Zu
Dass der SSW in der Kommunalwahl 2023 in Flensburg so erfolgreich war, hat
mehrere Gründe. Auf einen bestimmten Grund, der vielleicht nicht so sehr im
öffentlichen Bewusstsein steht, möchte ich hinweisen: Der SSW verkörpert,
was schon mehrfach gesagt wurde, eine stabile Mitte, die wohl in einer
bewährten dänischen politischen Kultur ruht.
Aber diese Mitte unterscheidet sich von vielen anderen »Mitten« dadurch,
dass sie eine offene, lebendige und damit doch veränderbare Mitte ist. Ihre
Grenzen sind stabil, aber nicht absolut unveränderlich. Aber das gilt nicht
für nationalistische, rassistische, klassenkämpferische oder inhumane
Argumente. So gibt diese Mitte Positionen die Möglichkeit, gehört bzw.
gelesen zu werden, die sie unter Umständen gar nicht teilt.
So hat die Flensborg Avis mehrere Leserbriefe von mir veröffentlich, in
denen ich konsequent die die Minderheitsmeinung vertrete, dass in der
heutigen globalen Situation die Ökologie das einzige Politikfeld sei, wo
Kompromisse nicht mehr möglich sind.
Wohl wissend, dass der Kompromiss das Wesen einer demokratischen Politik
ausmacht. Aber auch wissend, dass eine intakte Natur letztlich die
Voraussetzung für den Erhalt einer bewohnbaren Erde für alle Mitlebewesen
ist.(in Flensborg Avis erschienen)
am 20. 12. 22 in der
Avis
16.11.2022
Anmerkungen zum Freispruch für Baumbesetzung
Auffassungen, dass die Klimabewegung härter angefasst werden müsse oder gar,
dass sie demokratiefeindlich sei, weil sie den motorisierten
Individualverkehr oder die Interessen von Investoren behindere, kann ich
nicht nachvollziehen. Geht man davon aus, dass der Klimawandel mehr als eine
bedrohliche Realität ist, sondern letztlich die Erdzerstörung zur Folgen
haben wird, ist der angemessene Einsatz für die Natur ein Muß, auch wenn er
wie im Fall der Baumbesetzer bestehendes Recht verletzt.
Sklaverei, Kinderarbeit und Frauenunterdrückung, die wohl keiner
zurückwünscht, waren zu ihrer Zeit ebenfalls rechtens. Andererseits ist das
Recht ein hohes Gut, das wissen wir aus der dunkelsten Zeit der deutschen
Geschichte. Bestehendes Recht darf nur in den Fällen verändert werden, wenn
es schweres Unrecht schützt. Selbstverständlich müssen die Methoden des
Protests human sein - was ja von den Baumbesetzern eingehalten wurde. Kein
Mensch, bis auf die Interessen der Investoren und ihrer Unterstützer, wurde
in seiner Freiheit und in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt.
16.11. 22 in Avis
„Sparen als
Lebensgewinn
Die
Aufrufe zum Sparen (so auch der Artikel „1200 Euro Energiekosten
sparen“) begrüße ich, weil Sparen
ökologisch gesehen absolut notwendig ist. Ich füge hinzu: In vielen
Fällen ist Sparen ein Gewinn und keine Beeinträchtigung von Lebensqualität.
Grundsätzlich gilt bei dem gegenwärtigen hohen Energieverbrauch, dass er
weder dem Menschen noch den
Überlebensmöglichkeiten der Natur dient. Die großen Tendenzen der Gegenwart:
Wissenserwerb über Printmedien ausschließlich durch elektrifizierte
Unterhaltungsmedien, möglichst jede Eigenbewegung durch motorisierte
Mobilität, Lebensprozesse durch digitalisierte
zu ersetzen, ist alles andere als Sparen.“ (für Fl. T. 9. 8. 22,
nicht erschienen)
"Eine notwendige
historische Einordnung
Kassandra war keine
Querdenkerin, keine Übersensible, sondern Realistin, die vor der Zerstörung
ihrer Heimatstadt Troja warnte. Troja wurde bekanntlich
von den Griechen dem Erdboden gleich gemacht. Lindner ist und will kein
Kassandrus sein. Hätte es Kassandras
vor und nach 1933 in Deutschland, in den USA
zu Zeiten Trumps, jetzt in
Russland und an anderen Orten der
Welt mehr und erfolgreicher gegeben, wäre die Welt eine bessere.
Einfaches Weitermachen ist nicht
immer ein ethischer Weg." (für die Zeit am 21. 8. 22, nicht erschienen).
Leserbrief
(Zur Erläuterung: Flensburger Tageblatt betrifft
die Lokalredaktion Flensburg, shz den Landesteil Schleswig-Holstein)
„Zur Eintönigkeit
Der Analyse von Roald Christesen stimme ich
im Ganzen und im Detail ohne
Einschränkungen zu. Dank dafür, auch dem FlensborgAvis. Trotzdem noch eine
Ergänzung zu der von ihm brillant beschriebenen Eintönigkeit der Gebäude und
der geplanten städtischen Strukturen.
Die praktizierte Logik
der Gegenwart ist heute eindeutig eine geometrische. Zu dieser Entwicklung
ist es nicht zufällig gekommen, sondern die jeweilige
konkretisierte Logik war und ist
immer eine bestimmte. Im Mittelalter eine andere als in der Gründerzeit, in
der Parks, Straßenbäume und Individualität noch einen Wert hatten, der auch
realisiert wurde. Nun dominiert
nahezu in allen Bereichen der
geometrische Blick. Warum?
Die Ursache dafür ist
konkret und im Bewusstsein mit Sicherheit
nicht monokausal, sondern ein Ursachengeflecht auf verschiedenen Ebenen und
Stärken. Trotzdem sehe ich in der
gegenwärtig übergroßen Bedeutung des Autos in
Praxis und als Liebesobjekt die Hauptursache. Denn das Auto verlangt
die Entfernung aller Hindernisse, die
der zeitlich schnellsten Überwindung von A nach B wortwörtlich im Wege
stehen. Der logische Endpunkt dieser Entwicklung sind reine, d. h.
inhaltslose geometrische Strukturen, die sich momentan in Flensburg und
überall in der Welt durchsetzen. Vielleicht, weil sie ohne geistige
Anstrengung Orientierung und Erkenntnis ermöglichen.
Dieser geometrischen
Logik widersetzt sich keiner, der Erfolg haben will,
so natürlich
auch nicht die Investoren, die Politiker, letztlich
auch nicht die Konsumenten. Die
öffentliche Ästhetik ist, wie treffend von Roald Christesen beschrieben,
eindimensional geworden.“
(in Avis)
„Zu
einseitig!
Die Überschrift des Kommentars von Reporterchef Julian
Heldt lautet "Baubeginn für das InterCity-Hotel: Ein guter Tag für das
Flensburger Bahnhofsviertel“. Ein guter Tag? Kein Wort der
Verluste, keine Berücksichtigung der verschiedenen Standpunkte.
Viele andere und ich sind
dagegen der Meinung, dass die Vorbereitung und nun der Bau des
Inter-City-Hotels eine Niederlage für Klima, Schönheit und existentielle
Zukunft sind. Humanität, nachhaltige
Wirtschaft und Ökologie hängen
zunehmend untrennbar zusammen.
Woher nehmen J. Heldt und alle Unterstützer der
Bahnhofswaldzerstörung die Sicherheit, dass bestehendes Recht unkritisierbar
sei. Das bestehende Recht ist höchst wertvoll, schützt aber eben nicht
ausreichend die Natur. Der Beweis für diese Einschätzung sind ist die
dramatischen klimatischen Veränderungen. Alle realen Naturzerstörungen sind
rechtlich mehr oder weniger abgesichert. Das bestehende Recht muss
ökologisch also erweitert, nachgebessert werden.
(Lokalredaktion Flensburger Tageblatt, 19. 7. 22
„Ein Paradies in Tarup
Henri Rousseau, genannt der Zöllner, lebte von
1844 – 1910. Er war ein französischer Maler, der ohne eine Ausbildung in
naiver Manier wundervolle Bilder von friedlich zusammen lebenden Tiere
gemalt hat. Genau diese Friedfertigkeit haben Bertha und ich bei unserem
Spaziergang gestern in Wirklichkeit erlebt. Auf einem Gartengrundstück
befanden sich ca. dreißig Enten - seit Jahren von den Besitzern gut
gefüttert. Das kannten wir schon. Neu war, unter den Büschen ruhte ein Reh.
Es guckte uns ohne Angst an, bevor wir uns in aller Stille verdrückten. Wir
hatten kurz ein Paradies auf Erden erlebt.“
Tante Maaß
Bei meiner Freundin Bertha in Tarup ist in Bezug
auf Vogelstimmen viel los. Seit vielen Jahren hört sie einen Kuckuck
voller Sehnsucht rufen und seit drei Jahren in ihrer unmittelbaren
Nähe einen Fasan laut und vernehmlich krächzen. Nicht der „Gesang“ des
Fasans, wenn man den des Kuckucks so bezeichnen will, ist der große
Unterschied, sondern: Der Kuckuck bietet aus freien Stücken
seine Kunst an, während der Fasan schnöde durch ausgelegtes Futter von der
Nachbarin angelockt wird. Trotzdem freut sich Bertha über beide, wenn sie
sie hört. Deshalb will sie sich auch an den Futterkosten für den Fasan
beteiligen, aber das lehnt die Nachbarin ab.
Gedanken zur Bundestagswahl
Vor knapp 50 Jahren war ich einer der Gründer der
Grünen Listen in Schleswig-Holstein. Seitdem ist ökologische Theorie und
Praxis mein Lebensthema. Könnte man die Politik der Grünen Flensburgs in
ihrer unterstützenden Haltung der Zerstörung des Bahnhofswaldes auf die
Bundesgrünen übertragen, würde ich die Grünen in der kommenden
Bundestagswahl nicht wählen, denn ein solch ökologischer Fauxpas ist mir von
ihnen nicht bekannt. Ich hoffe aber und empfehle dringend den Grünen aus
Selbsterhaltungsgründen, dass sie ihr Fehldenken selbstkritisch
analysieren und korrigieren, auch wenn es für den Bahnhofswald zu spät ist.
Das wäre ein neuer Anfang, auf dem man bauen könnte. Fehler einsehen ist
keine Schwäche, sondern Stärke. Wer das für seine Zwecke ausschlachtet,
verhält sich aus meiner Sicht unmoralisch. (Flensburger Tageblatt)
Zum Verhältnis von ökologische Politik und
Sozialpolitik
Meine These: Die heute bestehende ungleiche
Gesellschaft im Zustand des Konsumkapitalismus verstärkt massiv die
ökologische Krise. Damit entsteht die entscheidende Frage, wie Ökologie und
Sozialpolitik zueinander sich verhalten. Bilden sie eine untrennbare
Einheit? Meine Antwort: In den Ursachen sind Sozialpolitik und Ökopolitik
zwei vollkommen verschiedene Politikfelder, aber sie üben auf mehreren
Ebenen gegenseitigen Einfluss aufeinander aus.
Das Kernziel der Sozialpolitik ist, Gleichheit
der Menschen zu verwirklichen. Das Kernziel der Ökopolitik ist,
Erhaltung des Lebens und der Erde. Sozialpolitik ist von der eigenen Logik
her gesehen ökologisch blind, ökologische Politik ist von der eigenen Logik
her gesehen sozial blind. Sozialpolitik mit dem Kernziel der Beseitigung der
Ungleichheit ist nicht automatisch ökologische Politik. Ökologische Politik
ist nicht automatisch Sozialpolitik. In einem Bild: Ökologische Politik und
Sozialpolitik sind zwei „Spiele“ wie Hand- und Fußball mit grundsätzlich
verschiedenen Regeln, die unterschiedliche Maßnahmen und Kompetenzen
erfordern. Soziale und ökologische Forderungen sind verschieden. Werden die
Unterschiede nicht reflektiert, entstehen Widersprüche und die Notwendigkeit
des Abwägens.
Aber natürlich haben ökologische Politik
Auswirkungen auf die Sozialpolitik. und die Sozialpolitik auf die
ökologische Situation. Dazu eine Bemerkung zur Priorität: Gegenwärtig ist
Ungleichheit bei uns ein großes Thema, aber sie ist nicht lebensbedrohend,
während die ökologische Krise alle und alles bedroht. Das Ende dieser
Differenz wäre, wenn das Gleichheitsprinzip für alle Lebewesen der Natur
gilt, erst dann werden Sozialpolitik und ökologische Politik identisch.
Natürlich kann und muss eine Partei bzw.
Individuum sich für das Ganze verantwortlich fühlen, nicht nur die
ökologische Position vertreten, die längst nicht alle von der Ökologie
abgedeckt werden. Man kann zwar sagen, man vertrete eine (1)
sozial-ökologische Position, aber nicht als Einheit, sondern als zwei
verschiedene Positionen, d. h. das eine ist nicht aus der anderen
ableitbar, denn die Fundamente sind kategorial verschieden. Vertritt man
beide Positionen gleichzeitig in einem, entstehen – wie bereits gesagt –
Widersprüche, auf die man eine Antwort finden muss Das gilt übrigens für
alle Politikfelder. (für DIE ZEIT)
zum Klimaschutz
„Dazu zwei Anmerkungen: a) Die Fragestellung
ist zu einseitig an Politiker gerichtet. Nicht sie, sondern wir, d. h. alle
Bürger, sind in der Pflicht. Die Politik selbst ist nicht in der Lage,
das Klima zu retten, aber sie kann und muss Bedingungen für die
Rettung schaffen. b) Noch immer wird die Nennung der Hauptursache für den
bedrohlichen Klimawandel, die Motorennutzung, seien es
Verbrennungsmotore oder elektrisch generierte Motore, verdrängt. Verdrängt
wird gleichzeitig auch, dass die zunehmende Motorennutzung durch den
gleichzeitigen Verzicht auf körperliche und damit geistige Eigenbewegung
erzwungen wird, d. h. biologische Mobilität wird durch die motorisierte
ersetzt. Die Maxime der notwendigen human-ökologischen Korrektor kann hier
nur heißen: So wenig Motorennutzung wie nötig, so viel Eigenbewegung wie
möglich. Diese Entwicklung ist für den Menschen in mehreren Dimensionen
katastrophal. Das zu erkennen und zu benennen, wäre Voraussetzung für eine
wirksame, ideologiefreie Klimapolitik.“
Eingereicht am 9. 7. 21.für DIE ZEIT, gut
gekürzt erschienen
Ein anderer Blick auf Begriff und Sache der
Stadtentwicklung
Glenn Dierking kritisiert die Stadt, Pelle Hansen kritisiert
Dierking. Ich werde im Folgenden die Stadt Flensburg und die Herren Dierking
und Hansen nur in einem, aber entscheidenden Punkt kritisieren. Allen Dreien
liegt die unhinterfragte Notwendigkeit der Stadtentwicklung zu Grunde. Meine
Kritik betrifft aber nicht verschiedene Formen der Stadtentwicklung, sondern
stellt ihre Notwendigkeit als Selbstzweck und damit als ewige Aufgabe
in der Gegenwart überhaupt in Frage. Ich frage dagegen am Beispiel Bahnhof:
Können wir mit der Erreichbarkeit des Bahnhofs, mit seinem Bau und mit
der Taktung der Züge in Richtung Süden nicht sehr zufrieden sein?
Allerdings ist diese Situation nicht zumutbar und zeitgemäß, wenn man die
aller Stadtentwicklung zugrunde liegenden Ziele, „Bequemlichkeit“ und
„Vergrößerung“, absolut setzt. Dagegen spricht: Bei gegenwärtigen
Bedingungen leiden wir nicht an zu viel körperlichen Anstrengungen,
sondern an zu viel Bequemlichkeit. Man sollte deshalb nicht mit dem
Auto zum Bahnhof fahren, gewissermaßen von Tür zu Tür, sondern ihn mit
Bus, Rad oder zu Fuß erreichen. Wo ist das das Problem? Ich bin ohne
Einschränkung für Stadtverschönerung in Form von Erhaltung und Vermehrung
der Natur, für ästhetische Maßnahmen und für eine notwendige
Sozialpolitik.(Flensborg Avis, 25. 5. 21
Versuch einer Klärung zum Konflikt Bahnhofswald:
Warum einige Bürger das Hotel- und Parkhausprojekt vehement unterstützen,
andere es ebenso vehement ablehnen.
1. Der tiefer liegende Unterschied zwischen
Befürwortern und Bewahrern liegt in diametral entgegen
gesetzten höchsten Werten.
2. Ich sehe die Grunddifferenz in der
Verabsolutierung des Menschen im Unterschied zu der
Auffassung, dass der Mensch ein Teil eines ihn enthaltenen Ganzen ist.
Dieser Unterschied erklärt, dass einige Bürger das Hotel- und
Parkhausprojekt vehement unterstützen, andere es ebenso vehement ablehnen.
Nach der ersten Auffassung hat nur der Mensch Rechte, die Erde ist letztlich
Rohstoff für die Realisation seiner Bedürfnisse. Das nenne ich die
Selbstermächtigung des Menschen über alles. Nach der zweiten Auffassung muss
der Mensch sich selbst Grenzen setzen und mit anderem Sein teilen. So auch
Gott als einen eingreifenden anerkennen.
