jeder materielle Gegenstand, egal ob er sich im Zustand der Ruhe oder Bewegung  befindet, befindet  sich immer in einem bestimmten Raum und einer bestimmten Zeit – also   nicht in einem abstrakten Raum oder gar in einer raumlosen Situation.  Diese konkreten Räume haben unterschiedliche Qualitäten, ein monotones Gefängnis andere als ein anregendes Privathaus, ein Zimmer mit permanent laufenden Fernseher andere als ein mit schöner Ausstattung und Leben ausgefüllter, ein Feldweg andere als eine Autobahn. Die jeweilige Umwelt wirkt auf den Menschen, aber es findet grundsätzlich wegen der menschlichen Freiheit keine absolute Determination, aber eine partielle Beeinflussung  durch die Umwelt statt. Diese Einschränkung  darf allerdings nicht zu einer Vernachlässigung der Umwelt führen. Noch einmal pointiert: Die Umwelt des Autofahrers ist das Auto, nicht die Landschaft oder die Stadt, die das Auto durchfährt. Das Bild bzw. ein Film ist nicht das Dargestellte.  Aber: die Landschaft, die durchwandert wird, oder die Stadt, die durchlaufen wird, ist  wirkliche Wirklichkeit. Alle alle Wirklichkeiten, ob es das Auto, das Bild bzw. Film, die Landschaft und die Stadt sind,  wirken spezifisch. Wer das begreift, wird nicht mehr leichtfertig seine Eigenbewegungen im Alltag durch Fremdbewegungen ersetzen.


V. Negative Folgen des motorisierten Individualverkehrs

Im Folgenden einige negative Folgen des Motoreinsatzes am Beispiel des motorisierten Individualverkehrs:

-  Die Dörfer verlieren hre Infrastrukturen, ihre Individualität und  ihren sozialen Mittelpunkte.
-  Die negativen Folgen sind weltweit festzustellen (von Peking bis in meine Heimatstadt).
-  Geschäfte in der nahe, fußläufigen Umgebung sind verschwunden.
-  Früher war der Fuß der Maßstab für Entfernungen, heute das Auto.
-   Die Innenstädte aller Klein- und Mittelstädte und vieler Großstädte veröden. 
-  Die Städte haben  Urbanität und Lebensqualität stark  eingebüßt.
-  In Städten haben sich  Orte der Ruhe sich dramatisch verringert.
-  Immer mehr Bewohner ihre Identität wesentlich über Autos  definieren.
-   Die Zahl der face-to-face Begegnungen geht zurück.
-   Naherholungsgebiete sind nicht mehr attraktiv.
-    Heimatvereine i. w. S. verlieren Mitglieder, ebenfalls regionale Institutionen bis Schulen. 

-  Regionale Dialekte verschwinden. 

-  Die Straße ist  kein Ort der Begegnung und des Spielens.
-   Originalbegegnungen werden nicht nur weniger werden, sondern sind nicht mehr erwünscht. 

- Die materielle und die geistige Welt wird homogener und damit leerer in Bezug auf materielleund geistige Dinge.
-   Wirklichkeit im Vergleich zu virtuellen Welten verliert zunehmend an Wert. Das gilt insbesondere für soziale Beziehungen und für Naturbegegnungen.
-   Die Wahrnehmungen werden panoramischer (Schivelbusch) und flüchtiger, d. h. sie verschlierter und sie werden unschärfer. 
-  Bilder von Wirklichkeit werden als die Wirklichkeit selbst interpretiert.
- Das Bedürfnis nach Bequemlichkeit wird omnipräsent.
-    Die  Logik der Geometrie wird dominant, denn die Logik des Autos ist die der Geometrie,
-   Großevents sind ständig möglich  und die Nachfrage nach ihnen steigt. 
-   Die Situation für öffentliche Verkehrsmittel  wird schwieriger.
-   Insgesamt Verluste an Tiefe und am Bleiben.
-   Die Entindividualisierung schreitet voran.  

Nahrungsmittel

In den Industrieländern standen der Bevölkerung noch nie so viele Nahrungsmittel zu Verfügung wie heute, so dass das Hauptproblem nicht mehr der Mangel, sondern der Überfluss ist – und die Qualität. Die weltweite Bewegung für slow food ist eine Reaktion auf die Verschlechterung der angebotenen Nahrungsmittel. Die durch industrielle Produktionsweise verursachten  Lebensmittelskandale sind ebenfalls Indikatoren für Qualitätsverschlechterungen.

