Stand: 1. 3. 2021
Die
Kritik des Autos beinhaltet
auch eine Kritik der Fremdbewegung bzw. der gewaltsam durchgesetzten
Nicht-Bewegungen. Es wäre fast alles erreicht, wenn Auto und Mensch
nicht mehr als eine untrennbare, naturwüchsige Einheit aufgefasst
würden. Das Auto ist lediglich eine (1!) Möglichkeit zur
Ortsveränderung. Es gilt, im Interesse der Umwelt, des Klimas, aber
auch der Autofahrer selbst, das zutiefst emotionale äVerhältnis zum Auto
durch ein rationales zu ersetzen. Das Auto darf nicht ein Teil der
Identität sein.
Das Auto (obwohl es natürlich auch wiederum bedingt) steht im
Zentrum der Kritik , weil es in immer stärker werdendem Umfange die
Eigenbewegung ersetzt. Die Verwendung des Autos ist nahezu universell
geworden und das aus zwei Gründen: Zum einen realisiert und
symbolisiert das Auto das gesamtgesellschaftliche Wollen, Wünschen und
Handeln, es verkörpert die Logik unserer Gesellschaft (the primary
driving force). Das Auto ist
Selbstzweck, aber auch Mittel für nahezu alles, was der auf Konsum
reduzierte Mensch erreichen will. Es ist der materielle und emotionale
Mittelpunkt des individuellen Lebens und der gesellschaftlichen
Prozesse. Zum anderen - auch als Folge - ist jede Ortsveränderung mit
Hilfe des Autos zur nahezu habitualisierten Selbstverständlichkeit
geworden. Die Einschränkung “nahezu” soll auf den verbliebenen Raum für
Alternativen, wie sie momentan in der Neuendeckung des Wanderns und
Gehens sich äußern, hinweisen. Ein Raum, der - so hofft und versteht
der Autor seinen Beitrag - sich in Zukunft zu einem menschlichen
Lebensraum erweitern wird, ja erweitern muss.
Es gibt inzwischen viele ermutigende Initiativen und Menschen,
die
sich für das Gehen und Radfahren einsetzen - aber allen ist gemeinsam,
dass sie nicht substanziell und systematisch eine Kritik des Autos
entwickeln. Dieses Defizit soll der Inhalt meines Buches und dieser
Homepage ein Stück beheben.
Die Kritik beschränkt sich nicht nur auf Autos, sondern gilt
generell dem zunehmenden Einsatz von Motoren, wenn er überflüssig
ist, d. h. Not nicht vermindert, sondern vergrößert. Und diese Überlegungen
beziehen sich primär auf den konsumtiven Bereich, deswegen, weil die
Ersetzung harter körperlicher Arbeit durch motorangetriebene Maschinen eine
Errungenschaft ist, die als letzte problematisiert werden sollte. Also ein
Ja zu öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn sie sinnvollen Fahrten dienen, ein
Nein zum Auto, wenn Alternativen vorhanden sind. Neue Einsicht: Ich
kritisiere nicht die Technik, denn sie gehört unaufhebbar zum Menschsein,
sondern ich kritisere gegebenenfalls den Einsatz von Motoren. Meinerüher
geäußerte Technikkritik war genau besehen immer eine Motorenkritik.
Bekanntlich kommt Motor von movere "bewegen", womit Eigenbewegung und
Fremdbewegung als Motorenbewegung in die notwendige nähere Beziehung gesetzt
werde
Die Motorenkritik von schädlichen Auswirkungen auf das Klima gilt
nicht, wenn der Motor ein elektrischer ist, und der mit erneuerbaren
Energien betrieben wird. Kritik des Autos bleibt bestehen für die
schädlichen Auswirkungen auf den Menschen (Fahrer und Mitmenschen = innen
und außen), auf die Gestaltung von Land und Siedlungen), auf das Soziale und
natürlich auf das Klima.
Viele Informationen zur Autokritik und
Initiativen gegen die Dominanz des Autos findet man in „autofrei leben e.