3. Diese Selbstermächtigung und deren
Begründung geschehen über den Begriff Eigentum. Die Erde ist Eigentum des
Menschen. Alles, was man erwirbt, ist Eigentum. Das ist aber heute
kein hinlängliches Argument mehr. Eigentum ist der letzte Wert, der
nicht kritisiert werden darf. Das wohl inzwischen klassisch gewordene
Beispiel dafür ist der Erwerb eines SUVs, der in
der Sicht der Selbstermächtigung nicht kritisiert werden
darf, da er rechtlich abgesichert ist und im Sinne des Eigentums eine rein
private Entscheidung ist.
4. Diese Selbstermächtigung des Menschen hat sich
zumindest seit der Moderne in Praxis und Theorie unangefochten
durchgesetzt, hat aber ältere Wurzeln, vielleicht seit
Beginn der Menschwerdung. In dieser Tradition und in der sich daraus
ergebenden Stärke stehen die Befürworter.
5. Es ist aber nicht so, dass in einem Rechtssystem
das Eigentum keinerlei Beschränkungen unterworfen wäre. Aber die Maxime gilt
immer noch: „So viel unnötigen Konsum wie möglich“ statt „So viel
sinnvollen Konsum wie nötig“. Warum „So viel wie nötig“?
Der Klimawandel, der drastische Artenrückgang in der Natur, das Anthropozän
und die zumindest aus meiner Sicht sozial schädlichen Konzentrationsprozesse
zeigen nun unübersehbar, dass das Zeitalter der uneingeschränkten
Selbstermächtigung des Menschen vorbei sein muss, dass die Realisation der
eigenen Bedürfnisse nicht das letzte Argument sein darf. Konsumkritik in
einer kapitalistisch verfassten Wachstumswirtschaft ist unverzichtbar. Sie
ist weder unnatürlich, undemokratisch, bevormundend oder Freiheitsberaubung,
sondern dient dem Menschen selbst und der Erde.
"Ein Versuch, den
Konflikt um die Erhaltung des Bahnhofswaldes verstehbar zu machen
Ständiges Wachstum ist das
Wesen gegenwärtigen Wirtschaftens. Man kann dieses Wirtschaftswachstum auch
als modifizierten Kapitalismus bezeichnen, der nicht mehr auf direkter,
sondern auf einer sekundären Ausbeutung über den Konsum beruht. Ausgebeutet
werden nicht nur die Konsumenten, die diese Ausbeutung zunehmend
als Freiheit und naturwüchsig interpretieren, sondern auch die Erde,
was zwingend zur ökologischen Katastrophe und zum Klimawandel führt.
Nicht nur die Wirtschaft
und die durch Erziehung (Werbung i. w. S.) oder Anlage abhängigen
Konsumenten, sondern auch die Politik und die Presse (zumindest in
Flensburg) forcieren diese Entwicklung. Nicht, weil sie
sich den Forderungen des Wirtschaftswachstums beugen müssen, sondern weil
sie zunehmend in dessen Kategorien denken und handeln.
Aber es geht um die
notwendige Wende vom schlechten Konservativismus und industrieller
Zivilisation zu einer ökologisch orientierten Bedarfswirtschaft, sicherlich
eine Herkulesarbeit. Diese verleugnete Notwendigkeit
erklärt auch die Härte und die Unerbittlichkeit der
Befürworter gegen elementare Änderungen. Sie wiederholen
nur die Argumente aus vorökologischer Zeit.
Abschließend drei
Anmerkungen zum besseren Verständnis dieser Ausführungen: a) Kapitalismus
ist hier eine rein beschreibende Kategorie, b) diese Ausführungen sind im
Fundament weder rechts noch links, sondern ökologisch-human, was aber
keineswegs ausschließt, sich gegen absolute Armut und großer Ungleichheit zu
wenden, ja wenden zu müssen, c) die modernen Sklaven sind
nicht Menschen, sondern Motore, deren unkritischer Einsatz auch zum
Klimawandel führte." (23. 2. 21)
„Zum Recht II
Ein Gedankenexperiment: Den Fall
gesetzt, Investoren haben rechtsmäßig einen Wald erworben, wollen ihn nun
abholzen und dort eine Fabrik errichten. Nun aber stellen Wissenschaftler
und nicht nur diese fest, dass genau dieser Wald unverzichtbar für das Klima
und für die Zukunft der Erde ist. Anders formuliert: Entweder weiter
rechtlich durch den Begriff Eigentum abgesichertes Wirtschaftswachstum oder
Erhalt der Erde.
Unser
Rechtssystem ist in den Jahren nach dem Krieg entstanden, als
Wirtschaftswachstum unbestritten überlebenswichtig war,
geschützt und auch rechtlich gefördert wurde - auch wenn auf Kosten der
Natur. Das bestehende Recht ist aber ökologisch gesehen in der Gegenwart und
schon gar nicht für die Zukunft zureichend. Das belegen die Fakten. Deshalb:
Unser grundsätzlich verteidigungswürdiges Rechtssystem
bedarf aber unbedingt einer ökologischen Anpassung. Dass
das abgelehnt wird, ist allein wegen des denkbar größten Machtmissbrauchs
des Rechts durch den Nationalsozialismus nachvollziehbar. Ich denke aber,
dass es im Interesse der Erderhaltung mehr als vertretbar ist, hier, und nur
hier, die Not wendende Ausnahme nicht nur zuzulassen, sondern zu fordern.“
(für Flensburger Tageblatt, nicht erschienen)
„Zum
Recht I
Christoph Meißner und Kay Richard, Befürworter
des Hotel- und Parkhausprojekts, argumentierten gestern im Flensburger
Tageblatt allein auf Basis bestehenden Rechts. Der Klimawandel, das
entscheidende Argument der Gegner dieses Projekts, wird von ihnen vollkommen
ausgeblendet, als ob es ihn gar nicht gäbe. Offensichtlich gibt es für sie
keinen Klimawandel, weil er im deutschen Rechtssystem noch nicht
berücksichtigt wird. Die Befürworter des Weitermachens setzen
also auf ein Recht, das die größte Aufgabe, vor dem die
Menschheit steht, noch nicht aufgenommen hat. Aus meiner Sicht wird
bestehendes Recht zu Unrecht, wenn es nicht die „großen“ notwendigen
Änderungen reagiert. Schließlich hat sich Gandhi gegen
bestehendes Recht gewendet - und er hat recht getan, d. h. dafür gesorgt,
dass das Recht verbessert wurde. Gandhis Weg war gewaltfrei, zu dem es
in einer Demokratie keine Alternative gibt. (für Flensburger Tageblatt,
nicht erschienen)
Zur bevorstehenden Zerstörung des
Bahnhofwaldes
Vorweg: Nun seit über 50 Jahren ist Naturschutz
mein Lebensthema. 1973 erschien meine erste Veröffentlichung zu diesem Thema
mit dem Titel „Umweltschutz in der Schule“, 1993 promovierte ich mit dem
Titel„Naturerleben“. Dazwischen und danach liegen praktischer Naturschutz,
so auch Gründungsmitglied der Grünen Liste in Nordfriesland und der
Grünen in Schleswig-Holstein und ständig weitere Veröffentlichungen
zur Ökologie. All diesen Versuchen war kein großer Erfolg beschieden, ob das
an ihrem Niveau oder an widrigen Zeitumständen lag, lasse ich offen.
Meine allgemeine Einschätzung: Obwohl die Ökologie zur Zeit große Zustimmung
erfährt, war die Natur noch nie so existentiell bedroht wie in der
Gegenwart. Die klimatischen Veränderungen, das Artensterben und die
ständige Ausdehnung des motorisierten Individualverkehrs mögen für diese
Einschätzung stehen. Das sind inzwischen globalisierte Prozesse, sie finden
überall statt, sei es in Brasilien und wie jetzt in Flensburg mit der
Durchsetzung des Hotel- und Parkhausbaus an der Bahnhofstraße. Im Folgenden
soll dieses Natur zerstörende Projekt in einigen nicht ganz
polemikfreien Anmerkungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten unsystematisch
näher bestimmt und in größere Zusammenhänge gestellt werden.
Als ökologiefreie Kommunalpolitik bezeichne
ich eine Politik, die grundsätzlich die Interessen der Wirtschaft
realisiert, auch gegen die Natur, wenn diese im Weg steht. Das
könnte man frei von nationalistischen Tönen mit „Economy first“ im Gegensatz
zu Trumps „America first“ bezeichnen.
Deshalb sollte die Stadt Flensburg
Bolsonaro und Trump die Ehrenbürgerschaft anbieten, denn beide haben Wege
aufgezeigt, wie Ökologie zerstörende Projekte erfolgreich und
konsequent durchzusetzen sind. Insofern haben sie eine Vorbildfunktion. Alle
Befürworter und Unterstützer des Hotel- und Parkhausbaus an der
Bahnhofsstraße sind von den Argumenten her sozusagen Bolsonaro-Anhänger,
wenn auch nicht in deren Größenordnung. Wenn sie also Bolsonaro kritisieren,
müssten sie sich gleichzeitig auch selbst kritisieren.
Warum nicht den Carlisle-Park und Umgebung
gleich mit bebauen, um dem Ziel einer hundert Tausend Einwohnerstadt näher
zu kommen. Muss das denn das höchste Ziel von Kommunalpolitik in Flensburg
sein? Man könnte dieses neue Viertel dann angemessen Trump-City oder
Bolsonaro-City nennen.
Die Profite von Investoren, die man früher
weniger verniedlichend als Spekulanten bezeichnete, sind in unserer
Gesellschaft und im bestehenden Recht höherwertig als Natur. Wäre das nicht
ein Grund, hier das Recht zu ändern, bevor die ökologische Katastrophe
endgültig eintritt?
Die Grünen wollen im Bund und
offensichtlich auch in Flensburg an die Macht. Deshalb meinen sie,
Regierungsfähigkeit beweisen zu müssen, indem sie selbst Natur zerstörende
Projekte mit traditionellen Begründungen unterstützen und fordern.
Warum diese Zeilen? Ohne Inhalte kann man keine
vernünftigen Aussagen machen, d. h. Vernunft muss inhaltlich bestimmt
werden. In diesem Sinn kann eine zeitgemäße Vernunft nur eine ökologische
sein.
„Das müsste gefeiert werden
Ich gehöre immer noch zu den Unzeitgemäßen, die
den Wert der Natur sehr hoch einschätzen. Deshalb unterstütze ich
nicht das gegenwärtig faktisch herrschende Ziel, wenn irgendwie
möglich, Natur durch Steine, Zement und Asphalt zu ersetzen. So denke ich
auch nicht, dass es für Autofahrer eine Belastung ist, an dem noch
bestehenden Bahnhofswald und nicht an einem Hotel und Parkhaus
vorbeizufahren zu müssen. Meine also nicht, dass durch diese Baumaßnahmen
der Bahnhof und seine Umgebung an Wert gewönnen, weil sie dann „an die Stadt
gebunden“ wären.
Wenn dieses Projekt – wie die bescheidenen
Unterstützer und die Mehrheit der gewählten Kommunalpolitiker behaupten –
der Zukunft Flensburgs dient, dann wäre es doch auch in ihrem Interesse,
dass sie nach geleisteter Schreibtischarbeit auch das Privileg
bekämen, selbst an diesem zukunftsweisenden Projekt in Arbeitszeug und
entsprechenden Werkzeugen ein Stück symbolisch praktisch zu werden, wie es
ihnen mit umgekehrter Zielrichtung die Baumbesetzer und die Mitglieder der
BI Bahnhofswald aufwendig vorgemacht haben. Diese Aktion könnte
öffentlichkeitswirksam gestaltet werden, damit die Bürgerinnen
und Bürger Flensburgs die Befürworter bewundern und sich bei ihnen
durch Applaus bedanken könnten. Als Ehrengäste böten sich Simone Lange und
Robert Habeck an. Auch könnte man nach dem Bau des Hotels in ihm diese
Feier als Siegesfeier über die Natur noch einmal wiederholen.“
„Für eine
lebendige Demokratie
An dem gegenwärtig vielleicht brisantesten
kommunalpolitischen Thema Flensburgs, dem Bau eines Hotels und Parkhauses
einschließlich einer teilweisen Rodung des Bahnhofswaldes, kann man
lernen, was Demokratie ist und vielleicht sein könnte. Die Befürworter
argumentieren, dass eine einmal formal korrekte Entscheidung problemlos
realisiert werden kann. Die inhaltliche Gegenposition lautet: Wenn
überzeugende und wichtige Gegenargumente auftauchen, die bisher noch nicht
geäußert wurden, müssen auch die Befürworter ihre Position ändern und
gegebenenfalls entsprechende Beschlüsse zurücknehmen. Starr und
unveränderlich an einer einmal gefassten Position zu hängen, ist
meistens für alle verhängnisvoll. Nicht die Stärke einer vorhandenen
Opposition, sondern die Stärke der Argumente ist hier für das Festhalten
oder die Erneuerung einer Position entscheidend.
Der Denkfehler der Befürworter ist von
fundamentaler Natur: Alle entsprechenden Maßnahmen und Vorschläge
erzwingen unbegrenztes Wirtschaftswachstum. Aber allein wegen der bereits
eingetretenen Klimakatastrophe müssen wir hier grundsätzlich umsteuern
(Paradigmawechsel) – übrigens auch selbst im Interesse der Wirtschaft.
Genau diese Notwendigkeit wird jedoch von den Befürwortern des
„Weitermachens“ in ihren Argumenten ausgespart. Ein lebendiges Recht
sollte bedrohliche Entwicklungen berücksichtigen. Einen anderen Weg
gibt es nicht. Denn es ist ökologisch gesehen bereits Fünf nach Zwölf.
Selbstverständlich kann auch diese Position kritisiert werden, natürlich
kann man auch an Beschlüsse festhalten, aber eben mit plausiblen
Argumenten.“ (für Flensborg Avis)
"Haus- oder
Waldfriedensbruch?
Ab und zu ist es fruchtbar, sich mit
dem ausgedrückten Wort und mit seinem
Begriff, den Bedeutungen, zu befassen. So kann ich mit dem Wort
”Hausfriedensbruch” viel anfangen, zumindest seitdem bei uns vor Jahren
eingebrochen wurde. Schwierigkeiten habe ich allerdings, wenn dieses Wort
auf die jungen Leute im Bahnhofswald angewandt wird, denn dort ist kein
Haus, in dem Unfriede geschafft werden könnte. Sinnvoll
wäre es, man spräche hier von ”Waldfriedensbruch”. Aber hier stellt sich für
mich die Frage, wer denn den Frieden in diesem Wald bricht: Sind es
die Baumschützer oder die Befürworter der Abholzung
für das Hotel- und Parkhausprojekt?"
The show must go on!
Die Aussage „Stillstand führt nicht zum Ziel“
von Uwe Heldt in seinem gleichnamigen Leserbrief vom 11. 11. 20 ist eine
richtige, aber doch unvollständige Aussage. Warum unvollständig? Ziele
müssen bestimmt werden. Stehe ich vor einem Abgrund, ist Stillstand
vernünftig, befinde ich mich in einem brennenden Haus, ist Stillstand
tödlich.
Der Erhalt des Bahnhofwaldes steht im
diametralen Gegensatz zum Bau eines Hotels und Parkhauses an gleicher
Stelle. Ein Stillstand hier wäre ein Segen für den Wald, für Flensburg und
für das Klima, für die Investoren und ihre Unterstützer offensichtlich eine
Katastrophe. In der Zeit des Klimawandels ist aus ökologischer Sicht
Stillstand zuerst einmal die angemessene Reaktion, aus Sicht eines ständigen
Wirtschaftswachstums denkbar falsch. In der aktuellen Auseinandersetzung
sind die Argumente der Investoren und ihrer Gefolgsleute im Kern gleich, die
der Kritiker haben an Stärke zugenommen, was auch einer wachsenden
Zustimmung in der Bevölkerung entspricht. Die Befürworter beabsichtigen, ihr
Projekt auf jeden Fall durchzuziehen, aber sie zollen den Gegnern
Respekt, ja, wie Uwe Heldt bringen sie den Protestmethoden der Baumbesetzer
fast Bewunderung entgegen. Trotzdem wiederholen sie stereotyp ihre
Argumente. The show must go on.
Geht man davon aus, dass der Klimawandel
kein Fake, wie Trump behauptet, sondern bereits Wirklichkeit ist, dann wäre
Stillstand hier wünschenswert.
Wenn wir nicht einmal im Kleinen wie beim
Bahnhofswald ökologisch Flagge zeigen, wie dann im Großen und Ganzen?
„Alternativlos
Was für den Menschen ein Schaden ist, ist für
viele Lebewesen die Grundlage zum Überleben. Wie mit diesem
Interessenkonflikt umgehen? Bejagen ist die traditionelle Antwort, die
allein vom Menschen ausgeht. Die Landesregierung will nun die Bauern
entschädigen, was ich als richtig und zukunftsweisend erachte.
