Zu
Dass der SSW in der Kommunalwahl 2023 in Flensburg so erfolgreich war, hat mehrere Gründe. Auf einen bestimmten Grund, der vielleicht nicht so sehr im öffentlichen  Bewusstsein steht, möchte ich hinweisen: Der SSW verkörpert, was schon mehrfach gesagt wurde, eine stabile Mitte, die wohl in einer bewährten dänischen politischen Kultur ruht. 
Aber diese Mitte unterscheidet sich von vielen anderen »Mitten« dadurch, dass sie eine offene, lebendige und damit doch veränderbare Mitte ist. Ihre Grenzen sind stabil, aber nicht absolut unveränderlich. Aber das gilt nicht für nationalistische, rassistische, klassenkämpferische oder inhumane Argumente. So gibt diese Mitte Positionen die Möglichkeit, gehört bzw. gelesen zu werden, die sie unter Umständen gar nicht teilt. 
So hat die Flensborg Avis mehrere Leserbriefe von mir veröffentlich, in denen ich konsequent die die Minderheitsmeinung vertrete, dass in der heutigen globalen Situation  die Ökologie das einzige Politikfeld sei,  wo Kompromisse nicht mehr möglich sind.
Wohl wissend, dass der Kompromiss das Wesen einer demokratischen Politik ausmacht. Aber auch wissend, dass eine intakte Natur letztlich die Voraussetzung für den Erhalt einer bewohnbaren Erde für alle Mitlebewesen ist.(in Flensborg Avis erschienen)

 

am 20. 12. 22  in der Avis

16.11.2022

Anmerkungen zum Freispruch für Baumbesetzung
Auffassungen, dass die Klimabewegung härter angefasst werden müsse oder gar, dass sie demokratiefeindlich sei, weil sie den motorisierten Individualverkehr oder die Interessen von Investoren behindere, kann ich nicht nachvollziehen. Geht man davon aus, dass der Klimawandel mehr als eine bedrohliche Realität ist, sondern letztlich die Erdzerstörung zur Folgen haben wird, ist der angemessene Einsatz für die Natur ein Muß, auch wenn er wie im Fall der Baumbesetzer bestehendes Recht verletzt. 
Sklaverei, Kinderarbeit und Frauenunterdrückung, die wohl keiner zurückwünscht, waren zu ihrer Zeit ebenfalls rechtens. Andererseits ist das Recht ein hohes Gut, das wissen wir aus der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte. Bestehendes Recht darf nur in den Fällen verändert werden, wenn es schweres Unrecht schützt. Selbstverständlich müssen die Methoden des Protests human sein - was ja von den Baumbesetzern eingehalten wurde. Kein Mensch, bis auf die Interessen der Investoren und ihrer Unterstützer, wurde in seiner Freiheit und in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt.

16.11. 22 in Avis


 „Sparen als Lebensgewinn

Die  Aufrufe zum Sparen (so auch der Artikel „1200 Euro Energiekosten sparen“) begrüße ich, weil Sparen  ökologisch gesehen absolut notwendig ist. Ich füge hinzu: In vielen Fällen ist Sparen ein Gewinn und keine Beeinträchtigung von Lebensqualität. Grundsätzlich gilt bei dem gegenwärtigen hohen Energieverbrauch, dass er weder dem Menschen noch den  Überlebensmöglichkeiten der Natur dient. Die großen Tendenzen der Gegenwart: Wissenserwerb über Printmedien ausschließlich durch elektrifizierte Unterhaltungsmedien, möglichst jede Eigenbewegung durch motorisierte Mobilität, Lebensprozesse durch digitalisierte  zu ersetzen, ist alles andere als Sparen.“ (für Fl. T. 9. 8. 22, nicht erschienen)

 

 

 

"Eine notwendige historische Einordnung

Kassandra war keine Querdenkerin, keine Übersensible, sondern Realistin, die vor der Zerstörung ihrer Heimatstadt Troja warnte. Troja wurde  bekanntlich von den Griechen dem Erdboden gleich gemacht. Lindner ist und will kein  Kassandrus sein. Hätte es Kassandras vor und nach 1933 in Deutschland, in den USA  zu Zeiten Trumps,  jetzt in Russland und an anderen  Orten der Welt mehr und erfolgreicher gegeben, wäre die Welt eine bessere.  Einfaches Weitermachen ist nicht immer ein ethischer Weg." (für die Zeit am 21. 8. 22, nicht erschienen).

 

 

Leserbrief

(Zur Erläuterung: Flensburger Tageblatt betrifft die Lokalredaktion Flensburg, shz den Landesteil Schleswig-Holstein)

 

„Zur Eintönigkeit

Der Analyse von Roald Christesen stimme ich im Ganzen und im  Detail ohne Einschränkungen zu. Dank dafür, auch dem FlensborgAvis. Trotzdem noch eine Ergänzung zu der von ihm brillant beschriebenen Eintönigkeit der Gebäude und der geplanten städtischen Strukturen.

 

Die praktizierte Logik der Gegenwart ist heute eindeutig eine geometrische. Zu dieser Entwicklung ist es nicht zufällig gekommen, sondern die jeweilige  konkretisierte Logik war und ist immer eine bestimmte. Im Mittelalter eine andere als in der Gründerzeit, in der Parks, Straßenbäume und Individualität noch einen Wert hatten, der auch realisiert wurde. Nun  dominiert  nahezu in allen Bereichen der geometrische Blick. Warum?

 

Die Ursache dafür ist konkret und im Bewusstsein mit  Sicherheit nicht monokausal, sondern ein Ursachengeflecht auf verschiedenen Ebenen und Stärken. Trotzdem sehe ich  in der gegenwärtig übergroßen Bedeutung des Autos in  Praxis und als Liebesobjekt die Hauptursache. Denn das Auto verlangt  die Entfernung aller Hindernisse, die der zeitlich schnellsten Überwindung von A nach B wortwörtlich im Wege stehen. Der logische Endpunkt dieser Entwicklung sind reine, d. h. inhaltslose geometrische Strukturen, die sich momentan in Flensburg und überall in der Welt durchsetzen. Vielleicht, weil sie ohne geistige Anstrengung Orientierung und Erkenntnis ermöglichen.

 

Dieser geometrischen Logik widersetzt sich keiner, der Erfolg haben will,  so  natürlich auch nicht die Investoren, die Politiker, letztlich  auch nicht die Konsumenten. Die öffentliche Ästhetik ist, wie treffend von Roald Christesen beschrieben,  eindimensional geworden.“

(in Avis)

 

„Zu  einseitig!

Die Überschrift des Kommentars von Reporterchef Julian Heldt lautet "Baubeginn für das InterCity-Hotel: Ein guter Tag für das Flensburger Bahnhofsviertel“.  Ein guter Tag?   Kein Wort der  Verluste, keine Berücksichtigung der verschiedenen Standpunkte.  Viele andere und  ich sind dagegen  der Meinung,  dass die Vorbereitung und nun der Bau des Inter-City-Hotels eine Niederlage für Klima, Schönheit und existentielle Zukunft sind.  Humanität, nachhaltige  Wirtschaft  und Ökologie hängen zunehmend untrennbar zusammen.

Woher nehmen J. Heldt und  alle Unterstützer der Bahnhofswaldzerstörung die Sicherheit, dass bestehendes Recht unkritisierbar sei. Das bestehende Recht ist höchst wertvoll, schützt aber  eben nicht ausreichend die Natur. Der Beweis für diese Einschätzung sind ist die dramatischen klimatischen Veränderungen.  Alle realen Naturzerstörungen sind rechtlich mehr oder weniger abgesichert. Das bestehende Recht muss ökologisch also erweitert, nachgebessert  werden.

(Lokalredaktion Flensburger Tageblatt, 19. 7. 22

 

„Ein Paradies in Tarup

Henri Rousseau, genannt der Zöllner, lebte von 1844 – 1910. Er war ein französischer Maler, der ohne eine Ausbildung in naiver Manier wundervolle Bilder von friedlich zusammen lebenden Tiere gemalt hat. Genau diese Friedfertigkeit haben Bertha und ich bei unserem Spaziergang gestern in Wirklichkeit erlebt. Auf einem Gartengrundstück befanden sich ca. dreißig Enten - seit Jahren von den Besitzern gut gefüttert. Das kannten wir schon. Neu war, unter den Büschen ruhte ein Reh. Es guckte uns ohne Angst an, bevor wir uns in aller Stille verdrückten. Wir hatten kurz ein Paradies auf Erden erlebt.“

 

 

Tante Maaß

Bei meiner Freundin Bertha in Tarup ist in Bezug auf Vogelstimmen viel  los. Seit vielen Jahren hört sie einen Kuckuck voller Sehnsucht rufen  und seit drei Jahren in ihrer unmittelbaren Nähe einen Fasan laut und vernehmlich krächzen. Nicht der „Gesang“ des Fasans, wenn man den des Kuckucks so bezeichnen will, ist  der große Unterschied, sondern: Der  Kuckuck bietet  aus freien Stücken seine Kunst an, während der Fasan schnöde durch ausgelegtes Futter von der Nachbarin angelockt wird. Trotzdem freut sich Bertha über beide, wenn sie sie hört. Deshalb will sie sich  auch an den Futterkosten für den Fasan beteiligen, aber das lehnt die Nachbarin ab.

 

Gedanken zur Bundestagswahl

Vor knapp 50 Jahren war ich einer der Gründer der Grünen Listen  in  Schleswig-Holstein.  Seitdem ist ökologische Theorie und Praxis mein Lebensthema. Könnte man die Politik  der Grünen Flensburgs in ihrer unterstützenden Haltung der Zerstörung des Bahnhofswaldes auf die Bundesgrünen übertragen, würde ich die Grünen in der kommenden Bundestagswahl nicht wählen, denn ein solch ökologischer Fauxpas ist mir von ihnen nicht bekannt. Ich hoffe aber und empfehle dringend den Grünen aus Selbsterhaltungsgründen,  dass sie  ihr Fehldenken selbstkritisch analysieren und korrigieren, auch wenn es für den Bahnhofswald zu spät ist. Das wäre ein neuer Anfang, auf dem man bauen könnte. Fehler einsehen ist keine Schwäche, sondern Stärke. Wer das für seine Zwecke ausschlachtet, verhält sich aus meiner Sicht unmoralisch. (Flensburger Tageblatt)

 

Zum Verhältnis von ökologische Politik und Sozialpolitik

 

Meine These: Die heute bestehende  ungleiche Gesellschaft im Zustand des Konsumkapitalismus verstärkt massiv die ökologische Krise. Damit entsteht die entscheidende Frage, wie Ökologie und Sozialpolitik zueinander sich verhalten. Bilden sie eine untrennbare Einheit?  Meine Antwort: In den Ursachen sind Sozialpolitik und Ökopolitik  zwei vollkommen verschiedene Politikfelder, aber sie üben auf mehreren Ebenen gegenseitigen Einfluss aufeinander aus.

Das Kernziel  der Sozialpolitik ist,  Gleichheit der Menschen zu verwirklichen. Das Kernziel  der Ökopolitik ist, Erhaltung des Lebens und der Erde. Sozialpolitik ist von der eigenen Logik her gesehen ökologisch blind, ökologische Politik ist von der eigenen Logik her gesehen sozial blind. Sozialpolitik mit dem Kernziel der Beseitigung der Ungleichheit ist nicht automatisch ökologische Politik. Ökologische Politik ist nicht automatisch Sozialpolitik. In einem Bild: Ökologische Politik und Sozialpolitik sind zwei „Spiele“ wie Hand- und Fußball mit grundsätzlich verschiedenen Regeln, die unterschiedliche Maßnahmen  und Kompetenzen erfordern. Soziale und ökologische Forderungen sind verschieden. Werden die Unterschiede nicht reflektiert, entstehen Widersprüche und die Notwendigkeit des Abwägens.

Aber natürlich haben ökologische Politik Auswirkungen auf die Sozialpolitik. und die Sozialpolitik auf die ökologische Situation. Dazu eine Bemerkung zur Priorität: Gegenwärtig ist Ungleichheit bei uns ein großes Thema, aber sie ist nicht lebensbedrohend, während die ökologische Krise alle und alles bedroht.  Das Ende dieser Differenz wäre, wenn das Gleichheitsprinzip für alle Lebewesen der Natur gilt, erst dann werden Sozialpolitik und ökologische Politik identisch.

Natürlich kann und muss eine Partei bzw. Individuum sich für das Ganze  verantwortlich fühlen,  nicht nur die ökologische Position vertreten, die längst nicht alle von der Ökologie abgedeckt werden. Man kann zwar sagen, man vertrete eine (1) sozial-ökologische Position, aber nicht als Einheit, sondern als zwei verschiedene Positionen,  d. h. das eine ist nicht aus der anderen ableitbar, denn die Fundamente sind kategorial verschieden. Vertritt man beide Positionen gleichzeitig in einem, entstehen – wie bereits gesagt – Widersprüche, auf die man eine Antwort finden muss Das gilt übrigens für alle Politikfelder.   (für DIE ZEIT)

 

zum Klimaschutz

 

„Dazu zwei Anmerkungen: a) Die Fragestellung ist zu einseitig an Politiker gerichtet. Nicht sie, sondern wir, d. h. alle Bürger, sind in der  Pflicht. Die Politik selbst ist nicht in der Lage, das Klima zu retten, aber  sie kann und muss Bedingungen für die Rettung schaffen. b) Noch immer wird die Nennung der Hauptursache für den bedrohlichen  Klimawandel, die Motorennutzung, seien es Verbrennungsmotore oder elektrisch generierte Motore, verdrängt. Verdrängt wird gleichzeitig auch, dass die zunehmende Motorennutzung durch den gleichzeitigen Verzicht auf körperliche und damit geistige Eigenbewegung erzwungen wird, d. h. biologische Mobilität wird durch die motorisierte ersetzt. Die Maxime der notwendigen human-ökologischen Korrektor kann hier nur heißen: So wenig Motorennutzung wie nötig, so viel Eigenbewegung wie möglich. Diese Entwicklung ist für den Menschen in mehreren Dimensionen katastrophal. Das zu erkennen und zu benennen, wäre Voraussetzung für eine wirksame, ideologiefreie Klimapolitik.“ 

 

 

Eingereicht am 9. 7. 21.für DIE  ZEIT, gut gekürzt erschienen

 

           Ein anderer  Blick auf  Begriff und Sache der Stadtentwicklung

 

Glenn Dierking  kritisiert die Stadt, Pelle Hansen kritisiert Dierking. Ich werde im Folgenden die Stadt Flensburg und die Herren Dierking und Hansen nur in einem, aber entscheidenden Punkt kritisieren. Allen Dreien liegt die unhinterfragte Notwendigkeit der Stadtentwicklung zu Grunde. Meine Kritik betrifft aber nicht verschiedene Formen der Stadtentwicklung, sondern stellt ihre  Notwendigkeit als Selbstzweck und damit als ewige Aufgabe in der Gegenwart überhaupt in Frage. Ich frage dagegen am Beispiel Bahnhof: Können wir  mit der Erreichbarkeit des Bahnhofs, mit seinem Bau und mit der Taktung der Züge in Richtung Süden nicht  sehr zufrieden sein? Allerdings ist diese Situation nicht zumutbar und zeitgemäß, wenn man die aller Stadtentwicklung zugrunde liegenden Ziele, „Bequemlichkeit“ und  „Vergrößerung“, absolut setzt.  Dagegen spricht: Bei gegenwärtigen Bedingungen leiden wir nicht an zu viel  körperlichen Anstrengungen, sondern an zu viel Bequemlichkeit. Man sollte deshalb nicht  mit dem Auto zum Bahnhof fahren, gewissermaßen von Tür zu Tür, sondern ihn mit  Bus,  Rad oder zu Fuß erreichen. Wo ist das das Problem? Ich bin ohne Einschränkung für Stadtverschönerung in Form von Erhaltung und Vermehrung der Natur, für ästhetische Maßnahmen  und für  eine notwendige Sozialpolitik.(Flensborg Avis, 25. 5. 21

Versuch einer Klärung zum Konflikt Bahnhofswald: Warum einige Bürger das Hotel- und Parkhausprojekt vehement unterstützen, andere es ebenso vehement ablehnen.

 

1.  Der tiefer liegende Unterschied zwischen Befürwortern und  Bewahrern liegt in diametral entgegen gesetzten höchsten Werten.

2. Ich sehe die Grunddifferenz in der Verabsolutierung des Menschen im Unterschied zu der  Auffassung, dass der Mensch ein Teil eines ihn enthaltenen Ganzen ist. Dieser Unterschied erklärt,  dass einige Bürger das Hotel- und Parkhausprojekt vehement unterstützen, andere es ebenso vehement ablehnen. Nach der ersten Auffassung hat nur der Mensch Rechte, die Erde ist letztlich Rohstoff für die Realisation seiner Bedürfnisse. Das nenne ich die Selbstermächtigung des Menschen über alles. Nach der zweiten Auffassung muss der Mensch sich selbst Grenzen setzen und mit anderem Sein teilen. So auch Gott als einen eingreifenden anerkennen.

3.  Diese Selbstermächtigung und deren Begründung geschehen über den Begriff Eigentum. Die Erde ist Eigentum des Menschen. Alles, was man erwirbt, ist Eigentum. Das ist aber heute  kein hinlängliches Argument mehr. Eigentum ist der letzte Wert, der nicht kritisiert werden darf. Das wohl inzwischen klassisch gewordene  Beispiel dafür ist der Erwerb eines SUVs, der in  der Sicht der Selbstermächtigung  nicht kritisiert werden darf, da er rechtlich abgesichert ist und im Sinne des Eigentums eine rein private Entscheidung ist.

4. Diese Selbstermächtigung des Menschen hat sich  zumindest seit der Moderne in Praxis und Theorie unangefochten durchgesetzt, hat aber ältere Wurzeln, vielleicht seit  Beginn der Menschwerdung. In dieser Tradition und in der sich daraus ergebenden  Stärke stehen die Befürworter.

5. Es ist aber nicht so, dass in einem Rechtssystem das Eigentum keinerlei Beschränkungen unterworfen wäre. Aber die Maxime gilt immer noch: „So viel unnötigen Konsum wie möglich“ statt „So viel sinnvollen  Konsum wie nötig“. Warum „So viel wie nötig“? Der Klimawandel, der drastische Artenrückgang in der Natur, das Anthropozän und die zumindest aus meiner Sicht sozial schädlichen Konzentrationsprozesse zeigen nun unübersehbar, dass das Zeitalter der uneingeschränkten Selbstermächtigung des Menschen vorbei sein muss, dass die Realisation der eigenen Bedürfnisse nicht das letzte Argument sein darf. Konsumkritik in einer kapitalistisch verfassten Wachstumswirtschaft ist unverzichtbar. Sie ist weder unnatürlich, undemokratisch, bevormundend oder Freiheitsberaubung, sondern dient dem Menschen selbst und der Erde.

 

 

"Ein Versuch,  den Konflikt um die Erhaltung des Bahnhofswaldes verstehbar zu machen

   Ständiges Wachstum ist das Wesen gegenwärtigen Wirtschaftens. Man kann dieses Wirtschaftswachstum auch als modifizierten Kapitalismus bezeichnen, der nicht mehr auf direkter, sondern auf einer sekundären Ausbeutung über den Konsum beruht. Ausgebeutet werden nicht nur die Konsumenten, die diese Ausbeutung zunehmend  als Freiheit und naturwüchsig interpretieren, sondern auch die Erde, was zwingend zur ökologischen Katastrophe und zum Klimawandel führt.

   Nicht nur die Wirtschaft und die durch Erziehung (Werbung i. w. S.) oder Anlage abhängigen Konsumenten, sondern auch die Politik und die Presse (zumindest in Flensburg) forcieren diese Entwicklung.  Nicht, weil sie sich den Forderungen des Wirtschaftswachstums beugen müssen, sondern weil sie zunehmend in dessen Kategorien denken und handeln.

   Aber es geht um die notwendige Wende vom schlechten Konservativismus und industrieller Zivilisation zu einer ökologisch orientierten Bedarfswirtschaft, sicherlich eine Herkulesarbeit.  Diese verleugnete Notwendigkeit erklärt  auch die Härte und die Unerbittlichkeit der Befürworter  gegen elementare Änderungen. Sie wiederholen nur die Argumente aus  vorökologischer Zeit.

   Abschließend drei Anmerkungen zum besseren Verständnis dieser Ausführungen: a) Kapitalismus ist hier eine rein beschreibende Kategorie, b) diese Ausführungen sind im Fundament weder rechts noch links, sondern ökologisch-human, was aber keineswegs ausschließt, sich gegen absolute Armut und großer Ungleichheit zu wenden, ja wenden zu müssen,  c) die modernen Sklaven sind nicht Menschen, sondern Motore, deren unkritischer Einsatz auch zum Klimawandel führte." (23. 2. 21)

 

„Zum Recht II

Ein Gedankenexperiment: Den Fall gesetzt, Investoren haben rechtsmäßig einen Wald erworben, wollen ihn nun abholzen und dort eine Fabrik errichten. Nun aber stellen Wissenschaftler und nicht nur diese fest, dass genau dieser Wald unverzichtbar für das Klima und für die Zukunft der Erde ist. Anders formuliert: Entweder weiter rechtlich durch den Begriff Eigentum abgesichertes Wirtschaftswachstum oder Erhalt der Erde.

   Unser Rechtssystem ist in den Jahren nach dem Krieg entstanden, als Wirtschaftswachstum  unbestritten überlebenswichtig war, geschützt und auch rechtlich gefördert wurde - auch wenn auf Kosten der Natur. Das bestehende Recht ist aber ökologisch gesehen in der Gegenwart und schon gar nicht für die Zukunft zureichend. Das belegen die Fakten. Deshalb: Unser grundsätzlich verteidigungswürdiges  Rechtssystem bedarf  aber unbedingt einer ökologischen Anpassung. Dass das abgelehnt wird, ist allein wegen des denkbar größten Machtmissbrauchs des Rechts durch den Nationalsozialismus nachvollziehbar. Ich denke aber, dass es im Interesse der Erderhaltung mehr als vertretbar ist, hier, und nur hier, die Not wendende Ausnahme nicht nur zuzulassen, sondern zu fordern.“ (für Flensburger Tageblatt, nicht erschienen)

 

 

 „Zum  Recht I

Christoph Meißner und Kay Richard, Befürworter  des Hotel- und Parkhausprojekts, argumentierten gestern im Flensburger Tageblatt allein auf Basis bestehenden Rechts. Der Klimawandel, das entscheidende Argument der Gegner dieses Projekts, wird von ihnen vollkommen ausgeblendet, als ob es ihn gar nicht gäbe. Offensichtlich gibt es für sie keinen Klimawandel, weil er  im deutschen Rechtssystem noch nicht berücksichtigt wird.  Die Befürworter  des Weitermachens setzen also auf ein Recht, das die größte  Aufgabe, vor dem die  Menschheit steht,  noch nicht aufgenommen hat. Aus meiner Sicht wird bestehendes Recht zu Unrecht, wenn es nicht die „großen“  notwendigen Änderungen reagiert.  Schließlich hat sich Gandhi  gegen bestehendes Recht gewendet - und er hat recht getan, d. h. dafür gesorgt, dass das Recht verbessert wurde. Gandhis Weg war gewaltfrei,  zu dem es in einer Demokratie keine Alternative gibt. (für Flensburger Tageblatt, nicht erschienen)

 

Zur bevorstehenden Zerstörung des Bahnhofwaldes 

Vorweg: Nun seit über 50 Jahren ist Naturschutz mein Lebensthema. 1973 erschien meine erste Veröffentlichung zu diesem Thema mit dem Titel „Umweltschutz in der Schule“, 1993 promovierte ich mit dem Titel„Naturerleben“. Dazwischen und danach liegen praktischer Naturschutz, so auch Gründungsmitglied der Grünen Liste in  Nordfriesland und der Grünen in Schleswig-Holstein und ständig weitere Veröffentlichungen  zur Ökologie. All diesen Versuchen war kein großer Erfolg beschieden, ob das an ihrem  Niveau oder an widrigen Zeitumständen lag, lasse ich offen.  Meine allgemeine Einschätzung: Obwohl die Ökologie zur Zeit große Zustimmung erfährt, war die Natur noch nie so existentiell bedroht wie in der Gegenwart. Die klimatischen Veränderungen, das Artensterben und  die ständige Ausdehnung des motorisierten Individualverkehrs mögen für diese Einschätzung stehen. Das sind inzwischen globalisierte Prozesse, sie finden überall statt, sei es in Brasilien und wie jetzt in Flensburg mit der Durchsetzung des Hotel- und Parkhausbaus an der Bahnhofstraße. Im Folgenden soll dieses Natur  zerstörende Projekt in einigen nicht ganz  polemikfreien Anmerkungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten unsystematisch näher bestimmt und in größere Zusammenhänge gestellt werden.

Als ökologiefreie Kommunalpolitik bezeichne  ich eine Politik, die grundsätzlich die  Interessen der Wirtschaft realisiert, auch gegen die Natur, wenn diese  im Weg steht.  Das könnte man frei von nationalistischen Tönen mit „Economy first“ im Gegensatz zu Trumps „America first“ bezeichnen.

Deshalb sollte die Stadt Flensburg  Bolsonaro und Trump die Ehrenbürgerschaft anbieten, denn beide haben Wege aufgezeigt, wie  Ökologie zerstörende Projekte erfolgreich und konsequent durchzusetzen sind. Insofern haben sie eine Vorbildfunktion. Alle Befürworter und Unterstützer des Hotel- und Parkhausbaus an der Bahnhofsstraße sind von den Argumenten her sozusagen Bolsonaro-Anhänger, wenn auch nicht in deren Größenordnung. Wenn sie also Bolsonaro kritisieren, müssten sie sich gleichzeitig auch selbst kritisieren.

Warum nicht den Carlisle-Park und Umgebung gleich mit bebauen, um dem Ziel einer hundert Tausend Einwohnerstadt näher zu kommen. Muss das denn das höchste Ziel von Kommunalpolitik in Flensburg sein? Man könnte dieses neue Viertel dann angemessen Trump-City oder Bolsonaro-City nennen.

Die Profite von Investoren, die man früher weniger verniedlichend als Spekulanten bezeichnete, sind in unserer Gesellschaft und im bestehenden Recht höherwertig als Natur. Wäre das nicht ein Grund, hier das Recht zu ändern, bevor die ökologische Katastrophe endgültig eintritt?

Die Grünen  wollen im Bund und offensichtlich auch in Flensburg  an die Macht. Deshalb meinen sie, Regierungsfähigkeit beweisen zu müssen, indem sie selbst Natur zerstörende Projekte mit traditionellen Begründungen  unterstützen und fordern.

Warum diese Zeilen? Ohne Inhalte kann man keine vernünftigen Aussagen machen, d. h. Vernunft muss inhaltlich bestimmt werden. In diesem Sinn kann eine zeitgemäße Vernunft nur eine ökologische sein.

 

„Das müsste gefeiert werden

Ich gehöre immer noch zu den Unzeitgemäßen, die den Wert der Natur sehr hoch einschätzen. Deshalb unterstütze  ich nicht das  gegenwärtig faktisch herrschende Ziel, wenn irgendwie möglich, Natur durch Steine, Zement und Asphalt zu ersetzen. So denke ich auch nicht, dass es für Autofahrer eine Belastung ist, an dem noch bestehenden Bahnhofswald  und nicht an einem Hotel und Parkhaus vorbeizufahren zu müssen. Meine also nicht, dass durch diese Baumaßnahmen der Bahnhof und seine Umgebung an Wert gewönnen, weil sie dann „an die Stadt gebunden“ wären.  

Wenn dieses Projekt – wie die bescheidenen Unterstützer und die Mehrheit der gewählten Kommunalpolitiker behaupten – der Zukunft Flensburgs dient, dann wäre es doch auch in ihrem Interesse, dass sie nach geleisteter Schreibtischarbeit  auch das Privileg bekämen,  selbst an diesem zukunftsweisenden Projekt in Arbeitszeug und entsprechenden Werkzeugen ein Stück symbolisch praktisch zu werden, wie es ihnen mit umgekehrter Zielrichtung die Baumbesetzer und die Mitglieder der BI Bahnhofswald aufwendig vorgemacht haben. Diese Aktion könnte öffentlichkeitswirksam  gestaltet werden, damit die  Bürgerinnen und Bürger Flensburgs die Befürworter  bewundern und sich bei ihnen durch Applaus bedanken könnten. Als Ehrengäste böten sich Simone Lange und Robert Habeck an. Auch könnte man nach dem Bau des Hotels in ihm  diese Feier als Siegesfeier über die Natur  noch einmal wiederholen.“

 „Für eine lebendige Demokratie

An dem gegenwärtig vielleicht brisantesten kommunalpolitischen Thema Flensburgs, dem Bau eines Hotels und Parkhauses einschließlich einer teilweisen Rodung des Bahnhofswaldes, kann man  lernen, was Demokratie ist und vielleicht sein könnte. Die Befürworter argumentieren, dass eine einmal formal korrekte Entscheidung problemlos realisiert werden kann. Die inhaltliche Gegenposition lautet: Wenn  überzeugende und wichtige Gegenargumente auftauchen, die bisher noch nicht geäußert wurden, müssen auch  die Befürworter ihre Position ändern und gegebenenfalls  entsprechende Beschlüsse zurücknehmen. Starr und unveränderlich an einer einmal gefassten Position  zu hängen, ist meistens für alle verhängnisvoll. Nicht die Stärke einer vorhandenen  Opposition, sondern die Stärke der Argumente ist hier für das Festhalten oder die Erneuerung einer Position  entscheidend. 