Naturwüchsigkeit

Nationalismus

Ökologie und Ökonomie

Zwei Artikel auf derselben Seite einer Tageszeitung (v. 31. 5. 11) „Der Ausstoß an Treibhausgasen ist im vergangen Jahr ist der höchste bislang gemessene. Im vergangenen Jahr wurden 30, 6 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre geblasen. Das waren 1, 6 Gigatonnen mehr als 2009.“  Und:der andere Artikel „Cate Blanchett, Schauspielerin, hat sich mit einem Werbespot für die Einführung einer Kohlenstoffdioxid-Steuer in ihrem Heimatland Australien Kritik eingehandelt. Sie missachte dabei die Problematik der steigenden Lebenshaltungskosten der normalen Australien, beschwerte sich ein Oppositions-Politiker.“ Konsequenz: Wir müssen uns entscheiden zwischen der Zukunft der Erde und dem  gegenwärtigen (und den zukünftig noch zu steigernden) Lebensstandard. Beides zusammen geht nicht. Auch auf ökologische Maßnahmen zu verzichten, bis die materielle Gleichheit für alle hergestellt ist, ist keine sinnvolle Option. 

Primärerfahrungen

Dass George Steiners Plädoyer für die Erfahrung des Primären als Bedingung eines intensiven Verstehens für irrationalistisch befunden wurde, ist Symptom der Verhältnisse, die er kritisierte.

rein

Statt vom Unreinen sollte man  positiv von Hybrid, Verschiedenenheit oder dem „heteronomen Ganzen“ sprechen. Der Begriff „rein“ ist nach Novalis leer und weder möglich noch wirklich.

Sein

Sport

Sport, in seiner modernen Form, war ursprünglich ein sinnvoller körperlicher Ausgleich von Industriearbeiter, insbesondere die in Bergwerken arbeiteten. Ein Ausgleich zu einerseitiger Körperbelastung, schlechter Luft und sozialer Isolation. Diese Funktion hat es heute im Breitensport nach wie vor, wobei sich die Ursachen und Begründungen für sportliche Betätigungen beträchtlich erweitert haben: moderne Arbeitsbedingungen wie sie im Büros herrschen, der zunehmende Mangel an „natürlichen“ Sportstätten, wo man z. B. problemlos schnell ein Fußballfeld errichten kann, die zunehmende Motorisierung der Mobilität.
Aber das quantitative  Verhältnis zwischen aktiven Sportlern und Zuschauern hat sich drastisch verändert: wenige aktive Sportler aktivieren zusätzlich Millionen von Zuschauer in den Stadien und vor den Medien. Diese Zuschauer fühlen sich nicht als Zuschauer, sondern ebenfalls als Sportler  Die Formel dazu: Wer beim Sport zuschaut, ist bereits ein Sportler.  Es sind „Zuschauer-Sportler“.Und das ist das Problem: Noch nie gab es so viele „Zuschauersportler“, noch nie gab es so viel Wissen über Arten, Regeln und Ergebnisse des Sports und noch nie so wenig Bewegung. Inzwischen läuft der Durchschnittsbürger täglich weniger als sechshundert Meter außerhalb von Gebäuden.  

Technik

Abstraktionen finden nicht nur im Bewusstsein, sondern durch menschliche Handlungen ständig in der Realität statt. Menschliches Handeln ist im Kern Technik, d. h. ein Ziel wird mit Hilfe einer  bestimmten Strategie erreicht. Der konzentrierte Griff eines Handwerkers ist so gesehen eine „innere“ Technik. Und Werkzeuge und  Maschinen sind veräußerte innere Technik. Die Grabschaufel dient allein dem Umgraben, die einfache Wassermühle dient keinerlei anderen Zwecken als der Gewinnung von Energie. Beides sind Abstraktion.  Alle Elemente einer Technik sind in ihrer Existenz reiner Inhalt und reine Form ihrer jeweiligen   Funktion. Aus der Umwelt werden die  Teile der Umwelt, die dem Funktionieren dieser Technik im Wege stehen eliminiert oder entsprechend modifiziert. Es gibt  verschiedene Abstraktionsgrade. Jeder Garten ist gemessen an natürliche Ökosystemen bereits eine Abstraktion. So wenn z. B. ein Wald- oder Feldstreifen zu einer Autobahn oder ein Gebäude zu einem  Labor zur Untersuchung von gefährlichen Bakterien und Viren  wird. Übrigens ist auch ein Fernsehbild gemessen an dem  Dargestellten hohe Abstraktion, denn die realen Prozesse auf dem Bildschirm sind eben nicht die Wirklichkeit.       

Jede Handlung und jede Technik ist also eine Abstraktion. Diese Abstraktion ist in Bezug auf das Erreichen eines bestimmten Ziel ein Gewinn (, wenn denn das Ziel ein sinnvolles ist), gemessen an den Möglichkeiten der jeweiligen Lebenswelt ein Verlust. Genau diese Differenz, die Gewinne und Verluste  kann man nun an unzähligen Situationen in einer technisch bestimmten Welt veranschaulichen:  Mit dem Auto in das Einkaufszentrum oder zu Fuß in die Innenstadt.