Aber Natur besteht nicht nur aus Gänsen,
sondern auch aus vielen Pflanzen-
und Tierarten und letztlich auch aus dem Klima, die alle drei
dringend geschützt werden müssen. Schutz heißt auch, auf bestimmte Waren und
Dienstleistungen zu verzichten, was sich oft als Gewinn entpuppt. Aber
dieser Schutz wird auch die Geldbörse belasten. In der Diskussion stehen 35
Euro jährlich. Der soziale Einwand „Aber nicht jeder kann das bezahlen“ ist
kein hinreichender Grund, auf die Forderung, dass die große Mehrheit der
Bevölkerung für Qualität und ethisches Handeln mehr ausgeben muss, zu
verzichten. Diese Forderung ist alternativlos und zumutbar. Der gegenwärtige
Zustand der Natur verbietet es grundsätzlich, noch weitere Kompromisse von
ihr zu verlangen. Ginge sie darauf ein, wäre das ihr Ende“ (shz
„Für eine lebendige Demokratie
An dem gegenwärtig vielleicht brisantesten
kommunalpolitischen Thema Flensburgs, dem Bau eines Hotels und Parkhauses
einschließlich einer teilweisen Rodung des Bahnhofswaldes, kann man lernen,
was Demokratie ist und vielleicht sein könnte. Die Befürworter
argumentieren, dass eine einmal formal korrekte Entscheidung problemlos
realisiert werden kann. Die inhaltliche Gegenposition lautet: Wenn
überzeugende und wichtige Gegenargumente auftauchen, die bisher noch nicht
geäußert wurden, müssen auch die Befürworter ihre Position ändern und
gegebenenfalls entsprechende Beschlüsse zurücknehmen. Starr und
unveränderlich an einer einmal gefassten Position zu hängen, ist meistens
für alle verhängnisvoll. Nicht die Stärke einer vorhandenen Opposition,
sondern die Stärke der Argumente ist hier für das Festhalten oder die
Erneuerung einer Position entscheidend.
Der Denkfehler der Befürworter ist von
fundamentaler Natur: Alle entsprechenden Maßnahmen und Vorschläge erzwingen
unbegrenztes Wirtschaftswachstum. Aber allein wegen der bereits
eingetretenen Klimakatastrophe müssen wir hier grundsätzlich umsteuern
(Paradigmawechsel) – übrigens auch selbst im Interesse der Wirtschaft.
Genau diese Notwendigkeit wird jedoch von den Befürwortern des
„Weitermachens“ in ihren Argumenten ausgespart. Ein lebendiges Recht sollte
bedrohliche Entwicklungen berücksichtigen. Einen anderen Weg gibt es nicht.
Denn es ist ökologisch gesehen bereits Fünf nach Zwölf. Selbstverständlich
kann auch diese Position kritisiert werden, natürlich kann man auch an
Beschlüsse festhalten, aber eben mit plausiblen Argumenten.“ (Flensburger
Tageblatt, erschienen am 29. 12. 20)
"Haus-
oder Waldfriedensbruch?
Ab und
zu ist es fruchtbar, sich mit dem ausgedrückten
Wort und mit seinem Begriff, den
Bedeutungen, zu befassen. So kann ich mit dem Wort ”Hausfriedensbruch” viel
anfangen, zumindest seitdem bei uns vor Jahren eingebrochen wurde.
Schwierigkeiten habe ich allerdings, wenn dieses Wort auf die jungen Leute
im Bahnhofswald angewandt wird, denn dort ist kein Haus, in dem Unfriede
geschafft werden könnte. Sinnvoll
wäre es, man spräche hier von ”Waldfriedensbruch”. Aber hier stellt sich für
mich die Frage, wer denn den Frieden in diesem Wald bricht: Sind es
die Baumschützer oder die Befürworter
der Abholzung für das Hotel- und
Parkhausprojekt?" (Flensborg Avis,
11. 12. 20 erschienen).
Zeitgemäße Kapitalismuskritik
Ein Beitrag von
Dr.
Boje Maaßen
Auf Demos wie der für den Erhalt des Bahnhofswaldes
wird immer wieder auch Kapitalismuskritik geäußert. Es macht daher Sinn, das
Verhältnis von Ökologie und Kapital zeitgemäß zu analysieren. Hier meine
Überlegungen:
In der traditionellen marxistischen Theorie sind
Kapitalisten Eigentümer von Produktionsmitteln, also Fabriken, Maschinen
usw. Spekulanten, überbezahlte Fußballspieler u.a. treten hier nicht auf.
Inzwischen hat sich der Kapitalismus aber zu einem warenproduzierenden
Gesamtsystem weiter entwickelt, an dem nahezu alle Bürger vom Unternehmer
über den Fußballstar bis hin zum Harz-Vier-Empfänger mehr oder weniger
teilhaben. Es gibt relative Armut, aber (fast) keine absolute Armut in
Deutschland. Absolute Armut ist für die Betroffenen und für die Gesellschaft
unerträglich, materielle Ungleichheiten in höherem Ausmaße sind ungerecht.
Diese Struktur ist Bedingung für eine ständige
Vermehrungswirtschaft (fälschlicherweise immer noch Wirtschaftswachstum
genannt, denn ständiges Wachstum gibt es in der Natur nicht) und damit
verbunden mit der Zunahme ständig neuer, zumeist überflüssiger und die
Ökologie schädigender Bedürfnisse der gar nicht so freien Konsumenten. Die
Kritik der ständigen Vermehrungswirtschaft ist keine Kritik an der
Wirtschaft an sich, was letztlich inhuman wäre, sondern eben an einer
speziellen Form, die allein auf Wirtschaftsvergrößerung aus ist und sich
gegenüber anderen Interessen absolut setzt. Wenn aber die Qualität der
erwirtschafteten Produkte und Dienstleistungen selbst nicht in Frage
gestellt wird (=Gebrauchswertkritik), sondern nur noch deren Verteilung,
dann ist das keine zeitgemäße Kapitalismuskritik. Eine zeitgemäße
Kapitalismuskritik leistet Robert Kurz in „Schwarzbuch Kapitalismus. Ein
Abgesang auf die Marktwirtschaft“ (Eichborn Verlag 1999). Sinngemäß schreibt
er: Nicht mehr die Klassen- und Verteilungsfrage der alten Arbeiterbewegung,
die im Kern nur auf eine gerechte Verteilung des produzierten Mehrwerts
abzielt, muss in das Zentrum der Analyse und Kritik gestellt werden,
vielmehr muss die Kritik nun grundsätzlicher die gesellschaftlichen
Produktions- und Vermittlungsformen des Werts und der abstrakten Arbeit in
den Mittelpunkt stellen. Vor diesem theoretischen Hintergrund ist der
traditionelle Sozialismus nicht die große Systemalternative, sondern
vielmehr eine staatskapitalistische Spielart des warenproduzierenden
Gesamtsystems.
Ich teile diese Position, kritisiere mitnichten die
Wirtschaft an sich, sondern nur die Form, die eine kapitalistische in
einer spezifischen Bedeutung ist, nämlich die allein auf
Wirtschaftsvergrößerung aus ist und sich gegenüber anderen Interessen
absolut setzt. Wenn die erwirtschafteten Produkte und Dienstleistungen wie
gesagt selbst nicht in Frage gestellt werden (=Gebrauchswertkritik), sondern
nur noch deren Verteilung, wie es immer noch traditionelle Linke und die
Gewerkschaften tun, dann ist das keine aktuelle, sondern veraltete
Kapitalismuskritik.
Das herrschende System der Gegenwart besteht im Kern
aus den Momenten Bequemlichkeit, Wirtschaftswachstum und Motore. Genauer:
Die Bequemlichkeit ist das Hauptmotiv für schlechte Veränderungen. Motore
ermöglichen heute im großen Umfang die Bequemlichkeit in Form von
motorisierter Mobilität und elektronischer Medien, beide haben heute
Suchtcharakter angenommen. Das Wirtschaftswachstum stellt die Suchtmittel
auf Dauer her, was sich aber, was die Dauer betrifft, aus ökologischen und
gesundheitlichen Gründen als Irrtum erweisen wird.. Die Ideologie des
Wirtschaftwachstums ist weltweit die dominierende Wirtschaftstheorie, die
nicht wesentlich kritisiert wird. Bolzonaro lässt in Brasilien Wälder im
Amazonasgebiet verbrennen bzw. zumindest toleriert es, Trump fährt in den
USA den Naturschutz konsequent zurück. Beide begründen das wie die
Befürworter des Hotel- und Parkhausprojekte in Flensburg genau besehen mit
Argumenten des Wirtschaftwachstums, nicht mit wirtschaftlichen realen
Bedürfnissen. Jede neu erbaute Autobahn wird als Fortschritt begrüßt. Warum
durchschauen das so wenige Bürger? Die Gleichsetzung von Bedarfswirtschaft
und ständiger Vermehrungswirtschaft beruht auf einer schlechten Abstraktion,
weil sie die Differenz beider Wirtschaftsformen verdeckt bzw. unbemerkt
lässt. Auch deswegen, weil die ökologischen Zerstörungen in rechtstaatlichen
Gesellschaften überwiegend legal stattfinden. Es bedarf deshalb hier einer
zusätzlichen Reflexion, die die Frage nach der Legitimität der
erworbenen Waren und Dienstleistungen stellt. Sind Laubsauger,
Schottergärten, Silvesterböller, Fernreisen, übergroße Bildschirme,
Erdbeeren im Winter in Zeiten des Klimawandels und vieles mehr legitim? Den
modernen Inbegriff dieser vom Kapital vermittelten Bedürfnisse sehe ich im
SUV, dessen Neuzulassungen ständig neue Rekorde erreichen. Das zu bedenken
und evolutionär zu ändern, wird Zukunft ermöglichen.
(In Akopol Flensburg am 21. 11. 20)
Befürworter und Erhalter
Argumente holen ihre Stärke letztendlich aus Werten,
von denen die Argumentierenden erfüllt sind. Den Befürwortern des Hotel-
und Parkhausprojekts geht es um den Wert Wirtschaftswachstum, einen Wert,
der ja aus historischen Gründen tief in unser Rechtssystem verankert ist.
Den Erhaltern des Bahnhofswaldes geht es um ökologische Werte, die wegen
ihrer relativen Neuheit längst nicht die notwendige Stellung in unserer
Rechtsordnung haben, die sie haben müssten. Deswegen haben die Befürworter
formal das aktuelle Recht auf ihrer Seite, die Baumbesetzer formal nicht.
Aber sie weichen friedlich und symbolisch im Sinne von Gandhi vom
bestehenden Recht ab, um so das Rechtssystem auch für legitime Veränderungen
zu öffnen. Gäbe es die Möglichkeit der Weiterentwicklung nicht, hätten wir
noch immer die Kinderarbeit. Mit ihrem Vorgehen stellen die Erhalter also
nicht den hohen Wert des formalen Rechts leichtsinnig in Frage. Aber in
dieser Perspektive ist ein Wald kein absoluter Privatbesitz und keine
Privatangelegenheit, mit dem man machen kann, was man will. Ein Wald
ist eine Pflegeaufgabe, wie sie für ein Kind oder einen Hund besteht. Die
Erhalter stellen der Gesellschaft die Frage, ob es
in unserer Zeit legitim ist, zu den 476 Bäume, die momentan weltweit
pro Sekunde gefällt werden, noch einen Teil des Bahnhofwaldes hinzuzufügen.“
Der Natur eine Stimme geben
Die Natur kann nicht
protestieren, wenn sie in Gefahr ist oder zerstört wird. Das müssen Menschen
für sie übernehmen. Geschieht
das nicht, hat die Natur, wenn sie von Menschen gesetzten Zielen
entgegensteht, keine Chance zu überleben,
Erfreulich, dass es
immer wieder Menschen gibt, die sich
selbstlos für die Natur einsetzen. Im Engagement für den Bahnhofswald
in Flensburg sind es insbesondere junge Menschen, die hauptsächlich dem
Protest Ausdruck verleihen, d. h. der Natur eine Stimme geben. Dieses
Engagement erfordert Tag und Nacht einen großen Einsatz. Es wäre sicherlich
sehr hilfreich, wenn zu dieser Aktion noch zusätzliche Unterstützer stießen.
Erfreulich ist auch,
dass hier der Naturschutz zwar auch vom Menschen her, aber ebenso vom
Lebensrecht der Tiere und Pflanzen begründet wird, denn sie haben im Sinne
der Schöpfung einen Selbstwert.
Der Bahnhofswald ist
verglichen mit den Wäldern im
Amazonasgebiet winzig klein. Deshalb könnte man den
Bewahrern des Bahnhofswaldes vorwerfen, sie kümmerten sich um
Kleinigkeiten und
nicht um das, was notwendig ist. Aber grundsätzlich ist jeder Mensch,
jede Region und jedes Land für seinen
Teil auf Erden verantwortlich. Meint man, dieser Anteil sei zu
winzig, so dass es keinen Sinn macht, für ihn Verantwortung zu übernehmen,
dann liegt meiner Ansicht nach
ein falsch verstandenes Demokratieverständnis vor.
Zumindest in der
gegenwärtigen Phase des dramatischen Klimawandels muss hier unbedingt
ein Wandel im Denken und Handeln stattfinden.
Das hat nichts mit Modernisierung oder Anpassung an den Zeitgeist,
sondern mit Vernunft zu tun, die am sinnvollsten mit Einsicht in die
alternativlose Notwendigkeit definiert wird. Wer, ob Politiker oder
Investor, aus diesen Gründen seine Position ändert, zeigt keine Schwäche,
sondern Stärke - und das sollte uneingeschränkt anerkannt werden. Demokratie
lebt von dieser „Schwäche“. (erschienen im Fl. T. am 13. 10. 20)
Kritik an den Grünen Flensburgs, die für
alle Parteien Geltung hat (Flensborg Avis)
Obwohl die Grünen von der ökologischen
Tradition um 1975 und nun, erneuert durch die Friday-for-Future Bewegung,
gute Voraussetzungen für ökologisches Denken mitbekommen haben, übernehmen
und vertreten sie in Flensburg problemlos unökologische Positionen, ohne
es zu bemerken bzw. bewerten sie als unvermeidlich. Wie kommt es
zu diesem Widerspruch? Meine Erklärung: Ihr Denken vermag nicht, herrschende
Werte in dieser Gesellschaft zu kritisieren. So auch nicht die Werte
Mobilität, Wirtschaft und Aufwertung, um die gegenwärtig dominierenden zu
nennen. Werte sind Abstraktionen. Abstraktionen erweitern je nach
ihrem Abstraktionsgrad oder verdecken die Erkenntnisse wertvoller
Unterschiede wie Unangenehmes bis Gefährliches. Ist der Erkenntnisverlust zu
groß, hilft nur, den Abstraktionsgrad zurückzufahren. Nur so kann man
vermitteln, was man will bzw. nicht will.
Drei Beispiele: 1. Die Abstraktionshöhe des
Begriffs „Wirtschaft“ mit dem Ziel der Ermöglichung der individuellen und
gesellschaftlichen Selbsterhaltung ist auf dieser Abstraktionsebene
wertvoll. Unbegrenztes kapitalistisches Wirtschaften als Selbstzweck und
Zunahme unnötiger Bequemlichkeit sind auf dieser Abstraktionshöhe
nicht wertvoll, weil letztlich die Destruktivität verdeckt wird. Beide
Formen undifferenziert unter dem Begriff „Wirtschaft“ zusammenzufassen, ist
zumindest aus ökologisch-humanen Gründen inakzeptabel. 2. Ökologische
Verkehrspolitik will nicht undifferenziert mehr Mobilität, sondern allein
Mobilität mit den Füßen, dem Rad (nicht E-Bike) und mit öffentlichen
Verkehrsmitteln unter massiver Zurückdrängung des motorisierten
Individualverkehrs (auch elektrifiziert). 3. Eine Aufwertung, die diese
Bezeichnung verdient, wäre der Erhalt des Bahnhofwaldes und die Erweiterung
des ehemaligen Sportplatzgeländes zu einem Park und Naturschutzgebiet. Der
notwendige Paradigmawechsel besteht darin, zuerst von der Natur her zu
denken. Diese Forderung gilt übrigens für alle Parteien.
-
Innenstadt oder Auto?
(Flensborg Avis)
-
-
Seit Jahrzehnten wird die Ursache für den
Niedergang der Innenstädte in der Unfähigkeit der dortigen Ladeninhaber
und der Kommunalpolitik darin gesehen, dass sie sich nicht angemessen
auf die Autofahrer eingelassen hätten. So aktuell der
Landtagsabgeordnete und FDP-Ratsfraktionschef Kay Richert. Ist es aber
nicht gerade umgekehrt? Der motorisierte Individualverkehr ist
nicht, wie bisher gemeint, die Lösung, sondern er ist das eigentliche
Problem - vom Online-Handel ganz zu schweigen. Stadt und Auto sind nicht
vermittelbare Gegensätze. Selbst wenn der Holm und die Große Straße
wieder für den Autoverkehr geöffnet werden würden, hätte unsere
Innenstadt wirtschaftlich keine Zukunft. Das nicht ausgelastete Parkhaus
von Karstadt hat gezeigt, dass die Innenstadt nicht autokompatibel
gemacht werden kann, es sei denn, man reißt sie ab und erbaut sie neu
nach den Bedürfnissen des Autos.
-
Wenn Flensburgs Innenstadt nicht
gänzlich ihre historisch gewachsene Identität aufgeben will, muss sie
die Bürger auffordern, diese zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen
Verkehrsmitteln aufzusuchen. Übrigens lässt diese Gruppe sowie Liebhaber
von Urbanität statistisch gesehen ihr Geld überwiegend, wenn überhaupt
noch möglich, in der Innenstadt, Autofahrer dagegen in den großen
Einkaufszentren an der Peripherie Flensburgs.
-
Meine Erfahrungen: Nicht die Innenstadt,
sondern die Bürger müssen ihre Bedürfnisse ändern. Es geht eben nicht um
Verabsolutierung von Bequemlichkeit, sondern um das Erleben von
Schönheit, Vielfalt und spontaner Kommunikation. Wenn man von den Polen
Überanstrengung und Anstrengungslosigkeit absieht, enthält der Satz "In
der Anstrengung liegen die verborgenen Früchte des Lebens" eine tiefe,
nicht zu leugnende Wahrheit. Immer größere Teile der Menschheit weltweit
begreifen das.