Der Denkfehler der Befürworter ist von fundamentaler Natur: Alle entsprechenden  Maßnahmen und Vorschläge erzwingen unbegrenztes Wirtschaftswachstum. Aber allein wegen der bereits eingetretenen Klimakatastrophe müssen wir hier grundsätzlich umsteuern (Paradigmawechsel) – übrigens  auch selbst im Interesse der Wirtschaft. Genau diese Notwendigkeit wird jedoch von den Befürwortern des „Weitermachens“ in ihren Argumenten ausgespart. Ein lebendiges Recht  sollte  bedrohliche Entwicklungen berücksichtigen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Denn es ist ökologisch gesehen bereits Fünf nach Zwölf. Selbstverständlich kann auch diese Position kritisiert werden, natürlich kann man auch an Beschlüsse festhalten, aber eben mit plausiblen Argumenten.“ (für Flensborg Avis)

 

"Haus- oder Waldfriedensbruch?

Ab und zu ist es fruchtbar, sich mit dem  ausgedrückten  Wort und mit seinem Begriff, den Bedeutungen, zu befassen. So kann ich mit dem Wort ”Hausfriedensbruch” viel anfangen, zumindest seitdem bei uns vor Jahren eingebrochen wurde. Schwierigkeiten habe ich allerdings, wenn dieses Wort auf die jungen Leute im Bahnhofswald angewandt wird, denn dort ist kein Haus, in dem Unfriede geschafft werden könnte.  Sinnvoll wäre es, man spräche hier von ”Waldfriedensbruch”. Aber hier stellt sich für mich die Frage, wer denn den Frieden in diesem Wald bricht: Sind es  die Baumschützer oder die Befürworter der Abholzung  für das Hotel- und Parkhausprojekt?"

The show must go on!

Die Aussage „Stillstand führt nicht zum Ziel“ von Uwe Heldt in seinem gleichnamigen Leserbrief vom 11. 11. 20 ist eine richtige, aber doch unvollständige Aussage. Warum unvollständig? Ziele müssen bestimmt werden. Stehe ich vor einem Abgrund, ist Stillstand vernünftig, befinde ich mich in einem brennenden Haus, ist Stillstand tödlich.

Der Erhalt des Bahnhofwaldes steht im diametralen Gegensatz zum Bau eines Hotels und Parkhauses an gleicher Stelle. Ein Stillstand hier wäre ein Segen für den Wald, für Flensburg und für das Klima, für die Investoren und ihre Unterstützer offensichtlich eine Katastrophe. In der Zeit des Klimawandels ist aus ökologischer Sicht Stillstand zuerst einmal die angemessene Reaktion, aus Sicht eines ständigen Wirtschaftswachstums denkbar falsch. In der aktuellen Auseinandersetzung sind die Argumente der Investoren und ihrer Gefolgsleute im Kern gleich, die der Kritiker haben an Stärke zugenommen, was auch einer wachsenden Zustimmung in der Bevölkerung entspricht. Die Befürworter beabsichtigen, ihr Projekt auf jeden Fall durchzuziehen, aber sie  zollen den Gegnern Respekt, ja, wie Uwe Heldt bringen sie den Protestmethoden der Baumbesetzer fast Bewunderung entgegen. Trotzdem  wiederholen sie stereotyp ihre Argumente. The show must go on.

Geht man davon aus, dass der  Klimawandel kein Fake, wie Trump behauptet, sondern bereits Wirklichkeit ist, dann wäre Stillstand hier wünschenswert.

Wenn wir nicht einmal im Kleinen wie beim Bahnhofswald ökologisch Flagge zeigen, wie dann im Großen und Ganzen?

 

„Alternativlos

Was für den Menschen ein Schaden ist, ist für viele Lebewesen die Grundlage zum Überleben. Wie mit diesem Interessenkonflikt umgehen? Bejagen ist die traditionelle Antwort, die allein vom Menschen ausgeht. Die Landesregierung will nun die Bauern entschädigen, was ich als richtig und zukunftsweisend erachte.

Aber Natur besteht nicht nur aus Gänsen, sondern auch aus vielen Pflanzen-  und Tierarten und letztlich auch aus dem Klima, die alle drei dringend geschützt werden müssen. Schutz heißt auch, auf bestimmte Waren und Dienstleistungen zu verzichten, was sich oft als Gewinn entpuppt. Aber dieser Schutz wird auch die Geldbörse belasten. In der Diskussion stehen 35 Euro jährlich. Der soziale Einwand „Aber nicht jeder kann das bezahlen“ ist kein hinreichender Grund, auf die Forderung, dass die große Mehrheit der Bevölkerung für Qualität und ethisches Handeln mehr ausgeben muss, zu verzichten. Diese Forderung ist alternativlos und zumutbar. Der gegenwärtige Zustand der Natur verbietet es grundsätzlich, noch weitere Kompromisse von ihr zu verlangen. Ginge sie darauf ein, wäre das ihr Ende“ (shz

 

 

„Für eine lebendige Demokratie

An dem gegenwärtig vielleicht brisantesten kommunalpolitischen Thema Flensburgs, dem Bau eines Hotels und Parkhauses einschließlich einer teilweisen Rodung des Bahnhofswaldes, kann man  lernen, was Demokratie ist und vielleicht sein könnte. Die Befürworter argumentieren, dass eine einmal formal korrekte Entscheidung problemlos realisiert werden kann. Die inhaltliche Gegenposition lautet: Wenn  überzeugende und wichtige Gegenargumente auftauchen, die bisher noch nicht geäußert wurden, müssen auch  die Befürworter ihre Position ändern und gegebenenfalls  entsprechende Beschlüsse zurücknehmen. Starr und unveränderlich an einer einmal gefassten Position  zu hängen, ist meistens für alle verhängnisvoll. Nicht die Stärke einer vorhandenen  Opposition, sondern die Stärke der Argumente ist hier für das Festhalten oder die Erneuerung einer Position  entscheidend.  

Der Denkfehler der Befürworter ist von fundamentaler Natur: Alle entsprechenden  Maßnahmen und Vorschläge erzwingen unbegrenztes Wirtschaftswachstum. Aber allein wegen der bereits eingetretenen Klimakatastrophe müssen wir hier grundsätzlich umsteuern (Paradigmawechsel) – übrigens  auch selbst im Interesse der Wirtschaft. Genau diese Notwendigkeit wird jedoch von den Befürwortern des „Weitermachens“ in ihren Argumenten ausgespart. Ein lebendiges Recht  sollte  bedrohliche Entwicklungen berücksichtigen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Denn es ist ökologisch gesehen bereits Fünf nach Zwölf. Selbstverständlich kann auch diese Position kritisiert werden, natürlich kann man auch an Beschlüsse festhalten, aber eben mit plausiblen Argumenten.“ (Flensburger Tageblatt, erschienen am  29. 12. 20)

 

"Haus- oder Waldfriedensbruch?

Ab und zu ist es fruchtbar, sich mit dem  ausgedrückten  Wort und mit seinem Begriff, den Bedeutungen, zu befassen. So kann ich mit dem Wort ”Hausfriedensbruch” viel anfangen, zumindest seitdem bei uns vor Jahren eingebrochen wurde. Schwierigkeiten habe ich allerdings, wenn dieses Wort auf die jungen Leute im Bahnhofswald angewandt wird, denn dort ist kein Haus, in dem Unfriede geschafft werden könnte.  Sinnvoll wäre es, man spräche hier von ”Waldfriedensbruch”. Aber hier stellt sich für mich die Frage, wer denn den Frieden in diesem Wald bricht: Sind es  die Baumschützer oder die Befürworter der Abholzung  für das Hotel- und Parkhausprojekt?" (Flensborg Avis, 11. 12. 20 erschienen).

 

 

 

Zeitgemäße Kapitalismuskritik

Ein Beitrag von Dr. Boje Maaßen

Auf Demos wie der für den Erhalt des Bahnhofswaldes wird immer wieder auch Kapitalismuskritik geäußert. Es macht daher Sinn, das Verhältnis von Ökologie und Kapital zeitgemäß zu analysieren. Hier meine Überlegungen:

In der traditionellen marxistischen Theorie sind Kapitalisten Eigentümer von Produktionsmitteln, also Fabriken, Maschinen usw. Spekulanten, überbezahlte Fußballspieler u.a. treten hier nicht auf. Inzwischen hat sich der Kapitalismus aber zu einem warenproduzierenden Gesamtsystem weiter entwickelt, an dem nahezu alle Bürger vom Unternehmer über den Fußballstar bis hin zum Harz-Vier-Empfänger mehr oder weniger teilhaben. Es gibt relative Armut, aber (fast) keine absolute Armut in Deutschland. Absolute Armut ist für die Betroffenen und für die Gesellschaft unerträglich, materielle Ungleichheiten in höherem Ausmaße sind ungerecht.

Diese Struktur ist Bedingung für eine ständige Vermehrungswirtschaft (fälschlicherweise immer noch Wirtschaftswachstum genannt, denn ständiges Wachstum gibt es in der Natur nicht) und damit verbunden mit der Zunahme ständig neuer, zumeist überflüssiger und die Ökologie schädigender Bedürfnisse der gar nicht so freien Konsumenten. Die Kritik der ständigen Vermehrungswirtschaft ist keine Kritik an der Wirtschaft an sich, was letztlich inhuman wäre, sondern eben an einer speziellen Form, die allein auf Wirtschaftsvergrößerung aus ist und sich gegenüber anderen Interessen absolut setzt. Wenn aber die Qualität der erwirtschafteten Produkte und Dienstleistungen selbst nicht in Frage gestellt wird (=Gebrauchswertkritik), sondern nur noch deren Verteilung, dann ist das keine zeitgemäße Kapitalismuskritik. Eine zeitgemäße Kapitalismuskritik leistet Robert Kurz in „Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft“ (Eichborn Verlag 1999). Sinngemäß schreibt er: Nicht mehr die Klassen- und Verteilungsfrage der alten Arbeiterbewegung, die im Kern nur auf eine gerechte Verteilung des produzierten Mehrwerts abzielt, muss in das Zentrum der Analyse und Kritik gestellt werden, vielmehr muss die Kritik nun grundsätzlicher die gesellschaftlichen Produktions- und Vermittlungsformen des Werts und der abstrakten Arbeit in den Mittelpunkt stellen. Vor diesem theoretischen Hintergrund ist der traditionelle Sozialismus nicht die große Systemalternative, sondern vielmehr eine staatskapitalistische Spielart des warenproduzierenden Gesamtsystems.

Ich teile diese Position, kritisiere mitnichten die Wirtschaft an sich, sondern nur die Form, die  eine kapitalistische in einer spezifischen Bedeutung ist, nämlich die allein auf Wirtschaftsvergrößerung aus ist und sich gegenüber anderen Interessen absolut setzt. Wenn die erwirtschafteten Produkte und Dienstleistungen wie gesagt selbst nicht in Frage gestellt werden (=Gebrauchswertkritik), sondern nur noch deren Verteilung, wie es immer noch traditionelle Linke und die Gewerkschaften  tun, dann ist das keine aktuelle, sondern veraltete Kapitalismuskritik.

Das herrschende System der Gegenwart besteht im Kern aus den Momenten Bequemlichkeit, Wirtschaftswachstum und Motore. Genauer: Die Bequemlichkeit ist das Hauptmotiv für schlechte Veränderungen. Motore ermöglichen heute im großen Umfang die Bequemlichkeit in Form von motorisierter Mobilität und elektronischer Medien, beide haben heute Suchtcharakter angenommen. Das Wirtschaftswachstum stellt die Suchtmittel auf Dauer her, was sich aber, was die Dauer betrifft, aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen als Irrtum erweisen wird.. Die Ideologie des Wirtschaftwachstums ist weltweit die dominierende Wirtschaftstheorie, die nicht wesentlich kritisiert wird. Bolzonaro lässt in Brasilien Wälder im Amazonasgebiet verbrennen bzw. zumindest toleriert es, Trump fährt in den USA den Naturschutz konsequent zurück. Beide begründen das wie die Befürworter des Hotel- und Parkhausprojekte in Flensburg genau besehen mit Argumenten des Wirtschaftwachstums, nicht mit wirtschaftlichen realen Bedürfnissen. Jede neu erbaute Autobahn wird als Fortschritt begrüßt. Warum durchschauen das so wenige Bürger? Die Gleichsetzung von Bedarfswirtschaft und ständiger Vermehrungswirtschaft beruht auf einer schlechten Abstraktion, weil sie die Differenz beider Wirtschaftsformen verdeckt bzw. unbemerkt lässt. Auch deswegen, weil die ökologischen Zerstörungen in rechtstaatlichen Gesellschaften überwiegend legal stattfinden. Es bedarf deshalb hier einer zusätzlichen Reflexion, die die Frage  nach der Legitimität der erworbenen Waren und Dienstleistungen stellt. Sind Laubsauger, Schottergärten, Silvesterböller, Fernreisen, übergroße Bildschirme, Erdbeeren im Winter in Zeiten des Klimawandels und vieles mehr legitim? Den modernen Inbegriff dieser vom Kapital vermittelten Bedürfnisse sehe ich im SUV, dessen Neuzulassungen ständig neue Rekorde erreichen. Das zu bedenken und evolutionär zu ändern, wird Zukunft ermöglichen.

(In Akopol Flensburg am 21. 11. 20)

 

    

Befürworter und Erhalter

Argumente holen ihre Stärke letztendlich aus Werten,  von denen die Argumentierenden erfüllt sind. Den Befürwortern des Hotel- und Parkhausprojekts geht es um den Wert Wirtschaftswachstum, einen Wert, der ja aus historischen Gründen tief in unser Rechtssystem verankert ist. Den Erhaltern des Bahnhofswaldes geht es um ökologische Werte, die wegen ihrer relativen Neuheit längst nicht die notwendige Stellung in unserer Rechtsordnung haben, die sie haben müssten. Deswegen haben die Befürworter formal das aktuelle Recht auf ihrer Seite, die Baumbesetzer formal nicht. Aber sie weichen friedlich und symbolisch im Sinne von Gandhi vom bestehenden Recht ab, um so das Rechtssystem auch für legitime Veränderungen zu öffnen. Gäbe es die Möglichkeit der Weiterentwicklung nicht, hätten wir noch immer die Kinderarbeit. Mit ihrem Vorgehen stellen die Erhalter also nicht den hohen Wert des formalen Rechts  leichtsinnig in Frage. Aber in dieser Perspektive ist ein Wald kein  absoluter Privatbesitz und keine Privatangelegenheit, mit dem man machen kann, was man will. Ein Wald  ist eine Pflegeaufgabe, wie sie für ein  Kind oder einen Hund besteht. Die Erhalter  stellen der Gesellschaft die Frage, ob es in unserer Zeit legitim ist, zu den 476 Bäume, die momentan weltweit pro Sekunde gefällt werden, noch einen Teil des Bahnhofwaldes hinzuzufügen.“

 

Der Natur eine Stimme geben

Die Natur kann nicht protestieren, wenn sie in Gefahr ist oder zerstört wird. Das müssen Menschen für sie  übernehmen. Geschieht das nicht, hat die Natur, wenn sie von Menschen gesetzten Zielen entgegensteht, keine Chance zu überleben,

Erfreulich, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich  selbstlos für die Natur einsetzen. Im Engagement für den Bahnhofswald in Flensburg sind es insbesondere junge Menschen, die hauptsächlich dem Protest Ausdruck verleihen, d. h. der Natur eine Stimme geben. Dieses Engagement erfordert Tag und Nacht einen großen Einsatz. Es wäre sicherlich sehr hilfreich, wenn zu dieser Aktion noch zusätzliche Unterstützer stießen.

Erfreulich ist auch, dass hier der Naturschutz zwar auch vom Menschen her, aber ebenso vom Lebensrecht der Tiere und Pflanzen begründet wird, denn sie haben im Sinne der Schöpfung einen Selbstwert.

Der Bahnhofswald ist verglichen mit den Wäldern im  Amazonasgebiet winzig klein. Deshalb könnte man den  Bewahrern des Bahnhofswaldes vorwerfen, sie kümmerten sich um Kleinigkeiten  und  nicht um das, was notwendig ist. Aber grundsätzlich ist jeder Mensch,  jede Region und jedes Land für seinen  Teil auf Erden verantwortlich. Meint man, dieser Anteil sei zu winzig, so dass es keinen Sinn macht, für ihn Verantwortung zu übernehmen, dann liegt  meiner Ansicht nach ein falsch verstandenes Demokratieverständnis vor.

Zumindest in der  gegenwärtigen Phase des dramatischen Klimawandels muss hier unbedingt ein Wandel im Denken und Handeln stattfinden.  Das hat nichts mit Modernisierung oder Anpassung an den Zeitgeist, sondern mit Vernunft zu tun, die am sinnvollsten mit Einsicht in die alternativlose Notwendigkeit definiert wird. Wer, ob Politiker oder Investor, aus diesen Gründen seine Position ändert, zeigt keine Schwäche, sondern Stärke - und das sollte uneingeschränkt anerkannt werden. Demokratie  lebt von dieser „Schwäche“. (erschienen im Fl. T. am 13. 10. 20)

 

 

 

 

 

Kritik an den Grünen Flensburgs, die für alle Parteien Geltung hat (Flensborg Avis)

 

 

Obwohl die Grünen  von der ökologischen Tradition um 1975 und nun, erneuert durch die Friday-for-Future Bewegung, gute Voraussetzungen für ökologisches Denken  mitbekommen haben, übernehmen  und vertreten sie in Flensburg  problemlos unökologische Positionen, ohne es zu bemerken bzw. bewerten  sie als unvermeidlich. Wie kommt es  zu diesem Widerspruch? Meine Erklärung: Ihr Denken vermag nicht, herrschende Werte in dieser Gesellschaft zu kritisieren.  So auch nicht die Werte Mobilität, Wirtschaft und Aufwertung, um die gegenwärtig dominierenden zu nennen. Werte sind  Abstraktionen. Abstraktionen erweitern je nach ihrem Abstraktionsgrad  oder verdecken die Erkenntnisse wertvoller Unterschiede wie Unangenehmes bis Gefährliches. Ist der Erkenntnisverlust zu groß,  hilft nur, den Abstraktionsgrad zurückzufahren. Nur so kann man vermitteln, was man will bzw. nicht will.

Drei Beispiele: 1. Die Abstraktionshöhe des Begriffs „Wirtschaft“ mit dem Ziel der Ermöglichung der individuellen und gesellschaftlichen Selbsterhaltung ist auf dieser Abstraktionsebene wertvoll. Unbegrenztes kapitalistisches Wirtschaften als Selbstzweck und Zunahme unnötiger Bequemlichkeit sind auf dieser Abstraktionshöhe  nicht wertvoll, weil letztlich die Destruktivität verdeckt wird. Beide Formen undifferenziert unter dem Begriff „Wirtschaft“ zusammenzufassen, ist zumindest aus ökologisch-humanen Gründen inakzeptabel. 2. Ökologische Verkehrspolitik will nicht undifferenziert mehr Mobilität, sondern allein Mobilität mit den Füßen, dem Rad (nicht E-Bike) und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unter massiver Zurückdrängung des motorisierten Individualverkehrs (auch elektrifiziert). 3. Eine  Aufwertung, die diese Bezeichnung verdient, wäre der  Erhalt des Bahnhofwaldes und die Erweiterung des ehemaligen Sportplatzgeländes zu einem Park und Naturschutzgebiet. Der notwendige Paradigmawechsel besteht darin, zuerst von der Natur her zu denken. Diese Forderung  gilt  übrigens für alle Parteien.

 

 

  1. Innenstadt oder Auto? (Flensborg Avis)

  2.  

  3. Seit Jahrzehnten wird die Ursache für den Niedergang der Innenstädte in der Unfähigkeit der dortigen Ladeninhaber und der Kommunalpolitik darin gesehen, dass sie sich nicht angemessen auf die Autofahrer eingelassen hätten. So aktuell der Landtagsabgeordnete und FDP-Ratsfraktionschef Kay Richert. Ist es aber nicht gerade umgekehrt?  Der motorisierte Individualverkehr ist nicht, wie bisher gemeint, die Lösung, sondern er ist das eigentliche Problem - vom Online-Handel ganz zu schweigen. Stadt und Auto sind nicht vermittelbare Gegensätze. Selbst wenn der Holm und die Große Straße wieder für den Autoverkehr geöffnet werden würden, hätte unsere Innenstadt wirtschaftlich keine Zukunft. Das nicht ausgelastete Parkhaus von Karstadt hat gezeigt, dass die Innenstadt nicht autokompatibel gemacht werden kann, es sei denn, man reißt sie ab und erbaut sie neu nach den Bedürfnissen des Autos.

  4. Wenn Flensburgs Innenstadt  nicht gänzlich ihre historisch gewachsene Identität aufgeben will, muss sie die Bürger auffordern, diese zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufzusuchen. Übrigens lässt diese Gruppe sowie Liebhaber von Urbanität statistisch gesehen ihr Geld überwiegend, wenn überhaupt noch möglich, in der Innenstadt, Autofahrer dagegen in den großen Einkaufszentren an der Peripherie Flensburgs.

  5. Meine Erfahrungen: Nicht die Innenstadt, sondern die Bürger müssen ihre Bedürfnisse ändern. Es geht eben nicht um Verabsolutierung von Bequemlichkeit, sondern  um das Erleben von Schönheit, Vielfalt und spontaner Kommunikation. Wenn man von den Polen Überanstrengung und Anstrengungslosigkeit absieht, enthält der Satz "In der Anstrengung liegen die verborgenen Früchte des Lebens" eine tiefe, nicht zu leugnende Wahrheit. Immer größere Teile der Menschheit weltweit begreifen das.

  6.  

 

 

 

 

 Die Beek - ein Refugium

Zweifellos sind die Einschränkungen in Zeiten der Coronakrise einschneidend, und es ist zu erwarten, dass zukünftige  wirtschaftliche Einschränkungen nicht weniger kraß, vielleicht noch härter ausfallen werden. Deswegen macht es Sinn, nach kleinen Lichtblicken Ausschau zu halten. Ich denke, das Gebiet zwischen der Beek und der Ringstraße (Porathallee) ist ein gar nicht so kleiner Lichtblick. Statt stundenlang vor dem Fernseher zu sitzen, tut man sich Gutes, allein oder mit Partner und Kindern die Schönheit, die Ruhe und das gute Klima dieses Gebietes zu genießen. Und das wird  auch von immer mehr Spaziergängern in Anspruch genommen. Wenn die Frühlingssonne scheint, so mein Eindruck, nimmt das langsam den Charakter von kleinen Völkerwanderungen an. Insbesondere der nun sanierte Weg direkt an der Beek, der meiner Ansicht nach genau das rechte Verhältnis zwischen Naturschutz und den Bedürfnissen der Menschen gefunden hat, nimmt unangefochten den ersten Platz bei den Spaziergängern ein, bei Hundehaltern, zunehmend aber auch bei Müttern und Vätern mit Kinderwagen. Das erinnert mich  an Goethes zeitloses Gedicht „Osterspaziergang“. Auch das gehört zur Lebensqualität, die leider in den Hintergrund getreten ist. Um diese Schönheit wieder etwas ins Bewusstsein zu heben, halte ich es für sinnvoll, den Anfang dieses „passenden“ Gedichts hier im Original wiederzugeben:

 

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

(Forum Tarup)

Um was geht es beim Bahnhofswald?

Die Errichtung eines Hotels und eines Parkhauses am Bahnhof ist umstritten. Sowohl Befürworter als auch Gegner bringen Argumente vor, die fast alle Sinn machen, aber nur Sinn auf dem Fundament bestimmter Werte. Es geht hier aber nicht um Fragen von Leben und Tod für die Menschen. Um was dann? Die Argumente der Befürworter speisen sich aus der Erfolgsgeschichte des Wirtschaftswachstums  nach  dem Kriege, ein Konzept, das offensichtlich nun an seine Grenzen gekommen ist. Zentrale Aussagen wie  Flensburg sei „eine wachsende Stadt, in der es eine Nachfrage nach Arbeit, Wohlstand und guter Infrastruktur gibt“ (der sympathische Arne Rüstemeier) werden nicht hinterfragt und kritisiert,  müssten es aber schon wegen des Klimawandels -  und müssten mit nachhaltig-ökologischen Inhalten gefüllt werden. Ich frage mich, ob die  bis jetzt dominierende Moderne die einzige ist, ob nicht eine andere Moderne im Interesse von Mensch und Natur möglich ist. Ich nenne einige Felder in Frageform:

Muss Mobilität den motorisierten Individualverkehr in diesem Umfange umfassen? Müssen diese Konzentrationsprozesse mit zwangsläufigen Ausdünnungen wie Einkaufsmöglichkeiten, öffentliche Dienste usw. realisiert werden? Müssen Naturräume nur noch „Warteräume“ für zukünftige Bebauung sein? Hat Natur nicht ein Eigenrecht zu existieren, auch zum Wohle der Menschen? Muss die erfahrbare Wirklichkeit zunehmend durch eine Medienwelt ersetzt werden? Müssen wir die ständig expandierende Wirtschaft und ihre Produkte nicht in Frage stellen?

Diese Fragen verlangen eine Antwort. Einfach Weitermachen wie bisher, ist immer noch eine populäre Option,    aber nicht mehr zeitgemäß.   (Flensburger Tageblatt und Flensborg Avis)

 

Vernunft und Weitsicht?

"Leserbriefschreiber Dr. Uwe Heldt attestiert dem Planungsausschuss in ihrem Beschluss zum Hotel- und Parkhausneubau Vernunft und Weitblick. Das stimmt sicherlich für die Investoren. Schleierhaft für mich ist, warum dieses Gebiet an Ansehen gewinnt und für Fußgänger freundlicher wird? Sind denn Naturareale wie der Bahnhofswald etwas Überflüssiges? Muss er abgeholzt und durch Neubauten ersetzt werden? Etwas Neues schaffen, ist doch  kein Selbstzweck, sondern muss sinnvoll begründbar für Bewohner und Umwelt sein.

Bis in die Begriffe und Folgerungen   wurden bisher  alle derartigen Projekte begründet und mit „klarer Kante“ durchgesetzt. In diesem Denken gibt es keine ökologischen Probleme, keinen Klimawandel, keine lebenswerte Umwelt. Hier hat sich nichts Neues entwickelt, sondern Konservativismus im schlechten Sinne erhalten. In der Schlussformulierung „mit klarer Kante, klaren Kurs in die Zukunft“ sehe ich übrigens viel Brutalität und Reflexionsunwilligkeit, auf neue Bedingungen einzugehen. „Klare Kante“ kann man aber auch mit Augen zu und Weitermachen interpretieren" (an Flensborg Avis, 23. 2. 20).

 

 

 Zur Kritik der Metropole Hamburg auf S. 2 der heutigen Ausgabe.

 „Nicht „Think big“, sondern „Denke ökologisch“ ist die zeitgemäße, weil notwendige Maxime.

 

 

Offener Brief an die Grünen Flensburg

"Werte Grüne, gestern war ich auf der Gründung der Bürgerinitiative „Für den Erhalt des Bahnhofwaldes!“ und war sehr angetan, von dem  kompetenten Engagement für ökologische Belange. Allerdings nicht angetan war das, was ich von den Grünen Flensburgs hören musste. Bevor ich das erläutere, einige Erläuterungen zu mir:  Zur Kommunalwahl 1978 in Schleswig-Holstein hatten sich im Kreis Steinburg und Nordfriesland zwei ökologische Gruppierungen unter dem Namen „Grüne Liste“ gebildet. Beide kamen in die jeweiligen Kreistage, also zum ersten Mal  als ökologische Partei. Ich war im Kreistag NF Fraktionsvorsitzender. Habe dann alle Gründungsversammlungen der Grünen im Bundesgebiet aktiv mitgemacht. Ich gehörte zu den Realos, was aber eine vollkommene unsinnige Behauptung war, denn ich war gleichzeitig ökologischer Fundamentalist und in der Durchsetzung ökologischer Realist wie der sozialistische Flügel marxistisch, aber in der Durchsetzung Realos war.

Nach der Landtagswahl 1983 in SH, in der ich Spitzenkandidat für die Grünen war, bin ich aus den Grünen wegen der damals starken nicht-ökologischen Kräfte ausgetreten. Habe aber weiterhin primär in der Theorie und im privaten Bereich (so autofrei und keine Flugreisen) versucht, ökologisch weiterzudenken und zu handeln. Siehe „boje-maassen.de – Beiträge zur politischen Ökologie“, „Eigenbewegung (Anthropologie)“ und „Eigenbewegung (Anthropologie) Boje Maaßen“ und viele  Beiträge in dem  Online-Magazin „Iley“ und zahlreiche Leserbriefe im bis vor kurzem noch liberalen Flensburger Tageblatt. Praktisch politisch war ich eine Null. So kenne ich nach unserem Umzug von Föhr 1990 nicht inhaltlich und personal die Flensburger Szene. Hörte also erst gestern, dass Ihr auf der SUPA-Sitzung dem Bau des Hotels und des Parkhauses zugestimmt habt. Das ist keine ökologische Politik,  weil Aufgabe des ökologischen Fundamentums. Natürlich könnt Ihr nicht unökologische Projekte  verhindern, aber Ihr dürft Ihnen nicht zustimmen oder gar fordern. Der Hotelbau dient dem Wirtschaftswachstum, vielleicht auch der Vergrößerung Flensburgs, aber nicht der Ökologie, es ist übrigens auch keine soziales Projekt, sondern schlicht ein Weitermachen bisheriger Kommunalpolitik.

Ich bitte Euch, diese Einwände, auch wenn Ihr Empfänger sie nicht teilt, allen Mitgliedern der Grünen Flensburgs zukommen zu lassen, also einer grünen internen Öffentlichkeit zur Verfügung  stellen.