V.“
Ich vereinigte Autokritik und Medienkritik früher unter Autokritik (besser
Kritik der Passivität), weil beide passiv sind. Jetzt sind beide getrennt
Die negativen Folgen der übertriebenen
Motornutzung:
- auf das Klima (eindeutig belegbar),
- auf Städte, Dörfer und Landschaft (Anthropozän),
- auf Gesundheit (die sitzende Gesellschaft,
Bewegungsangel),
- auf Soziales (die Ersetzung von lebendigen
Sozialbeziehung durch Auto, Unterhaltungsmedien
- auf Psyche, Wahrnehmung, Gefühle, Werte, Denken
- Verschwinden von Spontaneität, Zufall
- Verschlechterung der Bildung
Meine Kritik des motorisierten Individualverkehrs und
der Motore ist einseitig und extrem, weil diese in ihrer
Verbreitung ebenfalls extrem sind. Es ist Zeit, hier zu differenzieren:
Motore sind wegen ihrer unvermeidbaren Emissionen aus klimatischer Perspektive
immer schädlich. Sicherlich gibt es ein bestimmtes Quantum an Emissionen,
das vom Klima her noch tolerierbar ist. So der Einsatz von Motoren in
Katastrophengebieten, bei schwerer körperlicher Arbeit,
in Taxen, in Krankenwagen oder im maßvollen Einsatz von öffentlichen
Verkehrsmitteln mit großer Beschränkung des Luftverkehrs. Hier die absolute
Grenze zu ziehen, ist wegen der beteiligten Dynamiken nicht sinnvoll
möglich. Schädlich ist der Motoreneinsatz für Menschen
dann, wenn er tendenziell alle körperlichen und geistigen Tätigkeiten
ersetzt, wie es heute offensichtlich das unhinterfragbare
Bestreben ist. Das dahinter stehende Motiv nach Bequemlichkeit ist in vielen
Fällen nicht mehr zeitgemäß, weil für die körperliche und geistige
Gesundheit kontraproduktiv. Die Folgen auf Landschaften und Siedlungen
thematisiere ich in den Notaten ebenfalls.
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Wo Autobahnen sind, kann man Pflanzen nicht anbauen.
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Das fahrende Auto wirkt wie eine
schießende Waffe. Autofahrer sind Soldaten in combat. Jede Autofahrt
zerstört als Voraussetzung in Form von Autostraßen und aktuell
Klima und Tiere sowie beeinträchtigt die Gesundheit der
Fahrenden.
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Fernsehen und Autofahren finden ohne Unterbrechung und
in der Wahrnehmung oberflächlich statt. Es ist keine
Zeit und Raum für eigene innere Prozesse.
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Sein Auto ist sein eigentliches Ich.
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Das Auto verhindert die Erhaltung und Entwicklung von „Nahgeschäften“,
d. h. fußläufig erreichbar.
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Welch ein Verlust, mit dem Auto von eigener
Haustür zur Haustür des Zieles zu fahren. Dagegen mit dem Rad von zu Hause
zum Bahnhof Flensburg, von dort mit dem Zug nach Hamburg Dammtor und von
dort mit dem Rad zum Hafen, die Elbe entlang bis Blankenese. Von dort mit
der Barkasse über die Elbe und dann an der Este nach Buxtehude. Welch ein
Reichtum.
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Die Faszination für Motorentechnik
entsteht insbesondere über die Medien (Bilder, Werbung).
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Autofahrer leisten einen substantiellen
Beitrag, allerdings einen Beitrag zum Klimawandel.
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Wenn man sein Auto zu seinem Mittelpunkt des Lebens
macht, gibt es keinen wirklichen Mittelpunkt mehr.
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Gewohnheitsmäßige Autofahrer haben mit Sicherheit ihr
körperliches Ich aufgegeben und mit der Zeit auch ihre geistiges.
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Für viele Bürger ist ihr Auto ein Teil ihres Ichs.
Nimmt man ihnen oder schränkt es ein, ist es für sie ein
absoluter Verlust wie ein Körperteil oder noch schlimmer.
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Muss nicht eine Erziehung zur Schönheit
des Gehens stattfinden?
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Ein Berg, der durch eine Autostraße erschlossen
wird, ist keiner mehr. Eine autogerechte Stadt ist keine Stadt, sondern
etwas anderes.
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Autobahnen sind faschistischem Denken
entsprungen. Dieses Denken reicht in Form von Technologien und geometrischen
Formen bis in die Gegenwart hinein.
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Parkende Autos empfinde ich wie unbenutzte
Rollatoren.
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Je größer der Radius von Autofahrten wird, desto größer
die flächendeckenden Destruktionen.
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Wie die Aggression von Autos erkennen? Man stehe am
Straßenrand und rasende Autos in Höchstgeschwindigkeit fahren an einem
vorbei.
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Wann und für war ist das Auto wichtig?
Krankentransporte, Feuerwehr, Taxen, …
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Räder, auch Fahrräder, wollen grundsätzlich
den glatten und damit künstlichen (idealiter Asphalt)
Untergrund.
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Einer autogerechten Landschaft oder Stadt hat man die
Seele genommen.
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Autofaszination ist ein absolut ausbruchsicheres
Gefängnis.
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Mein autofixierter Kollege ohne Auto wirkt außerhalb
seines Haus wie ein aufs Land geworfener
Fisch.