-
Die Beek - ein
Refugium
Zweifellos sind die
Einschränkungen in Zeiten der Coronakrise einschneidend, und es ist zu
erwarten, dass zukünftige wirtschaftliche Einschränkungen
nicht weniger kraß, vielleicht noch härter ausfallen werden. Deswegen macht
es Sinn, nach kleinen Lichtblicken Ausschau zu halten. Ich denke, das Gebiet
zwischen der Beek und der Ringstraße (Porathallee) ist ein gar nicht so
kleiner Lichtblick. Statt stundenlang vor dem Fernseher zu sitzen, tut man
sich Gutes, allein oder mit Partner und Kindern die Schönheit, die Ruhe und
das gute Klima dieses Gebietes zu genießen. Und das wird
auch von immer mehr Spaziergängern in Anspruch genommen. Wenn die
Frühlingssonne scheint, so mein Eindruck, nimmt das langsam den Charakter
von kleinen Völkerwanderungen an. Insbesondere der nun sanierte Weg direkt
an der Beek, der meiner Ansicht nach genau das rechte Verhältnis zwischen
Naturschutz und den Bedürfnissen der Menschen gefunden hat, nimmt
unangefochten den ersten Platz bei den Spaziergängern ein, bei Hundehaltern,
zunehmend aber auch bei Müttern und Vätern mit Kinderwagen. Das erinnert
mich an Goethes zeitloses Gedicht
„Osterspaziergang“. Auch das gehört zur Lebensqualität, die leider in den
Hintergrund getreten ist. Um diese Schönheit wieder etwas ins Bewusstsein zu
heben, halte ich es für sinnvoll, den Anfang dieses „passenden“ Gedichts
hier im Original wiederzugeben:
Vom Eise befreit sind Strom und
Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
(Forum Tarup)
Um was geht es beim Bahnhofswald?
Die Errichtung eines Hotels und eines
Parkhauses am Bahnhof ist umstritten. Sowohl Befürworter als auch Gegner
bringen Argumente vor, die fast alle Sinn machen, aber nur Sinn auf dem
Fundament bestimmter Werte. Es geht hier aber nicht um Fragen von Leben und
Tod für die Menschen. Um was dann? Die Argumente der Befürworter speisen
sich aus der Erfolgsgeschichte des Wirtschaftswachstums nach dem
Kriege, ein Konzept, das offensichtlich nun an seine Grenzen gekommen ist.
Zentrale Aussagen wie Flensburg sei „eine wachsende Stadt, in der es
eine Nachfrage nach Arbeit, Wohlstand und guter Infrastruktur gibt“ (der
sympathische Arne Rüstemeier) werden nicht hinterfragt und kritisiert,
müssten es aber schon wegen des Klimawandels - und müssten mit
nachhaltig-ökologischen Inhalten gefüllt werden. Ich frage mich, ob die
bis jetzt dominierende Moderne die einzige ist, ob nicht eine andere Moderne
im Interesse von Mensch und Natur möglich ist. Ich nenne einige Felder in
Frageform:
Muss Mobilität den motorisierten
Individualverkehr in diesem Umfange umfassen? Müssen diese
Konzentrationsprozesse mit zwangsläufigen Ausdünnungen wie
Einkaufsmöglichkeiten, öffentliche Dienste usw. realisiert werden? Müssen
Naturräume nur noch „Warteräume“ für zukünftige Bebauung sein? Hat Natur
nicht ein Eigenrecht zu existieren, auch zum Wohle der Menschen? Muss die
erfahrbare Wirklichkeit zunehmend durch eine Medienwelt ersetzt werden?
Müssen wir die ständig expandierende Wirtschaft und ihre Produkte nicht in
Frage stellen?
Diese Fragen verlangen eine Antwort. Einfach
Weitermachen wie bisher, ist immer noch eine populäre Option,
aber nicht mehr zeitgemäß. (Flensburger Tageblatt und
Flensborg Avis)
Vernunft und Weitsicht?
"Leserbriefschreiber Dr. Uwe Heldt attestiert dem
Planungsausschuss in ihrem Beschluss zum Hotel- und Parkhausneubau Vernunft
und Weitblick. Das stimmt sicherlich für die Investoren. Schleierhaft für
mich ist, warum dieses Gebiet an Ansehen gewinnt und für Fußgänger
freundlicher wird? Sind denn Naturareale wie der Bahnhofswald etwas
Überflüssiges? Muss er abgeholzt und durch Neubauten ersetzt werden? Etwas
Neues schaffen, ist doch kein
Selbstzweck, sondern muss sinnvoll begründbar für Bewohner und Umwelt sein.
Bis in die Begriffe und Folgerungen
wurden bisher alle derartigen
Projekte begründet und mit „klarer Kante“ durchgesetzt. In diesem Denken
gibt es keine ökologischen Probleme, keinen Klimawandel, keine lebenswerte
Umwelt. Hier hat sich nichts Neues entwickelt, sondern Konservativismus im
schlechten Sinne erhalten. In der Schlussformulierung „mit klarer Kante,
klaren Kurs in die Zukunft“ sehe ich übrigens viel Brutalität und
Reflexionsunwilligkeit, auf neue Bedingungen einzugehen. „Klare Kante“ kann
man aber auch mit Augen zu und Weitermachen interpretieren" (an Flensborg
Avis, 23. 2. 20).
Zur Kritik der Metropole Hamburg auf
S. 2 der heutigen Ausgabe.
„Nicht
„Think big“, sondern „Denke ökologisch“ ist die zeitgemäße, weil notwendige
Maxime.
Offener Brief an die Grünen Flensburg
"Werte Grüne, gestern war ich auf der Gründung
der Bürgerinitiative „Für den Erhalt des Bahnhofwaldes!“ und war sehr
angetan, von dem kompetenten Engagement für ökologische Belange. Allerdings
nicht angetan war das, was ich von den Grünen Flensburgs hören musste. Bevor
ich das erläutere, einige Erläuterungen zu mir: Zur Kommunalwahl 1978
in Schleswig-Holstein hatten sich im Kreis Steinburg und Nordfriesland zwei
ökologische Gruppierungen unter dem Namen „Grüne Liste“ gebildet. Beide
kamen in die jeweiligen Kreistage, also zum ersten Mal als ökologische
Partei. Ich war im Kreistag NF Fraktionsvorsitzender. Habe dann alle
Gründungsversammlungen der Grünen im Bundesgebiet aktiv mitgemacht. Ich
gehörte zu den Realos, was aber eine vollkommene unsinnige Behauptung war,
denn ich war gleichzeitig ökologischer Fundamentalist und in der
Durchsetzung ökologischer Realist wie der sozialistische Flügel marxistisch,
aber in der Durchsetzung Realos war.
Nach der Landtagswahl 1983 in SH, in der ich
Spitzenkandidat für die Grünen war, bin ich aus den Grünen wegen der damals
starken nicht-ökologischen Kräfte ausgetreten. Habe aber weiterhin primär in
der Theorie und im privaten Bereich (so autofrei und keine Flugreisen)
versucht, ökologisch weiterzudenken und zu handeln. Siehe „boje-maassen.de –
Beiträge zur politischen Ökologie“, „Eigenbewegung (Anthropologie)“ und
„Eigenbewegung (Anthropologie) Boje Maaßen“ und viele Beiträge in dem
Online-Magazin „Iley“ und zahlreiche Leserbriefe im bis vor kurzem noch
liberalen Flensburger Tageblatt. Praktisch politisch war ich eine Null. So
kenne ich nach unserem Umzug von Föhr 1990 nicht inhaltlich und personal die
Flensburger Szene. Hörte also erst gestern, dass Ihr auf der SUPA-Sitzung
dem Bau des Hotels und des Parkhauses zugestimmt habt. Das ist keine
ökologische Politik, weil Aufgabe des ökologischen Fundamentums.
Natürlich könnt Ihr nicht unökologische Projekte verhindern, aber Ihr dürft
Ihnen nicht zustimmen oder gar fordern. Der Hotelbau dient dem
Wirtschaftswachstum, vielleicht auch der Vergrößerung Flensburgs, aber nicht
der Ökologie, es ist übrigens auch keine soziales Projekt, sondern schlicht
ein Weitermachen bisheriger Kommunalpolitik.
Ich bitte Euch, diese Einwände, auch wenn Ihr
Empfänger sie nicht teilt, allen Mitgliedern der Grünen Flensburgs zukommen
zu lassen, also einer grünen internen Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Mit ökologischen Grüßen Boje"
„Streik im Busverkehr
Der Busverkehr wird in Flensburg und anderswo
bestreikt. Betroffen sind insbesondere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die
sich kein Auto leisten können oder die noch zu jung sind, eines fahren
zu dürfen oder die aus Alters- und Gesundheitsgründen keines mehr fahren
können oder aus ökologischen Gründen wie ich kein Auto haben. Der
Streik trifft den schwächsten Teil der Gesellschaft. So auch diese sinnvolle
und bewährte Alternative zum motorisierten Individualverkehr. Ich meine,
alle Institutionen einschließlich der Gewerkschaften und Bürger müssen
überlegen, ob es in diesem Fall nicht andere Wege gibt, für
berechtigte Anliegen Aufmerksamkeit und Druck herzustellen“
(Flensburger Tageblatt, 12. 2. 20, wohl nicht erschienen).
„Gegen die Ignoranz des Weitermachens
„Es gibt auch Grund zum Optimismus“ schreibt
Politikredakteur Michael Clasen in seiner gleichnamigen
Kolumne vom 22. 1. 20. Auf Faktenebene gibt es für die
Fachwelt dafür keinen nennenswerten Grund – im Gegenteil. Clasen setzt
seine Hoffnungen für die Zukunft auf technologischen Fortschritt,
E-Mobilität und künstliche Intelligenz, also auf
Entwicklungen, die zumindest bis jetzt den Klimawandel nicht abgeschwächt
haben. Mittel, die für mich eher den Charakter von Wunderwaffen haben.
Clasen hat jedoch teilweise Recht, wenn er schreibt,
dass weder Panik noch Ignoranz im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Wir
dürfen aber vor realen Entwicklungen nicht die
Augen verschließen und das Denken abschalten. Wer das tut oder
fordert, ist ein ökologischer Ignorant, wie Trump es ist, der die Ideologie
des Wirtschaftswachstums im Stil der fünfziger und
sechziger Jahre unverändert wieder zum Leben erwecken will.“ (shz 22. 1.
2020)
Zum abgebrochenen „Aufbruch ins Grüne“
Als einer, der auf allen Gründungsversammlungen der
Grünen engagiert dabei war, kann ich die Beschreibung der von Ulrich Grober
beschriebenen Vielfalt voll bestätigen. Auch arbeitet er präzise heraus,
dass es in der Vielheit eine unstrittige Einheit gab: Die
von allen geteilte Einsicht in die notwendige Änderung der damals und immer
noch herrschenden Ausplünderung der Erde. Wichtig auch, dass die
Verbindungen zu rechten Weltanschauungen und der „Versuch doktrinärer
Linker, die Kontrolle über die junge Partei an sich zu
reißen“ thematisiert werden. Allerdings bin ich hierin der
Meinung, dass der Versuch nicht abwendet wurde, sondern
zumindest bis hin in die Zeiten von Jürgen Trittin ein
Erfolg war. Die rhetorischen Giganten und hervorragenden
Strategen des KB, insbesondere Thomas
Ebermann, haben damals objektiv die Funktionsfähigkeit
des Kapitals geleistet. Wie das? Die Grünen waren die einzige politische
Gruppierung, die das Wirtschaftswachstum (genauer: die
ständige Vergrößerung der Warenproduktion und der Dienstleistungen)
ohne Wenn und Aber nicht nur Infrage stellten, sondern versuchten,
praktisch und theoretisch in Richtung Nachhaltigkeit zu ändern. Die
Rechten unterstützten das Wirtschaftswachstum als Wert an sich, während die
Linken es aus Gründen der Gleichheit implizit förderten, es also sozial
begründeten. Sie stellten die einst berechtigte Verteilungsfrage und nicht
die nun ökologisch entscheidende Wertefrage in den Mittelpunkt ihrer
Politik. Warum sind diese Ergänzungen wichtig? Mich treibt die Angst um,
dass der gleiche Fehler sich in der Rezeption der Greta
Thunberg und der FfF wiederholt. Es geht mir darum, die Ökologie zu einer
selbstständigen politischen Theorie zu machen und die große Bedeutung der
Natur für das Leben herauszuarbeiten, um das Hauptproblem der Gegenwart zu
lösen. Traditionelle Theorien bieten keine Lösung. Das
Kernproblem: Ökologische Politik und soziale
Gerechtigkeit gehen nur dann zusammen, wenn die soziale Gerechtigkeit sich
den ökologischen Notwendigkeiten anpasst. Wenn dagegen soziale Gerechtigkeit
und Wohlstand allein in Geldgrößen ausgedrückt werden und wenn nicht
hinterfragt wird, was für dieses Geld gekauft wird, dann
bekommen wir den Klimawandel nicht in den Griff. Allgemein formuliert: Die
Wertefrage muss vor der Verteilungsfrage gelöst werden, was mit Sicherheit
kein einfaches Unterfangen ist.“ (an Die Zeit)
„Zu Greta Thunberg
Greta Thunberg ist vom „Time Magazin“ mit Recht
zur Person des Jahres gekürt worden. Dieses Lob könnte missverständlich
sein, wenn man ihre Bedeutsamkeit nur in ihrer Persönlichkeitsstruktur
und Biographie suchen wollte. Nein, entscheidend ist die Wahrheit
ihrer Aussagen. Wie viele Menschen denke ich, dass sie in der Wahrheit ist:
Es gibt gegenwärtig kein höherwertigeres Ziel als die Erhaltung einer sich
selbst erhaltenden Erde. Wir wissen noch nicht genau, wie wir die
Klimaziele erreichen können, nicht einmal, ob wir sie überhaupt erreichen.
Trotzdem müssen wir uns auf die „Reise“ mit ungewissem Ausgang begeben. Wir
haben keine andere Wahl.“ (shz, 12. 12, 19)
Bitte um Veröffentlichung folgenden Leserbriefs, der sich auf den
Artikel „Grüne feiern sich – und
Spitzen-Duo“ 18.
11. 19 bezieht.
„Die entscheidende Aufgabe liegt noch vor den
Grünen
Als einer der fünf Abgeordneten aus
Nordfriesland und Steinburg, die für
die Grüne Liste in der Kreistagswahl
1978 erstmals die Fünf-Prozent-Hürde
überwanden, freue ich mich natürlich über die Erfolge der Grünen. Trotzdem
bin ich der Auffassung, dass die Grünen nach wie vor
ihr Verhältnis zur
sozialen Gerechtigkeit nicht
realistisch, sondern ökonomiefrei bestimmen.
Ökologische Politik
und soziale Gerechtigkeit gehen nur
dann zusammen, wenn die soziale Gerechtigkeit sich den ökologischen
Notwendigkeiten anpasst. Wenn soziale Gerechtigkeit und Wohlstand allein in
Geldgrößen ausgedrückt werden und wenn nicht hinterfragt wird, was für
dieses Geld gekauft wird, dann
bekommen wir den Klimawandel nicht in den Griff. Allgemein formuliert: Die
Wertefrage muss vor der Verteilungsfrage gelöst werden, was mit Sicherheit
kein einfaches Unterfangen ist.“
„Liebe, hochgeschätzte Tante Maaß!
Ich beziehe mich auf Deinen Beitrag vom 22. 10. 19:
Könntest Du nicht Deinen armen Neffen fragen, ob er nicht vielleicht einen
Zusammenhang zwischen seinem Urlaub auf den Balearen und dem Regenwetter
sieht? Auch sollte er nicht genervt sein, wenn Müllwerker für ihre Arbeit
Platz und ein wenig Zeit brauchen - anders geht es nicht. Übrigens
käme er mit dem Rad problemlos an diesem „Hindernis“ vorbei." (für
Flensburger Tageblatt, bis jetzt nicht erschienen).
"Stillstand und Fortschritt
Ministerpräsident Söder sendet auf dem
Parteitag der CSU in München aus ökologischer Perspektive zwei
widersprüchliche Signale. Einerseits:
„Die Grünen wollen die Deutschen umerziehen“.
Dahinter die Position „Das ist schlecht“. Aber Vernunft heißt nach
Hegel die Einsicht in die Notwendigkeit. Wenn man mehr Energieeinsparung
oder mehr Naturschutz von den Deutschen fordert, dann ist das natürlich auch
eine Art Erziehung, denn diese ist nicht von Normen zu trennen.
Andererseits kann man seine Aussage
„Wenn man stehen bleibt, wäre dies das
Ende einer modernen, einer zukunftsgerichteten CSU“ begrüßen, wenn mit
„zukunftsgerichtet“ eine nachhaltige Wirtschaft gemeint ist." (für FAZ,
wohl nicht erschienen)
„Das Lächeln fehlt!
Meine
Nord-Ostsee-Sparkasse hat ja zumindest noch eine Filiale in Tarup, wenn man
den wenig ansprechenden kleinen Raum an der Kreuzung Norderlück-Taruper
Hauptstraße überhaupt Filiale nennen will.