Mit ökologischen Grüßen Boje"

 

„Streik im Busverkehr

Der Busverkehr wird in Flensburg und anderswo bestreikt. Betroffen sind insbesondere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich kein Auto leisten können oder die noch zu jung sind, eines  fahren zu dürfen oder die aus Alters- und Gesundheitsgründen keines mehr fahren  können oder aus ökologischen Gründen wie ich kein Auto haben. Der  Streik trifft den schwächsten Teil der Gesellschaft. So auch diese sinnvolle und bewährte Alternative zum motorisierten Individualverkehr. Ich meine, alle Institutionen einschließlich der Gewerkschaften und Bürger müssen überlegen, ob es in diesem Fall nicht andere Wege gibt, für  berechtigte Anliegen  Aufmerksamkeit und Druck herzustellen“ (Flensburger Tageblatt, 12. 2. 20, wohl nicht erschienen).

 

 

Gegen die Ignoranz des Weitermachens

 

„Es gibt auch Grund zum Optimismus“ schreibt Politikredakteur Michael  Clasen in seiner gleichnamigen Kolumne vom 22. 1. 20. Auf  Faktenebene gibt es für die Fachwelt dafür keinen nennenswerten Grund – im Gegenteil. Clasen  setzt seine Hoffnungen für die Zukunft auf technologischen Fortschritt, E-Mobilität und künstliche Intelligenz, also  auf Entwicklungen, die zumindest bis jetzt den Klimawandel nicht abgeschwächt haben. Mittel, die für mich eher den Charakter von Wunderwaffen haben. 

Clasen hat jedoch teilweise Recht, wenn er schreibt, dass weder Panik noch Ignoranz im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Wir dürfen aber vor realen Entwicklungen  nicht die  Augen verschließen und das Denken abschalten. Wer das tut oder fordert, ist ein ökologischer Ignorant, wie Trump es ist, der die Ideologie des  Wirtschaftswachstums im Stil der fünfziger und sechziger Jahre unverändert wieder zum Leben erwecken will.“ (shz 22. 1. 2020)

 

 

 

Zum abgebrochenen „Aufbruch ins Grüne“

 

Als einer, der auf allen Gründungsversammlungen der Grünen engagiert dabei war, kann ich die Beschreibung der von Ulrich Grober beschriebenen Vielfalt voll bestätigen. Auch arbeitet er präzise heraus, dass es in der Vielheit  eine unstrittige Einheit gab: Die von allen geteilte Einsicht in die notwendige Änderung der damals und immer noch herrschenden Ausplünderung der Erde. Wichtig auch, dass die Verbindungen zu rechten Weltanschauungen und der „Versuch doktrinärer Linker, die  Kontrolle über die junge Partei an sich zu reißen“ thematisiert werden. Allerdings bin ich hierin  der Meinung, dass der Versuch  nicht abwendet wurde, sondern zumindest  bis hin in die Zeiten von Jürgen Trittin ein Erfolg war. Die  rhetorischen Giganten und hervorragenden Strategen des KB,  insbesondere  Thomas Ebermann,  haben damals objektiv die Funktionsfähigkeit des Kapitals geleistet. Wie das? Die Grünen waren die einzige politische Gruppierung, die das Wirtschaftswachstum (genauer: die  ständige Vergrößerung der Warenproduktion und der Dienstleistungen)  ohne Wenn und Aber nicht nur Infrage stellten, sondern versuchten, praktisch und theoretisch in Richtung Nachhaltigkeit zu ändern.  Die Rechten unterstützten das Wirtschaftswachstum als Wert an sich, während die Linken es aus Gründen der Gleichheit implizit förderten, es also sozial begründeten. Sie stellten die einst berechtigte Verteilungsfrage und nicht die nun ökologisch entscheidende Wertefrage in den Mittelpunkt ihrer Politik. Warum sind diese Ergänzungen wichtig? Mich treibt die Angst um, dass der gleiche Fehler sich  in der Rezeption der Greta Thunberg und der FfF wiederholt. Es geht mir darum, die Ökologie zu einer selbstständigen politischen Theorie zu machen und die große Bedeutung der Natur für das Leben herauszuarbeiten, um das Hauptproblem der Gegenwart zu lösen. Traditionelle Theorien  bieten keine Lösung. Das Kernproblem: Ökologische Politik  und soziale Gerechtigkeit gehen nur dann zusammen, wenn die soziale Gerechtigkeit sich den ökologischen Notwendigkeiten anpasst. Wenn dagegen soziale Gerechtigkeit und Wohlstand allein in Geldgrößen ausgedrückt werden und wenn nicht hinterfragt wird, was für dieses Geld gekauft wird,  dann bekommen wir den Klimawandel nicht in den Griff. Allgemein formuliert: Die Wertefrage muss vor der Verteilungsfrage gelöst werden, was mit Sicherheit kein einfaches Unterfangen ist.“ (an Die Zeit)

 

 

„Zu Greta Thunberg

Greta Thunberg ist vom „Time Magazin“ mit Recht zur Person des Jahres gekürt worden. Dieses Lob könnte missverständlich sein, wenn man ihre  Bedeutsamkeit nur in ihrer Persönlichkeitsstruktur und Biographie  suchen wollte. Nein, entscheidend ist die Wahrheit ihrer Aussagen. Wie viele Menschen denke ich, dass sie in der Wahrheit ist:  Es gibt gegenwärtig kein höherwertigeres Ziel als die Erhaltung einer sich selbst erhaltenden  Erde. Wir wissen noch nicht genau, wie wir die Klimaziele erreichen können, nicht einmal, ob wir sie überhaupt erreichen. Trotzdem müssen wir uns auf die „Reise“ mit ungewissem Ausgang begeben. Wir haben keine andere Wahl.“ (shz, 12. 12, 19)

 

Bitte um Veröffentlichung folgenden Leserbriefs, der sich auf den Artikel  „Grüne feiern sich – und Spitzen-Duo“  18.  11. 19 bezieht.

 

„Die entscheidende Aufgabe liegt noch vor den Grünen

 

Als einer der fünf Abgeordneten aus Nordfriesland und Steinburg, die  für die Grüne Liste in der  Kreistagswahl 1978  erstmals die Fünf-Prozent-Hürde überwanden, freue ich mich natürlich über die Erfolge der Grünen. Trotzdem bin ich der Auffassung, dass die Grünen nach wie vor  ihr Verhältnis zur  sozialen Gerechtigkeit nicht realistisch, sondern ökonomiefrei bestimmen.

Ökologische Politik  und soziale Gerechtigkeit gehen nur dann zusammen, wenn die soziale Gerechtigkeit sich den ökologischen Notwendigkeiten anpasst. Wenn soziale Gerechtigkeit und Wohlstand allein in Geldgrößen ausgedrückt werden und wenn nicht hinterfragt wird, was für dieses Geld gekauft wird,  dann bekommen wir den Klimawandel nicht in den Griff. Allgemein formuliert: Die Wertefrage muss vor der Verteilungsfrage gelöst werden, was mit Sicherheit kein einfaches Unterfangen ist.“

 

 

„Liebe, hochgeschätzte Tante Maaß!

Ich beziehe mich auf Deinen Beitrag vom 22. 10. 19: Könntest Du nicht Deinen armen Neffen fragen, ob er nicht vielleicht einen Zusammenhang zwischen seinem Urlaub auf den Balearen und dem Regenwetter sieht? Auch sollte er nicht genervt sein, wenn Müllwerker für ihre Arbeit Platz und ein wenig Zeit brauchen - anders geht es nicht.  Übrigens käme er mit dem Rad problemlos an diesem „Hindernis“ vorbei." (für Flensburger Tageblatt, bis jetzt nicht erschienen).

 

"Stillstand und Fortschritt

Ministerpräsident Söder sendet auf dem Parteitag der CSU in München aus ökologischer Perspektive zwei widersprüchliche Signale. Einerseits: „Die Grünen wollen die Deutschen umerziehen“.  Dahinter die Position „Das ist schlecht“. Aber Vernunft heißt nach Hegel die Einsicht in die Notwendigkeit. Wenn man mehr Energieeinsparung oder mehr Naturschutz von den Deutschen fordert, dann ist das natürlich auch eine Art Erziehung, denn diese ist nicht von Normen zu trennen.  Andererseits kann man seine Aussage Wenn man stehen bleibt, wäre dies das Ende einer modernen, einer zukunftsgerichteten CSU“ begrüßen, wenn mit „zukunftsgerichtet“ eine nachhaltige Wirtschaft gemeint ist." (für FAZ, wohl nicht erschienen)

 

„Das Lächeln fehlt!

Meine Nord-Ostsee-Sparkasse hat ja zumindest noch eine Filiale in Tarup, wenn man den wenig ansprechenden kleinen Raum an der Kreuzung Norderlück-Taruper Hauptstraße überhaupt Filiale nennen  will. Für einen überzeugten Fußgänger und Radfahrer aber besser als nichts, auch wenn hier nur noch reines Geldabholen möglich ist. Kontoauszüge hole ich deswegen in der Innenstadt, wo gerade eine Modernisierung der Bank stattfindet bzw. abgeschlossen ist.  Bis jetzt ist zumindest ein großer Raum geöffnet. Alles ist  hier perfekt gestaltet,  sei es der warme  Farbton oder das schöne Landschaftsbild an der Stirnseite.  Viele Automaten erfüllen die  Bedürfnisse der Kunden. Und trotzdem fehlt etwas. Was?  Es gibt kein Lächeln. Die Kunden haben genug mit der Bedienung der Automaten zu tun, Angestellte der Bank sind nicht vorhanden. Man kann es drehen, wie man will:   Automaten lächeln nicht. Ein Lächeln ist für mich aber das Salz der Erde “ (in "Forum Tarup)

 

„Schwierig, aber alternativlos!

Die richtige  Einsicht der FfF-Bewegung: Die Menschheit steht  vor dem denkbar tiefsten Abgrund in ihrer  Geschichte, das Ende der bewohnbaren Erde.  Entweder sie  geht weiter oder sie kehrt um, nicht wissend, ob auf diesem Weg andere Abgründe vorhanden sind. Da hilft auch kein Marshallplan, sondern nur Richtungsangaben.

Die  Sorge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist in der Tat berechtigt, ist aber kein hinreichendes Argument, auf notwendige Veränderungen zu verzichten.  Verteilungspolitik darf  nur innerhalb der ökologischen Bedingungen realisiert werden. Auch hier gilt der Primat der Ökologie.  Technische Verbesserungen sind wichtig, aber nicht entscheidend, so ist die Umstellung von Verbrennungs-  auf Elektromotore letztlich nur eine Verschiebung der Probleme.  Zu den substantiellen Lösungen gehören zuallererst Änderungen der Bedürfnisse, die vielleicht auf dem ersten Blick als Verlust, aber längerfristig teilweise als Gewinn sich entpuppen werden. Dazu gehören auch strukturelle Veränderungen  im Sinne der Revitalisierung der Innenstädten und der Stadtteile und damit Voraussetzung für die  Ersetzung des motorisierten Individualverkehrs durch öffentliche Verkehrsmittel in Ballungsgebieten.

Gewarnt sei  vor dem traditionellen linken Versuch, Industrie und Bürger zu entkoppeln. Beide bilden in der Demokratie eine untrennbare Einheit. Deswegen sind die entscheidende Ebene die Konsumenten. Sie treffen die ökologisch falschen Kaufentscheidungen, sei es, dass sie konditioniert sind, sei es, dass sie überfordert sind.“


„Zwei einfache Wahrheiten
So einfach und trotzdem wahr die Einsicht von Greta Thunberg ist, so einfach und trotzdem wahr  ist die Lösung: Einzusehen, dass der Motor der Hauptverursacher des Klimawandels ist. Der Motor ermöglicht erst das grenzenlose Wirtschaftswachstum, das sich gleichzeitig gegen Natur und Mensch richtet. Notwendig ist eine Kritik des Motors statt seiner vorbehaltlosen Bejahung. Auf eine Formel gebracht: Erfolgreicher Klimaschutz kann nur eine Kritik des Motors sein“ (für Die Zeit).

 

 

"Was ist grüne Politik?
Die Zeit stellt eine gute Frage "Wie grün sind die Grünen?", die sofort die Anschlußfrage "Was ist grüne Politik?" auslöst. Meine Antwort: einerseits Motorenkritik, andererseits die Stärkung der Eigenbewegung. In diesem Sinne war die ökologische Bewegung zwischen 1970 und 1980 nicht nur in Deutschland eindeutig grün. Ab 1980 gelang es den K-Gruppen innerhalb der Grünen, diesen Ansatz massiv aufzuweichen, um den Kern, die marxistische Theorie, nicht infrage zu stellen. Wohlgemerkt, es geht um Motorenkritik, nicht um Technikkritik, denn das Tier ist durch die Fähigkeit, sich technisch zu entwickeln, zum Menschen (homo faber) geworden. Erst durch den massiven Einsatz von Motoren entstand der Klimawandel, letztlich die Realisierung des Anthropozäns. Natürlich gibt es auch gute Gründe für den Einsatz von Motoren in bestimmten Situationen, aber - so muss die Zukunft ermöglichende Maxime lauten: So wenig Motoreneinsatz wie möglich" (für Die Zeit).

 

 

Eine gute Frage "Wie grün sind die Grünen?". Meine Antwort: Nur in den Anfängen waren die die ökologisch Orientierten in Praxis und Theorie grün. Um 1980 gelang es den wortgewaltigten und optimal oranisierten K-Gruppen den ökologische technikkritischen Kern, damit, bis auf die AKW-Kritik massiv zurückzudrängen, um damit das Kernstück marxistischer Theorie zumindest vor radikaler Kritik zu schützen. Das gelang. Erst die Friday-for-Future-Bewegung hat de technikkritischen Ansatz wieder in den Mittelpunkt gerückt. Genauer: Das Tier ist erst durch Technik zum Menschen, zum homo faber geworden. Bis zur Erfindung und epidemischen Verbreitung des Motors, was erst die Entwicklung zum Anthropozän ermöglicht, ist offenkundig geworden, dass die Nutzung des Motors schlicht gute und schlechte Folgen hat, für das Klima nur schlechte. Nur diese Frage und Aufgabe zu stellen, ist genuin gründe Politik. Die einzige Maxime kann nur lauten: So wenig Motoreneinsatz wie unbedingt notwendig. Das zu fordern ist immer zumindest konkret, für die meisten Bürger eine ungeheure, irrationale Zumutung. Aber einen anderen Weg gibt es nicht, auch technische Verbesserungen sind keine grundsätzliche Lösung (für DIe Zeit).

 

 „Eine kritische Ergänzung

Großen Dank für Jörn Pankows sachlich-informativen  Leserbrief „Dicke Luft in Flensburg“ (v. 17. 7. 19). Er  ist perfekt gelungen, wenn man vom letzten Absatz absieht, in dem  steht „Nicht wir Bürger können für eine saubere Luft sorgen, sondern allein unsere Politiker.“ Dicke Luft entsteht durch Nutzung von Motoren, sei die Nutzung  sinnvoll oder nicht.  Wenn Politik hier wegschaut, nicht dafür sorgt, dass entsprechende Gesetze geschaffen und eingehalten werden, versagt sie. Aber diese Einsicht ändert nichts an der Tatsache, dass wir Bürger, auch der Politiker als Bürger, Verursacher der dicken Luft sind. Die  Lösung für dieses Problem kann nur sein:  Notwendige (im Sinne von „Not wendende“)  Verhaltensänderungen  muss der Bürger realisieren, die Politik begleitet diese Bemühungen konstruktiv, um so in der Demokratie zu einer Einheit zu gelangen - nicht das eine oder das andere! Dies verallgemeinert:  Politik ohne Bürger ist Diktatur, Bürger ohne Politik ist ineffektiv“ (nicht erschienen im Flensburger Tageblatt).

 

„Keine Modeerscheinung

Der  Klimawandel darf  nicht als metaphorischer Begriff und auch nicht  als Modeerscheinung abgetan werden. Warum nicht? Der von Menschen verursachte Klimawandel hat bereits begonnen, die  Erde mit ihren natürlichen  Reichtümern mit zunehmender Geschwindigkeit  zu zerstören.  Diese Einsicht  war in den siebziger  Jahren in der ökologischen Bewegung von Rudi Dutschke über Rudolf Bahro bis Herbert Gruhl und vielen anderen  Intellektuellen unbestritten und deshalb der Kern aller  Forderungen. In der Gründungsphase der Grünen wurde der Vorrang der Ökologie durch sozialistische und viele emanzipatorische Bewegungen zu einem Ziel unter mehreren Zielen entsprechend geschwächt. Erst Greta Thunberg und der  Bewegung Fridays for Future“ gelang es, den Klimawandel und damit die Ökologie wieder als das zentrale Thema in den politischen Diskurs und  in das Verhalten der Bürger zurückzuholen. Das ist ein großer Verdienst.

Auch  der aus dieser Sicht wünschenswerte Erfolg der vielgestaltigen Grünen bei der Europawahl bietet aus oben genannten Gründen  keine Sicherheit, dass sie sich auf diese  Uraufgabe konzentrieren werden. Konzentration ist hier aber notwendig, denn vieles muss hinterfragt werden, insbesondere das Wirtschaftswachstum einschließlich des ständig größeren Motoreneinsatzes und der unkritischen Bejahung der digitalen Entwicklung.

Der zu begehende Weg  wird mit Sicherheit kein einfacher sein, denn viel wird gefordert, aber auch gewonnen. Die Notwendigkeit ökologischer Politik ist aus meiner Sicht  unbezweifelbar, aber das Wie muss demokratisch als offener Prozess gestaltet werden“ (modifiziert erschienen im shz an 4, 6, 19).

 

 

„Die angemessene Ethikl

Der Kommentar „Zu billig“ von Hendrik Kafsack v. 22. 5. 19 beschreibt präzise die Problematik des billigen Flugbenzins. Das hohe Niveau dieser Analyse wird allerdings mit der Frage „Wer will schon den Zug nehmen, wenn er für zehn Euro von Brüssel nach Berlin fliegen kann?“ ethisch auf unterster Ebene unterlaufen. Unterste Ebene, weil Ethik allein auf  Billigkeit reduziert wird. Aber die Erkenntis des Augustinus zum gerechten Preis gilt natürlich auch für die ökologische Dimension. Solange hier kein Wandel eintritt, werde ich nach dem Diktum von Hegel „Vernunft ist die Einsicht in die Notwendigkeit“, nicht fliegen.  Das ist kein Opfer, sondern die Befolgung elementare Ethik.“ (für FAZ)

 

„Motore sind kein Lebensersatz

Elektrische Roller sind keine Tretroller (so in dem Artikel „Statt Rad“ in „Technik und Motor“ bezeichnet), denn man steht nahezu bewegungslos auf ihnen. Die Frage, ob man sie auf Bürgersteigen zulassen soll, ist nicht eine Frage der Zukunft der Mobilität, sondern eine Frage nach dem Einsatz von Motoren überhaupt und damit  nach der  Zukunft der Erde und der Lebewesen einschließlich der Menschheit.

Universelle Motorisierung führt in das Anthropozän, d. h. zum  Abschied von dem überkommenden Natur-Kultur-Dualismus. Der Motor, nicht der  Mensch entscheidet. Ein Umdenken und „Umhandeln“ ist hier existenziell  notwendig. Wir haben doch nicht zu wenig, sondern zu viel Motorisierung. Die zukunftseröffnende Maxime aus ökologischen Gründen und der conditio humana lautet: So viel Selbstbewegung wie möglich, so wenig „Motorenhilfe“ wie nötig. Ich laufe schließlich auch nicht von Flensburg nach München, obwohl ich es gerne möchte, sondern benutze den Zug. Aber auch diesen Wunsch setze ich nicht absolut, sondern werde von ihm gegebenenfalls Abstand nehmen, wenn die Notwendigkeit es verlangt.“ (an FAZ)

 

„Dank an AktivBUS

Momentan muss ich jeden Tag von Tarup in Richtung Westliche Höhe mit dem Bus fahren.  Zumutbare Taktzeiten zumindest mit den Linien 5, 4 und 3, durchgängig hilfsbereite weibliche und männliche Fahrer, Pünktlichkeit, fast Garantie auf einen Sitzplatz, Erreichbarkeit der Haltestationen, die Dauer der Fahrten, die Möglichkeit zu lesen oder das eine oder andere schöne Gespräch oder Lächeln machen die Fahrten stressfrei und angenehm und das relativ preiswert. Abgesehen davon leistet man einen Beitrag zur Verringerung der Umweltbelastungen. Vielleicht sollten notorische Autofahrer ab und zu diesen Service in Anspruch nehmen, um ihn zu unterstützen und zu erhalten für die Zeit, wenn das Auto nicht mehr für sie zur Verfügung steht.“ (für Flensburger Tageblatt)

 

 „Insektenfrei

Mein Nachbar ist ein ganz tüchtiger. Jetzt hat er sich sogar einen Laubsauger angeschafft. Unter den Sträuchern sieht es nun wie geleckt aus, kein Ästchen, kein Blatt, nur reiner Mutterboden. Daraufhin gelobt, fügt er stolz hinzu: „Nicht nur das, sondern nun ist mein Garten auch noch insektenfrei, und das ist doch eine Wohltat.“ (für eine Kolumne) 

Kein Vorbild

„Heidi Hetzer hat nun auch Afrika durchquert – und fährt einfach weiter“ (FAZ v, 19.4.19).  Hat sie dafür einen anerkennenden  Artikel in der Frankfurter verdient? Ist ihr Verhalten nicht eher ein abschreckendes Beispiel für motorisierte Mobilität als Selbstzweck? Und das in Zeiten des drastischen Klimawandels? Wäre sie mit dem Rad von Berlin an die Ostsee gefahren, hätte ich meinen Hut gerne gezogen.” (für FAZ, nicht erschienen).

 

Zu dem aus meiner Sicht sehr informativen Beitrag“1300 qm oder 800 qm oder doch noch warten“  von Dieter Röhling eine anmerkende Frage: Muss denn alles so groß sein, genügt nicht die Größe des ehemaligen Edeka-Ladens? Müssen sich Läden immer den maßlos steigernden Bedürfnissen der reflexionslosen Konsumenten anpassen oder kann es nicht mal auch umgekehrt sein? „Small is beautiful“ hieß ein Kultbuch der siebziger Jahre. „Hochfeld“ als Standort ist nicht die endgültige Lösung, aber als Zwischenlösung ein Fortschritt. Mit dem Rad an der Beek entlang und unterhalb der Gleise zur Ringstraße ist eine wunderschöne Tour, die zudem ein Beitrag zum Klimaschutz ist.

Zur Ansiedlung von REWE und anderen Läden auf dem Hochfeld ein Verbesserungsvorschlag:  Es gibt hier nur zwei „Kulturen“: das Auto und den Einkauf. Die Autos können direkt vor der Tür parken. Separate Wege für Fußgänger und Radfahrer gibt es nicht, d. h. eine vermittelnde, relativ zweckfreie Zone. Mein Verbesserungsvorschlag: Ein ca. 20 Meter breiter autofreier „Streifen“ vor den Eingängen  für Fußgänger und Radfahrer, der mit Bänken, Bäumen, kleinen Spielgeräten, im Sommer mit bunten Schirmen wesentlich das Gesamtbild verschönern würde. Dieser autofreie Streifen müsste  bis zur Hauptstraße geführt und vom Parkplatz durch einen kleinen Wall getrennt werden. Zusätzlich eine Ampel für Fußgänger (Kinder!) zum Wohngebiet einrichten. (in "Forum Tarup")

 

 

„Unzeitgemäßer Dualismus

 Die Formulierung „Die Schweiz rückt nach links“ ist nur dann wahr, wenn man  den  Dualismus von rechts und links zugrunde legt.

Die Linken stellen die Verteilungsfrage in den Mittelpunkt und damit implizit  die Notwendigkeit des technologisch orientierten Wirtschaftswachstums,  was moderne, nicht nationalistische  Rechte offen fordern und zum Mittelpunkt ihrer Politik machen. Beide Positionen berücksichtigen nicht in angemessener Weise die ökologischen Notwendigkeiten und damit die Zukunft der Erde.

Die Verteilungsfrage einschließlich der Forderung nach ständigem Wirtschaftswachstum ist faktisch die Verabsolutierung der lebenden Menschen ohne Berücksichtigung der nachfolgenden Generationen,  Mitlebewesen und  guter Traditionen im Sinne von Winfried Kretschmanns  Idee des Konservativen. Also weit mehr, was zur Selbsterhaltung nötig wären, sondern zunehmend der Bequemlichkeit, der Denkfaulheit, der Macht dient, ja wohl auch Selbstzweck geworden ist. Die Forderung nach

ständigem Wirtschaftswachstum macht aus der lebenden Erde einen Rohstoff für Produkte, die, auch wenn sie ein paar Mal recycelt werden, letztlich immer zu Müll werden.

Es ist der Verdienst von Greta Thonberg, den überall real herrschenden Dualismus zwischen Konsumkapitalismus (Eva Illouz) und ökologischen Notwendigkeiten ohne Wenn und Aber in den Mittelpunkt des Denkens zu stellen und damit einen schweren, aber begehbaren Weg, der andere  Kategorien als die traditionellen linken und rechten erfordern,  aufgezeigt zu haben. Die Schweiz ist also nicht nach links, sondern in Richtung Ökologie gerückt.”

 

 

„Unrechtsförderung!

Nun hilft  auch das Flensburger Tageblatt  auf ihrer Titelseite den Rasern. Damit werden  diese in die komfortable  Lage gebracht,   ihr Verhalten nicht ändern zu müssen. Rasen ist aber ein krimineller Akt und  deswegen mit Recht verboten.“ (shz)

 

 

„Panik muss begründbar sein

Hätte jemand 1943  öffentlich gesagt, Deutschland werde den Krieg verlieren, hätte man ihn im günstigsten Fall als Panikmacher bezeichnet, wahrscheinlich wäre ihm aber Schlimmeres widerfahren. Eine drastische Veränderung des Klimas löst nachvollziehbar Angst und vielleicht auch Panik aus. Wenn  eine große wissenschaftliche Wahrscheinlichkeit für eine Katastrophe  spricht, müssten  möglichst schnell Problem lösende  Maßnahmen ergriffen werden. Wo liegen hierfür  die Hindernisse? Ein immer größer werdender Anteil des Energieverbrauchs dient der Bequemlichkeit und  dem Spaß. Das sind aber keine hinreichenden Begründungen für ein Weitermachen. Auch hilft hier nicht  das absolute  Vertrauen in den technischen Fortschritt, dessen kritiklose Bejahung  einen Großteil der gegenwärtigen Probleme ja erst geschaffen hat. GretaThunbergs Forderung nach einem „Raus aus der (unnötigen) Komfortzone“ hat da schon mehr Gewicht. Es geht also um die Problematisierung von ständigem Wirtschaftswachstum,  motorisiertem Individualverkehr,  fernsten Fernreisen, um nur drei Beispiele zu nennen.“ (für shz)

 

„Lukas (Lk 17, 20-25)

 Manchmal denke ich, dass ich in der Zeit des Meckerns und des Klagens auf hohem Niveau in meinen Beiträgen nur Positives schreiben und nur das kritisieren sollte, was Schönheit gefährdet bzw. verhindert. Schönheit kommt  längst nicht immer großartig in Form  von teuren Waren daher, sondern sie offenbart sich auch in einem unterwarteten  Lächeln, einem Blick in den bühenden Kirschbaum, einer  kleinen Hilfestellung beim Besteigen des Busses, einem  netten Gespräch. Ich glaube einfach, dass es stimmt, wenn Lukas schreibt:  Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch“. Aber man muss für das unspektakulär Schöne natürlich einen Blick haben. (für eine Kolumne)

 

 Coole Enkelin

Rainer, mein nicht mehr ganz junger Nachbar, lässt seit letztem Jahr  körperlich, aber auch geistig  nach. Seine Frau übernimmt deshalb notgedrungen immer mehr Aufgaben, wird vielleicht auch deswegen immer wacher und zupackender. Rainer kann sich das nur so erklären, dass Frauen grundsätzlich klüger und stärker sind als Männer.  Eine Einsicht, die er vorher nicht hatte. Dazu cool  seine Enkelin, die gerade erfolgreich ihr erstes Lehrjahr absolviert hat: „Was Opa erst im späten Alter erkannt hat, weiß ich schon seit meiner Geburt.“ (für eine Kolumne am 12. 3. 19 erschienen)

 

 

„Zeitgemäße Verkehrspolitik

Mobilität zur Hauptsache über den motorisierten Individualverkehr zu realisieren, ist technologisch rückständig und nicht zeitgemäß. Die immer noch vorherrschende, inzwischen zu einer Ideologie verfestigte  Verkehrspolitik  beruht auf Denkfaulheit oder  egoistischem  Individualismus bzw. schlechtem Konservativismus.  Bald wird man wohl nicht umhinkönnen, in bestimmten Siedlungen  Häuser abzureißen, um Parkplätze für  die immer größer und zahlreicher werdenden Autos  zu schaffen. Will man das? Müssten nicht eher in Zeiten der drastischen Klimaerwärmung Busse und Züge voll  besetzt und  Straßen voller Fußgänger und Radfahrer sein?  Das wäre ein substanzieller Beitrag zur Nachhaltigkeit“ (für shz  v. 8. 2. 19).

 

 

„Umgekehrt

Mein Nachbar beschreibt sich selbst als umgekehrter Online-Käufer.  Weil ich das nicht begriff, hat er es mir erklärt: Wenn er etwas kaufen wolle, informiert er sich oft vorher  über Preise im Internet, kauft aber in den Geschäften der Innenstadt. Warum nicht gleich im Internet? Seine Antwort: Er möchte die Geschäfte der Innenstadt am Leben erhalten und zu stärken, denn sie sind der unverzichtbare Teil einer der schönsten Einkaufstraßen Deutschlands“ (für Flensburger Tageblatt)..

 

„Gegen die Autofixierung

Es ist Zeit für ein alternatives Verkehrskonzept, das folgende Maxime befürwortet: Nahdistanzen zu Fuß und mit dem Rad, den Rest  mit Bus und Bahn. Der motorisierte Individualverkehr hat nur dort Berechtigung, wo Bus und Bahn nicht vorhanden sind. Eine solche Mobilität dient der Gesundheit, dem sozialen Zusammenleben und der Erde. Dazu eine Stimme der Vernunft „Die Stadt gehört den Menschen, nicht den Autos“ (Dieter Reiter, Oberbürgermeister von München) (für shz, aber umgeleitet in den Flensburger Lokalteil, erschienen am 9. 1. 19).