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Eine Autofirma wirbt mit dem Slogan
„Die Straße gehört allen“. Dazu hätte ich einige Fragen: Auch Tieren?
Wie auf Autobahnen? Selbst Autofans wollen nicht an viel befahrenen Straßen
wohnen. Warum wohl nicht? Schafft das Auto nicht einen verdeckten Krieg,
nicht Friede auf den Straßen? Wie viele gesundheitlichen Schäden, wie viele
Bewegungseinschränkungen, wie viel Zerstörung von Schönheit findet durch den
motorisierten Individualverkehr statt?
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Ist ein schnell fahrendes Auto nicht eine Waffe?
Nein, die Straße gehört dem Leben, der biologischen Mobilität, nicht den
Klimaverschlechtern, nicht den Aggressiven, nicht den Faulen.
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Auf Autobahnen herrscht reine Aggressivität, das
erkennt man spätestens bei Unfällen.
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Autokritik ist genuin ökologische
Politik.
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Für viele Bürger darf kein Geschäft in ihrer Nähe
sein, weil sie dann keine Begründung für ihre so geliebten Autofahrten
hätten.
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Unbegreiflich, wenn das Auto ohne Notwendigkeit
auf die eigene Gesundheit in Anspruch genommen wird – von ökologischen
Einwänden ganz zu schweigen.
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Proteste gegen Einschränkungen des Autos sind nur von
der Faulheit diktiert.
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Gehört Autofahren bereits auch zur Quarantäne?
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Auto und Fernseher sind zwei Apparate, die körperlichen und geistigen Stillstand erzeugen.
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Das Schlimmste, was Autofahrern vor ihrem
Tod passieren kann, ist, nicht mehr Auto fahren zu können. Ihr
eigentliches Leben ist Autofahren oder Fernsehen. Selten beides.
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Motore dienen primär der Bequemlichkeit, auch
wenn die Begründung rationalisiert wird.
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Die Abwesenheit von Autos verbessert die Luftqualität. Jede Autofahrt verschlechtert das Klima. Gute Luft ist
aber ein hoher Wert.
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Die effektivste und beste Lösung: Kein Auto zu
haben.
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Nicht „öffentliche Verkehrsmittel“, sondern von
„sozialen Verkehrsmitteln“ sprechen.
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Heute sind Auto und Unterhaltungsmedien die zwei
dominierenden Süchte.
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Eine Insel mit einer Brücke ist keine Insel“ (aus einer
Broschüre auf Dänisch). In Analogie: Eine Stadt mit Autos
ist keine Stadt. Weil sie ihre Urbanität, d. h. Identität verliert. Eine
Brücke überbrückt das Medium Wasser, das Auto überbrückt das Medium Boden.
Das ist ein großer Verlust. Die Brücke hat die gleiche
entwirklichende Funktion wie das Auto, beide verhindern
die Wirksamkeit des Wassers und des Bodens – mit der Inbetriebnahme der
Brücke und der Einweihung von Autostraßen beginnt blitzartig die
Transformation in eine Un-Insel und Un-Stadt.
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Der Niedergang der Innenstädte lässt sich
primär aus dem Kaufverhalten der Bürger rekonstruieren.
Einkaufen ohne Auto ist für die meisten eine Zumutung, ja Unmöglichkeit.
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Wie groß ist die CO2 Emission von Rennwagen
beim Formel-1- Rennen?
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Die Faszination von Autos und
elektronischen Unterhaltungsmedien besteht darin, ohne Anstrengung ständig
Neues zu erfahren.
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Sie verschwindet im Medienozean
des Nichts; bei ihm, ein süchtiger Autofahrer, lösen sich die Dinge auf.
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Aus dem fahrenden Auto ist die Umwelt maximal
verdünnt. Je schneller, desto verdünnter. Die Autowerbung zeigt nie die
Umwelt aus dem fahrenden Auto, also Binnenperspektive, sondern nur aus der
Außenperspektive in der Distanz,
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Nutzung von Auto und Unterhaltungsmedien schwächen
das Leben.
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Mit welchem Recht setzen Leute die lauten Motorrasenmäher ein, obwohl es leisere elektrische und noch leisere
Roboter gibt?
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Was heißt „Ermordung des Raumes“? Zuallererst im
Bewusstsein, später Vernichtung durch Vernachlässigung oder Demontage.
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Im Auto- oder beim Zugfahren nimmt die Umgebung
Bildcharakter an. Die größte Täuschung besteht darin, Bilder für
Wirklichkeit zu nehmen.
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Reifenabrieb ist in Deutschland der mit Abstand
größte Verursacher von Mikroplastik.