Für einen überzeugten Fußgänger und Radfahrer aber besser als nichts, auch
wenn hier nur noch reines Geldabholen möglich ist. Kontoauszüge hole ich
deswegen in der Innenstadt, wo gerade eine Modernisierung der Bank
stattfindet bzw. abgeschlossen ist. Bis
jetzt ist zumindest ein großer Raum geöffnet. Alles ist
hier perfekt gestaltet,
sei es der warme Farbton oder das
schöne Landschaftsbild an der Stirnseite. Viele
Automaten erfüllen die Bedürfnisse
der Kunden. Und trotzdem fehlt etwas. Was? Es
gibt kein Lächeln.
Die Kunden haben genug mit der Bedienung der Automaten zu tun, Angestellte
der Bank sind nicht vorhanden. Man kann es drehen, wie man will:
Automaten lächeln nicht. Ein Lächeln ist für mich aber das Salz der
Erde “ (in "Forum Tarup)
„Schwierig, aber alternativlos!
Die richtige
Einsicht der FfF-Bewegung: Die Menschheit steht
vor dem denkbar tiefsten Abgrund in ihrer
Geschichte, das Ende der bewohnbaren
Erde. Entweder sie
geht weiter oder sie kehrt um, nicht
wissend, ob auf diesem Weg andere Abgründe vorhanden sind. Da hilft auch
kein Marshallplan, sondern nur Richtungsangaben.
Die Sorge
um den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist in der Tat berechtigt, ist aber
kein hinreichendes Argument, auf notwendige Veränderungen zu verzichten.
Verteilungspolitik darf
nur innerhalb der ökologischen
Bedingungen realisiert werden. Auch hier gilt der Primat der Ökologie.
Technische Verbesserungen sind wichtig, aber nicht entscheidend, so
ist die Umstellung von Verbrennungs-
auf Elektromotore letztlich nur eine Verschiebung der Probleme.
Zu den substantiellen Lösungen
gehören zuallererst Änderungen der Bedürfnisse, die vielleicht auf dem
ersten Blick als Verlust, aber längerfristig teilweise als Gewinn sich
entpuppen werden. Dazu gehören auch strukturelle Veränderungen
im Sinne der Revitalisierung der
Innenstädten und der Stadtteile und damit Voraussetzung für die
Ersetzung des motorisierten
Individualverkehrs durch öffentliche Verkehrsmittel in Ballungsgebieten.
Gewarnt sei vor
dem traditionellen linken Versuch, Industrie und Bürger zu entkoppeln. Beide
bilden in der Demokratie eine untrennbare Einheit. Deswegen sind die
entscheidende Ebene die Konsumenten. Sie treffen die ökologisch falschen
Kaufentscheidungen, sei es, dass sie konditioniert sind, sei es, dass sie
überfordert sind.“
„Zwei einfache Wahrheiten
So einfach und trotzdem wahr die Einsicht von Greta Thunberg ist, so einfach
und trotzdem wahr ist die Lösung: Einzusehen, dass der
Motor der Hauptverursacher des Klimawandels ist. Der Motor ermöglicht erst
das grenzenlose Wirtschaftswachstum, das sich gleichzeitig gegen Natur und
Mensch richtet. Notwendig ist eine Kritik des Motors statt seiner
vorbehaltlosen Bejahung. Auf eine Formel gebracht: Erfolgreicher Klimaschutz
kann nur eine Kritik des Motors sein“ (für Die Zeit).
"Was ist grüne Politik?
Die Zeit stellt eine gute Frage "Wie grün sind die Grünen?", die sofort die
Anschlußfrage "Was ist grüne Politik?" auslöst. Meine Antwort: einerseits
Motorenkritik, andererseits die Stärkung der Eigenbewegung. In diesem Sinne
war die ökologische Bewegung zwischen 1970 und 1980 nicht nur in Deutschland
eindeutig grün. Ab 1980 gelang es den K-Gruppen innerhalb der Grünen, diesen
Ansatz massiv aufzuweichen, um den Kern, die marxistische Theorie, nicht
infrage zu stellen. Wohlgemerkt, es geht um Motorenkritik, nicht um
Technikkritik, denn das Tier ist durch die Fähigkeit, sich technisch zu
entwickeln, zum Menschen (homo faber) geworden. Erst durch den massiven
Einsatz von Motoren entstand der Klimawandel, letztlich die Realisierung des
Anthropozäns. Natürlich gibt es auch gute Gründe für den Einsatz von Motoren
in bestimmten Situationen, aber - so muss die Zukunft ermöglichende Maxime
lauten: So wenig Motoreneinsatz wie möglich" (für Die Zeit).
Eine gute Frage "Wie grün sind die Grünen?". Meine Antwort: Nur in den
Anfängen waren die die ökologisch Orientierten in Praxis und Theorie grün.
Um 1980 gelang es den wortgewaltigten und optimal oranisierten K-Gruppen den
ökologische technikkritischen Kern, damit, bis auf die AKW-Kritik massiv
zurückzudrängen, um damit das Kernstück marxistischer Theorie zumindest vor
radikaler Kritik zu schützen. Das gelang. Erst die
Friday-for-Future-Bewegung hat de technikkritischen Ansatz wieder in den
Mittelpunkt gerückt. Genauer: Das Tier ist erst durch Technik zum Menschen,
zum homo faber geworden. Bis zur Erfindung und epidemischen Verbreitung des
Motors, was erst die Entwicklung zum Anthropozän ermöglicht, ist offenkundig
geworden, dass die Nutzung des Motors schlicht gute und schlechte Folgen
hat, für das Klima nur schlechte. Nur diese Frage und Aufgabe zu stellen,
ist genuin gründe Politik. Die einzige Maxime kann nur lauten: So wenig
Motoreneinsatz wie unbedingt notwendig. Das zu fordern ist immer zumindest
konkret, für die meisten Bürger eine ungeheure, irrationale Zumutung. Aber
einen anderen Weg gibt es nicht, auch technische Verbesserungen sind keine
grundsätzliche Lösung (für DIe Zeit).
„Eine kritische Ergänzung
Großen Dank für Jörn Pankows sachlich-informativen
Leserbrief „Dicke Luft in Flensburg“ (v. 17. 7. 19). Er
ist perfekt gelungen, wenn man vom letzten Absatz absieht, in dem
steht „Nicht wir Bürger können für eine saubere Luft sorgen, sondern
allein unsere Politiker.“ Dicke Luft entsteht durch Nutzung von Motoren, sei
die Nutzung sinnvoll oder nicht. Wenn
Politik hier wegschaut, nicht dafür sorgt, dass entsprechende Gesetze
geschaffen und eingehalten werden, versagt sie. Aber diese Einsicht ändert
nichts an der Tatsache, dass wir Bürger, auch der Politiker als Bürger,
Verursacher der dicken Luft sind. Die Lösung für dieses
Problem kann nur sein: Notwendige (im Sinne von „Not
wendende“) Verhaltensänderungen muss
der Bürger realisieren, die Politik begleitet diese Bemühungen konstruktiv,
um so in der Demokratie zu einer Einheit zu gelangen - nicht das eine oder
das andere! Dies verallgemeinert: Politik ohne Bürger ist
Diktatur, Bürger ohne Politik ist ineffektiv“ (nicht erschienen im
Flensburger Tageblatt).
„Keine Modeerscheinung
Der Klimawandel darf
nicht als metaphorischer Begriff und auch nicht
als Modeerscheinung abgetan werden. Warum nicht? Der von Menschen
verursachte Klimawandel hat bereits begonnen, die Erde
mit ihren natürlichen Reichtümern mit zunehmender
Geschwindigkeit zu zerstören. Diese
Einsicht war in den siebziger Jahren
in der ökologischen Bewegung von Rudi Dutschke über Rudolf Bahro bis Herbert
Gruhl und vielen anderen Intellektuellen unbestritten und
deshalb der Kern aller Forderungen. In der Gründungsphase
der Grünen wurde der Vorrang der Ökologie durch sozialistische und viele
emanzipatorische Bewegungen zu einem Ziel unter mehreren Zielen entsprechend
geschwächt. Erst Greta Thunberg und der Bewegung „Fridays
for Future“ gelang es, den Klimawandel und damit die Ökologie wieder als
das zentrale Thema in den politischen Diskurs und in das Verhalten der
Bürger zurückzuholen. Das ist ein großer Verdienst.
Auch der aus dieser Sicht
wünschenswerte Erfolg der vielgestaltigen Grünen bei der Europawahl bietet
aus oben genannten Gründen keine Sicherheit, dass sie
sich auf diese Uraufgabe konzentrieren werden.
Konzentration ist hier aber notwendig, denn vieles muss hinterfragt werden,
insbesondere das Wirtschaftswachstum einschließlich des ständig größeren
Motoreneinsatzes und der unkritischen Bejahung der digitalen Entwicklung.
Der zu begehende Weg wird mit
Sicherheit kein einfacher sein, denn viel wird gefordert, aber auch
gewonnen. Die Notwendigkeit ökologischer Politik ist aus meiner Sicht
unbezweifelbar, aber das Wie muss demokratisch als offener Prozess
gestaltet werden“ (modifiziert erschienen im shz an 4, 6, 19).
„Die angemessene Ethikl
Der Kommentar „Zu billig“ von Hendrik Kafsack v. 22.
5. 19 beschreibt präzise die Problematik des billigen Flugbenzins. Das hohe
Niveau dieser Analyse wird allerdings mit der Frage „Wer will schon den Zug
nehmen, wenn er für zehn Euro von Brüssel nach Berlin fliegen kann?“ ethisch
auf unterster Ebene unterlaufen. Unterste Ebene, weil Ethik allein auf
Billigkeit reduziert wird. Aber die Erkenntis des Augustinus zum
gerechten Preis gilt natürlich auch für die ökologische Dimension. Solange
hier kein Wandel eintritt, werde ich nach dem Diktum von Hegel „Vernunft ist
die Einsicht in die Notwendigkeit“, nicht fliegen. Das ist
kein Opfer, sondern die Befolgung elementare Ethik.“ (für FAZ)
„Motore sind kein Lebensersatz
Elektrische Roller sind keine
Tretroller (so in dem Artikel „Statt Rad“ in „Technik und Motor“
bezeichnet), denn man steht nahezu bewegungslos auf ihnen. Die Frage, ob man
sie auf Bürgersteigen zulassen soll, ist nicht eine Frage der Zukunft der
Mobilität, sondern eine Frage nach dem Einsatz von Motoren überhaupt und
damit nach der Zukunft der Erde und der
Lebewesen einschließlich der Menschheit.
Universelle Motorisierung führt in
das Anthropozän, d. h. zum Abschied von dem überkommenden
Natur-Kultur-Dualismus. Der Motor, nicht der Mensch
entscheidet. Ein Umdenken und „Umhandeln“ ist hier existenziell notwendig.
Wir haben doch nicht zu wenig, sondern zu viel Motorisierung. Die
zukunftseröffnende Maxime aus ökologischen Gründen und der conditio humana
lautet: So viel Selbstbewegung wie möglich, so wenig „Motorenhilfe“ wie
nötig. Ich laufe schließlich auch nicht von
Flensburg
nach München, obwohl ich es gerne möchte, sondern benutze den Zug. Aber auch
diesen Wunsch setze ich nicht absolut, sondern werde von ihm gegebenenfalls
Abstand nehmen, wenn die Notwendigkeit es verlangt.“ (an FAZ)
„Dank an AktivBUS
Momentan muss ich jeden Tag von Tarup in Richtung
Westliche Höhe mit dem Bus fahren. Zumutbare Taktzeiten
zumindest mit den Linien 5, 4 und 3, durchgängig hilfsbereite weibliche und
männliche Fahrer, Pünktlichkeit, fast Garantie auf einen Sitzplatz,
Erreichbarkeit der Haltestationen, die Dauer der Fahrten, die Möglichkeit zu
lesen oder das eine oder andere schöne Gespräch oder Lächeln machen die
Fahrten stressfrei und angenehm und das relativ preiswert. Abgesehen davon
leistet man einen Beitrag zur Verringerung der Umweltbelastungen. Vielleicht
sollten notorische Autofahrer ab und zu diesen Service in Anspruch nehmen,
um ihn zu unterstützen und zu erhalten für die Zeit, wenn das Auto nicht
mehr für sie zur Verfügung steht.“ (für Flensburger Tageblatt)
„Insektenfrei
Mein Nachbar ist ein ganz
tüchtiger. Jetzt hat er sich sogar einen Laubsauger angeschafft. Unter den
Sträuchern sieht es nun wie geleckt aus, kein Ästchen, kein Blatt, nur
reiner Mutterboden. Daraufhin gelobt, fügt er stolz hinzu: „Nicht nur das,
sondern nun ist mein Garten auch noch insektenfrei, und das ist doch eine
Wohltat.“ (für eine Kolumne)
Kein Vorbild
„Heidi Hetzer hat nun auch Afrika
durchquert – und fährt einfach weiter“ (FAZ v, 19.4.19).
Hat sie dafür einen anerkennenden Artikel in der
Frankfurter verdient? Ist ihr Verhalten nicht eher ein abschreckendes
Beispiel für motorisierte Mobilität als Selbstzweck? Und das in Zeiten des
drastischen Klimawandels? Wäre sie mit dem Rad von Berlin an die Ostsee
gefahren, hätte ich meinen Hut gerne gezogen.” (für FAZ, nicht erschienen).
Zu dem aus meiner Sicht sehr informativen
Beitrag“1300 qm oder 800 qm oder doch noch warten“ von
Dieter Röhling eine anmerkende Frage: Muss denn alles so groß sein, genügt
nicht die Größe des ehemaligen Edeka-Ladens? Müssen sich Läden immer den
maßlos steigernden Bedürfnissen der reflexionslosen Konsumenten anpassen
oder kann es nicht mal auch umgekehrt sein? „Small is beautiful“ hieß ein
Kultbuch der siebziger Jahre. „Hochfeld“ als Standort ist nicht die
endgültige Lösung, aber als Zwischenlösung ein Fortschritt. Mit dem Rad an
der Beek entlang und unterhalb der Gleise zur Ringstraße ist eine
wunderschöne Tour, die zudem ein Beitrag zum Klimaschutz ist.
Zur Ansiedlung von REWE und anderen Läden auf dem
Hochfeld ein Verbesserungsvorschlag: Es gibt hier nur zwei
„Kulturen“: das Auto und den Einkauf. Die Autos können direkt vor der Tür
parken. Separate Wege für Fußgänger und Radfahrer gibt es nicht, d. h. eine
vermittelnde, relativ zweckfreie Zone. Mein Verbesserungsvorschlag: Ein ca.
20 Meter breiter autofreier „Streifen“ vor den Eingängen für
Fußgänger und Radfahrer, der mit Bänken, Bäumen, kleinen Spielgeräten, im
Sommer mit bunten Schirmen wesentlich das Gesamtbild verschönern würde.
Dieser autofreie Streifen müsste bis zur Hauptstraße geführt
und vom Parkplatz durch einen kleinen Wall getrennt werden. Zusätzlich eine
Ampel für Fußgänger (Kinder!) zum Wohngebiet einrichten. (in "Forum Tarup")
„Unzeitgemäßer Dualismus
Die Formulierung „Die Schweiz
rückt nach links“ ist nur dann wahr, wenn man
den Dualismus von rechts und
links zugrunde legt.
Die Linken stellen die
Verteilungsfrage in den Mittelpunkt und damit implizit
die Notwendigkeit des technologisch
orientierten Wirtschaftswachstums, was
moderne, nicht nationalistische Rechte
offen fordern und zum Mittelpunkt ihrer Politik machen. Beide Positionen
berücksichtigen nicht in angemessener Weise die ökologischen Notwendigkeiten
und damit die Zukunft der Erde.
Die Verteilungsfrage
einschließlich der Forderung nach ständigem Wirtschaftswachstum ist faktisch
die Verabsolutierung der lebenden Menschen ohne Berücksichtigung der
nachfolgenden Generationen, Mitlebewesen
und guter Traditionen im Sinne von
Winfried Kretschmanns Idee des
Konservativen. Also weit mehr, was zur Selbsterhaltung nötig wären, sondern
zunehmend der Bequemlichkeit, der Denkfaulheit, der Macht dient, ja wohl
auch Selbstzweck geworden ist. Die Forderung nach
ständigem Wirtschaftswachstum
macht aus der lebenden Erde einen Rohstoff für Produkte, die, auch wenn sie
ein paar Mal recycelt werden, letztlich immer zu Müll werden.
Es ist der Verdienst von Greta
Thonberg, den überall real herrschenden Dualismus zwischen
Konsumkapitalismus (Eva Illouz) und ökologischen Notwendigkeiten ohne Wenn
und Aber in den Mittelpunkt des Denkens zu stellen und damit einen schweren,
aber begehbaren Weg, der andere
Kategorien als die traditionellen linken und rechten erfordern,
aufgezeigt zu haben. Die Schweiz ist
also nicht nach links, sondern in Richtung Ökologie gerückt.”
„Unrechtsförderung!
Nun hilft
auch das Flensburger Tageblatt
auf ihrer Titelseite den Rasern.