 

„Fitness!

Ich muss zugeben: Sport war in meiner Jugend nicht mein Ding und im zunehmenden Alter erst recht nicht. Aber ich bin keine faule Socke. Meine einfache Lösung lautet:  Wann immer es möglich ist, laufe ich zu Fuß, sei es zum Einkaufen, zu meiner Freundin in Tarup oder zumindest zur nächsten Bushaltestelle. Irgendwie hält das auch fit“ (für  eine Kolume, erschienen am 20. 12. 18

 

„Ein Lob den Busfahrern

Ich fahre viel mit dem Bus. Dass die Busfahrer einen großen Anteil daran haben, dass alles so gut klappt, hatte ich bis gestern, als ich direkt hinter dem Fahrer saß, nie bedacht: An jeder Haltestelle läuft bei ihnen ein Programm ab: Warten dort Leute, wollen andere den Wagen verlassen, sind auch Rolltornutzer, Gehbehinderte, Mütter mit Kinderwagen und unruhigen Kindern draußen bzw sicher drinnen? Und dabei immer den Fahrplan im Nacken. Und das alles bei steigendem Verkehrsaufkommen. Eine imponierende Leistung und dafür Dank“ (für eine Kolumne, erschienen am 18. 12. 18.

 

„Gegen den Fortschritt (wortwörtlich)

Ist den Gegnern des Verkehrsberuhigungskonzeptes „Shared Space“ in Husby eigentlich bewusst, dass sie  zumindest im Bereich der Mobilität einen rein darwinistischen Standpunkt vertreten: die uneingeschränkte „Freiheit“ des Autos - also des Stärkeren.“ (Flensburger Tageblatt, Lokalredaktion, erschienen am 18. 12. 18).

 

„Ökologie first

Die Hauptaufgabe der Gegenwart besteht darin, das Ausmaß  des  Klimawandels  nachhaltig zu verringern, ein Ausmaß, das erst durch ständiges Wirtschaftswachstum im Konsumkapitalismus entstanden ist. Hier muß gebremst und nicht mehr Gas in Form von unnötigem Konsum gegeben werden.  Die Medizin heißt nicht „Kauft Geschenke!“, wie der Trumpianer Jan-Philipp Hein in „Schleswig-Holstein am Wochenende“ fordert, sondern schafft Platz für Sinnvolles, das nicht Zukunft verhindert“ (für shz, nicht erschienen).

 

 

 

 

 „Nun ein Autoland

Es ist geschafft! Autoindustrie und  autofixierten Bewohnern ist es gelungen, unsere Heimat Schleswig-Holstein nun endgültig in ein Autoland zu verwandeln. Wenn man konsequent die Kritik an diesem Zustand ausschließt, bekommt die Dominanz des Autos  naturwüchsige Qualität. Nicht das Drei-Liter-Auto, sondern protzige SUVs mit zunehmender Anzahl von Wohnwagen (das „Zweithaus“) beherrschen das Straßenbild. Hier wirkt in Reinkultur die normative Kraft des Faktischen. Aber auch der Flensburger Zeitungsverlag hat viel zu  dieser Entwicklung beigetragen: so auch durch ständige Kritik an Bahn und Bus und die  Überhöhung des Autos einschließlich der ständigen Forderungen nach weiterem Ausbau  der Autostraßen. Diese „Überhöhungen“ ist genau die Ursache dafür, dass alle Verbesserungen der öffentlichen Verkehrsmittel  ins Leere laufen. Das Auto ist inzwischen  untrennbarer Teil der  meisten Bewohner. Seelenkunde statt rationaler Argumente ist verlangt” (für shz, nicht erschienen)

    

 „Eine verpasste Chance

Der ehemalige Bahnchef Rüdiger Grube schämt sich für die Bahn. Dieses Urteil hätte ich mir faktengesättigt begründet gewünscht. Aber nur ein Sechstel des Interviews betreffen die Bahn, davon wiederum nicht einmal die Hälfte  die „teilweise schlechten Leistungen“.  Auf dieser  schmalen Basis wird dann die  Überschrift „Ich schäme mich für die Bahn“. Die Bahn ist aber aus ökologischer und sozialer  Sicht das fortschrittlichste  Verkehrsmittel. Hinzu kommt, dass sie komfortabel ist: Man kann im Zug lesen, schreiben, arbeiten, beobachten, Gespräche führen oder dösen.

Die bestehende Alternative zur Bahn, der motorisierte Individualverkehr, wird mit keinem Wort erwähnt -  und das aus gutem Grund, denn das Auto  ist keine Alternative:  Stundenlang hinter dem Steuer zu  sitzen, hat etwas mit unverstandenem Masochismus zu tun. Mit dem Auto in das an vielen Autos bereits erstickende Hamburg zu fahren, ist unverantwortlich, zumal Flensburg mit dem eingeführten Stundentakt bereits an Hamburg angehängt ist.

Zugverspätungen sind nicht immer, aber oft ärgerlich. Worin liegen die Ursachen?  Ist es schlicht Unvermögen und Schlamperei? Oder besteht  ein struktureller Konflikt zwischen dem Ziel der Schnelligkeit und dem Ziel der Pünktlichkeit, vielleicht auch der Sicherheit? Ich kann das nicht beurteilen, aber es gilt, die Bahn praktisch und theoretisch zu stärken, nicht zu schwächen, was eine konstruktive Kritik nicht ausschließt“  (für shz, nicht erschienen).

 

 

“Pro Bahn

Gegen Staus und Baustellen im Autoverkehr helfen nur Aus- und Neubau, den motorisierten Individualverkehr  zu hinterfragen, was eigentlich nötig wäre, ist ein absolutes Tabu, denn es hat den Geruch der Bevormundung und undemokratischer Willkür. Gegen Schwierigkeiten im Bahnverkehr dagegen helfen Strafen, populistische Presseartikel und die Empfehlung, von der Bahn ins Auto zu steigen. Aber die Bahn ist aus ökologischer, sozialer und komfortabler Sicht das fortschrittlichste  Verkehrsmittel. Es gilt sie zu stärken, nicht zu schwächen, was eine konstruktive Kritik nicht ausschließt.” (für shz)

 

Respektlos!

Leserbriefschreiber Gnutzmann  begrüßt, dass Angela Merkel abdankt, denn sie hätte genug Unheil angerichtet.  Obwohl ich engagierter Ökologe bin, sehe ich das aus menschlicher und auch nationaler Perspektive anders: Die Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge war damals ein Gebot der Menschlichkeit, zu der es keine ethische Alternative gab. Und es war ein Zeichen von dem anderen Deutschland, das, nach den Gräueln im Namen Deutschlands zwischen 1933 bis 1945, sich wieder selbst und andere Nationen in die Augen blicken kann. Das haben wir wesentlich Angela Merkel zu verdanken. Der oben zitierte Leserbrief ist inhaltlich und von der Form gänzlich fehl in Deutschland, und ich frage mich, ob es überhaupt Sinn macht, eine solche Schmähschrift zu veröffentlichen. (für shz)

„Das verhängnisvolle Tabu

Der Verein „Feste Unterelbequerung“ geht von positiven Effekten für Wirtschaft und Tourismus durch eine Querung der Unterelbe aus und erwartet dadurch „ein deutliches Wirtschaftswachstum.“ Dazu eine formale und eine inhaltliche Anmerkung: Wirtschaftswachstum ist ein missverständlicher Begriff, denn in der Natur gibt es kein unbegrenztes Wachstum, wie es ständig von der  Wirtschaft verlangt wird. Die entscheidende Frage für Erde und Mensch ist es aber,  ob es gelingt, von  der ständigen Vergrößerung der  Wirtschaft in  den Modus einer nachhaltigen Wirtschaft mit den entsprechenden Veränderungen im Konsumverhalten zu gelangen. Der Klimawandel zeigt die Grenze dieses unbegrenzten Wachstums auf, das  ohne ständig vermehrten Motoreneinsatz nicht realisierbar wäre. Dieser Motoreneinsatz ist aber wiederum die Ursache für den Klimawandel. Will man diesen verhindern, genügt es nicht, „nur“ die Folgen zu beschreiben, was jetzt  in den Medien ausreichend geschieht, sondern es gilt auch, die Ursachen für diese Entwicklung nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu beseitigen, was noch immer das große Tabuthema ist.“ (fü shz, nicht erschienen)

 

„Schlechter Konservativismus

Der motorisierte Individualverkehr war und ist im Bereich der Mobilität eine  monströse Fehlentwicklung, die so schnell wie möglich korrigiert werden muss. Wer diese Forderung nicht nachvollziehen kann, möge sich das Photo rund um die Siegessäule in Berlin vom 10. 10. in dieser Zeitung anschauen, denn u. U. sagt ein Bild mehr als tausend Worte. An dieser Mobilität festzuhalten, ist schlechter Konservativismus.” (für shz., nicht erschienen)

 

„Gegen  Paulschalurteile  

 Leserbriefschreiberin Raffaele Ferrera Lozano meint, die Busfahrer seien die reinste Katastrophe in Flensburg. Diesem Pauschalurteil widerspricht mit Recht Peter Borecki in seinem Leserbrief mit dem Argument, eine ganze Berufsgruppe unter Generalverdacht zu stellen, sei nicht richtig. 

Da wir aus Einsicht kein Auto haben, nehmen wir seit Jahren häufig den Bus in Anspruch. Alle Fahrer habe ich bisher als korrekt, viele auch als freundlich und hilfsbereit erlebt. Aber daraus den Schluss zu ziehen, alle Busfahrer seien perfekt, wäre genau so ein Fehler.

Herrn Boreckis  Forderung, von Pauschalurteilen abzusehen,  ist auch die Lehre aus der  jüngsten deutschen Geschichte, die sich nie wiederholen darf, auch nicht aktualisiert.  Dass aber auch hier Differenzierung Not tut, hat der israelische Staat gezeigt, als er eine Gedenkstätte für diejenigen errichtete, die im Meer der damaligen Inhumanität im Stillen oder im öffentlichen Bekennen eine humane Stellung bezogen haben.” (für Lokalredaktion Flensburg des shz, 6. 10. 18)

 

"Einspruch!

Die Kernaussage des Kommentars „Leuchtturmprojekte“ von Julian Heldt lautet:„Hier entscheiden keine Fakten, sondern Gefühle“. Für ihn sind Argumente für  den motorisierten Individualverkehr Fakten,  Kritik des Autos sind für ihn  Gefühle. Ich frage mich allerdings, ob denn Luftverschmutzung und Klimawandel, Verlust von Lebensqualität an viel befahrenen Straßen, das Verschwinden von spontaner Öffentlichkeit, die Blechlawinen von parkenden Autos in den Straßen, das steigende Gefahrenpotential insbesondere für Kinder, die Millioneninvestionen für Neubau und Erhaltung keine Fakten sind? Und umgekehrt: Basiert der Wunsch nach immer größeren Autos,  nach mehr Bequemlichkeit, nach Aufgabe der Verantwortung für seine Stadt letztlich nicht auch Gefühle? Den fast vergessenen Spruch des ADAC „Freie Fahrt für freie Bürger“  wieder zu beleben ist kein Gebot der Vernunft“ (Leserbrief an das Flensburger Tageblatt,  der sich auf den „Fördeschnack“ vom 22. 9. 18 bezieht und am 29. 9. 18 erschien).

 

 „Gedanken zum Begriff Hochkultur

Überall spricht man von der Krisis der Kultur. Deshalb müssten wir uns vom Begriff der Hochkultur verabschieden und durch leichte und schnell konsumierbare Formate ersetzen.  Crossover und leichte Kost würden  den Weg in die kulturelle Zukunft   aufzeigen  Aber das ist nicht die Lösung. Gestern war ich im 1. Sinfoniekonzert des schleswig-holsteinischen Sinfonieorchesters mit Werken von Reiche, Larsson und Schumann und für mich war  sonnenklar, dass es Hochkultur gibt und als Orientierung geben muss. Nicht die Hochkultur findet sich in der Krisis, sondern die  Fähigkeit des Menschen, Anspruchsvolles zu suchen und  sich anzueignen. Eine Krisis, die von der  dominierenden Warenproduktion gewollt und von keiner erkennbaren Gegenwehr  eingeschränkt wird. Letztes stimmt nicht ganz. Das Konzert war immer noch gut besucht, wenn auch nicht ausverkauft. Und junge Menschen musste man auch nicht mit der Lupe suchen“ (20. 9. 18 für die Kulturredaktion des shz).

 

“Mehr Eigenbewegung

Sitzende Tätigkeiten sind kein Sport, egal ob Fernsehen, Lesen, Zuschauen, Autofahren, Computerspiele und Handynutzung. Sie trotzdem als Sport zu bezeichnen wie jetzt auch die Grünen, ist Ausdruck von Denkfaulheit oder  bewusster oder unbewusster Sprach-Schludrigkeit. In dem Leitartikel „Bewegung ist besser als Computer-Spiele” bringt Jürgen Muhl diesen Unterschied einschließlich der Ursachen und Folgen auf den Punkt. Trotzdem eine Ergänzung: Die Forderung nach mehr Sport ist sinnvoll, aber letztlich nicht ausreichend.   Effektiv in der Breite und in der Zeit ist die Eigenbewegung im Alltag. Dazu gehört die Beendigung der Konzentration der Geschäfte, Einrichtungen, Ärztepraxen usw., d. h. mehr fuß- und radorientierte Strukturen sind das Gebot der Stunde.” (im shz am 8. 9. 18 erschienen)

 

Zu Simone Langes Beitritt

“Verfehlt

„Mir graut vor einer rechtsradikalen Sammlungsbewegung, aber auch eine linke  macht keinen  Sinn. Notwendig ist eine ökologisch orientierte Sammlungsbewegung, die die Sackgasse des Wirtschaftswachstums verlässt und den gegenwärtig dominierenden individuellen und kollektiven Konsum probematisiert. Also wieder anknüpfen an eine  grüne Bewegung, wie sie zwischen 1975 bis 1980 weltweit  den  öffentlichen Diskurs bestimmte. Ich saß übrigens auf einer der grünen Gründungsveranstaltungen neben Rudi Dutschke, wo es darum ging, traditionellen linken Vorstellungen in den Grünen keinen Raum zu lassen, was damals aber scheiterte“ (für shz)

 

„Doch ein Gewinn?

Aus der Vergangenheit wissen wir, dass nicht jede Realisation sinnvoll sein muss, ja, dass eine Nichtrealisation sich im Nachhinein als Gewinn erweisen kann. Letzteres wäre aus ökologischer Sicht der Fall, wenn die A 20 nicht fertig gebaut und die Rader Hochbrücke nicht autobahn- sondern verkehrsgerecht  instand gesetzt werden würde. Für den motorisierten Individualverkehr gibt es keine überzeugenden Argumente mehr, wenn man nicht Prestigedenken und Bequemlichkeit dazu zählt. Einfach Weitermachen wäre hier schlechter Konservatismus.” (an shz)

 

 

„Sinnvoll oder nicht?

„Leserbriefschreiber A. Händel kritisiert sachlich den Versuch, die Querung der Rathausstraße im Interesse der Fußgänger zu verbessern. So schreibt er: „Verkehrsrechtlich hat der Autofahrer auf der Rathausstraße Vorrang“.  Selbstverständlich müssen bestehende Gesetze  respektiert werden, auch von Rambos unter den Radfahrern. Selbstverständlich gilt aber auch, dass bestehende Gesetze in Frage gestellt werden dürfen einschließlich des Bestrebens, sie zu ändern. Echte Verkehrssicherheit entsteht erst dann, wenn man nicht von der prinzipiellen Gleichheit aller Verkehrssysteme  ausgeht, sondern sie unterschiedlich nach den Kriterien Emissionen und Gefährdung bewertet.  Fußgänger und Radfahrer sollten den höchsten Wert haben. Der  motorisierte Individualverkehr müsste nach der Maxime „So viel Eigenbewegung wie möglich, so viel Autoeinsatz wie nötig“ auf ein vernünftiges Maß reduziert werden. Öffentliche Verkehrsmittel sind  unverzichtbar und insgesamt ungefährlicher (erschienen im Lokalteil Flensburg der Flensburger Nachrichten).

Letztlich dienen die Argumente Händels unkritisch dem Auto. Das Auto schafft  genau besehen nicht Freiheit, sondern Zerstörung, Krankheiten und soziale Isolierung. Trotzdem wird jegliche Einschränkung des Autoverkehrs   konsequent  abgelehnt und bekämpft, obwohl es für den motorisierten Individualverkehr heute keine überzeugenden Argumente mehr gibt, wenn man Bequemlichkeit nicht dazu zählt.“

 

 

„Beides ist unverzichtbar

Zu Heideggers Leben und Werk gibt es zwei gleichwertige Notwendigkeiten des Bedenkens:  Wie konnte ein Denker von dem  Format Heideggers Mitglied der NSDAP werden und das Rektorat übernehmen und, was noch schlimmer ist, warum hat er nicht nach dem Ende des mörderischen  Regimes (sechs Millionen!) eine konsequente, sich nicht selbst schonende Analyse seines Denkens und Handelns in dieser Zeit vorgelegt. Dazu hätte auch das Benennen seiner offenbar nicht von ihm zu übersteigenden eigenen Grenzen gehört.  Dieses doppelte Versagen ist für viele Menschen ausreichend, sich nicht mehr mit Heideggers Werk, insbesondere mit seinem Spätwerk, zu beschäftigen. Das mag nachvollziehbar sein, ist aber insofern falsch, weil  zumindest seine Analyse des destruktiven Subjektivismus  „die ökologisch aktuelle Zivilisationskritik“ (Silvio Vietta) plausibel macht, eine Einsicht, die  für die Zukunft der Erde (Stichwort Anthropozän) unverzichtbar  ist.” (für shz, nicht erschienen)

 

 

„Kein ganzheitliches Denken

Michael Thiele behauptet in seinem Leserbrief v. 30. 7. 18, dass die Verantwortlichen für den Rückbau der Husumer Straße sich einer  seltsamen Argumentation bedienen. Ich denke dagegen, dass Herrn Thieles  Argumente und die dahinter stehende Haltung höchst  seltsam, aber leide nicht selten ist.  Warum? Die Befürworter des motorisierten Individualverkehrs haben ein zu einfaches Weltbild: Alles, was den Autoverkehr von Haustür zu Haustür erschwert und verlangsamt,  ist für sie ein Angriff auf Freiheit und Fortschritt. Die Haustür ist zwar bisher die absolute Grenze für das Auto, aber die Befürworter  hoffen inbrünstig, dass es der Technik eines Tages gelingt, auch diese Grenze zu überwinden. Die Bequemlichkeit ist für sie der dominierende Wert für Lebensqualität. Die negativen Folgen der (unnötigen) Motorisierung auf Klima, Städte, reale Öffentlichkeit und zuletzt auf die Gesundheit der Menschen werden schlicht verdrängt. „Ich fahre auch lieber in die Einkaufsmärkte am Stadtrand“ (Michael Thiele) ist dann die notwendige Konsequenz dieser Haltung.“ (Flensburger Tageblatt, erschienen)

 

 

“Es gibt einen Königsweg

Den Innenstädten geht es nicht gut. Der informative Artikel „Mehr als nur Geschäfte“ zeichnet diese Entwicklung   analytisch nach – spart allerdings die entscheidende Ursache für den Niedergang der Innenstädte aus: Das Verhalten der Konsumenten, die massenhaft mit ihren Autos in die großen Einkaufszentren fahren und/oder zu Internetgeschäften  überlaufen.  Bürger zu kritisieren, ist aber das universelle Tabu  der Demokratie, das auf einem Missverständnis beruht. Der  Souverän der Demokratie ist der einzelne Bürger, der für die Folgen seines Verhaltens verantwortlich ist. Die negativen  Folgen dürfen nicht einfach ausgeblendet und verdrängt werden.  Die hier zur Debatte stehenden Verhaltensänderungen werden aber als naturwüchsig und damit unhinterfragbar hingenommen.

Wenn der Bürger sich aber seiner Fähigkeiten zur Eigenbewegung  besinnt (Gehen u. U. mit Trolley, Rad fahren  und öffentliche Verkehrsmittel nutzen), wenn er die Schönheit von wirklicher Vielfalt sucht, die viel weiter geht als Warenangebote, wenn er gewachsene Strukturen schätzt, wenn er nicht nach absoluter Bequemlichkeit strebt, wenn er die  Schnäppchensuche durch gerechte Preise ersetzt, wenn ihm die Umwelt nicht gleichgültig ist, dann werden die Innenstädte mit Sicherheit Zukunft haben.” (an FAZ)

 

 

„Ein alternatives Szenario

Frau Gitta Uthers  Einschätzung, dass es für  die Geschäfte  der Untergang wäre, wenn die Leute nicht annähernd bis vor die Tür fahren könnten, gilt leider immer noch für viele, nicht ihr Bequemlichkeitsdenken reflektierende AutofahrerInnen. Natürlich sind nach schwerer körperlicher und geistiger Arbeit  Pausen und Ausruhen notwendig und sinnvoll. Bequemlichkeit als Selbstzweck dagegen  führt zu Übergewicht, Denkfaulheit und Anspruchnahme von motorisierten Technologien, die, wie die Fixierung auf das Auto, die Umwelt belasten.  Entdeckten die AutofahrerInnen wieder ihre natürliche Fähigkeit und ihren Trieb zur Eigenbewegung (zu Fuß oder mit dem  Rad) einschließlich deren Schönheit und Befriedigungspotential, wäre auch der Stadt einschließlich des Einzelhandels gedient und ein Mittel gegen Onlinekäufe geschaffen.“ (an Hamburger Abendblatt)

 

„Vorfahrt für die Vernunft

Es gibt eine sinnvolle Lösung im Streit um den Bau des HafenCity-Einkaufszentrums, die alle Beteiligten grundsätzlich zufrieden stellen müssten: Die befreiende Einsicht von 25 000 Autofahrern, beim Aufsuchen dieser Anlage auf ihr Auto zu verzichten und per Fuß (eventuell mit einem Trolley), Rad oder mit den vorzüglichen öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu gelangen. Mit diesem Paradigmawechsel würden sie der Hafencity, dem Betreiber und nicht zuletzt sich selbst einen großen Gefallen tun.”

 

„Die Gretchenfrage beantwortet

Dank an Norbert Richter für seinen Leserbrief „Digitales Nirwana“ (v. 9. 7). Man muss aber meiner Ansicht nach die kritische Analyse der Gegenwart von der Ebene der Digitalisierung auf die Ebene der exzessiven Motorennutzung erweitern, um das Ausmaß der Zerstörungen in der Lebenswelt angemessen zu beschreiben. Erst dann erkennt man nämlich, warum den sonntäglichen Tatort anzuschauen oder jede Distanz mit dem Auto zurückzulegen, für viele Bürger ein Muß ist. Offensichtlich spürt man sich nur noch im Gruseln und im schnellen Fahren. Eigenbewegung, Naturerfahrungen,  soziale Begegnungen, Kultur und Liebe sind aber die Alternativen, die das Leben bietet, die aber zunehmend verschmäht werden“ (für das Hamburger Abendblatt).

 

 

„Eine Anmerkung zur gegenwärtigen Merkel-Kritik

Als 1939 Geborener  habe ich einerseits das pure Böse durch Hitler und die  Nazi-Partei erleben und irgendwie verarbeiten müssen. Andererseits  habe ich Angela Merkels  vorbildliches Streben nach  Humanität und Vernunft erleben dürfen. Mit diesem positiven Erbe sollte man nicht leichtfertig umgehen“ (bis jetzt nicht erschienen).

 

„Italienische Verhältnisse

Es ist unglaublich. Jeden Morgen, wenn ich die Gardine zurückziehe, kommt mir strahlender Sonnenschein entgegen. Jeder Abend ist momentan ein lauer Sommerabend, den man eigentlich nur draußen verbringen und genießen sollte. Das kenne ich so nur aus den früheren Urlauben in Italien. Wenn das so bleibt, und wir ein Klima wie in Italien bekommen, müssen wir dann auch Italienisch lernen? Ein Wörterbuch habe ich zumindest schon“ (eine Kolumne, nicht erschienen).

 

„Den Ball flach halten

Sind die öffentliche Meinung und die die Medien verrückt geworden? Es geht  auf der Fußballweltmeisterschaft um Spiele, nicht um existentielle Probleme.  Im Spiel ist die Niederlage genauso normal wie der Sieg. Siege kann man nie auf Dauer stellen, wenn ja, ist es kein Spiel mehr. Mein Sieg ist Deine Niederlage und umgekehrt. Ich finde, wie der HSV und seine Anhänger mit dem Abstieg umgehen, ist vorbildlich. Nicht Jaulen und Meckern, sondern konstruktiv in die Zukunft blicken. Das empfehle ich auch der deutschen Nationalmannschaft und seinen Anhängern“ (Forum Tarup).

 

„Gerechter Preis?

Am Sonnabend gegen 13 Uhr auf dem Wochenmark auf dem Südermarkt konnte man hören, wie sich die Preise nach unten überschlugen. Der Spargel, der übrigens superlecker schmeckte, war von dieser Preisentwicklung wohl am schwersten betroffen. Ich vermute, er kostete nun  nur noch die Hälfte von dem, was er noch vormittags einbrachte.  Neben mir bestellte ein älterer Herr zwei Pfund. Als er den niedrigen Preis hörte, schüttelte der den Kopf und verlangte, den gerechten Preis zu zahlen. Alle Umstehenden, mich eingeschlossen,  schüttelten den Kopf über so viel Unvernunft. Erst als ich zu Hause war, kamen mir Zweifel am Zeitgeist: Vielleicht gibt es doch so etwas wie einen gerechten Preis“ (eine Kolumne, nicht erschienen).

„Eine kleine Begebenheit

Anlässlich eines Klassenfestes befand ich mich in Hamburg auf dem Vorplatz einer U-Bahn. Vor dem Eingang tobten zwei junge Männer, wobei einer von ihnen mit den Füßen auf einen Papierkorb einhaute.  Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass das gar nicht ginge. Er lächelte entschuldigend. Für mich war damit die Sache erledigt, und ich versuchte nun mühsam, mit meinem schweren Koffer die Treppe zum Bahnsteig runterzukommen. Plötzlich erschien neben mir der oben genannte junge Mann, nahm meinen Koffer und trug ihn wortlos nach unten. Ich konnte gerade noch meinen Dank aussprechen, erfahre auch noch, dass er aus Tschetschenien kommt, dann ist er auch schon verschwunden.

Was soll diese  Begebenheit aussagen? Wir sollten nicht immer abstrakt über Flüchtlinge  sprechen, sondern mehr den Kontakt mit  realen Kindern, Frauen und Männer aus diesen Ländern suchen. Das eröffnet oft  eine ganz andere  Perspektive“ (shz erschienen).

 

„Berechtigt?

In meinem kleinen Garten habe ich einen Johannisbeerstrauch, auf den Verlass ist. Jedes Jahr sorgt er für zwanzig Gläser allerbeste Marmelade. In diesem Jahr habe ich mir leider etwas zu viel Zeit mit der Ernte gelassen, so dass mindestens ein Drittel von den Amseln bereits weg gefressen war. Als ich das beim Pflücken mitbekam, habe ich wohl ziemlich laut auf meine fressgierige Konkurrenz geschimpft. Aber es dauerte nicht lange, und drei laut zeternde Amseln drehten nun den Spieß um und schimpften mit mir mit den  gleichen Argumenten – zumindest habe ich das rausgehört“ (eine Kolumne, nicht erschienen).