Grundsätzlich sind weniger abstrakte Lebenswelten  sinnvoller, weil sie sinnenvoller, mehr Freiheitsgrade und mehr Möglichkeiten spontanen Handelns enthalten. Abstrakte technische Welten sind zu  bestimmten Zwecken höchst zweckhaft und sinnvoll. Es gilt also von Fall zu Fall abzuwägen und nicht gewissermaßen automatisiert auf das technischere Angebot zuzugreifen. Es gilt ein angemessenes, ausgewogenes Verhältnis zwischen – wie ich es nenne – Eigenbewegung und Fremdbewegung zu finden.

Unterhaltungsmedien

Verschwinden

Dinge verschwinden a) im individuellen und/oder kollektivenBewusstsein, b) durch Abnutzung, c) beabsichtigte Zerstörung, d) natürliches Verschwinden.

Verzicht
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ruft zu einem klimaverträglichen Lebenswandel auf,  was von der Unionsfraktion  als „Verzichtsumweltschutz“ interpretiert und abgewiesen wird. Kann es nicht sein, dass bestimmte Formen und Größen des Konsums Leben einschränken, ja ersetzen? Dass viele menschliche Bedürfnisse nicht im Konsum aufgehen. Dass Verzicht sich als Gewinn entpuppt. Hat erhöhter Konsum doch  nicht auch etwas mit unnötigem Ressourcenverbrauch und  Umweltzerstörung zu tun?  Wenn ich mir einerseits die gehetzten Konsumbürger, andererseits die Ergebnisse des Weltklimaberichts ansehe,  denke ich, dass wir uns mit zuallererst mit den Bedürfnissen des Menschen auseinander setzen müssen: Alles kann zum Bedürfnis werden, das wäre die qualitativer Dimension,  und da Bedürfnisse  grundsätzlich  keine selbstverständlichen Grenzen kennen,  vermehren sie sich ständig, das wäre der quantitative Dimension. Die uneingeschränkte Logik   der Bedürfnisse führt zu guten oder schlechten  Maßlosigkeiten. Beispiel für eine gute Maßlosigkeit wäre das Streben nach Bildung, für eine schlechte der ständig  zunehmende Motoreneinsatz, der auch nicht durch technische Verbesserungen zu kompensieren ist. Permanentes Wirtschaftswachstum und ständige technische Innovationen schaffen nun auch in der Mehrheit der Bevölkerung, die Möglichkeit in  immer größer werdenden Umfang  Maßlosigkeit zu realisieren. Wer  an dieser Maßlosigkeit noch  nicht teilnimmt,  wird ohne Umschweife zu den Opfern gezählt.
Falsch wäre es, diese Maßlosigkeit allein aus dem Wesen  der kapitalistisch verfassten Wirtschaft abzuleiten. Nein, Maßlosigkeit in der gegenwärtig dominierenden Form von Geld und Technik ist im Wesen des Menschen angelegt, die jederzeit unter bestimmten Bedingungen die Oberhand über das Denken und Handeln von Individuen und Kollektiven gewinnen kann. Das ist übrigens auch die negative Möglichkeit der Freiheit.   Hierin liegt meiner Meinung nach der tiefe  Grund, dass wir uns mit Verzicht auf Maßlosigkeit (wortwörtlich) auseinandersetzen müssen. Kurz: Die Position, auf die Diskussion um den Verzicht zu verzichten,  ist letztlich eine antirationale Position, die  letztlich die Menschheit zu Lemmingen macht, die unkritisch und ohne Reflektion sich nicht vom Weg in den offensichtlichen Abgrund abbringen lassen.
Zusatz: Dass eine auf Demokratie und Freiheit beruhende ökologische Politik, die diesen Namen verdient, eine Riesenaufgabe ist, die auch Schuld auf sich laden würde, ist unzweifelhaft. Aber aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zu ihr. Als einen Beitrag dazu verstehen sich die hier dargelegten Gedanken.

Widersprüche

Wirklichkeit und Realität

Im Begriff Wirklichkeit wird das Wirken explizit ausgedrückt. Das ist der Grund, dass ich in diesem Test den  Begriff Wirklichkeit den der Realität vorziehe.

Wirtschaftswachstum

Zuhanden

Dieser Begriff geht auf Heidegger zurück. Das eigentlich Nächste zu erfassen, ist für uns Menschen nur sehr unvollständig  möglich.
Da wir sinnlich immer vor der Sache oder im Prozess  stehen, können wir nie das jeweilige  Ganzes  bestimmen, sondern es nur mit dem inneren Auge wahrnehmen. Das erklärt die Immunität von Praktikern, ihre Praxis kritisch zu erflektieren.