Damit werden diese in die komfortable
Lage gebracht,
ihr Verhalten nicht ändern zu
müssen. Rasen ist aber ein krimineller Akt und
deswegen mit Recht verboten.“ (shz)
„Panik muss begründbar sein
Hätte jemand 1943 öffentlich gesagt,
Deutschland werde den Krieg verlieren, hätte man ihn im günstigsten Fall als
Panikmacher bezeichnet, wahrscheinlich wäre ihm aber Schlimmeres
widerfahren. Eine drastische Veränderung des Klimas löst nachvollziehbar
Angst und vielleicht auch Panik aus. Wenn eine große wissenschaftliche
Wahrscheinlichkeit für eine Katastrophe spricht, müssten möglichst schnell
Problem lösende Maßnahmen ergriffen werden. Wo liegen hierfür die
Hindernisse? Ein immer größer werdender Anteil des Energieverbrauchs dient
der Bequemlichkeit und dem Spaß. Das sind aber keine hinreichenden
Begründungen für ein Weitermachen. Auch hilft hier nicht das absolute
Vertrauen in den technischen Fortschritt, dessen kritiklose Bejahung einen
Großteil der gegenwärtigen Probleme ja erst geschaffen hat. GretaThunbergs
Forderung nach einem „Raus aus der (unnötigen) Komfortzone“ hat da schon
mehr Gewicht. Es geht also um die Problematisierung von ständigem
Wirtschaftswachstum, motorisiertem Individualverkehr, fernsten Fernreisen,
um nur drei Beispiele zu nennen.“ (für shz)
„Lukas (Lk 17, 20-25)
Manchmal denke ich,
dass ich in der Zeit des Meckerns und des Klagens auf hohem Niveau in meinen
Beiträgen nur Positives schreiben und nur das kritisieren sollte, was
Schönheit gefährdet bzw. verhindert. Schönheit kommt
längst nicht immer großartig in Form von teuren Waren
daher, sondern sie offenbart sich auch in einem unterwarteten
Lächeln, einem Blick in den bühenden Kirschbaum, einer
kleinen Hilfestellung beim Besteigen des Busses, einem
netten Gespräch. Ich glaube einfach, dass es stimmt, wenn Lukas
schreibt: „Das Reich Gottes ist (schon) mitten
unter euch“. Aber man muss für das unspektakulär Schöne natürlich einen
Blick haben. (für eine Kolumne)
Coole
Enkelin
Rainer, mein nicht mehr ganz junger Nachbar,
lässt seit letztem Jahr körperlich, aber auch geistig nach.
Seine Frau übernimmt deshalb notgedrungen immer mehr Aufgaben, wird
vielleicht auch deswegen immer wacher und zupackender. Rainer kann sich das
nur so erklären, dass Frauen grundsätzlich klüger und stärker sind als
Männer. Eine Einsicht, die er vorher nicht hatte. Dazu cool
seine Enkelin, die gerade erfolgreich ihr erstes Lehrjahr absolviert hat:
„Was Opa erst im späten Alter erkannt hat, weiß ich schon seit meiner
Geburt.“ (für eine Kolumne am 12. 3. 19 erschienen)
„Zeitgemäße Verkehrspolitik
Mobilität zur Hauptsache über den motorisierten
Individualverkehr zu realisieren, ist technologisch rückständig und nicht
zeitgemäß. Die immer noch vorherrschende, inzwischen zu einer Ideologie
verfestigte Verkehrspolitik beruht auf
Denkfaulheit oder egoistischem Individualismus
bzw. schlechtem Konservativismus. Bald wird man wohl nicht
umhinkönnen, in bestimmten Siedlungen Häuser abzureißen, um
Parkplätze für die immer größer und zahlreicher werdenden
Autos zu schaffen. Will man das? Müssten nicht eher in Zeiten
der drastischen Klimaerwärmung Busse und Züge voll besetzt
und Straßen voller Fußgänger und Radfahrer sein? Das
wäre ein substanzieller Beitrag zur Nachhaltigkeit“ (für shz v.
8. 2. 19).
„Umgekehrt
Mein Nachbar beschreibt sich
selbst als umgekehrter Online-Käufer. Weil ich das nicht
begriff, hat er es mir erklärt: Wenn er etwas kaufen wolle, informiert er
sich oft vorher über Preise im Internet, kauft aber in
den Geschäften der Innenstadt. Warum nicht gleich im Internet? Seine
Antwort: Er möchte die Geschäfte der Innenstadt am Leben erhalten und zu
stärken, denn sie sind der unverzichtbare Teil einer der schönsten
Einkaufstraßen Deutschlands“ (für Flensburger Tageblatt)..
„Gegen die Autofixierung
Es ist Zeit für ein alternatives
Verkehrskonzept, das folgende Maxime befürwortet: Nahdistanzen zu Fuß und
mit dem Rad, den Rest mit Bus und Bahn. Der motorisierte
Individualverkehr hat nur dort Berechtigung, wo Bus und Bahn nicht vorhanden
sind. Eine solche Mobilität dient der Gesundheit, dem sozialen Zusammenleben
und der Erde. Dazu eine Stimme der Vernunft „Die Stadt gehört den Menschen,
nicht den Autos“ (Dieter Reiter, Oberbürgermeister von München) (für shz,
aber umgeleitet in den Flensburger Lokalteil, erschienen am 9. 1. 19).
„Fitness!
Ich muss zugeben: Sport war in
meiner Jugend nicht mein Ding und im zunehmenden Alter erst recht nicht.
Aber ich bin keine faule Socke. Meine einfache Lösung lautet:
Wann immer es möglich ist, laufe ich zu Fuß, sei es zum Einkaufen, zu
meiner Freundin in Tarup oder zumindest zur nächsten Bushaltestelle.
Irgendwie hält das auch fit“ (für eine Kolume, erschienen
am 20. 12. 18
„Ein Lob den Busfahrern
Ich fahre viel mit dem Bus. Dass
die Busfahrer einen großen Anteil daran haben, dass alles so gut klappt,
hatte ich bis gestern, als ich direkt hinter dem Fahrer saß, nie bedacht: An
jeder Haltestelle läuft bei ihnen ein Programm ab: Warten dort Leute, wollen
andere den Wagen verlassen, sind auch Rolltornutzer, Gehbehinderte, Mütter
mit Kinderwagen und unruhigen Kindern draußen bzw sicher drinnen? Und dabei
immer den Fahrplan im Nacken. Und das alles bei steigendem
Verkehrsaufkommen. Eine imponierende Leistung und dafür Dank“ (für eine
Kolumne, erschienen am 18. 12. 18.
„Gegen den Fortschritt (wortwörtlich)
Ist den Gegnern des
Verkehrsberuhigungskonzeptes „Shared Space“ in Husby eigentlich bewusst,
dass sie zumindest im Bereich der Mobilität einen rein
darwinistischen Standpunkt vertreten: die uneingeschränkte „Freiheit“ des
Autos - also des Stärkeren.“ (Flensburger Tageblatt, Lokalredaktion,
erschienen am 18. 12. 18).
„Ökologie first
Die Hauptaufgabe der Gegenwart
besteht darin, das Ausmaß des
Klimawandels nachhaltig zu verringern, ein Ausmaß, das
erst durch ständiges Wirtschaftswachstum im Konsumkapitalismus entstanden
ist. Hier muß gebremst und nicht mehr Gas in Form von unnötigem Konsum
gegeben werden. Die Medizin heißt nicht „Kauft
Geschenke!“, wie der Trumpianer Jan-Philipp Hein in „Schleswig-Holstein am
Wochenende“ fordert, sondern schafft Platz für Sinnvolles, das nicht Zukunft
verhindert“ (für shz, nicht erschienen).
„Nun ein Autoland
Es
ist geschafft! Autoindustrie und autofixierten Bewohnern
ist es gelungen, unsere Heimat Schleswig-Holstein nun endgültig in ein
Autoland zu verwandeln. Wenn man konsequent die Kritik an diesem Zustand
ausschließt, bekommt die Dominanz des Autos naturwüchsige
Qualität. Nicht das Drei-Liter-Auto, sondern protzige SUVs mit zunehmender
Anzahl von Wohnwagen (das „Zweithaus“) beherrschen das Straßenbild. Hier
wirkt in Reinkultur die normative Kraft des Faktischen. Aber auch der
Flensburger Zeitungsverlag hat viel zu dieser Entwicklung
beigetragen: so auch durch ständige Kritik an Bahn und Bus und die
Überhöhung des Autos einschließlich der ständigen Forderungen nach
weiterem Ausbau der Autostraßen. Diese „Überhöhungen“ ist
genau die Ursache dafür, dass alle Verbesserungen der öffentlichen
Verkehrsmittel ins Leere laufen. Das Auto ist inzwischen
untrennbarer Teil der meisten Bewohner.
Seelenkunde statt rationaler Argumente ist verlangt” (für
shz, nicht erschienen)
„Eine verpasste Chance
Der ehemalige Bahnchef Rüdiger
Grube schämt sich für die Bahn. Dieses Urteil hätte ich mir faktengesättigt
begründet gewünscht. Aber nur ein Sechstel des Interviews betreffen die
Bahn, davon wiederum nicht einmal die Hälfte die
„teilweise schlechten Leistungen“. Auf dieser
schmalen Basis wird dann die Überschrift „Ich schäme mich für die Bahn“. Die Bahn ist aber aus
ökologischer und sozialer Sicht das fortschrittlichste
Verkehrsmittel. Hinzu kommt, dass sie komfortabel ist: Man kann im
Zug lesen, schreiben, arbeiten, beobachten, Gespräche führen oder dösen.
Die bestehende Alternative zur
Bahn, der motorisierte Individualverkehr, wird mit keinem Wort erwähnt -
und das aus gutem Grund, denn das Auto ist keine
Alternative: Stundenlang hinter dem Steuer zu sitzen,
hat etwas mit unverstandenem Masochismus zu tun. Mit dem Auto in das an
vielen Autos bereits erstickende Hamburg zu fahren, ist unverantwortlich,
zumal Flensburg mit dem eingeführten Stundentakt bereits an Hamburg
angehängt ist.
Zugverspätungen sind nicht immer,
aber oft ärgerlich. Worin liegen die Ursachen? Ist es schlicht
Unvermögen und Schlamperei? Oder besteht ein struktureller Konflikt
zwischen dem Ziel der Schnelligkeit und dem Ziel der Pünktlichkeit,
vielleicht auch der Sicherheit? Ich kann das nicht beurteilen, aber es gilt,
die Bahn praktisch und theoretisch zu stärken, nicht zu schwächen, was eine
konstruktive Kritik nicht ausschließt“ (für shz, nicht
erschienen).
“Pro Bahn
Gegen Staus und Baustellen im Autoverkehr helfen
nur Aus- und Neubau, den motorisierten Individualverkehr zu
hinterfragen, was eigentlich nötig wäre, ist ein absolutes Tabu, denn es hat
den Geruch der Bevormundung und undemokratischer Willkür. Gegen
Schwierigkeiten im Bahnverkehr dagegen helfen Strafen, populistische
Presseartikel und die Empfehlung, von der Bahn ins Auto zu steigen. Aber die
Bahn ist aus ökologischer, sozialer und komfortabler Sicht das
fortschrittlichste Verkehrsmittel. Es gilt sie zu stärken, nicht zu
schwächen, was eine konstruktive Kritik nicht ausschließt.” (für shz)
Respektlos!
Leserbriefschreiber Gnutzmann begrüßt, dass
Angela Merkel abdankt, denn sie hätte genug Unheil angerichtet. Obwohl
ich engagierter Ökologe bin, sehe ich das aus menschlicher und auch
nationaler Perspektive anders: Die Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge war
damals ein Gebot der Menschlichkeit, zu der es keine ethische Alternative
gab. Und es war ein Zeichen von dem anderen Deutschland, das, nach den
Gräueln im Namen Deutschlands zwischen 1933 bis 1945, sich wieder selbst und
andere Nationen in die Augen blicken kann. Das haben wir wesentlich Angela
Merkel zu verdanken. Der oben zitierte Leserbrief ist inhaltlich und von der
Form gänzlich fehl in Deutschland, und ich frage mich, ob es überhaupt Sinn
macht, eine solche Schmähschrift zu veröffentlichen. (für shz)
„Das verhängnisvolle Tabu
Der Verein „Feste Unterelbequerung“ geht von
positiven Effekten für Wirtschaft und Tourismus durch eine Querung der
Unterelbe aus und erwartet dadurch „ein deutliches Wirtschaftswachstum.“
Dazu eine formale und eine inhaltliche Anmerkung: Wirtschaftswachstum ist
ein missverständlicher Begriff, denn in der Natur gibt es kein unbegrenztes
Wachstum, wie es ständig von der Wirtschaft verlangt wird. Die
entscheidende Frage für Erde und Mensch ist es aber, ob es gelingt,
von der ständigen Vergrößerung der Wirtschaft in den Modus
einer nachhaltigen Wirtschaft mit den entsprechenden Veränderungen im
Konsumverhalten zu gelangen. Der Klimawandel zeigt die Grenze dieses
unbegrenzten Wachstums auf, das ohne ständig vermehrten Motoreneinsatz
nicht realisierbar wäre. Dieser Motoreneinsatz ist aber wiederum die Ursache
für den Klimawandel. Will man diesen verhindern, genügt es nicht, „nur“ die
Folgen zu beschreiben, was jetzt in den Medien ausreichend geschieht,
sondern es gilt auch, die Ursachen für diese Entwicklung nicht nur zu
beschreiben, sondern auch zu beseitigen, was noch immer das große Tabuthema
ist.“ (fü shz, nicht erschienen)
„Schlechter Konservativismus
Der motorisierte Individualverkehr
war und ist im Bereich der Mobilität eine monströse
Fehlentwicklung, die so schnell wie möglich korrigiert werden muss. Wer
diese Forderung nicht nachvollziehen kann, möge sich das Photo rund um die
Siegessäule in Berlin
vom 10. 10. in dieser Zeitung anschauen, denn u. U. sagt ein Bild mehr
als tausend Worte. An dieser Mobilität festzuhalten, ist schlechter
Konservativismus.” (für shz., nicht erschienen)
„Gegen Paulschalurteile
Leserbriefschreiberin
Raffaele Ferrera Lozano meint, die Busfahrer seien die reinste Katastrophe
in Flensburg. Diesem Pauschalurteil widerspricht
mit Recht Peter Borecki in seinem Leserbrief mit dem Argument, eine ganze
Berufsgruppe unter Generalverdacht zu stellen, sei nicht richtig.
Da wir aus Einsicht kein Auto haben,
nehmen wir seit Jahren häufig den Bus in Anspruch. Alle Fahrer habe ich
bisher als korrekt, viele auch als freundlich und hilfsbereit erlebt. Aber
daraus den Schluss zu ziehen, alle Busfahrer seien perfekt, wäre genau so
ein Fehler.
Herrn Boreckis Forderung,
von Pauschalurteilen abzusehen, ist auch die Lehre aus der
jüngsten deutschen Geschichte, die sich nie wiederholen darf,
auch nicht aktualisiert. Dass aber auch hier Differenzierung
Not tut, hat der israelische Staat gezeigt, als er eine Gedenkstätte für
diejenigen errichtete, die im Meer der damaligen Inhumanität im Stillen oder
im öffentlichen Bekennen eine humane Stellung bezogen haben.” (für
Lokalredaktion Flensburg des shz, 6. 10. 18)
"Einspruch!
Die Kernaussage des Kommentars
„Leuchtturmprojekte“ von Julian Heldt lautet:„Hier entscheiden keine Fakten,
sondern Gefühle“. Für ihn sind Argumente für den
motorisierten Individualverkehr Fakten, Kritik des Autos
sind für ihn Gefühle. Ich frage mich allerdings, ob denn
Luftverschmutzung und Klimawandel, Verlust von Lebensqualität an viel
befahrenen Straßen, das Verschwinden von spontaner Öffentlichkeit, die
Blechlawinen von parkenden Autos in den Straßen, das steigende
Gefahrenpotential insbesondere für Kinder, die Millioneninvestionen für
Neubau und Erhaltung keine Fakten sind? Und umgekehrt: Basiert der Wunsch
nach immer größeren Autos, nach mehr Bequemlichkeit, nach
Aufgabe der Verantwortung für seine Stadt letztlich nicht auch Gefühle? Den
fast vergessenen Spruch des ADAC „Freie Fahrt für freie Bürger“
wieder zu beleben ist kein Gebot der Vernunft“ (Leserbrief an
das Flensburger Tageblatt, der sich auf den
„Fördeschnack“ vom 22. 9. 18 bezieht und am 29. 9. 18
erschien).
„Gedanken zum Begriff Hochkultur
Überall spricht man von der Krisis der Kultur. Deshalb müssten
wir uns vom Begriff der Hochkultur verabschieden und durch leichte und
schnell konsumierbare Formate ersetzen.
Crossover und leichte Kost würden
den Weg in die kulturelle Zukunft
aufzeigen Aber das ist
nicht die Lösung. Gestern war ich im 1. Sinfoniekonzert des
schleswig-holsteinischen Sinfonieorchesters mit Werken von Reiche, Larsson
und Schumann und für mich war
sonnenklar, dass es Hochkultur gibt und als Orientierung geben muss. Nicht
die Hochkultur findet sich in der Krisis, sondern die
Fähigkeit des Menschen, Anspruchsvolles zu suchen und
sich anzueignen. Eine Krisis, die von der
dominierenden Warenproduktion gewollt und von keiner erkennbaren
Gegenwehr eingeschränkt wird.
Letztes stimmt nicht ganz. Das Konzert war immer noch gut besucht, wenn auch
nicht ausverkauft. Und junge Menschen musste man auch nicht mit der Lupe
suchen“ (20. 9. 18 für die Kulturredaktion des shz).