 

„Ursachen verringern

Wenn Vernunft die Einsicht in die Notwendigkeit ist (Hegel), und wenn die Hauptursache des Klimawandels in dem weltweit vermehrten Motoreneinsatz liegt, und wenn man diesen Wandel nicht will, dann ist es vernünftig, den Motoreneinsatz weniger attraktiv zu machen. Aktuell sollte man den Bauern Hilfen für den durch den Klimawandel  entstandenen Ernteausfall gewähren. Diese Ausgleichszahlungen sollten aber nicht undifferenziert von jedem Bürger, sondern nach Maßgabe der Inanspruchnahme von Motorenleistungen erbracht werden.“ (shz 30. 4. 18

 

 

„Auf die Kraft des Menschen besinnen

Es ist zu hoffen, dass viele Autofahrer den  hervorragenden .Artikel „Zum Sitzen verdammt“ von dem Sportwissenschaftler Prof. Hauke Mommsen am Sonnabend nicht nur gelesen, sondern daraus auch die notwendigen Konsequenzen ziehen werden. Sein Fazit „Wir leben im Zeitalter der Immobilisation und der Unterforderung“ ist  Realität. Überzogene und unreflektierte Bequemlichkeit durch ständig vergrößerten Motoreneinsatz ist Ursache für diese Entwicklung. Aber das hat nicht nur negative Folge auf die Gesundheit der  Menschen (siehe den Mommsen-Artikel), sondern wirkt  nicht weniger destruktiv auf Klima, auf Städte und Landschaften, auf Natur und auf konkrete Sozialbeziehungen, die zunehmend durch abstrakte Kommunikation in elektronischen Medien ersetzt werden.  Das nicht zu Kenntnis nehmen zu wollen, ist zumindest aus Sicht zukünftiger Generationen unverzeihlich.“ (shz, 19. 3. 18, erschienen am 23. 3. 18)

 

 

 

„Verallgemeinerungswert

Den Ratschlag von Monika Koch an Maike Bruhns, diese möge  die bestehenden beleuchteten Alternativen nutzen, wenn der unbeleuchtete Carlisle Park bei Dunkelheit bei ihr Angst auslöse, halte ich  für Wert, unbedingt beachtet und verallgemeinert zu werden. Warum? Aus Gründen der Ökologie, dem größten Problem, vor dem die Menschheit steht. Wir müssen uns bei jeder materiellen Veränderung fragen, ob dadurch nicht eine Steigerung des Energie- und Materieverbrauchs stattfindet und,  wenn das der Fall ist, ob diese  Veränderung notwendig ist. Also Fragen wie:  Muss alles ausgeleuchtet werden? Müssen die Autos und Bildschirme immer größer werden? Kann man für diese Fahrt nicht Bus oder Zug nutzen? Warum nicht die eigene Tasche zum Einkauf mitnehmen? Für bestimmte Ohren mag das klein kariert klingen, aber die Summe aller unserer Handlungen zwingen zu dieser Alternative.“ (Flensburger Tageblatt)

 

 

 

"Die Schöpfung ist das Fundament des Lebens

„Das ´Kirchliche Wort` „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ vom 3. 2. 18 formuliert mit aller Deutlichkeit die drei großen Aufgaben der Menschheit. Für diese Aufklärung vielen Dank.  Lediglich zur Bewahrung der Schöpfung  gestatte ich  mir eine ergänzende Anmerkung zu machen: Die Schöpfung ist kein Rohstoff für unbegrenztes Wirtschaftswachstum.  Wasser, Luft und Boden sind keine  Mülldeponien.  Die Erde ist kein Untertan, sondern Partner.“

(für Flensburger Tageblatt)

 

 

„Ein Weckruf, nicht ein Nachruf

Als einer der Gründer der Grünen Listen von 1978 und Spitzenkandidat der Grünen in der Landtagswahl 1983 in Schleswig-Holstein vertrete ich heute wie damals die Position, dass die Grünen idealiter keine linke Partei und erst recht keine rechte, sondern ein ökologische sind: Nur die ökologische Theorie stellt systematisch und zentral das letztlich alles zerstörende Wirtschaftwachstum und damit den Tauschwert infrage. Die wirtschaftsorientierte Rechte unterstützt dagegen Wirtschaftswachstum direkt, die traditionelle indirekt. Rechte begründen das mit der Autonomie der Konsumenten, Linke mit dem Erreichen einer gerechten Verteilung der produzierten Waren und Dienstleistungen unabhängig von ihrem Gebrauchswert. Ich frage mich, ob der SPIEGEL hier nicht ökologisch mit rechts verwechselt.“ (erschienen im Spiegel Nur 5/2018)

 

 

 

Ersetzt man in dem Artikel „Schöne Worte, aber Mieter fehlen“ das Wort „Mieter“ durch das Wort „Kunden“,  nähert man sich den wahren Ursachen des Niedergangs  der Holmpassage und den Schwierigkeiten der Innenstadt. Autoorientierte  Einkaufszentren  und e-bay Käufe sind zwar soziale und ästhetische Schwundformen des Einkaufens, aber offensichtlich stark gefragt.    Flensburger Tageblatt 24. 1. 18

 

 

„Staus sind nicht naturwüchsig!

Beim Kofferpacken kann ein Problem auftreten, weil entweder der Koffer zu klein ist oder  zu viel mitgenommen werden soll. Gelöst kann das Problem nur, indem entweder ein größerer Koffer angeschafft  wird,  oder man verzichtet auf die Mitnahme eines (oft unnötigen) Teils des Gepäcks.

Beim Stau verhält es sich ähnlich: Entweder sind die Straßen zu eng oder zu viele Autos fahren auf ihnen. Auch hier gibt es nur zwei Lösungen: Erweiterung des Straßennetzes oder Verzicht auf unnötige Autofahrten, wenn z. B. parallel  öffentliche Verkehrsmittel im Einsatz sind. Wenn Vernunft die Einsicht in die Notwendigkeit ist, kommt nur  die letztgenannte   Lösung in Frage.“ shz 24. 1. 18 (nicht erschienen)

 

 

 

 

 

„Selbstkritik und Korrektur

Meine in verschiedenen Publikationen geäußerte Kritik des motorisierten Individualverkehrs und der  Motore ist einseitig und extrem, weil diese in ihrer Verbreitung ebenfalls extrem sind. Es ist Zeit, hier zu differenzieren: Motore sind wegen ihrer unvermeidbaren Emissionen aus klimatischer  Perspektive immer schädlich. Sicherlich gibt es ein bestimmtes Quantum an Emissionen, das vom Klima her noch tolerierbar ist. So der Einsatz von Motoren in  Katastrophengebieten, bei schwerer körperlicher  Arbeit, in Taxen, in Krankenwagen oder im maßvollen Einsatz von öffentlichen Verkehrsmitteln mit großer Beschränkung des Luftverkehrs. Hier die absolute Grenze zu ziehen, ist wegen der beteiligten Dynamiken nicht sinnvoll möglich. Schädlich ist der Motoreneinsatz für  Menschen dann, wenn er tendenziell alle körperlichen und geistigen Tätigkeiten ersetzt, wie es heute offensichtlich das unhinterfragbare  Bestreben ist. Das dahinter stehende Motiv nach Bequemlichkeit ist in vielen Fällen nicht mehr zeitgemäß, weil für die körperliche und geistige Gesundheit kontraproduktiv. Die Folgen auf Landschaften und Siedlungen thematisiere ich hier nicht.“ shz 14. 1. 18 (nicht erschienen)

 

 

„ Klimaschwankungen und Klimawandel

Die Maßnahme „Klimawandel – Land rüstet die Deiche auf“ lenkt von der neuen und notwendigen  Aufgabe der Gesamtgesellschaft ab, die unnötigen Handlungen und Werke der Menschen zurückzufahren, die zum Klimawandel führen. Natürliche Klimaschwankungen und der von Menschen verursachte Klimaschwandel dürfen nicht in einen Pott geworfen werden.

Dass Küstenschutz als Antwort auf natürlicher Prozesse unverzichtbar  ist, weiß ich auch von meinen Vorfahren, die Jahrhunderte an der Nordseeküste als Bauern lebten.“  shz  3. 1. 18 (nicht erschienen)

 

 

 

Gegen mechanische Anpassungspolitik

Der Schluss der Hamburger CDU,  die Stellplätze für Autos  in der Innenstadt Hamburgs allein deswegen zu vermehren, weil die Zahl der Neuzulassungen sich vergrößert habe,  ist schlicht mechanische Anpassungspolitik ohne Reflexion. Dazu ein entlarvender, sicherlich drastischer Analogieschluss: Dass 1938 die Mehrheit der Deutschen Nazis waren, zwang nicht dazu,  es selbst auch zu werden. Die Frage nach dem Wert nicht zu stellen, ist das Ende der Moral.“ (an das Hamburger Abendblatt am 30. 12. 17)

 

 

“Zwei Fragen

Die zentrale Aussage des Leserbriefs „Bürger entlasten“ von Heinz Schäfling (27. 12. 17) lautet „NEIN, die Gesamtbevölkerung hat ein Recht darauf, zu fahren.“ Mich würde interessieren, wie er diese allgemeine Forderung in Zeiten der Klimaveränderung und anderer Zerstörungen durch den motorisierten Individualverkehr begründet.

Und noch eine zusätzliche Frage zum Mitspracherecht der Anwohner bei der Gestaltung von neuen Straßen: Wie würden Autofahrer reagieren, wenn die Anwohner nicht deren Ausbau, sondern deren Rückbau fordern?” (shz, 29. 12. 17)

 

 

 

„Parkhäuser: Der Preis ist zu hoch

Nur die Grünen stellen in dem Artikel „Neue Parkplätze für Flensburg?“ den motorisierten Individualverkehr in Frage.  Um diese Position, der ich zustimme,  verständlich zu machen, ergänze  ich mit einigen Argumenten und Fragen:

Aus dem Auspuff  strömen nicht Milch und Honig, sondern Gifte, die die Qualität der Stadtluft massiv verschlechtern,  den Klimawandel beschleunigen, das Wohnen an viel befahrenen Straßen unzumutbar werden lassen und  die Städte insgesamt unwirtlicher  machen.  Jede Autofahrt hat diese Folgen. Ich verstehe nicht, wie man diese Folgen verdrängen kann und mit Bequemlichkeit, Lust  und Zeitmangel rationalisiert. Ich vermute eher, dass hier Angst, Identitätsmangel, krasser  Egoismus und mangelnder Mut zu eigenen körperlichen Fähigkeiten eine entscheidende  Rolle spielen. Und: Die Werbung bestimmt das Kaufverhalten stärker als die Vernunft. Nicht Autofahrer beherrschen das Auto, sondern umgekehrt, das Auto beherrscht sie, was sie aber nicht erkennen bzw. erkennen wollen.“ (für Flensburger Tageblatt, erschienen am 13. 12. 17)

 

 

 

„Bevormundung oder demokratischer Diskurs?

Der Verkehrsminister und Landesgruppenchef der CSU, Alexander Dobrindt,  „will nach oben“ (Flensburger Tageblatt vom 17. 11. 17). Diesem Aufstieg dient auch sein Argument „Wer das Auto kritisiert, bevormundet den Bürger“. Ich bestreite, dass diejenigen, die die Frage nach den Ursachen des Klimawandels stellen,  zu denen auch der motorisierte Individualverkehr gehört,  bevormunden. Nein, dieses Thema, das  unsere Kanzlerin (CDU) als  „Schicksalsfrage“ für die Menschheit begreift (Flensburger Tageblatt vom 16. 11. 17), darf nicht einem universellen Kritiktabu unterworfen werden. Genau das wäre undemokratisch.”

 

 

„Gedanken zum Klimawandel

Auch wenn man den Sturm vom vergangenen Wochenende nicht direkt auf den Klimawandel zurückführen kann, ist es angesichts der Häufigkeit der Abweichungen  notwendig, nachhaltige Lösungen zu finden und zu realisieren. Deshalb müssen alle Politikfelder und Konsumgewohnheiten auf Ökologieverträglichkeit geprüft und ggf. geändert werden. Das könnte heißen: weniger Autofahrten, weniger Fernreisen, weniger Großevents, weniger Konsum um des Konsum willens,  sondern Rückbesinnung auf die Schönheit und Reichtum der näheren Wirklichkeit,  auf Intensivierung von realen Sozialbeziehungen, auf Selbstbildung.“ (für Flensburger Tageblatt v. 29. 10. 17, erschienen am 1. 11. 17)

 

 

 

„Peelwatt als Standort

Vieles spricht dafür, dass das Motiv für den Neubau eines Krankenhauses primär nicht Argumente sind, die die Diskussion beherrschen. Das eigentliche, aber ungesagte  Motiv besteht darin,  die Möglichkeit zu schaffen, problemlos mit dem Auto diesen Neubau zu erreichen und in dessen unmittelbarer Nähe zu parken. Nur so kann ich mir erklären, dass das Votum einstimmig, ohne Diskussion ausfiel. Das Ergebnis: Wieder wird ein Stück Natur dem motorisierten Individualverkehr geopfert, dem Normgeber der Gegenwart.“  (für Flensburger Tageblatt am 13. 10. 17, erschienen am 1. 11. 17)

 

 

„Kein Opfer

Wird der Fehmarnbelttunnel nicht gebaut, wäre das kein Opfer, sondern eine kostenlose Zukunftsinvestition. Für den weiteren Ausbau des motorisierten Individualverkehrs gibt es  angesichts des Klimawandels, des Landschaftsverbrauchs und der zunehmenden Unwirtlichkeit der Städte kein vernünftiges Argument mehr.  Die Nutzung von Autos ist in bestimmten Situationen ein notwendiges Übel, mehr nicht. Zusätzliche Autofahrten aus Bequemlichkeit oder gar als  Selbstdarstellung sind nicht mehr zeitgemäß.“ (für shz vom 28. 9. 17)

 

 

 

 

„Ein lebenswichtiges Thema

Die Einsicht, dass wichtige Informationen nicht immer  ausführlich im Mittelpunkt  stehen, fand ich gestern in unserem Tageblatt bestätigt. In  der Spalte „Seitenblick“ erfuhr der Leser immerhin, dass Radfahren und Zufußgehen (sowie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, füge ich hinzu)  Leben retten und dafür sorgen, dass „den Städten nicht die Puste ausgeht“. Wenn Vernunft Einsicht in die Notwendigkeit ist, dann wäre der Bundestagswahlkaampf genau der Ort gewesen, dieses lebenswichtige Thema mit in den Mittelpunkt zu stellen. Das sollte man auf verschiedenen Ebenen nachholen.“ (für shz, nicht erschienen).

 

 

 

 

„Notwendige Gedanken

Weitermachen um jeden Preis, aber auch sofortiges Umschwenken auf neue Impulse sind beides keine Königswege. Ich denke zwar, dass die Überlegungen, Einwände und die Schlussfolgerungen von Prof. Ulf Hahne nicht ein  fertiger Königsweg sind, aber  in die richtige Richtung weisen. Mit wünschenswerter und  mutiger Klarheit formuliert er, dass Urbanität nur durch eine drastische Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs möglich wird (Vorbild Kopenhagen). Das Zeitalter der absoluten Vorfahrt des Autos ist vorbei. Das klingt sicherlich in vielen Ohren als Sünde gegenüber Fortschritt und Lebensqualität schlechthin.  Die Forderung, mit dem Auto von Haustür zu Haustür zu fahren, mag dem Wunsch nach unbegrenzter Bequemlichkeit entsprechen, dient aber letztlich nicht den Autoinsassen und auch nicht einer lebendigen Stadt. Es stimmt ja leider, dass in den Städten und Dörfern Geschäfte massiv aufgeben müssen. Diese Entwicklung findet aber auch dann statt, wenn dem Individualverkehr keinerlei Einschränkungen auferlegt werden.   Die Autos durchqueren  die Stadt, ihr Ziel sind aber die Einkaufszentren an der Peripherie. Es wäre ein demokratisches Missverständnis und Denkfaulheit, sich nur  diesem Trend anzupassen.“ (erschienen am 14. 7. 17 im Lokalteil des Flensburger Tageblatts)

 

 

Goldenes Kalb

Von der Hudtwalcker U-Bahn-Station durch den Leinpfad und an der Außenalster entlang zum Dammtorbahnhof ist für meine Frau und mich nach einem einwöchigen, beglückenden Einhüten unserer Enkelkinder Schönheit pur. Was diesen Spaziergang selbst bei Nieselregen angenehm macht, liegt auch daran, dass Autos auf diesem Weg nicht massiv in Erscheinung treten. Warum kann das nicht überall so sein? Der Motor und seine Infrastrukturen sind das goldene Kalb der Gegenwart.

Boje Maaßen, Flensburg  (Hamburger Abendblatt, erschienen am 5. 8. 17)

 

 

„Eine Entscheidung der Vernunft?

Jürgen Muhl attestiert dem Diesel-Gipfel eine Entscheidung der Vernunft. Sicherlich im Sinne des Wirtschaftswachstums, aber nicht im Sinne einer ökologischen Vernunft der Nachhaltigkeit. Die Motorennutzung zu reduzieren ist die einzige Möglichkeit, den Prozess der Klimaverschlechterung zu stoppen.  In diesem Zusammenhang von einem „sauberen Diesel“ zu sprechen, ist entweder der Verzicht auf Klarheit in der Sprache oder Ausdruck einer ideologischen Haltung.

Die gegenwärtige Debatte um die Fälschungen ist eine Stellvertreterdiskussion, die die Autofahrer als Opfer stilisiert. Autos müssen grundsätzlich problematisiert werden. Denn auch ohne die durchgeführten  Manipulationen ist der motorisierte Individualverkehr destruktiv genug.“ (für shz´)

„Den Stillstand überwinden

Der CDU, FDP und deren effektivem Wahlhelfer,  dem Flensburger Tageblatt, verdanke ich die Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft sich im Zustand des Stillstandes befindet:   Damit sind  nicht Probleme wie der Klimawandel,  die zunehmende Auflösung  realer sozialer Beziehungen,  die Verrohung in bestimmten Teilbereichen unserer Gesellschaft, die Ersetzung der Wirklichkeit durch Unterhaltungsmedien  gemeint, sondern – und das war mir neu – die Modernisierung der Gesellschaft in den Bereichen Mobilität, genauer Autoverkehr mit dem Ziel, dieser Mobilität endlich den notwendigen Raum zu verschaffen. Das macht Sinn: In den Städten fehlen zumindest vierspurige Stadtautobahnen. Die Zentralisierung von Krankenhäusern, Einkaufszentren, überhaupt von öffentlichen Gebäuden  mit ausreichenden, auf Zuwachs ausgelegten Parkflächen ist bei weitem nicht abgeschlossen. Dazu gehört auch der konsequente Ausbau des Internets, um den Onlinehandel effektiver zu machen.  Dieser notwendige Umbau verlangt alle Anstrengungen der gesamten Gesellschaft. Packen wir es an!“ (für shz)

„Klimawandel und Motor

Ein Gedanke zum aktuellen „Sommer“: Die Möglichkeit, eines von Menschen verursachten Klimawandels zu leugnen, entspringt der Haltung, nur nicht den motorisierten Lebensstil ein Stück zu stabilisieren oder gar zurückfahren zu müssen. Der Motor einschließlich seiner materiellen und geistigen Infrastrukturen ist das Heilige Kalb der Gegenwart.” (für shz)

 "Zukunft ermöglichen

Ein sinnvoller, weil notwendiger  Vorschlag zur Beendigung der Diskussion um die Fertigstellung der A20 und zur Sechsspurigkeit der Rader Hochbrücke:  Auf diese Projekte aus klimapolitischen Gründen verzichten. Stattdessen Strukturen schaffen, die den Einsatz von Energie und Motoren verringern.  Nicht Anpassungspolitik, sondern eine Zukunft ermöglichende Politik ist die Aufgabe."

 

 „Versteckte Zustimmung

Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen ist nicht nur ein „Sieg“ Trumps und seiner amerikanischen Unterstützer, sondern weltweit auch ein „Sieg“ großer Teile der Wirtschaft und der Konsumenten, die beide auf Handlungsebene der Logik des privaten und volkswirtschaftlichen Wirtschaftswachstums folgen.   Im Gegensatz zum energieaufwendigen Wirtschaftswachstum  wären ein nachhaltiges Wachstum in Form von Wissen und Reflektionsfähigkeit, technische Kompetenz in Form von Energiereduzierung, soziales Wachstum in Form von Solidarität und Liebe, ein Wachstum der Mobilität  in Form von Stärkung der Eigenbewegung und der Ersetzung des motorisierten Individualverkehrs durch öffentliche Verkehrsmittel, eine Stärkung der Natur im Erdzeitalter des Anthropozäns als eine reale Option für die Zukunft der Erde und der Menschheit.“

 

 

 

„Ein Schleichweg in Gefahr

Zu den Argumenten,  die aus ökologischen und sozialen Gründen  für den Erhalt der Kleingartensiedlung   Mummsche Koppel  plädieren, füge ich noch ein Argument hinzu. Als Taruper ist mir der Fuß- und Radweg am Campus vorbei durch die Kleingärten  hin zur Schulze-Delitzsch-Straße und weiter zur Kanzleistraße sehr wichtig, um abgasfrei und naturnah  in unsere zauberhafte  Innenstadt zu gelangen.  Verschwindet diese Route, hieße das auch: ein Schleichweg weniger.“ (für Flensburger Tageblatt, erschienen)

 

 

 

„Unterstützung unter Bedingungen

Als Taruper bin ich nicht glücklich über die Zerstörung von Naturlandschaften durch die Schaffung von Neubaugebieten um

Tarup. Aus diesem Grunde liegen meine Sympathien auf Seiten von Bauer Knop, sein Land nicht für den Ausbau K8 zur Verfügung zu stellen. Aber auch nur dann, wenn das dem Naturschutz oder aus traditionellen Gründen dem Erhalt seines Bauernhofes dient.

Wenn das primäre Motiv allerdings die Erzielung eines höheren Verkaufspreises ist, sich also innerhalb des dominierenden Wertes unserer Gesellschaft befindet, dann unterstütze ich vorbehaltlos die Position der Stadt Flensburg.“ (21. 7.17 im Fl. Tageblatt)

 

 

„Ein Minderheitsvotum?

Viele meiner Bekannten meckern auf die Bahn, obwohl sie  diese – so mein Verdacht - gar nicht benutzen. Ich bin da ganz anderer Meinung: Das Bahnhofsgebäude finde ich sowohl von Außen als auch von Innen ansprechend. Die Buchhandlung und das kleine Cafe belebend. Ein  Tunnel zu  Gleisen ist nie ein Augenschmaus, aber ich wüsste nichts, was man an unserem verbessern könnte. Fahrstühle erleichtern den Zugang. Die stündlich nach Hamburg, fast geräuschlos fahrenden Doppeldecker sind pünktlich, sauber und  in Flensburg nie überbelegt. Das sind zumindest meine Erfahrungen.“ (am 31. 5. 17 im Flensburger Tageblatt erschienen).


„Notwendig ist eine nachhaltige Vision

Der Beitrag „Schleswig-Holstein braucht Visionen“ von Stephan Richter im Schleswig-Holstein Journal formuliert eine notwendige Aufgabe, zu deren Lösung  er  interessante  Gedanken beisteuert. Insbesondere dem Schlusssatz „Zentralismus war gestern“ stimme ich uneingeschränkt zu. Dezentralität verlangt aber– und hier beginnt meine Kritik der Kritik -  zumindest heute den autonomen Menschen, der  nicht Funktionär des immer noch vorherrschenden Wirtschaftswachstums ist. So dient z. B.  der von ihm mehrfach  zitierte Bau der A 20 nicht der Revitalisierung Schleswig-Holsteins, sondern dem weiteren

Sterben der Dörfer bzw. der kleinen und mittleren Städte. Die steigenden Pensionen dienen überwiegend nicht der Abwehr von Not, sondern dem Kauf von  und schädlichen Konsumgütern und Dienstleistungen. Das reicht von überdimensionierten Autos und Wohnwagen über  bewusstlose Fernreisen bis hin zu Erdbeeren an Weihnachten. Meine Lösung: Wir brauchen keine einheitliche Vision, sondern jeder muss seine eigene Vision entwickeln und realisieren. Allerdings müssen sich diese innerhalb ökologischer Grenzen  und dem sozial Zumutbaren  halten: Grenzenloser Konsum-Individualismus war gestern.“  (shz)




„Wie reagieren?

Die stetig anwachsende Autolawine ist das Hauptproblem der Gegenwart, diese zu reduzieren die Hauptaufgabe von Politik und Individualverhalten. Um die notorischen Autofahrer zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen, sind  allerdings  nicht  rationale Argumente wie Fahrpreise, Taktzeiten usw., sondern Psychologie angesagt. Selbst wenn der Bus wie in der Schweiz  fast vor der Tür hält und nahezu kostenlos ist, sind viele  Urlauber nicht bereit, umzusteigen. Falsch verstandener Individualismus speist sich, wie übrigens der massive Medienkonsum, aus Angst, aus Unsicherheit, aus Bequemlichkeit, aus Egoismus  aus dem Verlust des Schönheitssinns und aus einer am Auto ausgerichteten Strukturpolitik.

Wir müssen unsere Lebenswirklichkeit selbst gestalten und nicht von unverantwortlichen wirtschaftlichen Interessen gestalten lassen.“ (shz)

 

 

 

"Auch an Fußgänger denken

Die Anwohner am Heinz-Krey-Hof stehen mit ihrer Forderung nach Fußwegen nicht allein. Eine ähnliche Situation gibt es bei uns in Tarup. Nicht durch ein Verbot, sondern durch die Errichtung eines Zaunes ist es nicht mehr möglich, zu Fuß von der Kreuzkoppel aus über den Weißen Hof zur Taruper Hauptstraße zu gelangen. Diese Maßnahme ist sicherlich rechtens, ist aber doch ein Verlust alltäglicher Lebensqualität: Der  Weg zu den dortigen Geschäften und Einrichtungen wird nun beträchtlich länger und durch den zunehmenden Autoverkehr auf der Taruper Hauptstraße fast unzumutbar. Ich denke, dass die Stadt systematisch zumutbare Fuß- und Radwege überall einrichten muss, u. U. auch nachträglich. Diese Forderung finde ich übrigens bereits im Gebiet von der Beek zur Ringstraße vorbildlich realisiert."

 

 

 

“Die wesentliche Aufgabe der Grünen

Die Grünen haben in der Saarland-Wahl enttäuschende vier Prozent erreicht. Ich erkläre mir dieses Ergebnis damit, dass sich die Grünen  nach ihrer Gründung ziemlich schnell  zu einem politischen Gemischtwarenladen entwickelt haben, der u. a. auch Ökologie anbietet. Aber  die Lösung der ökologischen Frage ist die entscheidende, vor der die Menschheit steht. Die  ökologische Verträglichkeit der produzierten Waren und Dienstleistungen muss im Mittelpunkt stehen und nicht die Verteilungsfrage. Allein das zu begründen und zu fördern, wäre eine Herkulesaufgabe für die Grünen“  (erschienen am 30. 3. 17 im shz).

 

 

Prüfstand umfasst mehr!

Dass Flensburg sich als  Klimastadt versteht, ist  die  notwendige Antwort auf ein Riesenproblem, vielleicht das größte, vor dem wir stehen. Dazu gehört mit Sicherheit auch eine kritische Aufarbeitung der gegenwärtigen Mobilität in unserer Stadt einschließlich des Aufzeigens von Alternativen. Aber das reicht nicht, man muss tiefer analysieren: Warum leugnen noch immer viele Mitbürger den Klimawandel, der auch mit dieser Mobilität zusammenhängt? Warum berücksichtigen sie ihn nicht in ihrem Denken und Handeln? Warum sehen sie nicht die großen Vorteile eines ökologisch orientierten Lebensstils?  Eine mögliche Erklärung wäre: Das  eigentlich Fatale des Klimawandels besteht darin, dass immer mehr Menschen die Folgen dieses Wandels nicht als existenziellen Verlust empfinden: Unterhaltungsmedien, Komfort und Bequemlichkeit, große Autos, Fernreisen, Einkaufszentren und Eventangebote bieten einen Ersatz, der als höherwertig bewertet wird als eine  lebendige Wirklichkeit“ (erschienen im Flensburger Tageblatt am 21. 2. 17).

 

 

 

„Täuschung mit  Zustimmung?

Die duale Rollenverteilung im Abgasskandal von VW erinnert mich stark an die Vergangenheitsbewältigung  in der Bundesrepublik Ende der vierziger und fünfziger Jahre: Die große Mehrheit der Deutschen sei damals von einer verbrecherischen Clique  ohne eigene Zustimmung und damit ohne Schuld verführt worden. Strukturell gleich wird im Abgasskandal argumentiert: Auch hier sei  die Mehrheit der Autobesitzer von einer Minderheit getäuscht worden. Die gezinkten Zahlen mögen in dem einen oder anderen Fall den Kauf erleichtert haben. Dazu ein Gedankenexperiment: Hätten die Käufer von SUVs, Kleinbussen und Großlimousinen auf den Kauf verzichtet, wenn sie von den realen Emissionen gewusst hätten? Die gegenwärtigen Verkaufszahlen sprechen nicht dafür“  (für FAZ).

 

 

 

„Ständige Müdigkeit

Ich würde lügen, wenn ich behaupte, das Wort „müde“ wäre in meinem Wortschatz eine Seltenheit. Mehr oder weniger bin ich schon immer müde gewesen, aber momentan nimmt meine Müdigkeit überhand. Woran liegt das? Schlafe ich zu wenig oder zu viel? Ist meine Ernährung angemessen in Bezug auf Vitamine, Ballaststoffe usw.? Bin ich zu wenig an der frischen Luft? Oder gibt es gar einen Müdigkeitsvirus? Also offene Fragen über offene Fragen, für die ich bisher noch keine Antwort gefunden habe“ (für eine Kolumne).


„Wie schlafen Pferde?

Ich wollte schon immer gerne wissen, ob  Pferde im Stehen schlafen. Zuständig für eine Antwort ist nur meine  älteste Enkeltochter, die nichts anderes als Pferde im Kopf hat. Was sie dazu sagte, klang sehr plausibel: „Pferde schlafen in der Regel im Stehen, weil in ihnen  noch viel vom Wildpferd steckt. So sind sie jederzeit fluchtbereit. Nur wenn sie sich absolut sicher fühlen, legen sie sich hin.“ Nun wurde mir auch klar, warum  mein Bruder bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit es sich auf dem Sofa hingestreckt gemütlich macht: Ihm  ist jegliche Wildheit abhanden gekommen“  (für eine Kolumne).

 

 

„An wen wenden?

Am 3. Januar dieses Jahres stand in Westerland der Autoverkehr einschließlich der öffentlichen Busse für Stunden still (das Flensburger Tageblatt berichtete). Der Grund war ein  Rückstau von Privatautos, die in diesen Massen nicht sofort abtransportiert werden konnten. Zu dieser Zeit wollten wir von Hörnum mit dem Bus nach Westerland, um mit dem Zug die Insel zu verlassen. Die Autofahrer waren eindeutig die Ursache dafür, dass wir fast zwei Stunden warten  mussten, bis der Bus kam. Meine Frage lautet  nun: Wo kann ich direkt von den Autofahrern bzw. von ihren Organisationen meinen  Schadenersatz einfordern?”  (shz, 21. 1. 17)

 

 

 

Urbanität und Schönheit

Der Artikel „Hafencity wächst – Planer blicken 150 Jahre voraus“ (Flensburger  Tageblatts v. 21. 1. 17)  enthält eine  Computersimulation eines geplanten  Wohnquartiers in der Hamburger Hafencity. Die Betrachter sehen darauf  Wasser, moderne Häuser, flanierende Menschen,  Begrünung, aber kein einziges parkendes oder fahrendes Auto. Die Botschaft ist eindeutig: Die autogerechte Stadt fördert massiv die Hässlichkeit in ihr. Es mag ja  noch sein,  dass ein Auto allein in unberührter Natur oder vor einem Edelhotel hübsch anzusehen ist, aber massenhaft sind sie mit Sicherheit hässlich. Für die Bequemlichkeit, die das Auto  bietet, dürfen und sollten  wir nicht die Zukunft der Erde, die Schönheit unserer Stadt und unsere  Gesundheit opfern.  Zu hoffen ist nur, dass es keiner 150 Jahre bedarf, bis sich  Schönheit und  Vernunft  auch an der Flensburger Schiffbrücke durchgesetzt haben.“ (Flensburger Tageblatt, 21. 1. 17)

 

"Eine Neuentdeckung

Am 21. August informierte das Forum Tarup in dem Artikel „Es kann wieder  spaziert werden“, dass der Naturpfad zwischen Gärtnerwinkel, der vom Schmiedeweg abbiegt, nun wieder begehbar sei.  Am Sonntagnachmittag sind wir dieser Einladung  gefolgt – und es hat sich gelohnt: Der  zeitlich nicht aufwendige und sehr interessante Weg führt durch eine nahezu unberührte Landschaft, wie ich sie noch aus meiner Jugendzeit kenne. Damals  gab es noch viele solche  Wege, die zwar keine Premiumqualität hatten, aber umso vielfältiger waren.

Von den kleinen Beschwerlichkeiten kann man sich dann auf dem bequemen und landschaftlich ebenfalls reizvollen Fuß- und Radweg westlich des Bahndamms erholen. Als Belohnung empfehle ich zusätzlich  ein Stück leckere Torte, das man sonntags im nahe gelegenen „Grünschnabel“  von der Inhaberin Annette selbst gebacken, günstig zum Mitnehmen erwerben oder, was noch interessanter ist, dort  mit einem kleinen Schnack mit echten Tarupern  verzehren kann."

 

 

„Etwas verlangsamt

Meine Mutter hat mehr als einmal gesagt, dass ich ein sehr plietscher Junge. sei, was aber zumindest in Bezug auf schnelles Begreifen  nicht  stimmt. Gestern war ich mit meinem Neffen in der Stadt zu einem Großeinkauf. Als wir nach Hause wollten, sagte er: „Ich stehe auf der Exe.“ Ich begriff es nicht, denn mein Neffe stand ja hier auf dem Holm leibhaftig vor mir. Doch dann ging mir langsam ein Licht auf: Er meinte gar nicht sich selbst, sondern sein Auto.“

 

 

(erschienen in der FAZ unter "Nur so wird uns verziehen" vom 12. 9. 16




 

Schönheit und Distanz

An der Beek befindet sich ein kleines Überlaufbecken, dessen Ufer dicht bewachsen ist. Nur zwei oder drei kleine Pfade führen zu ihm hin, die ich aber zumindest zu dieser Jahreszeit nie mehr betreten werde. Warum nicht? Auf dem kleinen See haben sich nämlich Seerosen angesiedelt. Das erste Mal sah ich sie durch eine kleine Lichtung direkt vom Weg. Eingerahmt von grünen Bäumen und Büschen wirkten sie auf mich wie ein zauberhaftes Gemälde. Darauf betrat ich einen dieser kleinen Pfade, um sie mir von Nahem anzusehen. Natürlich waren sie immer noch hübsch, aber irgendwie hatten sie für mich ihre Faszination verloren. Ich denke, dass es für jedes Ding eine optimale Distanz der Wahrnehmung gibt, nicht zu nah, aber auch nicht zu weit. Und das gilt auch für Seerosen (erschienen im "Forum Tarup").

 

 

 

Ein  Artikel der sich auf  „Massiver Widerstand gegen Ostsee-Tunnel“  vom 27. August 16 im shz bezieht.

„Notwendige Abkehr vom Auto

Widerstand gegen zerstörerische Verkehrsprojekte in Form von Klagen ist demokratisches Recht und im Interesse des Klima- und Landschaftsschutzes Pflicht. Aber die nachhaltigste  Form des Widerstands ist das eigene Handeln, in diesem Fall:  So wenig wie möglich das Auto in Anspruch nehmen oder noch konsequenter, auf das Auto ganz  verzichten, wie wir es tun.  Füße, Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel sind  die angemessenen Mittel der  Mobilität - übrigens gleichzeitig ein Gewinn und nicht Verlust von Lebensqualität. Je weiter der Ausbau des motorisierten Individualverkehrs vorangetrieben wird, desto schwieriger wird der notwendige Wandel, denn der motorisierte Individualverkehr hat nicht einmal theoretisch eine Zukunftsperspektive. Verkehrspolitik und Autobefürworter  müssen  das endlich zur Kenntnis nehmen“ (erschienen am 30. 8. 16).

 

 

Zum Artikel „Polizei kämpft gegen PS-Protzer“ v. 1. Sept. 2016 für das Hamburger Abendblatt
„Gesellschaftsimmanent?
Hoffentlich hat die Polizei Erfolg gegen die PS-Protzer, die mit ihren schnellen und lauten Fahrzeugen Beachtung und Statuserhöhung erreichen wollen. Dieses Modell wird ihnen durch die populären Formel-1-Rennen vermittelt, aber auch durch die zunehmende Zahl von SUVs, Sportwagen und Luxuslimousinen der „Normalbürger“ auf unseren Straßen täglich vorgeführt. Erst wenn hier ein Wandel eintritt – und das ist meine These – eröffnet sich die realistische Möglichkeit, dass dieser Wahnsinn auf den Straßen abklingt" (erschienen am 3. 9. 16).

 

 

„Auch Herr Engeland irrt

Wenn Herr Engeland mit seiner Formulierung, Tante Maaß nehme wohl nicht mehr aktiv am Straßenverkehr teil, meint, sie führe kein Auto mehr, dann ist er Opfer der gegenwärtigen Sprachverhexung geworden: Autofahren ist  das  Gegenteil von Aktivität, denn weder nennenswerte muskulär-köperliche noch neurologisch-geistige Anstrengungen sind beim Autofahren vonnöten:  Man sitzt ausschließlich und bewegt minimal Füße und Hände. Das Denken beschränkt sich primär auf andere Verkehrsteilnehmer und Straßenbedingungen.  Aktiv im Straßenverkehr sind dagegen Fußgänger, Radfahrer, Jogger und Menschen, die zu Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln laufen.  Deshalb empfehle ich  Herrn Engeland, zuerst die Tatsachen wahrzunehmen und richtig zu benennen, bevor man anfängt, ideologieanfällige Begriffe wie „aktiv“ zu benutzen. Das gilt übrigens nicht nur für Begriffe, sondern auch für die Interpretationen von Bildern, denn die können auch – wie der  Neffe und Herr Engeland - irren.“ (bis jetzt nicht erschienen)

 


 

"Sport ist nicht die große Lösung
Auf das Bevölkerungsganze gesehen ist und bleibt Sport  aus nachvollziehbaren Gründen nur eine Teilmenge  der Eigenbewegung  Aber zwischen sportlich Aktiven und Sportmuffeln gibt es eine dritte Position, die problemlos von allen Bürgern, seien sie jung oder alt, verwirklicht werden kann:   Im Alltag zu Fuß oder mit dem Rad sich bewegen, sei es einkaufen, den Arbeitplatz erreichen, Freunde besuchen oder ins Kino oder Theater gehen. Das Auto muss dann stehen bleiben. Das ist kein Rückschritt, sondern wortwörtlich ein Fortschritt. Das fällt leicht, weil hier Bewegungen eine notwendige und  selbstverständliche Funktion haben. Nebenbei  dienen diese Bewegungsarten dem Klima, aber machen Klima auch erfahrbar,  kostet nichts, erhöhen die Zahl der Augen-blicke, stärken  die Identität und öffnen die Augen für die Schönheit der normalen Umgebung. Dass das gut für Geist und Körper ist, weiß ich nicht nur aus theoretischen Überlegungen, sondern aus jahrelangen Erfahrungen." (v. 14. 4. 16 an shz, noch nicht erschienen

 

Fahrrad schieben

"Nach der Einsicht, dass grundsätzlich Autos schneller und damit gefährlicher sind als Fahrräder und diese wiederum gefährlicher als Fußgänger, kann es ethisch und muss es rechtlich nur heißen: Auf der Hafenpromenade müssen Radler ihr Gefährt schieben.” (9. 4. 16 im Flensburger Tageblatt)

 

 

 „Einseitig

Leider erfüllt  der Artikel „Die Verschandelung der Landschaft“ in dem von mir so geschätzten „Schleswig-Holstein Journal“ (Ausgabe 12) bei weitem nicht die Erwartungen, die der Titel erweckt. Dem Autor ist ohne Einschränkung  zuzustimmen, wenn er in diesem Zusammenhang  Windkraftanlagen kritisiert, aber weitere offensichtliche Ursachen der Verschandelung nicht benennt:  das ständig „wachsende“ Straßennetz, Industrieanlagen und Einkaufszentren in ehemals schöner Landschaft und  die großen Neubaugebiete, die sich in die Landschaft hineinfressen. Diese und andere Ursachen sollte und kann man redlicherweise bei  diesem Thema nicht ausblenden. Tut man es trotzdem, schreibt man Ideologie“ (für shz, bis auf den letzten Satz am 2. 4. 16 erschienen).

 

 

 

 

„Die verpasste Chance!

               In dem Artikel „Angst vor der neuen Freiheit“(v. 9. 3. 16) wird der innerhalb der Grünen dominierende Dualismus statt wie bisher üblich mit Fundamentalos und Realos hier mit Linken  und Realos beschrieben. Gewonnen ist damit ein „halber Inhalt“, denn der Begriff „links“ ist inhaltlich gefüllt, während  die Begriffe „fundamental“ und „real“ verschiedene Grade der Kompromissbereitschaft mit dem jeweils Bestehenden anzeigen.

               In den heftigen Auseinandersetzungen   in der Gründungsphase der Grünen war die Trennungslinie dagegen eindeutig, weil beide Positionen inhaltlich mit  „Ökologie vs. Sozialismus“ bestimmt waren. Das kann ich insofern beurteilen, da ich von 1978 - 82 für die Grüne Liste im Kreistag Nordfriesland saß, Spitzenkandidat der Grünen in der Landtagswahl Schleswig-Holstein 1983 war und  an allen Gründungsparteitagen der Grünen aktiv teilgenommen habe. 1983 bin ich aus der Partei, aber nicht aus dem Thema ausgetreten.

               Ökologie wurde von ihren Vertretern, aber auch von ihren parteiinternen Widersachern als eine Position verstanden, die vom Primat der Ökologie ausging. Ökologische Politik verstand sich als  jenseits des Dualismus von links und rechts, nicht revolutionär, sondern pragmatisch-evolutionär. Die Reichweite ökologischer Werte wurde zwar auch als begrenzt gesehen, reichte aber, um sinnvoll zu leben, viel weiter als  konventionell gedacht.

               Der „Sieg“ der  orthodoxen  Marxisten und nichtökologischen Gruppierungen  in der Anfangsphase der Grünen führte aber dazu, dass die Position des Primats der Ökologie zuerst durch die Bezeichnung „Realos“ ersetzt und schließlich ganz zum Verstummen gebracht wurde, während kommunistische und sozialistische Positionen längere Zeit unbehelligt blieben, allerdings  dann auch an Einfluss verloren. Fortan nahmen  die Realos außerhalb von marxistischen und rein ökologischen Positionen inhaltlich beliebig jede Position innerhalb des linksliberalen Spektrums ein, so dass sie inhaltlich nicht mehr bestimmt werden konnten.

               Ich bin der Auffassung, dass durch diese Fehlentwicklung eine alles entscheidende Zukunftsperspektive verpasst wurde, an der  ein großer Teil der Bevölkerung und Menschen wie Herbert Gruhl über  Rudolf Bahro bis  Rudi Dutschke  mitwirkten. Unwiederbringlich?“ (erschienen in der FAZ am 22. 3. 16)


„Muss das sein?

An schönen Sommertagen frage ich mich, ob die Osttangente zur Entlastung der Verkehrsbelastung der Stadt oder als  Rennstrecke für Motorräder geschaffen wurde. Deshalb lautet mein Tipp für Krach-Biker: Entsorgt Eure Maschinen umweltfreundlich, und Ihr tut  Euch und der Umwelt etwas Gutes.“ (für das Flensburger Tageblatt, nicht erschienen)

"Moderne Zeiten!

Meine gleichaltrige Cousine ist konsequent fortschrittlich. So freut sie sich schon darauf, wenn alle Lebensmittel im Online-Handel erhältlich sind. „Dann  brauche ich  nicht mehr einzukaufen“. Mein vorsichtiger Einwand, dadurch hätte sie ja nur noch wenige menschliche Kontakte, pariert sie lächelnd: „Mir reichen die Menschen im Fernsehen“. Nun frage ich mich, ob die Fernsehwelt die wirkliche Welt ersetzen kann.“

 

 

“Pro Schienenverkehr

Dass seit 2013 Busanbieter der Bahn Konkurrenz machen dürfen, ist für  Mensch und Umwelt  keine gute Entscheidung. Natürlich hat der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, recht, wenn er einen voll besetzten Fernbus als eine ökologische Alternative zum Auto bewertet. Vollkommen „ent-grünt“ wäre seine Argumentation allerdings, wenn er  den Vergleich von Fernbus und Bahn, von Straße und Schiene aus ökologischer Perspektive fortsetzen würde.”  (für shz)

 

„Zukunftsweisend

Die Ergebnisse des Pariser Klimagipfels taugen nur dann etwas, wenn die Nationen und deren Kommunen und Bürger  Worten entsprechende Taten folgen lassen.  Es ist aus klimapolitischen Gründen  bereits unverantwortlich, das Auto zu benutzen, wenn gleichzeitig für diese Strecke ein Angebot eines öffentlichen Transportmittels besteht, so erst recht, wenn dieses elektrisch betrieben wird und der Strom aus Wind, Sonne und Wasser gewonnen wurde. Ich hoffe nur, dass in Flensburg diese Idealsituation entsteht und die Bürger dieses Zukunft ermöglichende  Angebot  annehmen. Zumindest spätere Generationen werden dafür dankbar sein.“ (Flensburger Tageblatt am 15. 12. 15)

 

 

„Loslassen!

Meine Freundin Martha fragte mich beiläufig, wo eigentlich die Sachen meiner verstorbenen Mutter abgeblieben wären. Das Beiläufige war raffiniert, denn sie wusste von meinem Tick, alles aufzubewahren. „Im Keller, für schlechte Zeiten“, war meine Antwort. „Auf schlechte Zeiten müssen wir nicht warten, es gibt im Bahnhof genug Leute, die sie gerade erleben“. Sie duldete keine Widerrede. Alles, was entbehrlich war, packten wir in Kartons und fuhren es in ihrem Auto zum Bahnhof. Nicht nur die Bedürftigen und die Helfer freuten sich, sondern  auch ich - und sicherlich meine Mutter  oben (für eine Kolumne, erschienen). 

 

 

 

 „Der eigentliche Skandal     

 

Es ist gutes Recht der Konsumenten, sich darauf verlassen zu können, nicht betrogen zu werden. Die Aufdeckung der Täuschung der Abgaswerte bei und durch VW - und wahrscheinlich nicht nur dort - hat deshalb für berechtigte Empörung gesorgt. Trotzdem muss gefragt werden, warum die Autobauer sich auf diesen schrägen Weg eingelassen haben. Der Widerspruch zwischen der Forderung nach geringeren Abgaswerten und den zunehmend größer werdenden Autos war offensichtlich technisch nicht lösbar. Es war eine Aufgabe, die nicht nur von der Politik, sondern auch von Nutzern eingefordert wurde, um ihre schweren Limousinen, SUVs und Kleinbusse vor sich und anderen  zu rechtfertigen. Aber nicht die Täuschung durch manipulierte Werte ist der eigentliche Skandal, sondern das Einverständnis der Gesellschaft zum motorisierten Individualverkehr. Denn selbst, wenn die angegebenen Werte gestimmt hätten, sind die Emissionen und die dazu kommenden Zerstörungen durch diese Art von Mobilität viel zu groß, um akzeptiert werden zu können. Auch ist mir nicht bekannt, dass auch nur ein Autofahrer wegen der falschen Zahlen sein Auto abgeschafft hat. Wäre es nicht an der Zeit, die aktuellen Fälschungen  zum Anlass zu nehmen, die Destruktivität des motorisierten Individualverkehrs ins Bewusstsein zu heben und nach Alternativen zu suchen?“ (an die FAZ, noch? nicht erschienen).

 

 

„Autos verbinden?

Mobilität ist der Oberbegriff für unterschiedliche Mobilitätsformen. Holger Appel wäre zuzustimmen, wenn er in seinem ausführlichen Kommentar „Mobilität verbindet“ (v. 15. 9. 15 in der FAZ) Fußgänger, Radfahrer und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel gemeint hätte. Aber er spricht ausschließlich vom Auto. Die soziologische Einsicht, dass gerade das Auto Kontakte zur jeweiligen sozialen, natürlichen und kulturellen Umwelt  verhindert, widerspricht  empirisch entschieden der These von dem Verbindungspotential des  motorisierten Individualverkehrs. Die wahre Verbindung besteht zwischen Auto und Mensch – und die  reicht zumindest mir nicht aus.“ (erscheint wohl nicht mehr).

 

 

„E-Bike - ein trojanisches Pferd

Der  Artikel „Das ändert sich mit dem E-Motor“ (v. 18. 8. 15) erschien genau in dem Teil der von mir so  geschätzten Frankfurter Allgemeinen, wo er hingehört, nämlich in die Abteilung „Technik und Motor“. Das E-Bike ist kein Fahrrad,  sondern ein momentan noch  partielles, aber in seiner Entwicklungslogik angelegtes Motorrad. Schon jetzt  erreicht es eine Geschwindigkeit von 45km/h  und wird  zunehmend  als Motorrad einsetzbar sein. Wer will und kann hier die weitere Entwicklung aufhalten?

Das Wesen des Fahrrads ist der Einsatz von körperlicher und geistiger  Eigenenergie (Ivan Illich spricht hier präziser von metabolischer Energie). Die Nutzung des Fahrrades setzt massiv menschliches Potential frei. Am Ende steht das für den Mensch so wichtige Identität stiftende Moment „Das habe ich geschafft“. Zudem ist das Fahrrad umweltkompatibel. Es ist nicht auf externe Energie mit all ihren Problematiken angewiesen. Die Hinwendung zum aktiven Menschen und die Sorge um die Umwelt sind übrigens die Gründe, aus denen  sich die Renaissance des Fahrrads speist.

Ich bin ohne Einschränkung für technische Verbesserungen am Fahrrad, aber vehement gegen seine Umwandlung in ein Motorrad. Das trojanische Pferd beherbergt ein Motorrad, kein Fahrrad. Leider wird diese tief greifende Täuschung von vielen Käufern und Medien  nicht reflektiert (übrigens auch nicht vom ADFC).“ Erschienen am 2. 9. 15 in der  FAZ

 

 

 

„Urbanität statt Zersiedlung

 

Elmar Westphals großes Werk, einen zusammenhängenden Wanderweg durch das Lautrupstal zum Osbektal durchgesetzt zu haben, verdient uneingeschränkte  Anerkennung. Dadurch hat er Flensburg reicher gemacht. Diese Wertschätzung, die auch dem Menschen Elmar Westphal gilt, schließt aber nicht Kritik an zwei  Positionen aus, die er in der Öffentlichkeit vertritt. Damit ist sein Plädoyer für die Erhaltung der Vierspurigkeit des  Kielsengs  und sein Vorschlag zur Verlegung des Bahnhofs in Richtung Weiche gemeint. Beide Positionen widersprechen einer menschengerechten und ökologischen Stadtentwicklung. Die Zersiedelung des Umlands, die nur durch die massive Ausweitung des motorisierten Individualverkehrs ermöglicht wurde, muss gestoppt werden.  Denn sie  hat zur Folge, dass keine teilautonomen neuen Stadtteile entstehen und funktionierende ihre Autonomie verlieren. Diese Entwicklung kann nur durch eine Verdichtung der innerstädtischen Bebauung aufgehalten werden,  die allerdings nur dann Lebensqualität erlangt, wenn der  motorisierte Individualverkehr in ihr merkbar vermindert wird. Von daher ist es sinnvoll, den Bahnhof nicht an die Peripherie Flensburgs zu bauen, sondern die Stadt an den Bahnhof heranzubauen, wie es in Ansätzen bereits geschieht.  Was sich für viele Bürger als unzumutbarer Verlust anhört, wird sich auf Dauer als Gewinn erweisen.

Die Forderung nach einer zukunftsweisenden Stadtentwicklung muss “radikal” ausfallen, denn die Umformung der Stadt in eine autogerechte wurde und wird – wie überall - mit äußerster Radikalität durchgeführt. Ökologische Nischenpolitik, wie sie offensichtlich von Elmar Westphal favorisiert wird, hat  ihren großen Wert. Sie setzt reale Verbesserungen durch, aber sie greift  langfristig zu kurz.“ (Flensburger Tageblatt, 24. 7. 15)

 

 

„Gebot der Vernunft

Welche Aufgaben hat ein Umweltminister?  Umwelt- und Naturschutz nur dann, wenn die Wirtschaft nicht beeinträchtigt wird, also Nischenpolitik?  Aber auch die Wirtschaft, wie alle gesellschaftlichen Systeme, muss Grenzen anerkennen – letztlich aus Gründen ihrer Selbsterhaltung. Wirtschaft ist im Kern der Stoffwechsel des Menschen mit der Natur. Natur wird für die Bedürfnisse der Menschen umgewandelt. Dieser Umwandlungsprozess hat inzwischen eine Größe erreicht, dass man von einem neuen Erdzeitalter, nämlich der von Menschen „gestalteten“  Erdoberfläche (Anthropozän)  spricht. „Dann leben wir eben auf einer industriell geformten Erdoberfläche“ könnte man einwenden. Aber! Alle  materiellen Waren und Produkte landen  mehr oder weniger schnell auf dem Müll. Das heißt, verschiedene Energieniveaus werden beseitigt und  als notwendige Bedingung für zukünftige Arbeit entzogen. Auf diese grundlegende Problematik mit Einsicht  in Notwendigkeiten einzugehen und  nicht blind weiterzumachen,  ist das Gebot der Stunde.“ Erschienen im shz am 26. 6. 15)

 

 

 

 

Ein Leserbrief, der sich auf den Artikel „Einspruch gegen Habecks Natur-Inventur v. 3. 6. 15  bezieht.

„Gegen Denkbarrieren

Die möglichst genaue Bestimmung eines  jeweiligen Ist-Zustandes ist die Grundlage jeglichen  Denkens, nicht zuletzt auch von wissenschaftlichen Arbeiten und politischen Entscheidungen. Natürlich kann und soll man darüber streiten, welcher Ist-Zustand festzustellen ist. So  macht es keinen Sinn, die Sandkörner des Amrumer Strandes zu zählen.  Aber man darf  nicht eine Bestimmung, wie jetzt aktuell die Biotop-Kartierung, mit dem Argument ablehnen, sie könne mögliche wirtschaftliche Aktivitäten einschränken oder verhindern. Mit dieser Logik  könnte man auch  die Messung von schädlichen Strahlen, die Belastung von Nahrungsmitteln oder die Erstellung von Roten Listen  untersagen.  Nein: Wir dürfen  nicht das Barometer, das den Sturm ankündigt, zerstören, sondern müssen überlegen, wie wir auf den Sturm vernünftig reagieren. Und: Auch die Wirtschaft, wie alle gesellschaftlichen Systeme, muss Grenzen anerkennen – letztlich aus Gründen ihrer Selbsterhaltung. Tut sie es nicht, ist sie auf dem Weg zu einem totalitären System“ (für shz).

 

 

 

Notwendige Wertekritik

Die Aussagen des griechischen Außenministers Nikos Kotzias (in dem Interview „Früher waren Griechenland und Deutschland ein Liebespaar“) zu den Folgen der dekretierten  Sparpolitik  und seine Kritik an der Mathematisierung  des Menschen haben  mich stark berührt. Allerdings kann ich seiner Kritik nur dann folgen, wenn das griechische Volk und seine Politiker sich kritisch zu dem verhalten, was heute nahezu  global materiell verengt als Lebensqualität definiert wird. Damit meine ich die den motorisierten Individualverkehr ermöglichenden Strukturen, Menschen ersetzende unnötige Technologien, Modernisierungen um ihrer selbst willen bis hin zu Großbauten für olympische Spiele. Eine Wertekritik ist aus meiner Sicht die erste Aufgabe der Griechen, aber nicht nur der Griechen, sondern aller  Völker einschließlich der Deutschen. Dann gewänne die griechische Politik beträchtlich an Plausibilität, weil nun widerspruchsfrei (für die FAZ, erschienen am 9. 6. 15).

 

 

„Den  Streik bestreiken?

 Aus Gründen des Umweltschutzes und vieler Vorzüge haben wir unser Auto abgeschafft und nutzen  für größere Reisen ausschließlich die Bahn. Nun streikt die Lokführergesellschaft GDL erneut. Ihre Forderungen halten wir für überzogen, deswegen auch keine Solidarität mit ihr.  Unser Dilemma besteht darin, dass es aus unserer Sicht keine Alternative zur Bahn gibt. Wir können nicht ausweichen, und wir können den Streik nicht bestreiken. Die Möglichkeit zu reisen, gibt es für uns erst wieder nach Beendigung des Streiks, falls die Bahn diesen ohne großen Schaden übersteht. Ich befürchte, dass die Verkehrssysteme Auto, Fernbus und Flugzeug die eigentlichen  Gewinner dieses Streiks  sein werden. Mit anderen Worten: Die GDL sägt an dem wunderschönen Ast, auf dem sie sitzt, und wir gerne nutzen“ (erschienen in der FAZ am 5. 5. 15).

„Plädoyer für die Innenstadt

„In seinem Leserbrief „Einfach einkaufen am Stadtrand“ stellt  Ralf Friedrich die Frage, was  Förde-Park und Citti-Park haben, was die Innenstadt nicht hat. Meine vielleicht bedenkenswerte Antwort darauf lautet: Sie haben Hässlichkeit in Form  riesiger  Parkplätze und  autobahnähnlicher Zufahrtsstraßen, sie haben  eintönige  Betonbauten, sie haben viel imitierte Urbanität, sie haben die Eindimensionalität des Kaufs, und sie haben trotz ihres Namensanteils „Park“ keinerlei Natur. All das dient genau besehen  der Bequemlichkeit, dem dominierenden  Wert der Gegenwart. Menschen aus allen Schichten  sind sofort bereit, der Bequemlichkeit alles zu opfern:  Gesundheit, Schönheit, Vielfalt Geschichte, Sozialkontakte,  Bildungsmöglichkeiten,  also das, was die Innenstadt hat. Die Anstrengung, die die Innenstadt vom Bürger verlangt, ist eine produktive und letztlich auch genussvolle. Auch wenn der dressierte Konsumbürger davon nichts wissen will: Zumutbare Anstrengung und nicht Bequemlichkeit macht den Menschen zum Menschen.“ (Flensburger Tageblatt am 15. 4. 15)

 

 

 

 

“Als ökologisch denkender Mensch teile ich die von   Slavoj Žižek und Byung- Chul Han entwickelte Kapitalismuskritik nur dann,   wenn  zum Wesen des Kapitals untrennbar Wirtschaftswachstum gehört. Aber danach hören die Gemeinsamkeiten auf. Auf völliges Unverständnis trifft bei mir die Kritik an der liberalen Demokratie:   Freiheit schätzen sollten vor allem doch diejenigen, die in der Freiheit die Freiheit kritisieren, denn erst die bestehende Freiheit ermöglicht  Kritik – und  persönliche Unverletzlichkeit. Aber auch der  Forderung nach Revolution kann ich weder aus theoretischen noch aus historischen Gründen folgen: In einer Demokratie ist allein der evolutionäre Weg für Veränderungen begehbar.  Die von Han diagnostizierten Phänomene der Erschöpfung und sozialen Kälte sehe ich tagtäglich bei anderen und bei mir selbst und denke auch, dass der von der Wirtschaft durchgesetzte  Konsumismus die Subjektivität der Bürger derart beschädigt, dass die große Mehrzahl keinen Widerstand gegen diese Entwicklung leistet. Dass das möglich ist, liegt aber nicht direkt in der liberalen Demokratie begründet, sondern in der zunehmenden Motorisierung von individuellen Lebensvollzügen. Um das zu verstehen, muss man sich mit Heideggers Technikkritik auseinandersetzen. Aber sowohl gegen Heidegger als übrigens auch Marx ist Vorsicht geboten, denn beide Denker hatten kein Organ  für die Notwendigkeit des  institutionalisierten  Liberalismus  und der persönlichen Freiheit. Gegen den Totalitarismus linker und rechter Ideologien, aber auch gegen den der Warengesellschaft gibt es meiner Überzeugung  nach nur ein legitimes, aber auch riskantes Gegenmittel: die Stärkung des Subjekts – und die ist nur im Medium der Freiheit nachhaltig möglich” (an die FAZ).

 

 

„Leserbriefschreiber Klaus Krych meint, Flensburg würde mit der Reduzierung von Kielseng auf zwei Autospuren ins Kleinstadtmilieu wechseln. Das mag stimmen, denn gerade Klein- und Mittelstädte meinen immer noch, die autogerechte Stadt sei das Ziel von Verkehrspolitik schlechthin. Aber zunehmend fordert  Bevölkerung und entwickelt Politik in großen und größten  Großstädten wie Boston, New York  oder London alternative Verkehrsprojekte, die den motorisierten Individualverkehr zurückdrängen.

Solange in Flensburg so lautstark auch gegen  kleinste Maßnahmen in  Richtung Verkehrsvernunft protestiert wird, ist Flensburg nicht nur von der Größe, sondern auch vom Bewusstsein weit entfernt, eine Großstadt zu werden. Eine zusätzliche Bemerkung:  Herr Krych sieht auf der Straße Kielseng aus dem Auto heraus nahezu keine Menschen. Das ist nicht verwunderlich. Wer geht und wohnt gerne an viel befahrenen  Autostraßen? Diese  werden nur von Autofahrern geliebt, von Fußgängern und Radfahrern gemieden“ ( Flensburger Tageblatt am 27. 2. 15).