“Mehr Eigenbewegung
Sitzende Tätigkeiten sind kein
Sport, egal ob Fernsehen, Lesen, Zuschauen, Autofahren, Computerspiele und
Handynutzung. Sie trotzdem als Sport zu bezeichnen wie jetzt auch die
Grünen, ist Ausdruck von Denkfaulheit oder bewusster oder
unbewusster Sprach-Schludrigkeit. In dem Leitartikel „Bewegung ist besser
als Computer-Spiele” bringt Jürgen Muhl diesen Unterschied einschließlich
der Ursachen und Folgen auf den Punkt. Trotzdem eine Ergänzung: Die
Forderung nach mehr Sport ist sinnvoll, aber letztlich nicht ausreichend.
Effektiv in der Breite und in der Zeit ist die Eigenbewegung im
Alltag. Dazu gehört die Beendigung der Konzentration der Geschäfte,
Einrichtungen, Ärztepraxen usw., d. h. mehr fuß- und radorientierte
Strukturen sind das Gebot der Stunde.” (im shz am 8. 9. 18 erschienen)
Zu Simone Langes Beitritt
“Verfehlt
„Mir graut vor einer rechtsradikalen
Sammlungsbewegung, aber auch eine linke macht keinen
Sinn. Notwendig ist eine ökologisch orientierte Sammlungsbewegung,
die die Sackgasse des Wirtschaftswachstums verlässt und den gegenwärtig
dominierenden individuellen und kollektiven Konsum probematisiert. Also
wieder anknüpfen an eine grüne Bewegung, wie sie zwischen
1975 bis 1980 weltweit den
öffentlichen Diskurs bestimmte. Ich saß übrigens auf einer der grünen
Gründungsveranstaltungen neben Rudi Dutschke, wo es darum ging,
traditionellen linken Vorstellungen in den Grünen keinen Raum zu lassen, was
damals aber scheiterte“ (für shz)
„Doch ein Gewinn?
Aus der Vergangenheit wissen wir,
dass nicht jede Realisation sinnvoll sein muss, ja, dass eine
Nichtrealisation sich im Nachhinein als Gewinn erweisen kann. Letzteres wäre
aus ökologischer Sicht der Fall, wenn die A 20 nicht fertig gebaut und die
Rader Hochbrücke nicht autobahn- sondern verkehrsgerecht
instand gesetzt werden würde. Für den motorisierten Individualverkehr gibt
es keine überzeugenden Argumente mehr, wenn man nicht Prestigedenken und
Bequemlichkeit dazu zählt. Einfach Weitermachen wäre hier schlechter
Konservatismus.” (an shz)
„Sinnvoll oder nicht?
„Leserbriefschreiber A. Händel
kritisiert sachlich den Versuch, die Querung der Rathausstraße im Interesse
der Fußgänger zu verbessern. So schreibt er: „Verkehrsrechtlich hat der
Autofahrer auf der Rathausstraße Vorrang“. Selbstverständlich
müssen bestehende Gesetze
respektiert werden, auch von Rambos unter den Radfahrern. Selbstverständlich
gilt aber auch, dass bestehende Gesetze in Frage gestellt werden dürfen
einschließlich des Bestrebens, sie zu ändern. Echte Verkehrssicherheit
entsteht erst dann, wenn man nicht von der prinzipiellen Gleichheit aller
Verkehrssysteme ausgeht, sondern
sie unterschiedlich nach den Kriterien Emissionen und Gefährdung bewertet.
Fußgänger und Radfahrer sollten den höchsten Wert haben. Der
motorisierte Individualverkehr müsste nach der Maxime „So viel
Eigenbewegung wie möglich, so viel Autoeinsatz wie nötig“ auf ein
vernünftiges Maß reduziert werden. Öffentliche Verkehrsmittel sind
unverzichtbar und insgesamt
ungefährlicher (erschienen im Lokalteil Flensburg der Flensburger
Nachrichten).
Letztlich dienen die Argumente
Händels unkritisch dem Auto. Das Auto schafft
genau besehen nicht Freiheit, sondern Zerstörung, Krankheiten und
soziale Isolierung. Trotzdem wird jegliche Einschränkung des Autoverkehrs
konsequent
abgelehnt und bekämpft, obwohl es für den motorisierten
Individualverkehr heute keine überzeugenden Argumente mehr gibt, wenn man
Bequemlichkeit nicht dazu zählt.“
„Beides ist unverzichtbar
Zu
Heideggers Leben und Werk gibt es zwei gleichwertige Notwendigkeiten des
Bedenkens: Wie konnte ein Denker von
dem Format Heideggers Mitglied
der NSDAP werden und das Rektorat übernehmen und, was noch schlimmer ist,
warum hat er nicht nach dem Ende des mörderischen
Regimes (sechs Millionen!) eine konsequente, sich nicht selbst
schonende Analyse seines Denkens und Handelns in dieser Zeit vorgelegt. Dazu
hätte auch das Benennen seiner offenbar nicht von ihm zu übersteigenden
eigenen Grenzen gehört. Dieses
doppelte Versagen ist für viele Menschen ausreichend, sich nicht mehr mit
Heideggers Werk, insbesondere mit seinem Spätwerk, zu beschäftigen. Das mag
nachvollziehbar sein, ist aber insofern falsch, weil
zumindest seine Analyse des
destruktiven Subjektivismus „die
ökologisch aktuelle Zivilisationskritik“ (Silvio Vietta) plausibel macht,
eine Einsicht, die für die Zukunft
der Erde (Stichwort Anthropozän) unverzichtbar
ist.” (für shz, nicht erschienen)
„Kein ganzheitliches Denken
Michael Thiele behauptet in seinem
Leserbrief v. 30. 7. 18, dass die Verantwortlichen für den Rückbau der
Husumer Straße sich einer seltsamen Argumentation
bedienen. Ich denke dagegen, dass Herrn Thieles Argumente
und die dahinter stehende Haltung höchst seltsam, aber
leide nicht selten ist. Warum? Die Befürworter des
motorisierten Individualverkehrs haben ein zu einfaches Weltbild: Alles, was
den Autoverkehr von Haustür zu Haustür erschwert und verlangsamt,
ist für sie ein Angriff auf Freiheit und Fortschritt. Die Haustür ist
zwar bisher die absolute Grenze für das Auto, aber die Befürworter
hoffen inbrünstig, dass es der Technik eines Tages gelingt, auch
diese Grenze zu überwinden. Die Bequemlichkeit ist für sie der dominierende
Wert für Lebensqualität. Die negativen Folgen der (unnötigen) Motorisierung
auf Klima, Städte, reale Öffentlichkeit und zuletzt auf die Gesundheit der
Menschen werden schlicht verdrängt. „Ich fahre auch lieber in die
Einkaufsmärkte am Stadtrand“ (Michael Thiele) ist dann die notwendige
Konsequenz dieser Haltung.“ (Flensburger Tageblatt, erschienen)
“Es gibt einen Königsweg
Den Innenstädten geht es nicht gut.
Der informative Artikel „Mehr als nur Geschäfte“ zeichnet diese Entwicklung
analytisch nach – spart allerdings die entscheidende Ursache für den
Niedergang der Innenstädte aus: Das Verhalten der Konsumenten, die
massenhaft mit ihren Autos in die großen Einkaufszentren fahren und/oder zu
Internetgeschäften überlaufen. Bürger
zu kritisieren, ist aber das universelle Tabu der
Demokratie, das auf einem Missverständnis beruht. Der
Souverän der Demokratie ist der einzelne Bürger, der für die Folgen seines
Verhaltens verantwortlich ist. Die negativen Folgen
dürfen nicht einfach ausgeblendet und verdrängt werden.
Die hier zur Debatte stehenden Verhaltensänderungen werden aber als
naturwüchsig und damit unhinterfragbar hingenommen.
Wenn der Bürger sich aber seiner
Fähigkeiten zur Eigenbewegung besinnt (Gehen u. U. mit
Trolley, Rad fahren und öffentliche Verkehrsmittel
nutzen), wenn er die Schönheit von wirklicher Vielfalt sucht, die viel
weiter geht als Warenangebote, wenn er gewachsene Strukturen schätzt, wenn
er nicht nach absoluter Bequemlichkeit strebt, wenn er die
Schnäppchensuche durch gerechte Preise ersetzt, wenn ihm die Umwelt
nicht gleichgültig ist, dann werden die Innenstädte mit Sicherheit Zukunft
haben.” (an FAZ)
„Ein alternatives Szenario
Frau Gitta Uthers
Einschätzung, dass es für die Geschäfte
der Untergang wäre, wenn die Leute nicht annähernd bis vor die Tür
fahren könnten, gilt leider immer noch für viele, nicht ihr
Bequemlichkeitsdenken reflektierende AutofahrerInnen. Natürlich sind nach
schwerer körperlicher und geistiger Arbeit Pausen und
Ausruhen notwendig und sinnvoll. Bequemlichkeit als Selbstzweck dagegen
führt zu Übergewicht, Denkfaulheit und Anspruchnahme von
motorisierten Technologien, die, wie die Fixierung auf das Auto, die Umwelt
belasten. Entdeckten die AutofahrerInnen wieder ihre
natürliche Fähigkeit und ihren Trieb zur Eigenbewegung (zu Fuß oder mit dem
Rad) einschließlich deren Schönheit und Befriedigungspotential, wäre
auch der Stadt einschließlich des Einzelhandels gedient und ein Mittel gegen
Onlinekäufe geschaffen.“ (an Hamburger Abendblatt)
„Vorfahrt für die Vernunft
Es gibt eine sinnvolle Lösung im
Streit um den Bau des HafenCity-Einkaufszentrums, die alle Beteiligten
grundsätzlich zufrieden stellen müssten: Die befreiende Einsicht von 25 000
Autofahrern, beim Aufsuchen dieser Anlage auf ihr Auto zu verzichten und per
Fuß (eventuell mit einem Trolley), Rad oder mit den vorzüglichen
öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu gelangen. Mit diesem
Paradigmawechsel würden sie der Hafencity, dem Betreiber und nicht zuletzt
sich selbst einen großen Gefallen tun.”
„Die Gretchenfrage beantwortet
Dank an Norbert Richter für
seinen Leserbrief „Digitales Nirwana“ (v. 9. 7). Man muss aber
meiner Ansicht nach die kritische Analyse der Gegenwart von der Ebene der
Digitalisierung auf die Ebene der exzessiven Motorennutzung erweitern, um
das Ausmaß der Zerstörungen in der Lebenswelt angemessen zu beschreiben.
Erst dann erkennt man nämlich, warum den sonntäglichen Tatort anzuschauen
oder jede Distanz mit dem Auto zurückzulegen, für viele Bürger ein Muß ist.
Offensichtlich spürt man sich nur noch im Gruseln und im schnellen Fahren.
Eigenbewegung, Naturerfahrungen, soziale Begegnungen,
Kultur und Liebe sind aber die Alternativen, die das Leben bietet, die aber
zunehmend verschmäht werden“ (für das Hamburger Abendblatt).
„Eine Anmerkung zur
gegenwärtigen Merkel-Kritik
Als 1939 Geborener
habe ich einerseits das pure Böse durch Hitler und die
Nazi-Partei erleben und irgendwie verarbeiten müssen. Andererseits
habe ich Angela Merkels vorbildliches Streben nach
Humanität und Vernunft erleben dürfen. Mit diesem positiven Erbe
sollte man nicht leichtfertig umgehen“ (bis jetzt nicht
erschienen).
„Italienische Verhältnisse
Es ist unglaublich. Jeden Morgen,
wenn ich die Gardine zurückziehe, kommt mir strahlender Sonnenschein
entgegen. Jeder Abend ist momentan ein lauer Sommerabend, den man eigentlich
nur draußen verbringen und genießen sollte. Das kenne ich so nur aus den
früheren Urlauben in Italien. Wenn das so bleibt, und wir ein Klima wie in
Italien bekommen, müssen wir dann auch Italienisch lernen? Ein Wörterbuch
habe ich zumindest schon“ (eine Kolumne, nicht erschienen).
„Den Ball flach halten
Sind die öffentliche Meinung und die die Medien
verrückt geworden? Es geht auf der
Fußballweltmeisterschaft um Spiele, nicht um existentielle Probleme.
Im Spiel ist die Niederlage genauso normal wie der Sieg. Siege kann
man nie auf Dauer stellen, wenn ja, ist es kein Spiel mehr. Mein Sieg ist
Deine Niederlage und umgekehrt. Ich finde, wie der HSV und seine Anhänger
mit dem Abstieg umgehen, ist vorbildlich. Nicht Jaulen und Meckern, sondern
konstruktiv in die Zukunft blicken. Das empfehle ich auch der deutschen
Nationalmannschaft und seinen Anhängern“ (Forum Tarup).
„Gerechter Preis?
Am Sonnabend gegen 13 Uhr auf dem
Wochenmark auf dem Südermarkt konnte man hören, wie sich die Preise nach
unten überschlugen. Der Spargel, der übrigens superlecker schmeckte, war von
dieser Preisentwicklung wohl am schwersten betroffen. Ich vermute, er
kostete nun nur noch die Hälfte von dem, was er noch
vormittags einbrachte. Neben mir bestellte ein älterer
Herr zwei Pfund. Als er den niedrigen Preis hörte, schüttelte der den Kopf
und verlangte, den gerechten Preis zu zahlen. Alle Umstehenden,
mich
eingeschlossen, schüttelten den Kopf über so viel
Unvernunft. Erst als ich zu Hause war, kamen mir Zweifel am Zeitgeist:
Vielleicht gibt es doch so etwas wie einen gerechten Preis“ (eine Kolumne,
nicht erschienen).
„Eine kleine Begebenheit
Anlässlich eines Klassenfestes befand ich mich in Hamburg auf dem
Vorplatz einer U-Bahn. Vor dem Eingang tobten zwei junge Männer, wobei einer
von ihnen mit den Füßen auf einen Papierkorb einhaute. Ich machte ihn
darauf aufmerksam, dass das gar nicht ginge. Er lächelte entschuldigend. Für
mich war damit die Sache erledigt, und ich versuchte nun mühsam, mit meinem
schweren Koffer die Treppe zum Bahnsteig runterzukommen. Plötzlich erschien
neben mir der oben genannte junge Mann, nahm meinen Koffer und trug ihn
wortlos nach unten. Ich konnte gerade noch meinen Dank aussprechen, erfahre
auch noch, dass er aus Tschetschenien kommt, dann ist er auch schon
verschwunden.
Was soll diese Begebenheit aussagen? Wir sollten nicht immer
abstrakt über Flüchtlinge sprechen, sondern mehr den Kontakt mit
realen Kindern, Frauen und Männer aus diesen Ländern suchen. Das eröffnet
oft eine ganz andere Perspektive“ (shz erschienen).
„Berechtigt?
In meinem kleinen Garten habe ich
einen Johannisbeerstrauch, auf den Verlass ist. Jedes Jahr sorgt er für
zwanzig Gläser allerbeste Marmelade. In diesem Jahr habe ich mir leider
etwas zu viel Zeit mit der Ernte gelassen, so dass mindestens ein Drittel
von den Amseln bereits weg gefressen war. Als ich das beim Pflücken
mitbekam, habe ich wohl ziemlich laut auf meine fressgierige Konkurrenz
geschimpft. Aber es dauerte nicht lange, und drei laut zeternde Amseln
drehten nun den Spieß um und schimpften mit mir mit den
gleichen Argumenten – zumindest habe ich das rausgehört“ (eine Kolumne,
nicht erschienen).
„Ursachen verringern
Wenn Vernunft die Einsicht in die
Notwendigkeit ist (Hegel), und wenn die Hauptursache des Klimawandels in dem
weltweit vermehrten Motoreneinsatz liegt, und wenn man diesen Wandel nicht
will, dann ist es vernünftig, den Motoreneinsatz weniger attraktiv zu
machen. Aktuell sollte man den Bauern Hilfen für den durch den Klimawandel
entstandenen Ernteausfall gewähren. Diese Ausgleichszahlungen sollten
aber nicht undifferenziert von jedem Bürger, sondern nach Maßgabe der
Inanspruchnahme von Motorenleistungen erbracht werden.“ (shz 30.