 

 


„Ganzheitlich denken und fordern

Wirtschaften ist im Kern der Stoffwechsel des Menschen mit der Natur. Die Stoffe, die leiblich konsumiert werden, landen nach einer gewissen Zeit bekanntlich im Klärwerk, die anderen Stoffe letztlich auf der Müllhalde.   Die gegenwärtige Wirtschaftskraft durch zusätzliche Investitionen anzukurbeln, heißt, diesen Prozess zu beschleunigen. Zur Solidarität gehört aber nicht nur der Einsatz für unsere benachteiligten Mitmenschen, sondern auch Solidarität mit den zukünftigen Generationen und mit der Natur. 
Ehrliche verantwortungsvolle  Politik sieht diese drei  Bereiche als ein untrennbares Ganzes, populistische Politik unterschlägt  dagegen die  langfristigen negativen Folgen.“ (29. 12. 14 für shz, der nicht erschien)

 

“Die zeitgemäße Analyse

Wirtschaften ist im Kern der Stoffwechsel des Menschen mit der Natur. Die Stoffe, die leiblich konsumiert werden, landen nach einer gewissen Zeit bekanntlich im Klärwerk, die anderen  letztlich auf der Müllhalde.   Die gegenwärtige Wirtschaftskraft durch zusätzliche Investitionen anzukurbeln, heißt, diesen Prozess zu beschleunigen. Deswegen muss die öffentliche Diskussion  zuallererst die Frage nach dem Gebrauchswert von Waren und Dienstleistungen stellen. Die Verteilungsfrage darf nicht auf Kosten der uns nachfolgenden Generationen und der Natur verabsolutiert werden."  (Verbesserte bzw. Verschlechterte Modifikation der vorherigen Leserbriefs vom 30. 12. 14, die ebenfalls nicht erschien.)


"Sinnvoll?
Sich für Schulen, Krankenhäuser, Armenspeisung und zusätzlichen Hilfen in Gambia  zu engagieren, ist ohne Einschränkungen lobenswert. Das mit einer Rallye von Dresden bis dorthin zu verbinden, ist vom Zweck her gesehen kontraproduktiv.  Der Wert der versteigerten Autos nach 7400 Kilometer strapaziöser Fahrt vermindert sich,  von der Energieverschwendung und unnötiger Klimabelastung gar nicht zu reden Die Kosten für Benzin und sonstige Kosten hätte man sich durch eine schlichte Überweisung ersparen, die Hilfsgüter verschicken können.. Auch sehe ich in dieser aufwendigen, letztlich gewalttätigen Aktion  keinen Respekt vor fremden Landschaften und Kulturen – auch wenn eine Ministergattin nun ihren Wagenpark vergrößern konnte" (für  shz, der sich auf den Artikel   "Diesel, Schweiß und Abenteuer" vom 17. 12. 14 bezieht).

Ideen


In de School haln wii een Düütschleehrer, dee weer in miin Oogen goorni slecht, bloots een Utsprucht fun em much ik goornich und dee weer: „Die schlimmsten Menschen sind die Idealisten“. Ik weer nemli sülbst fuller Ideen, um die Welt to verbeedern. Mi de Jooren meen ik awers, dat hee verlicht garni so falsch leegen hed. Dat zeicht uns een Blick in alle Tiiden wo uk jümmers:  Ideen, egool ob rassisch, national, religiös begründ, neigt gau dortu, alle Minschen toodtohaun,  wat ni to see passt. Awers ik meen trotzdeem, un door häv ik min nii ännert, dat tum Minschsiin Ideen gehöörn. Sik bloots antupassen, kann ünner Umständen böös verkeert siin, ik denk bloots an de Nazitiid. Deswegen: Ideen mööt immer kritisierboor siin un diskuteer warn. Wat verännert warn mut, mööt dee Minschen inseen. Und dat bruuk tiid, dat heed uk Evolutschion un nii  Revoluschion. Avers dat gift noch keen twiifelsfriie  Seekerheit, dat gerood düsse Idee wohrhaftich good is. Grootet Weedn und een goode Geweetn hülpt - meer awers nii. Ab hier mut man verlicht God um Hölp beedn" (für shz, nicht erschienen.

 

Verzicht aufs Auto ist möglich
Am Freitag hatten sich mehrere Leserbriefschreiber vehement gegen jegliche Einschränkungen des Autoverkehrs in Flensburg ausgesprochen. Gegen diese Position einige Argumente:
 - Das Auto macht eine Stadt unwirtlich. Autogerechte Städte wirken immer heruntergekommen. Dagegen sind autofreie  Plätze und Straßen  immer schön
- Die Ursache  der Leerstände sind nicht die mangelnden Parkplätze, sondern das verantwortungslose, egoistische und  überbequeme Verhalten der Autofahrer. Autos fördern einen pathologischen Individualismus.
- Den vorgebrachten Ideologievorwurf gegen die Kritiker könnte man ebenso gut  umkehren.
-„Ich fahre so gerne Auto“ ist kein hinreichendes Argument.
- Der Ausbau des Autostraßennetzes ist Steuerverschwendung. Motorisierter   Individualverkehr hat wegen der Energieverschwendung und der negativen Auswirkungen auf Klima, Städte, Landschaften und auf den Menschen selbst keine Zukunftsperspektive. Zeitgemäß wäre, mit dem Rückbau dieser Strukturen des motorisierten Individualverkehrs zu beginnen.
- Aber es geht auch anders:  Am Sonnabend war die  Innenstadt  voller Fußgänger und nicht voller Autos! Offensichtlich gibt es immer noch genug Menschen, die die Schönheit der Innenstadt erleben wollen, auch wenn sie   mit dem Auto nicht direkt erreichbar ist. Übrigens halte ich einen  kurzen Fußweg beispielsweise  von der Exe für durchaus zumutbar und für einen Gewinn. Auch ist es entspannend,  von zu Hause aus  zu Fuß in die Innenstadt zu laufen, dort einzukaufen und mit dem Bus zurückzufahren. Das ist gesund, minimiert die negativen Folgen für das Klima  und dient dem Stadtbild. Sportliche Aktivitäten werden überflüssig. Einige Amerikaner formulieren  es so:  „Move your ass und not your car“.  Aber so drastisch drücke ich mich natürlich nicht aus“ (Flensburger Tageblatt am 9. 12. 14 erschienen).

 "Eine notwendige Ergänzung
Eine kritische  Anmerkung  zu dem  gehaltvollen und notwendigen Beitrag „Warum sich Bewegung und Geist nur zusammen denken lassen“ von Peter Thier (FAZ v. 10. 12. 14): Sie bezieht sich  auf die vom Autor undifferenziert verwendeten Begriffe „Bewegung“ und „Sport“, die so zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen können. Warum?  Bewegung muss differenziert werden  in aktive Eigenbewegung, wie sie nur Lebewesen möglich ist, und passive Fremdbewegung, in der die Energie von Tieren, Naturkräften oder Motoren eingesetzt wird. Nur die Eigenbewegung ist konstitutiv für die Entwicklung aller höheren geistigen, seelischen und körperlichen Fähigkeiten. Diese Bewegung mit einer Autofahrt im Sinne von „Ich bin beweglich bzw. mobil“ gleichzusetzen, verfehlt vollkommen die Bedeutung der Eigenbewegung. Eigenbewegung ihrerseits  muss differenziert werden  in Eigenbewegung im  Alltag, in Mannschafts- und Individualsport. Die reine Eigenbewegung, wie sie im Individualsport oder gar auf dem Hometrainer  realisiert wird, nimmt „idealiter“ nichts von der jeweiligen Umwelt wahr. Im Mannschaftssport dagegen ist die soziale Situation eine wichtige und produktive Komponente. Gleiches gilt für die Eigenbewegung im Alltag, wo zur sozialen die natürliche und kulturelle Umwelt hinzukommt, sei es das Lächeln während einer Begegnung, der Gesang einer Amsel oder die ästhetische Jugendstilvilla. Fazit: Nicht nur Bewegung und Geist bilden eine untrennbare Einheit, sondern ebenso sollte zu dieser Einheit  eine aktiv, d. h. mit Eigenenergie  angeeignete Umwelt gehören."




"Bewegung und Sport
"Langsam, aber doch in die richtige Richtung setzt die Vernunft  sich durch. Ich beziehe mich damit auf die Überschrift „Prävention durch Sport und Bewegung“ in der Verlagsbeilage „Gemeinsam gegen Krebs“ vom 7. 11. 14. Jetzt bleibt noch  zweierlei zu  tun: die Reihenfolge in Bewegung und Sport umzuändern und den  Begriff  Bewegung  in „Bewegung im Alltag“ zu vervollständigen. Damit wäre das große Potential der Eigenbewegung für die Gesundheit und Umwelt angemessen ins Bewusstsein gehoben." (für FAZ, nicht erschienen)


“Nicht die Bahn beschädigen
Meine Frau und ich   haben mit der Bahn fast ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht. Das gilt auch  für das freundliche und hilfsbereite Personal. Für uns ist dieses Verkehrsmittel für längere Distanzen aus ökologischen,  aber auch aus Gründen der Bequemlichkeit  und der vielfältigen sozialen Erfahrungen die einzige Wahl.
Ich halte den jetzigen Streik der Eisenbahner in der für die Bahn schwierigen Zeit für inakzeptabel. Zudem unterstützt er  objektiv den motorisierten Individualverkehr  und Fernbusse, die wiederum unsere überfüllten Straßen noch zusätzlichen belasten.  Nein, es  muss  diesmal andere Lösungen gefunden werden für  berechtigte Forderungen des Bahnpersonals” (am 21. 10. 14 im shz).  

„Warum nicht?
Ministerpräsident Albigs Vorschlag, die Mineralölsteuer anstelle der PKW-Maut zu erhöhen, scheint mir vernünftig zu sein: Wer  viel mit LKWs, Personenwagen und Motorrädern fährt, macht entsprechend viel kaputt – im Gegensatz zu Fußgängern und Radfahrern. Deswegen muss das Ziel sein, unnötige Fahrten über den Preis zu reduzieren. Zudem käme es nicht zu der äußerst problematischen Unterscheidung   Trennung zwischen deutschen und ausländischen Fahrern (Für shz am 6. 10. 14)

„Plädoyer für partiellen VerzichtEs spricht doch einiges für die Annahme, dass nicht Fußgänger und Radfahrer, sondern allein der Autoverkehr Ursache für den maroden Zustand unserer Straßen und Autobrücken ist. Wenn das stimmt, dann wäre  der Verzicht auf unnötige Autofahrten ein Akt der Vernunft.“

 

Zu einem Brennpunkt der Verkehrspolitik in Flensburg

„Es ist für einige  Lokalpolitiker sonnenklar: Die Heinrichstraße unter der Bahnbrücke ist weder ein Engpass noch ein Problem: „Das Problem sind unvernünftige Fußgänger“, so  SSW-Ratsherr Edgar Möller und der planungspolitische Sprecher der CDU, Arne Rüstmeier. Die Frage, ob Fußgänger, Radfahrer oder Autos den Engpass verursachen, wird  gar nicht erst gestellt. Die Dominanz des Autoverkehrs ist naturwüchsig. Fußgänger und Radfahrer haben sich den Anforderungen der autogerechten Stadt anzupassen. Und  viele  Bewohner, ich spreche hier bewusst nicht von verantwortungsvollen Bürgern,  empfinden und bewerten diese Situation  nicht als Zwang, sondern als eine Zunahme von Lebensqualität.  Problemlos nehmen sie  bei jeder Ortsveränderung über hundert Meter ohne Not  ihr Auto in Anspruch. Dass eine solche Lebensweise  auf Kosten von Klima, wertvoller Energie, städtischen Strukturen und Gesundheit, letztlich auch ihrer eigenen geht, kommt ihnen nicht in den Sinn. Stabilisiert wird dieses falsche Bewusstsein nicht nur durch Werbung und einem unreflektierten Bequemlichkeitsbegriff, sondern auch durch das bestehende Verkehrsrecht, das  unbegründbar  von der Gleichheit aller Verkehrsteilnehmer ausgeht. Dieser Auffassung liegt unterschwellig  folgender Grundirrtum zugrunde: Das Gleichheitsprinzip, das uneingeschränkt für Menschen gilt, wird auf Dinge übertragen. Bloß weil ein Mensch in einem Auto sitzt, ist es verkehrspolitisch, ökologisch und gesundheitspolitisch falsch, ihn mit dem Fußgänger und Radfahrer rechtlich gleich zu setzen. Es ist ein Kategorienfehler, den Unterschied von Mensch und Ding zu übersehen. Erst wenn diese Einschätzung sich durchsetzt, wird es möglich werden, Kommunalpolitik mit dem Ziel einer menschen- und nicht autogerechten Stadt zu verwirklichen.“ 

 

"E-Bikes: Ein trojanisches Pferd
Die unaufhaltbare Entwicklung von E-Bikes (schon jetzt 45km/h und zunehmend über längere  Zeiten einsetzbar) führt  letztlich zu einer unbemerkten Umwandlung vom Fahrrad zum Motorrad. E-Bikes funktionieren nach der Weise von Dopingmittel: Man bemerkt nicht bzw.will nicht bemerken, dass Eigenenergie durch Fremdenergie ersetzt wird" (Für die Radwelt des adfc, erschient nicht).

 

 

„Warum hat Heimat es so schwer? 

Karl-Heinz Groth verteidigt in dem Artikel „Eine Verunglimpfung der Arbeit unzähliger Grundschullehrer“  fundiert und vielseitig  Begriff und Sache der Heimat. Dafür Dank. Aber es geht in dieser Diskussion nicht nur um ein Schulfach, sondern um viel mehr. Tatsache ist, dass es der Heimat faktisch und im Bewusstsein nicht gut geht. Wenn wir das nicht wollen,  müssen wir uns fragen, worin die Ursachen ihres Niedergangs liegen. Sie liegen in der konsumorientierten Industriegesellschaft (ich nenne es die Ökonomisierung der Lebenswelt), die die Konzentration möglichst vieler Institutionen verlangt. Das betrifft Schulen, Ärzte, Geschäfte aller Art,  kulturelle und sportliche Veranstaltungen usw., die  wiederum  ein voll ausgebautes Verkehrsnetz verlangen. So, verstärkt durch elektronische Unterhaltungsmedien, verdunstet Heimat faktisch und im Bewusstsein zu einem reinen Namen. Das gilt übrigens auch für das Plattdeutsche.  Obwohl diese Entwicklung häufig beklagt wird, ist sie letztlich von den Bürgern verursacht und wohl auch gewollt. Vermittelt durch  Prinzipien wie Schnelligkeit, Billigkeit, Bequemlichkeit mit hohem  Eventcharakter wird aus einer ganzheitlichen Lebenswelt ein technischer Ort, von dem aus die warenförmigen Bedürfnisse  ohne soziale Kontakte befriedigt werden. Was soll da noch Heimat?  Frau Prof. Dr. Beate Blaseio ist also nicht die Ursache des faktischen Niedergangs der Heimat. Aber sie  nimmt diesen Prozess  ohne Trauer zur Kenntnis und fordert im Kleide des Fortschritts Anpassungen. Sie sieht in der Verteidigung der  Heimat nicht ein berechtigtes Anliegen, in bestimmten Feldern Widerstand zu leisten.“

 

„Für eine andere Verkehrspolitik

Als Radfahrer aus Überzeugung begrüße ich das „Millionen-Ding für die Radfahrer“. Aber diese Investition ist   sehr klein, wenn man sie mit den Investitionen für die Infrastruktur des Individualverkehrs vergleicht. Die Bevorzugung  des Autos  ergibt sich paradoxerweise aus der formalen Gleichwertigkeit  aller Verkehrsteilnehmer, die ich für ungerecht halte. Deshalb  plädiere ich für eine Umkehrung der herrschenden Rangfolge. Die Bevorzugung von  Fußgängern und Radfahrern gegenüber dem Auto begründe ich  mit den  Auswirkungen, die die drei Verkehrssysteme jeweils auf die Umwelt und deren Benutzer haben:

Fußgänger haben keine negativen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt, aber positive auf die soziale und die eigene Gesundheit. Fahrräder stoßen keine schädlichen Emissionen aus, sie fördern die Gesundheit, sind aber ein Gefahrenpotenzial, wenn sie zu schnell und unachtsam in unmittelbarer Nähe von Fußgängern gesteuert werden. Dass das Auto katastrophale Folgen auf das Makro- aber auch Mikroklima hat, zeigt deutlich ein Auto mit laufendem Motor in der Garage. Mehr dazu zu sagen, ist überflüssig. Autos haben zusätzlich massive negative Einflüsse auf Landschaften und Siedlungen, auf das Zusammenleben der Bürger und letztlich auch auf die Menschen selbst, sei es in leichten bis tödlichen Unfällen oder Krankheiten mangels körperlicher Bewegung. Öffentliche Verkehrsmittel sind so gesehen problematisch wie Autos, was aber durch den hohen Auslastungsgrad erheblich gemildert wird. Ein Gewinn besteht auch in der Möglichkeit sozialer Erfahrungen.“

 

 

„Freiheit auf drei Rädern

Jetzt weiß ich endgültig, dass es Sinn macht, die  Erde auf der Suche nach Energie   wie eine Zitrone bis auf den letzten Tropfen auszuquetschen  - so auch durch Fracking. Täte man es nicht, wären  beispielsweise Veranstaltungen,  wie  die Motorrad-Gottesdienste mit Pastor Uwe Stiller  oder  spannende Formel-1-Rennen bald nicht mehr möglich. Wie öde wäre dann die Welt.“

„Quo vadis Flensburg? 

Der Bürger entscheidet in der Demokratie. Das ist gut so. Der Bürger entscheidet, was und wo er einkauft. Auch das ist gut. Aber was nicht heißt,   dass die jeweilige Entscheidung immer die beste und vernünftigste ist.  So halte ich beispielsweise die Entscheidung,  im neuen Citti-Park einzukaufen, für inakzeptabel, denn sie geht auf Kosten der historisch gewachsenen Innenstadt sowie  auf Kosten der Bewohner und des Klimas durch den steigenden  Autoverkehr.  Den Geschäften der Innenstadt und der Kommunalpolitik die alleinige Verantwortung für diese fatale Entwicklung zu geben, ist irreführend. Meine Aufgeschlossenheit für die  Schönheit der Innenstadt ohne Auto hat jedenfalls dazu geführt, dass ich noch nie die oben genannten Einkaufszentren betreten habe, was ich absolut nicht als Verlust von Lebensqualität empfinde – im Gegenteil.“

neuen Citti-Park einzukaufen, für inakzeptabel, denn sie geht auf Kosten der historisch gewachsenen Innenstadt sowie  auf Kosten der Bewohner und des Klimas durch den steigenden  Autoverkehr.  Den Geschäften der Innenstadt und der Kommunalpolitik die alleinige Verantwortung für diese fatale Entwicklung zu geben, ist irreführend. Meine Aufgeschlossenheit für die  Schönheit der Innenstadt ohne Auto hat jedenfalls dazu geführt, dass ich noch nie die oben genannten Einkaufszentren betreten habe, was ich absolut nicht als Verlust von Lebensqualität empfinde – im Gegenteil.“


Marcel Reich-Ranicki

Dank für den Dank von Frank Schirrmacher an Marcel Reich-Ranicki. Dieser Humanist hat uns Deutschen den Blick für das geöffnet, was an uns und anderen wertvoll ist. Man hätte ihn das Amt des Bundespräsidenten antragen sollen. 


„Vom rechten Lernen 

Bildung kann man nicht kaufen und auch nicht geschenkt  bekommen. Bildung kann man weder  implantieren noch über Tabletten erzeugen.  Nur die Bedingungen des Erwerbs in Form von Unterrichtsmedien, Freiräumen, Einrichtungen, Zuwendungen, Ermunterungen können beigesteuert werden. Danach  hören die Möglichkeiten der privaten und gesellschaftlichen Hilfen auf. Im Kern kann  allein der Lernende den zumeist anstrengenden Prozess der Bildungsaneignung  übernehmen.  Ablenkungen durch Unterhaltungsmedien und Konsumangebote  haben auch hier sehr wohl Raum und  Platz, dürfen aber nicht zum Lebensmittelpunkt und erst recht nicht als Bildung missverstanden werden. Wenn das begriffen und befolgt wird, reduziert sich die Überforderung auf eine natürliche Größe. Als einer, der die Hauptschule mit mäßigem Erfolg abschloss  und eine Aufnahmeprüfung zur Mittelschule nicht bestand, weil er nur Fußballspielen  im Kopf hatte, weiß ich, wovon ich spreche.“ 

Der Ausbau von Autobahnen

Wir haben nicht  zu wenige Autobahnen, sondern  zu viele  unnötige Autofahrten. Unnötige Fahrten sind die  aus Langeweile, aus Bequemlichkeit, aus Unverantwortlichkeit, aus Ich-Schwäche, aus Angst vor unbekannten Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, aus falsch verstandener Modernität. Aber unnötiges Fahren zu problematisieren, ist ein  gegenwärtiges gesellschaftliches Tabu.

Kulturexperten 

Dr. Jörg Pauli fordert in seinem Leserbrief vom 27. 4. 13 in der FAZ, dass Europa keine Finanz- und Wirtschaftsexperten, sondern Kulturexperten bräuchte. Dem stimme ich unter der Bedingung zu, dass folgende Analyse und Einschätzung im Grundsatz geteilt wird.
Die von Pauli kritisierte Politik beinhaltet heute die möglichst konsequente Durchsetzung von wirtschaftlichen Imperativen. Man muss zugeben, dass dieser politische Ansatz den maximalen Output von Waren und Dienstleistungen ermöglicht. Die berechtigte  soziale bis sozialistische, ökologische und wertkonservative Kritik wird allerdings mit der Behauptung unredlich, man könne substantielle gesellschaftliche Korrekturen vornehmen, ohne den jetzigen Output der Wirtschaft einzuschränken. Man bräuchte nur die Kaufkraft stärken oder durch ständig neue Schulden auf Kosten  nachfolgender Generationen die notwendigen Einschnitte umgehen. Redlich hingegen wäre es, im gemeinsamen Diskurs alle gesellschaftlichen Felder auf Reduktionsmöglichkeiten hin zu überprüfen und sich auf  eine Prioritätenliste zu einigen, auf was verzichtet, was eingeschränkt werden könnte und was unverzichtbar sei. Denn nicht alle Faktoren sind optimierbar,  und jede Änderung in einem System kann absehbare sowie nicht absehbare Folgen haben.
In unserem privaten Haushalt haben wir bisher folgende Veränderungen vorgenommen: Verzicht auf ein Auto,  Flugreisen, exotische Nahrungsmittel, materialaufwendigen Hobbys. Dafür eine Hinwendung zu nichtmateriellen Werten wie Bildung, Kultur, Kommunikation, Eigenbewegung, zu Region und Stadtteil. Das gelingt nicht immer  und ist sicherlich nicht  ausreichend, aber ein Anfang, um aus dem Gefängnis der Alternativlosigkeit zu kommen.  Und immer die Position  von Robert Spaemann im Hinterkopf: Das dritt- oder viertwichtigste zu unterlassen, weil das wichtigste nicht realisiert wird, wäre das Ende aller Kultur.“

Landwirtschaft

"Landwirtschaft als Kulturleistung (lat. colere „bauen“, „bebauen“) war immer eine  Einheit von Natur und Technik – und bis jetzt  war man  vom Wachsen der Natur (Leben) und  vom Können der Menschen (Technik) gleichermaßen fasziniert. Diese Symmetrie löst sich gegenwärtig sowohl im Bewusstsein als auch in der Praxis  in allen Bereichen mit großer Geschwindigkeit zugunsten motorisierter Technik auf. Das anrührende Titelbild der gestrigen Ausgabe,  ein kleiner Jungen mit Vater vor High-Tech,  verdeutlicht genau diesen Prozess. Ob das ein guter Fortschritt  ist, bezweifele ich."

"Die Grenzen der Systeme

Im Wirtschaftsteil der FAZ schätze ich insbesondere die Beiträge von Heike Göbel. Sie thematisiert ohne Drumherumreden die entscheidenden Beziehungen zwischen Sozialsystemen und Wirtschaft. So  macht sie unmissverständlich deutlich, dass das System Wirtschaft nur die  Waren und Dienstleistungen verteilen kann, die vorher erwirtschaftet wurden. Die Sozialsysteme sind auf materieller Ebene ein Teilsystem der Wirtschaft. Eine Umkehrung ist nicht möglich. Eigentümlich scheint mir zu sein, dass keines dieser Systeme seine Begrenzung zum nächst höheren konsequent wahrhaben will.  So ist auch  die Wirtschaft, der Stoffwechsel der Gesellschaft mit der Natur, als ein Teilsystem der Erde  nicht grenzenlos. Diese Grenzen nicht zu berücksichtigen, führt zu katastrophalen Folgen: Die  Erde wird  in einem immer umfassenderen Transformationsprozess in  Waren verwandelt, die wiederum ihr materielles Sein schließlich als Müll beenden. Diesen Prozess nennen die Physiker Entropie. In den Anfängen der Grünen war diese Einsicht unter den  Ökologen Konsens, ist nun aber selbst in dieser Partei, obwohl aktueller denn je, aus dem   Bewusstsein verschwunden, um Platz für andere  Themen zu machen. Nicht nur  grüne Politik  bräuchte dringend eine ökologische Heike Göbel, die die wesentlichen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Erde auf den Punkt bringt.“  

„Die neue Wüste wächst

„Wir haben“, zitiert Freddy Langer im Reisblatt der FAZ Robert Adams, „die Freiheit des Westens bekommen. Aber die  Verantwortung nicht übernommen, die sich darin verbirgt.“ Aber nicht nur dort. Zumindest Europa bestand  bis in die Fünfziger des letzten Jahrhunderts überwiegend aus Kulturlandschaften, in denen insbesondere auf den Straßen Menschen, nicht Autos,  sicht- und ansprechbar waren. Der danach massiv sich durchsetzende Individualverkehr, den man treffender als Vereinzelungsverkehr bezeichnen sollte, war dann und ist immer noch die Hauptursache und Hauptbedingung für die Transformation der Kulturlandschaft in eine Zivilisationswüste.“

„Der Palimpsest ist die Wahrheit 

Nationalstaaten beschreiben ihre  Entstehung  immer von einem Ursprung aus, sei es ein Geschlecht, eine Rasse, eine Sprache oder die Schöpfung einer transzendenten Instanz. Dadurch entstehen Einheit und tendenziell auch Reinheit – höchst explosive  Fiktionen, die jederzeit in Gewalt umschlagen können. Die Gegenposition wäre,  Geschichte in Analogie eines Palimpsets zu interpretieren: Ein Palimpsest ist etwas Wertvolles, weil auf derselben Manuskriptseite mehrere, sich überlagernde  Texte vorhanden sind, die heute mit Hilfe der Fluoreszenzfotografie wieder lesbar gemacht werden können. In dieser Sicht ist es eine hochwahrscheinliche und erfreuliche Tatsache, dass Angela Merkel einen polnischen Großvater hat oder  in Schleswig-Holstein sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Sprachen  Deutsch, Plattdeutsch, Friesisch und Dänisch in verschiedenen Stärken immer präsent waren. Diese Vielfalt ist nicht eine Auszumerzende, wie pathologischer Nationalismus es will, sondern  bedeutet  Reichtum.  Diese Einsicht sich anzueignen, verlangt Offenheit, mehr Wissen, Bildung, vielleicht auch Anstrengung. Deshalb dieses  Plädoyer für gelebte Vielfalt und nicht für Vergessen und Verdrängen, was übrigens wiederum Einheit schafft.
Die Verluste durch den Nationalismus in Schleswig-Holstein werden übrigens sehr deutlich im Buch „Riß durchs Festland“ von Uwe Pörksen (2011), das das leidvolle deutsch-dänische Verhältnis insbesondere im 19. bis Anfang des 20 Jahrhunderts beschreibt. Die Gewinne kommen überzeugend in „Stimmenvielfalt. Gedichte aus Schleswig-Holstein“ von Peter Nicolaisen (2012) zum Ausdruck.“

 

"Notwendige Fragen

Mir,  und ich vermute vielen anderen auch, war  die Tragweite der von Edward Snowden beschriebenen Datenproblematik nicht in diesem Ausmaße bewusst. Sein Verdienst  besteht  also darin, dass er auf die  unkalkulierbaren und von den Bürgern unkontrollierbaren Risiken der Datenausspähung, die sicherlich immer größer und gefährlicher werden, aufmerksam gemacht hat. Das gelingt ihm, indem er die gegenwärtige Praxis beschreibt, die ich aber angesichts von 11. 7. 01 und der NSU-Morden nachvollziehen kann, obwohl erste Anzeichen bestehen, dass diese Grenze überschritten wird. Viele Fragen tun sich auf wie:  Machen Snowden und die Medien  auf diesen alles entscheidenden Unterschied von vertretbarem  Sinn und Missbrauch aufmerksam?  Wo soll die Grenze gezogen werden? Ist das Problem allein technologisch lösbar? Sollte man vielleicht die nichtelektronische Kommunikation stärken?“

„Rückenleiden – unvermeidlich?

Die Aussage des Präventivexperten Michael Tiemann, dass „körperliche Belastungen den Rücken stärken, während Schonung ihn schwäche“ ist die entscheidende Ursache der zunehmenden Rückenleiden. Im Schnitt läuft ein Bundesbürger täglich nur noch 650 Meter außerhalb von Gebäuden und sitzt drei Stunden vor dem Fernsehapparat.  Wir sind zu einer sitzenden Gesellschaft geworden, teilweise unvermeidlich, teilweise ohne Notwendigkeit. Die Therapie? Eigenbewegungen im Alltag: mit dem Rad zur Arbeit und zum Einkaufen fahren, zur nächsten Busstation laufen, abends zu Fuß ins Theater oder Kino gehen, einen Spaziergang machen und Kindern die Chance geben, draußen zu spielen.“

 

 
„Autos und Gewehre 

In Amerika löst die Einschränkung des Waffenbesitzes, in Deutschland die Einschränkung des Autofahrens massive Proteste aus. Dass diese Gleichsetzung nicht absurd ist, ergibt sich aus der vorurteilsfreien Analyse der Folgen und der Argumente der Befürworter beider Systeme. Ein Unterschied besteht allerdings: In Amerika unterstützt ein großer Teil der Bevölkerung massiv eine  Einschränkung, während in Deutschland entsprechende Forderungen lautstark abgewehrt oder als wenig sinnvoll bewertet werden.  Aber alle Ängste in Deutschland sind unbegründet:  Die bescheidene und längst überfällige Forderung nach einem Tempolimit auf Autobahnen ist keine generelle Kritik des Autos durch ökologische und am Menschen orientierte Politik. Dahinter steht die Einsicht, dass die Fixierung auf das Auto viel mehr mit Zwang als mit Freiheit zu tun hat. Auch mit indirektem Zwang, denn inzwischen sind weit entfernte Einkaufszentren, Outlets, Dienstleistungen usw.  sind nur noch mit dem Auto erreichbar.  Aber es wird verdrängt, dass diese Strukturen das Resultat unzähliger Kaufentscheidungen sind. Zur Kritik des Autos gehört deswegen untrennbar die Kritik der von Bürgern geschaffenen Strukturen. Die Forderung nach einem Tempolimit auf Autobahnen ist nicht mehr als der erste notwendige Schritt in eine bessere Zukunft.“

„Schöne neue Welt
Keine Weltgegend ohne Autobahnen,  fünftausend Fernsehprogramme, in drei Stunden um die Welt, Erdbeeren im November, immer größere  Autos, zwanzig Kilo abnehmen in einer Woche, Kaufen ohne die Wohnung zu verlassen. Diese Aufzählung ist nur eine kleine Auswahl  der modernen Fortschrittswelle, an der wir teilnehmen dürfen.  Alles ist möglich, alles muss anders werden. Auch die Architektur ist davon erfasst. Hochhäuser  bekommen nun einzigartige Individualität, indem man sie – wie jetzt in Hamburg - innovativ tanzen lässt. Aber man muss diesen Prozess noch vorantreiben, indem man nicht nur die Dinge, sondern auch die Sprache zum Tanzen bringt. Statt „tanzen“ schlage ich deswegen das Verb “uboafo“ vor.  Mit dieser längst fälligen Neuschöpfung  wäre nun auch auf der Ebene des Sprechens und Schreibens das Tor für den Fortschritt aufgestoßen. Übrigens ist hier die Regel – wie ja  bei allen modernen  Neuerungen - ganz einfach: Man nimmt den jeweils nächstfolgenden  Buchstaben im Alphabet.“

 

„Wirkwelt und Merkwelt – ein entscheidender Unterschied

 Fakt ist: Die Macht der Bilder wird immer größer. Was der zeitgenössische Mensch  auf stehenden oder laufenden Fotos sieht, ist für ihn zunehmend alleinige Wirklichkeit. Warum noch nach draußen gehen?  Das nicht zu tun, ist  gefährlich, weil die Ersetzung der Wirklichkeit durch Bilder, wenn einmal vollzogen, von den Betroffenen nicht mehr  kritisiert werden kann. Dadurch ist  der Mensch zunehmend nicht mehr in der Lage, die jeweils positiven oder negativen Wirkungen einer bestimmten Umwelt zu analysieren und zu bestimmen. Die entstandenen  Defizite können – so die hier vertretene Auffassung - nur durch die Arbeit am Begriff, also Denken, überwunden werden. Hilfreich ist dabei  die von Jakob von Uexküll entwickelte Unterscheidung zwischen  Wirkwelt und Merkwelt.  Die Wirkwelt wird durch objektive  Umwelteinflüsse verursacht, die von den einzelnen Betroffenen, wenn überhaupt, nur bedingt verändert werden können (den Motor ausschalten). Die Merkwelt entsteht durch  die  subjektive Verarbeitung oder Verdrängung  der Wirkwelt.   Die Merkwelt ist eine Teilmenge der Wirkwelt. Umfang und Intensität der Merkwelt sind keine Konstante, sie schwankt je nach Konditionierung,  Interessen, aktuellen Handlungszielen und Befindlichkeiten.

Warum ist diese Unterscheidung hilfreich. Dazu ein Beispiel: Ich sehe durch ein Fenster in die Landschaft. Worin besteht der Unterschied zwischen Wirkwelt und Merkwelt? In beiden Fällen sehe ich die Landschaft, aber abgegrenzt durch  die Scheibe spüre ich nicht den Wind, die Intensität der Sonnenstrahlen, aber auch nicht die Nässe des Regens und den kalten Ostwind; rieche nicht die Blumen, die Pferde, aber auch nicht die Autoabgase; höre nicht den Gesang der Vögel, das Murmeln des Baches, die Stimmen von Menschen,  aber auch  nicht den Verkehrslärm; vor der Scheibe schmecke nicht die frisch gepflückte Brombeere und von der  Atmosphäre dieser Landschaft bekomme ich  nichts mit. Auf den Punkt gebracht: Es gibt Situationen, wo eine Scheibe sinnvoll ist, aber ein Leben ausschließlich „hinter der Scheibe“ ermöglicht keine Erfahrungen, die diesen Namen verdienen.“ 

Friends oder Freunde? 

Sascha Lobo geht in dem von ihm verfassten Artikel „Vom Genre des Besserhalbwisserei“  im Gegensatz zu Günter Grass  davon aus, dass der durchschnittliche Nutzer zwischen „friends“ im Facebook und Freunden in der traditionellen Definition unterscheiden kann. Dazu eine Beobachtung im Zug:  Zwei junge Männer betreten gemeinsam das Abteil, setzen sich
gegenüber hin, es folgt ein kurzer Wortwechsel, dann holen sie ihre
Handys raus und verlieren sich in ihnen. Beim nächsten Halt betreten zwei junge Frauen das Abteil, setzen sich gegenüber hin, zeigen sich kurz gegenseitig etwas, holen ihre Handys raus und verlieren sich in ihnen. Beim übernächsten Halt betreten ein bildhübsches Mädchen und ein sympathischer Junge das Abteil, setzen sich nebeneinander hin, lächeln sich kurz verliebt an, holen ihre Handys raus und verlieren sich in ihnen. Ich  stelle mir nach dieser Beobachtung die Frage „Sind  auf Handlungsebene,  nicht im Bewusstsein,  doch aus Freunden „friends“ geworden?


Politische Ökologie
In unserer Gesellschaft sehe ich (wortwörtlich) wesentlich mehr Probleme des Zuviels als des Zuwenigs. Beispiele: Fernsehkonsum, Autofahren, Kinderzimmer, Überangebote, Markenkleidung, Fernreisen ohne Bewusstsein, Energiebedarf, Bewegungsmangel. Das Zuviel hat eine subjektive Seite (körperliche und psychische Gesundheit) und eine objektive Seite (Erdzerstörung). Dieses Zuviel wird weder von der Linken (wegen der Gleichheit) noch von der Rechten (wegen des  Wirtschaftswachstums) kritisiert. Dieses Zuviel zu thematisieren und zu problematisieren wäre die historisch wichtige und  genuine Aufgabe der Grünen, denn das Zuviel entsteht durch maßloses Wirtschaften und Konsumieren mit den unheilvollen Auswirkungen auf die Umwelten der Erde.
Die hier skizzierte Position speist sich insbesondere aus Texten von Herbert Marcuse (Der Eindimensionale Mensch, Kritik der  Repressiven Toleranz), Erich Fromm (Haben und Sein), Ernst Friedrich Schumacher (Small is beautiful)  und Adorno (Minima Moralia).  Geht aber auch auf Thoreau und Rousseau zurück. Glücklicher Weise gibt es auch ein große Zahl zeitgenössiger Autoren, die an dieser Position arbeiten. So z. B. der

genden Leserbriefs, der sich auf einen wichtigen Aspekt des G20-Gipfels bezieht, von dem Sie  ausführlich berichteten

französische Philosoph und Praktiker Pierre Rabhi. 
Politische Ökologie i. w. S. ist das Kerngebiet der Grünen, hier liegt die eigentliche Kompetenz und Sinnhaftigkeit ihres Engagements, hier sind sie authentisch und überzeugend.   Weit mehr als die Hälfte aller politischen Entscheidungen sind aus dieser Sicht öko-logisch begründbar.
Aber nicht alle politischen Felder haben eine bestimmende ökologische Dimension, das Gegenteil zu behaupten wäre ökologische Ideologie. Wie verhält sich grüne Politik zu diesen Feldern? Da man nicht nicht kommunizieren kann, ist Stimmenlogikeit keine Option. Begründete Übernahme oder das Bemühen, das jeweilige Problem selbst zu durchdringen, wären Wege. Wichtig wäre, diese Andersartigkeit deutlich herauszustellen „Wir haben in diesem Feld nicht die Sicherheit wie in ökologischen Feldern“.


„Ein bedingtes Ja zu Preiserhöhungen
Grundsätzlich gegen jede Art von  Preisanstieg zu sein, wie sie stereotyp von der Wirtschaft und von linkspopulistischen Kreisen vertreten wird,  ist dann inakzeptabel, wenn die Gegnerschaft nicht argumentativ abwägend vertreten wird. Diese dogmatische Haltung wird gegenwärtig besonders deutlich in dem Für und Wider der Generierung von Ökostrom: Zwar wird Ökostrom  in zumutbaren Grenzen teurer, aber dafür bekommen wir eine Zukunftsperspektive. Gleiches gilt für die nachvollziehbare Einführung eines Mindestlohnes. Ebenso nachvollziehbar ist für mich, wenn dann die betroffenen Produkte und Dienstleistungen teurer werden. Diese zwei Beispiele verallgemeinert: Für eine human-ökologische Politik sind Preiserhöhungen gegebenenfalls unverzichtbar. Dazu  gehört auch, diese Erhöhungen  mit seinem eigenen Geld angemessen und ohne den üblichen Aufschrei aus Einsicht in die Notwendigkeit mitzutragen.“


„Ein realistisches Ja zu Preiserhöhungen
Grundsätzlich gegen jede Art von  Preisanstieg zu sein, wie von der Wirtschaft und von linkspopulistischen Kreisen vertreten,  ist dogmatisch. Man muß von Fall zu Fall abwägen. So  wird Ökostrom zwar in zumutbaren Grenzen teurer, aber dafür bekommen wir eine Zukunftsperspektive. Gleiches gilt für die  Einführung von Mindestlöhnen. Dass die davon abhängigen  Produkte und Dienstleistungen teurer werden, ist grundsätzlich unvermeidlich.  Dazu  gehört auch, diese Erhöhungen  mit seinem eigenen Geld aus Einsicht in die Notwendigkeit mitzutragen.“


„Bezahlbare Energie – ein trojanisches Pferd
Die überall zu hörende Forderung, dass Energie – nicht  Brot! - bezahlbar sein müsse, ist  genau das falsche Signal, um die das Klima schonenden  Maßnahmen fortzuführen. Stattdessen wird die Option Atomenergie als billige und unbegrenzte Alternative wieder aktuell. Auch   der zunehmende Individualverkehr und der  Ausbau von entsprechenden Infrastrukturen auf Kosten von Landschaft und Lebensqualität werden  den Energieverbrauch weiterhin erhöhen. Die grundlegende  Entscheidung, Wirtschaftswachstum als Selbstzweck, bleibt damit eine quasi naturwüchsige, d. h. unterhinterfragbare  Aufgabe.  Die Folge:  Der gegenwärtige individuelle und kollektive Energieverbrauch wird damit erneut zementiert - business as usual.“

„Gegen einseitige Kritik
Vor einigen Tage habe  ich den Aufruf „Die Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter“ unterschrieben, allerdings folgende Anmerkung  hinzugefügt:  Ich bin der USA mein Leben lang dankbar, dass sie uns vom nationalsozialistischen Totalitarismus (auch innerlich) befreit und die Bundesrepublik Deutschland auf den Weg  zur Demokratie geführt  hat. Ich verstehe auch  einige Argumente der  Amerikaner nach dem Angriff auf das World Trade Center sowie    deutscher Unterstützer nach den NSU-Morden.  Verstehen heiß aber nicht Akzeptieren. Man stelle sich nur vor, undemokratisch  regierte Staaten  hätten über diese Mittel verfügt bzw. verfügen über sie.  Dass die  digitale Ausspähung  nur der Verhinderung von Terror dient, sondern wohl  auch ökonomisch motiviert ist und zur Absicherung des ungeheuren Energie- und Rohstoffbedarfs nicht nur der amerikanischen Wirtschaft dient,  kommt hinzu. Ich denke,  momentan gleicht der Gewinn an Sicherheit nicht den potentiellen Verlust an Freiheit aus.“ (in der FAZ v. 14. 12. 13)

"Die Aktualität der Geschichte
„Dass ein Tageblatt auch dann interessant sein kann,  wenn es gerade nicht von ausschließlich Gegenwärtigem berichtet, belegt die im Kleide der Aktualität erscheinende  Kolumne  „1864  Der Krieg um Schleswig-Holstein“.  Was im Bewusstsein oft als einfaches Resultat erscheint, erweist sich bei näherem Hinsehen als ein viele Dimensionen  umfassender Prozess von  Möglichkeiten und unterschiedlichen Positionen. Von der Komplexität dieses geschichtlichen Ereignisses zu wissen, dient nicht nur dem  besseren Verständnis des  deutsch-dänischen Verhältnisses, sondern hilft, Konflikte generell besser verstehen zu können.“ (im shz vom 14. 12. 13)

„Halbierte Rationalität?
Der ADAC konstatiert, dass es auf deutschen Autobahnen   im Jahr 2013 rund 415 000  Staus mit einer Gesamtlänge von 830 000 Kilometern gab (FAZ v, 31. 12. 13). Der Ausbaubedarf des Straßennetzes sei dringend. Aber ist der Ausbau logisch zwingend? Ersetzt   hier  nicht die normative Kraft des Faktischen (Jellinek) das Bedenken logischer Möglichkeitsräume?  Müssten nicht die Ursachen des zunehmend motorisierten Individualverkehrs   ebenfalls hinterfragt werden?  Viele Staus entstehen durch unnötige Nutzung des Autos. Unnötig, weil kurze Strecken  nicht zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt und öffentliche Verkehrsmittel von zu vielen Autofahrern  prinzipiell nicht in Anspruch genommen werden. Dass es mit weniger Autonutzung oder gar ohne Auto nicht nur gut, sondern besser geht, ist meine langjährige Erfahrung. Ich möchte jedenfalls nicht dazu beitragen, dass durch den forcierten Ausbau des Straßennetzes die Versiegelung  von Landschaften fortschreitet und unsere Städte ihren urbanen Charakter endgültig verlieren - von klimatischen Verschlechterungen gar nicht zu sprechen.“

 

"Plädoyer für die Zeit
Sicherlich ist für bestimmte Betriebe und Personen ein  Glasfaser-Anschluss eine lebenswichtige Infrastruktur, aber  bestimmt nicht für jeden Bürger eine Notwendigkeit. Hinter dieser Forderung liegt  eine tiefer liegende psychische Struktur: Wir haben keine Geduld mehr. Alle Wünsche und Bedürfnisse müssen in kürzester Zeit befriedigt werden. Allgemein gesagt: Der Zeitaufwand für jegliches Handeln wird auf das technisch mögliche Minimum  beschränkt. Heinrich Heine sprach von der Ermordung des Raumes durch die Eisenbahn, jetzt ist die Ermordung der Zeit dran.“ (im shz v. 30. 1. 14)


„Einseitige Logik

Die unterstützungswürdige  Forderung  „Leben ist angesagt“ in dem gleichnamigen Artikel von Michael Braun ist faktenreich und zeigt interessante Querverbindungen. Trotzdem drängen sich  zusätzliche Fragen auf: Gilt die Gleichung: „Leben = Konsum“ wirklich? Kann es nicht sein, dass bestimmte Formen und Größen des Konsums Leben einschränken, ja ersetzen? Dass viele menschliche Bedürfnisse nicht im Konsum aufgehen, Verzicht nicht auch Gewinn ist? Hat erhöhter Konsum nicht auch etwas mit unnötigem Ressourcenverbrauch und  Umweltzerstörung zu tun?  Wenn ich mir die gehetzten Konsumbürger ansehe, kommen mir Zweifel auf, ob der Besitz eines Mercedes der  A-Klasse und  das Tragen von italienischen Schuhen das Glück erhöhen. Das Thema Konsum muss ganzheitlich betrachtet und diskutiert werden.” (für den shz v. 12. 3. 14, aber bis jetzt nicht erschienen).

„Sprachliche Konfusion
Der Artikel in der FAZ v. 25. 3. 2014 „Mehr Bewegungsmuffel in Europa“ zitiert Ergebnisse einer Eurobarometer-Umfrage, die sich allein auf sportliche Aktivitäten beziehen. Überschrift und Inhalt des Artikels zusammen suggerieren die häufig vertretene Reduzierung  von Eigenbewegung auf  Sport. Das ist falsch. Menschen, die im Alltag zu Fuß Einkaufen gehen,  mit dem Rad zur Arbeit fahren und im Urlaub wandern sind mitnichten Bewegungsmuffel. Sie praktizieren alle eine alternative Lebensform, die Verantwortung für die  Umwelt und für sich übernimmt. Die Frage bleibt, wer  an dieser sprachlichen Konfusion Interesse hat. Die Wirtschaft und die Sportverbände? Eigenbewegung im Alltag hat keine wirtschaftlich ausgerichtete Lobby, sondern lebt allein aus der individuellen und kollektiven Vernunft.“ (für die FAZ, nicht bis jetzt erschienen) . 

 

„Auf den Verzicht verzichten?
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ruft zu einem klimaverträglichen Lebenswandel auf,  was von der Unionsfraktion  als „Verzichtsumweltschutz“ interpretiert und abgewiesen wird. Kann es nicht sein, dass bestimmte Formen und Größen des Konsums Leben einschränken, ja ersetzen? Dass viele menschliche Bedürfnisse nicht im Konsum aufgehen, Verzicht sich sogar als Gewinn entpuppt? Hat erhöhter Konsum nicht auch etwas mit unnötigem Ressourcenverbrauch und  Umweltzerstörung zu tun?  Wenn ich mir einerseits die gehetzten Konsumbürger, andererseits die Ergebnisse des Weltklimaberichts ansehe, sollten wir uns zuallererst mit den Bedürfnissen des Menschen auseinandersetzen: Alles kann zum Bedürfnis werden. Das wäre die qualitative Dimension. Da Bedürfnisse  grundsätzlich  keine selbstverständlichen Grenzen kennen, vermehren sie sich ständig. Das wäre die quantitative Dimension. Die uneingeschränkte Logik der Bedürfnisse führt zu guter oder schlechter Maßlosigkeit. Beispiel für eine gute Maßlosigkeit wäre das Streben nach Bildung, für eine schlechte der ständig  zunehmende Motoreneinsatz, der auch nicht durch technische Verbesserungen zu kompensieren ist. Permanentes Wirtschaftswachstum und  technische Innovationen schaffen in der Mehrheit der Bevölkerung die Möglichkeit, in immer größer werdendem  Umfang  Maßlosigkeit zu realisieren. Wer  daran nicht teilnimmt,  wird ohne Umschweife zu den Opfern gezählt.
Falsch wäre es, diese Maßlosigkeit allein aus dem Wesen  der kapitalistisch verfassten Wirtschaft abzuleiten. Vielmehr ist sie in der gegenwärtig dominierenden Form von Geld und Technik  im Wesen des Menschen angelegt und kann jederzeit unter bestimmten Bedingungen die Oberhand über das Denken und Handeln von Individuen und Kollektiven gewinnen. Das ist übrigens auch die negative Möglichkeit von Freiheit. Hierin liegt meiner Meinung nach der tiefe  Grund, uns mit dem Verzicht auf Maßlosigkeit (wortwörtlich) auseinandersetzen zu müssen. Die Position, auf die Diskussion über den Verzicht zu verzichten, ist eine antirationale Position, die  letztlich die Menschheit zu Lemmingen macht, die unkritisch und ohne Reflektion sich nicht vom Weg in den offensichtlichen Abgrund abbringen lassen.
Dass eine auf Demokratie und Freiheit beruhende ökologische Politik, die diesen Namen verdient, eine Riesenaufgabe ist, die auch Schuld auf sich laden würde, ist unzweifelhaft. Aber aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zu ihr. Als ein Beitrag dazu verstehen sich die hier dargelegten Gedanken.“ (in  FAZ nicht erschienen).


„Für eine Kursänderung
„Die Deutschen wollen nicht auf ihr Auto verzichten“. Aber die Erderwärmung, die Unwirtlichkeit der Städte, die Erfahrungslosigkeit der Menschen, die Krankheiten durch Bewegungsmangel sind starke Argumente für eine alternative Lebensweise durch Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs. Gleichzeitig sollten wir uns auf unsere körperlichen Potenzen in Form von Gehen und Radfahren im Alltag besinnen und energiesparende öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
Vernunft wird als Einsicht in die Notwendigkeit bestimmt: Seien wir also keine Lemminge, die einen einmal eingeschlagenen Weg nicht verlassen, auch wenn er in den Untergang führt. Es geht nämlich auch  gut ohne Auto. Viele Menschen, auch wir, praktizieren  es bereits.“ (in shz erschienen)

„Andere Präferenzen (Die Differenz)  
Für Autofahrer, ob aus Lust oder Notwendigkeit, ist der Ausbau der A 20 eine Herzensangelegenheit, für mich ist der Erhalt der Erde, aktuell die Eindämmung ihre Erwärmung,  wichtiger.“ (in shz 16. 4. 14)


„Die Schönheit der Innenstadt  (geändert in: Einkaufen lebt vom Augen-Blick)
Das informative Photo vom Holm und der Text „Händler gegen
Online-Konkurrenz“ (v. 22. 4. 14) machen zweierlei deutlich: Wir haben einerseits eine der schönsten  Innenstädte  Deutschlands, andererseits wird sie von vielen Bürgern zumindest im Alltag gemieden. Die Ursache für diese Nichtbeachtung liegt nur scheinbar in den zumeist gehörten Argumenten. Ihre Ursache  liegt tiefer, nämlich in  einer dramatischen Reduktion hin zum zweckrationalen Denken und Handeln in allen Bereichen. Einkaufen ist aber mehr, als nur in den Besitz einer Ware zu gelangen. Zum Einkaufen gehört auch Schönheit, Augen-Blicke, Vielfältigkeit, Begegnungen, Überraschungen, Spontaneität, Selbstbestimmung sowie  sich
körperlich und geistig bewegen. Auch ist die Innenstadt  problemlos zu Fuß, mit dem Rad oder Bus erreichbar, was  Flexibilität im Denken und Handeln sowie Rücksichtsnahme gegenüber gewachsenen Stadtstrukturen verlangt. Wem es allerdings genügt, möglichst schnell, bequem und isoliert seinen Einkauf zu erledigen, der ist in den großen Zentren am Stadtrand und noch besser im Internet aufgehoben. Da jeder Kaufakt  zumindest auch ein kommunalpolitischer ist, steht jeder Bürger vor der Entscheidung: „Wohin gehst Du?““  (im Flensburger Tageblatt, 24. . 4. 14)

“Eigenbewegung im Alltag
Die zunehmende Anzahl von informativen Beiträgen im Flensburger Tageblatt zum Thema Bewegung, genauer Eigenbewegung zu Fuß oder mit dem Rad, ist  hilfreich,  notwendig und  begrüßenswert.  Das noch zu leistende ökologische Sahnehäubchen wäre, den Zusammenhang von Eigenbewegung im Alltag und Klima- bzw. Umweltschutz noch stärker herauszustellen. Denn: Jede  motorisierte Fahrt belastet die Umwelt. Es gibt viele Ziele, sei es  zum Einkauf, zur Arbeitsstelle, in Restaurants oder Sportstätten, die man aus gesundem Egoismus zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen kann. Die Formulierung „Eigenbewegung im Alltag“ enthält die sinnvolle Einheit von Gesundheit und Klimaschutz.”  (am 8. 5. 14 an shz abgesendet, nicht erschienen)

„Wer sind die Raubritter?
In  seinem Leserbrief (v. 6. 6. 14)  bezeichnet Horst Panier die seiner Meinung nach zu hohen Parkgebühren in der Innenstadt als ein Akt des  Raubrittertums.
Mir stellt sich  allerdings  die Frage, wer  die wirklichen  Raubritter sind. Die Stadtverwaltung, wie er meint, oder sind es nicht gerade die Autofahrer selbst,
die der Innenstadt ihre Schönheit, ihre gute Luft, ihre Urbanität rauben?“   (am 6. 5. 14 an das Flensburger Tageblatt gesendet, aber nicht erschienen).

 

„Staubehebung
Staus sind kein Naturereignis, sondern entstehen durch sinnvolles oder gedankenloses  Handeln. Gedankenlos ist,  für jede  Ortsveränderung allein  das Auto in Anspruch zu nehmen  und  die Nutzung  öffentlicher Verkehrsmittel,  des Fahrrades oder gar der eigenen Füße als unzumutbar  auszuschließen. Auf Staus mechanisch mit dem weiteren Ausbau des Straßennetzes zu reagieren, ist  auch eine Form von Gedankenlosigkeit.” (im shz am 11. 7. 14 erschienen)

 

"Die Frage der Schikane

Wer schikaniert eigentlich wen? Der Senat die Autofahrer oder die Autofahrer  die Stadt und ihre Bewohner?" 

Zum Artikel "Straßen für Radfahrer - Senat schikaniert Autofahrer. CDU wirft der SPD ideologische Politik vor" (erschienen im Hamburger Abendblatt v. 23. 7. 14)


“Zumutbar

Ein Appell an die Venunft der Falschparker  beim Ostseeman: Zumindest bei Sportveranstaltungen sind Fußmärsche von zwei Kilometer und Radwege von fünf Kilometer Entfernung zum Ort des Geschehens zumutbar, aus meiner Sicht sogar wünschenswert. Eine reale Sportveranstaltung darf sehr  wohl ein Minimum an körperlicher Anstrengung verlangen. Das macht übrigens ihre einzigartige Qualität im Gegensatz zum passiven Sportkonsum vor dem Fernsehapparat aus.” (am 15. 8. 14 erschienen im Flensburger Tageblatt) 

   

 



 „Ein Nahversorger in Tarup  hat Zukunft  (Tarup ist ein Stadtteil von Flensburg, bm)
Obwohl die engagierte Bürgerinitiative „Treffpunkt Tarup“ aus meiner Sicht über ein überzeugendes Nutzungskonzept verfügt und bereitwillige Investoren gefunden hat, gibt es beträchtliche Hindernisse. Die Nospa, der dänische Insolvenzverwalter und offensichtlich auch die Politik scheinen in dem vorgelegten Projekt keine wirtschaftlich vertretbare Lösung zu sehen, obwohl sich  die Situation inzwischen positiv für den Standort Tarup verändert hat, was aber von den drei Institutionen bisher  nicht wahrgenommen wurde.
A.     Die  Schließung des Edeka-Marktes vor nun fast zwei Jahren hat  bei vielen Bürgern zur  Einsicht geführt, dass sie zu dessen Schließung beigetragen haben, weil sie dort nur selten einkauften. Häufig höre ich inzwischen den Satz „Das würde ich nun anders machen.“ Auch erkennen viele,  dass die  Fahrten  zu den bekannten Einkaufszentren unterm
Strich nicht billig sind  und dass ein übergroßes Angebot gar nicht so lebensnotwendig ist.
B.     Bürgermeister Henning Brüggemann, Vorsitzender des Klimapakts, hat mit Recht kein Verständnis dafür, wenn man mit dem Auto zum Brötchenholen fährt. Das verallgemeinert: Nahversorger, die ohne größeren Aufwand zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sind, sind auch ein Beitrag zum Klimaschutz.
C.     Immer mehr Taruper Bürgern wird bewusst, dass sie in einem
Stadtteil ohne  Mittelpunkt wohnen.  Ein Einkaufszentrum in Tarup gäbe diesem Stadtteil wieder ein  sichtbares und ansprechendes  Zentrum, wo man sich trifft, austauscht und  kennen lernt, kurz: ein Ort, an dem eine lebendige Öffentlichkeit sich entwickeln kann.
D.     Das Bewusstsein für eine nachhaltige und zukunftorientierte
Entwicklung steigt. Das bisherige Konzept der Ausweitung des
Individualverkehrs erreicht Grenzen: Einerseits werden die Energiekosten    notwendigerweise weiter steigen, andererseits werden die krankmachenden Folgen durch den Verzicht auf Eigenbewegung in Alltagssituationen  immer offensichtlicher. Das Ende der Bequemlichkeit naht. Eine Entwicklung zu kleinteiligen Strukturen mit gut erreichbaren    Einrichtungen wird notwendigerweise die Folge sein.  Nahstrukturen sind nachhaltiger und letztlich zukunftssicherer.

Ich appelliere deshalb an die  Nospa, den Insolvenzverwalter und die Stadt Flensburg, nicht von Verhältnissen von vor zwei Jahren auf
zukünftige zu schließen, denn das wäre Denkfaulheit zum Nachteil der Zukunft.  Gleichzeitig fordere ich alle Taruper Bürger auf, sich ihrer Verantwortung gegenüber ihrem Stadtteil zu öffnen, diesen nicht nur als reinen Platzhalter für ihr Wohnen zu betrachten, sondern sich aktiv in die dortige soziale Situation zu integrieren– und das hieße auch, dort in Zukunft so viel wie möglich einzukaufen – wenn wir endlich wieder einen Nahversorger haben.“