4. 18
„Auf die Kraft des Menschen besinnen
Es ist zu hoffen, dass viele Autofahrer den
hervorragenden .Artikel „Zum Sitzen verdammt“ von dem Sportwissenschaftler
Prof. Hauke Mommsen am Sonnabend nicht nur gelesen, sondern daraus auch die
notwendigen Konsequenzen ziehen werden. Sein Fazit „Wir leben im Zeitalter
der Immobilisation und der Unterforderung“ ist Realität. Überzogene
und unreflektierte Bequemlichkeit durch ständig vergrößerten Motoreneinsatz
ist Ursache für diese Entwicklung. Aber das hat nicht nur negative Folge auf
die Gesundheit der Menschen (siehe den Mommsen-Artikel), sondern wirkt
nicht weniger destruktiv auf Klima, auf Städte und Landschaften, auf Natur
und auf konkrete Sozialbeziehungen, die zunehmend durch abstrakte
Kommunikation in elektronischen Medien ersetzt werden. Das nicht zu
Kenntnis nehmen zu wollen, ist zumindest aus Sicht zukünftiger Generationen
unverzeihlich.“ (shz, 19. 3. 18, erschienen am 23. 3. 18)
„Verallgemeinerungswert
Den Ratschlag von Monika Koch an Maike Bruhns,
diese möge die bestehenden beleuchteten Alternativen nutzen, wenn der
unbeleuchtete Carlisle Park bei Dunkelheit bei ihr Angst auslöse, halte ich
für Wert, unbedingt beachtet und verallgemeinert zu werden. Warum? Aus
Gründen der Ökologie, dem größten Problem, vor dem die Menschheit steht. Wir
müssen uns bei jeder materiellen Veränderung fragen, ob dadurch nicht eine
Steigerung des Energie- und Materieverbrauchs stattfindet und, wenn
das der Fall ist, ob diese Veränderung notwendig ist. Also Fragen wie:
Muss alles ausgeleuchtet werden? Müssen die Autos und Bildschirme immer
größer werden? Kann man für diese Fahrt nicht Bus oder Zug nutzen? Warum
nicht die eigene Tasche zum Einkauf mitnehmen? Für bestimmte Ohren mag das
klein kariert klingen, aber die Summe aller unserer Handlungen zwingen zu
dieser Alternative.“ (Flensburger Tageblatt)
"Die Schöpfung ist das
Fundament des Lebens
„Das ´Kirchliche Wort`
„Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ vom 3. 2. 18 formuliert
mit aller Deutlichkeit die drei großen Aufgaben der Menschheit. Für diese
Aufklärung vielen Dank. Lediglich zur
Bewahrung der Schöpfung gestatte ich
mir eine ergänzende Anmerkung zu
machen: Die Schöpfung ist kein Rohstoff für unbegrenztes
Wirtschaftswachstum. Wasser, Luft und
Boden sind keine Mülldeponien.
Die Erde ist kein Untertan, sondern
Partner.“
(für Flensburger Tageblatt)
„Ein Weckruf, nicht ein Nachruf
Als einer der Gründer der Grünen Listen von 1978 und
Spitzenkandidat der Grünen in der Landtagswahl 1983 in Schleswig-Holstein
vertrete ich heute wie damals die Position, dass die Grünen idealiter keine
linke Partei und erst recht keine rechte, sondern ein ökologische sind: Nur
die ökologische Theorie stellt systematisch und zentral das letztlich alles
zerstörende Wirtschaftwachstum und damit den Tauschwert infrage. Die
wirtschaftsorientierte Rechte unterstützt dagegen Wirtschaftswachstum
direkt, die traditionelle indirekt. Rechte begründen das mit der Autonomie
der Konsumenten, Linke mit dem Erreichen einer gerechten Verteilung der
produzierten Waren und Dienstleistungen unabhängig von ihrem Gebrauchswert.
Ich frage mich, ob der SPIEGEL hier nicht ökologisch mit rechts
verwechselt.“ (erschienen im Spiegel Nur 5/2018)
Ersetzt man in dem
Artikel „Schöne Worte, aber Mieter fehlen“ das Wort „Mieter“ durch das Wort
„Kunden“, nähert man sich den wahren
Ursachen des Niedergangs der
Holmpassage und den Schwierigkeiten der Innenstadt. Autoorientierte
Einkaufszentren
und e-bay Käufe sind zwar soziale und
ästhetische Schwundformen des Einkaufens, aber offensichtlich stark gefragt.
Flensburger Tageblatt 24. 1. 18
„Staus sind nicht naturwüchsig!
Beim Kofferpacken kann ein Problem auftreten,
weil entweder der Koffer zu klein ist oder zu
viel mitgenommen werden soll. Gelöst kann das Problem nur, indem entweder
ein größerer Koffer angeschafft wird,
oder man verzichtet auf die Mitnahme
eines (oft unnötigen) Teils des Gepäcks.
Beim Stau verhält es sich ähnlich: Entweder
sind die Straßen zu eng oder zu viele Autos fahren auf ihnen. Auch hier gibt
es nur zwei Lösungen: Erweiterung des Straßennetzes oder Verzicht auf
unnötige Autofahrten, wenn z. B. parallel öffentliche
Verkehrsmittel im Einsatz sind. Wenn Vernunft die Einsicht in die
Notwendigkeit ist, kommt nur die
letztgenannte Lösung in Frage.“ shz
24. 1. 18 (nicht erschienen)
„Selbstkritik und Korrektur
Meine in verschiedenen Publikationen
geäußerte Kritik des motorisierten Individualverkehrs und der
Motore ist einseitig und extrem, weil
diese in ihrer Verbreitung ebenfalls extrem sind. Es ist Zeit, hier zu
differenzieren: Motore sind wegen ihrer unvermeidbaren Emissionen aus
klimatischer Perspektive immer
schädlich. Sicherlich gibt es ein bestimmtes Quantum an Emissionen, das vom
Klima her noch tolerierbar ist. So der Einsatz von Motoren in
Katastrophengebieten, bei schwerer
körperlicher Arbeit, in Taxen, in
Krankenwagen oder im maßvollen Einsatz von öffentlichen Verkehrsmitteln mit
großer Beschränkung des Luftverkehrs. Hier die absolute Grenze zu ziehen,
ist wegen der beteiligten Dynamiken nicht sinnvoll möglich. Schädlich ist
der Motoreneinsatz für Menschen
dann, wenn er tendenziell alle körperlichen und geistigen Tätigkeiten
ersetzt, wie es heute offensichtlich das unhinterfragbare
Bestreben ist. Das dahinter stehende Motiv nach Bequemlichkeit ist in
vielen Fällen nicht mehr zeitgemäß, weil für die körperliche und geistige
Gesundheit kontraproduktiv. Die Folgen auf Landschaften und Siedlungen
thematisiere ich hier nicht.“ shz 14. 1. 18 (nicht erschienen)
„ Klimaschwankungen und
Klimawandel
Die Maßnahme
„Klimawandel – Land rüstet die Deiche auf“ lenkt von der neuen und
notwendigen Aufgabe der
Gesamtgesellschaft ab, die unnötigen Handlungen und Werke der Menschen
zurückzufahren, die zum Klimawandel führen. Natürliche Klimaschwankungen und
der von Menschen verursachte Klimaschwandel dürfen nicht in einen Pott
geworfen werden.
Dass Küstenschutz als
Antwort auf natürlicher Prozesse unverzichtbar
ist, weiß ich auch von meinen
Vorfahren, die Jahrhunderte an der Nordseeküste als Bauern lebten.“
shz 3. 1. 18 (nicht erschienen)
Gegen mechanische Anpassungspolitik
Der Schluss der Hamburger CDU, die Stellplätze
für Autos in der Innenstadt Hamburgs allein deswegen zu vermehren,
weil die Zahl der Neuzulassungen sich vergrößert habe, ist schlicht
mechanische Anpassungspolitik ohne Reflexion. Dazu ein entlarvender,
sicherlich drastischer Analogieschluss: Dass 1938 die Mehrheit der Deutschen
Nazis waren, zwang nicht dazu, es selbst auch zu werden. Die Frage
nach dem Wert nicht zu stellen, ist das Ende der Moral.“ (an das Hamburger
Abendblatt am 30. 12. 17)
“Zwei Fragen
Die zentrale Aussage des Leserbriefs „Bürger entlasten“
von Heinz Schäfling (27. 12. 17) lautet „NEIN, die Gesamtbevölkerung hat ein
Recht darauf, zu fahren.“ Mich würde interessieren, wie er diese allgemeine
Forderung in Zeiten der Klimaveränderung und anderer Zerstörungen durch den
motorisierten Individualverkehr begründet.
Und noch eine zusätzliche Frage zum Mitspracherecht der
Anwohner bei der Gestaltung von neuen Straßen: Wie würden Autofahrer
reagieren, wenn die Anwohner nicht deren Ausbau, sondern deren Rückbau
fordern?” (shz, 29. 12. 17)
„Parkhäuser: Der Preis ist zu
hoch
Nur die Grünen stellen in dem
Artikel „Neue Parkplätze für
Flensburg?“ den motorisierten Individualverkehr in
Frage. Um diese Position, der ich zustimme,
verständlich zu machen, ergänze ich mit einigen
Argumenten und Fragen:
Aus dem Auspuff
strömen nicht Milch und Honig, sondern Gifte, die die Qualität der Stadtluft
massiv verschlechtern, den Klimawandel beschleunigen, das
Wohnen an viel befahrenen Straßen unzumutbar werden lassen und
die Städte insgesamt unwirtlicher machen.
Jede Autofahrt hat diese Folgen. Ich verstehe nicht, wie man diese
Folgen verdrängen kann und mit Bequemlichkeit, Lust und
Zeitmangel rationalisiert. Ich vermute eher, dass hier Angst,
Identitätsmangel, krasser Egoismus und mangelnder Mut zu
eigenen körperlichen Fähigkeiten eine entscheidende Rolle
spielen. Und: Die Werbung bestimmt das Kaufverhalten stärker als die
Vernunft. Nicht Autofahrer beherrschen das Auto, sondern umgekehrt, das Auto
beherrscht sie, was sie aber nicht erkennen bzw. erkennen wollen.“ (für
Flensburger Tageblatt, erschienen am 13. 12. 17)
„Bevormundung oder demokratischer Diskurs?
Der
Verkehrsminister und Landesgruppenchef der CSU, Alexander Dobrindt,
„will nach oben“ (Flensburger
Tageblatt vom 17. 11. 17). Diesem Aufstieg dient auch sein Argument „Wer das
Auto kritisiert, bevormundet den Bürger“. Ich bestreite, dass diejenigen,
die die Frage nach den Ursachen des Klimawandels stellen,
zu denen auch der motorisierte
Individualverkehr gehört, bevormunden.
Nein, dieses Thema, das unsere
Kanzlerin (CDU) als „Schicksalsfrage“
für die Menschheit begreift (Flensburger Tageblatt vom 16. 11. 17), darf
nicht einem universellen Kritiktabu unterworfen werden. Genau das wäre
undemokratisch.”
„Gedanken zum Klimawandel
Auch wenn man den Sturm vom
vergangenen Wochenende nicht direkt auf den Klimawandel zurückführen kann,
ist es angesichts der Häufigkeit der Abweichungen
notwendig, nachhaltige Lösungen zu finden und zu realisieren. Deshalb müssen
alle Politikfelder und Konsumgewohnheiten auf Ökologieverträglichkeit
geprüft und ggf. geändert werden. Das könnte heißen: weniger Autofahrten,
weniger Fernreisen, weniger Großevents, weniger Konsum um des Konsum
willens, sondern Rückbesinnung auf die Schönheit und
Reichtum der näheren Wirklichkeit, auf Intensivierung von
realen Sozialbeziehungen, auf Selbstbildung.“ (für
Flensburger Tageblatt v. 29. 10. 17, erschienen am 1. 11. 17)
„Peelwatt als Standort
Vieles spricht dafür, dass das Motiv für den Neubau
eines Krankenhauses primär nicht Argumente sind, die die Diskussion
beherrschen. Das eigentliche, aber ungesagte Motiv
besteht darin, die Möglichkeit zu schaffen, problemlos
mit dem Auto diesen Neubau zu erreichen und in dessen unmittelbarer Nähe zu
parken. Nur so kann ich mir erklären, dass das Votum einstimmig, ohne
Diskussion ausfiel. Das Ergebnis: Wieder wird ein Stück Natur dem
motorisierten Individualverkehr geopfert, dem Normgeber der Gegenwart.“
(für Flensburger Tageblatt am 13. 10. 17, erschienen am 1. 11. 17)
„Kein Opfer
Wird der Fehmarnbelttunnel nicht gebaut, wäre das kein
Opfer, sondern eine kostenlose Zukunftsinvestition. Für den weiteren Ausbau
des motorisierten Individualverkehrs gibt es angesichts des Klimawandels,
des Landschaftsverbrauchs und der zunehmenden Unwirtlichkeit der Städte kein
vernünftiges Argument mehr. Die Nutzung von Autos ist in bestimmten
Situationen ein notwendiges Übel, mehr nicht. Zusätzliche Autofahrten aus
Bequemlichkeit oder gar als Selbstdarstellung sind nicht mehr zeitgemäß.“
(für shz vom 28. 9. 17)
„Ein lebenswichtiges Thema
Die Einsicht, dass wichtige
Informationen nicht immer ausführlich im Mittelpunkt stehen,
fand ich gestern in unserem Tageblatt bestätigt. In der Spalte
„Seitenblick“ erfuhr der Leser immerhin, dass Radfahren und Zufußgehen
(sowie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, füge ich hinzu) Leben
retten und dafür sorgen, dass „den Städten nicht die Puste ausgeht“. Wenn
Vernunft Einsicht in die Notwendigkeit ist, dann wäre der
Bundestagswahlkaampf genau der Ort gewesen, dieses lebenswichtige Thema mit
in den Mittelpunkt zu stellen. Das sollte man auf verschiedenen Ebenen
nachholen.“
(für shz, nicht erschienen).
„Notwendige Gedanken
Weitermachen um jeden Preis, aber auch sofortiges
Umschwenken auf neue Impulse sind beides keine Königswege. Ich denke zwar,
dass die Überlegungen, Einwände und die Schlussfolgerungen von Prof. Ulf
Hahne nicht ein fertiger Königsweg sind, aber in die richtige
Richtung weisen. Mit wünschenswerter und mutiger Klarheit formuliert
er, dass Urbanität nur durch eine drastische Reduzierung des motorisierten
Individualverkehrs möglich wird (Vorbild Kopenhagen). Das Zeitalter der
absoluten Vorfahrt des Autos ist vorbei. Das klingt sicherlich in vielen
Ohren als Sünde gegenüber Fortschritt und Lebensqualität schlechthin.
Die Forderung, mit dem Auto von Haustür zu Haustür zu fahren, mag dem Wunsch
nach unbegrenzter Bequemlichkeit entsprechen, dient aber letztlich nicht den
Autoinsassen und auch nicht einer lebendigen Stadt. Es stimmt ja leider,
dass in den Städten und Dörfern Geschäfte massiv aufgeben müssen. Diese
Entwicklung findet aber auch dann statt, wenn dem Individualverkehr
keinerlei Einschränkungen auferlegt werden. Die Autos
durchqueren die Stadt, ihr Ziel sind aber die Einkaufszentren an der
Peripherie. Es wäre ein demokratisches Missverständnis und Denkfaulheit,
sich nur diesem Trend anzupassen.“ (erschienen am 14. 7. 17 im
Lokalteil des Flensburger Tageblatts)
Goldenes Kalb
Von der Hudtwalcker U-Bahn-Station durch den Leinpfad
und an der Außenalster entlang zum Dammtorbahnhof ist für meine Frau und
mich nach einem einwöchigen, beglückenden Einhüten unserer Enkelkinder
Schönheit pur. Was diesen Spaziergang selbst bei Nieselregen angenehm macht,
liegt auch daran, dass Autos auf diesem Weg nicht massiv in Erscheinung
treten. Warum kann das nicht überall so sein? Der Motor und seine
Infrastrukturen sind das goldene Kalb der Gegenwart.
Boje Maaßen, Flensburg
(Hamburger Abendblatt, erschienen am 5. 8. 17)
„Eine Entscheidung der Vernunft?
Jürgen Muhl attestiert dem Diesel-Gipfel eine
Entscheidung der Vernunft. Sicherlich im Sinne des Wirtschaftswachstums,
aber nicht im Sinne einer ökologischen Vernunft der Nachhaltigkeit. Die
Motorennutzung zu reduzieren ist die einzige Möglichkeit, den Prozess der
Klimaverschlechterung zu stoppen. In diesem Zusammenhang von einem
„sauberen Diesel“ zu sprechen, ist entweder der Verzicht auf Klarheit in der
Sprache oder Ausdruck einer ideologischen Haltung.
Die gegenwärtige Debatte um die Fälschungen ist eine
Stellvertreterdiskussion, die die Autofahrer als Opfer stilisiert. Autos
müssen grundsätzlich problematisiert werden. Denn auch ohne die
durchgeführten Manipulationen ist der motorisierte Individualverkehr
destruktiv genug.“ (für shz´)
„Den Stillstand überwinden
Der CDU, FDP und deren effektivem Wahlhelfer, dem
Flensburger Tageblatt, verdanke ich die Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft
sich im Zustand des Stillstandes befindet: Damit sind
nicht Probleme wie der Klimawandel, die zunehmende Auflösung
realer sozialer Beziehungen, die Verrohung in bestimmten Teilbereichen
unserer Gesellschaft, die Ersetzung der Wirklichkeit durch
Unterhaltungsmedien gemeint, sondern – und das war mir neu – die
Modernisierung der Gesellschaft in den Bereichen Mobilität, genauer
Autoverkehr mit dem Ziel, dieser Mobilität endlich den notwendigen Raum zu
verschaffen. Das macht Sinn: In den Städten fehlen zumindest vierspurige
Stadtautobahnen. Die Zentralisierung von Krankenhäusern, Einkaufszentren,
überhaupt von öffentlichen Gebäuden mit ausreichenden, auf Zuwachs
ausgelegten Parkflächen ist bei weitem nicht abgeschlossen. Dazu gehört auch
der konsequente Ausbau des Internets, um den Onlinehandel effektiver zu
machen. Dieser notwendige Umbau verlangt alle Anstrengungen der
gesamten Gesellschaft. Packen wir es an!“ (für shz)
„Klimawandel und
Motor
Ein Gedanke zum aktuellen „Sommer“:
Die Möglichkeit, eines von Menschen verursachten Klimawandels zu leugnen,
entspringt der Haltung, nur nicht den motorisierten Lebensstil ein Stück zu
stabilisieren oder gar zurückfahren zu müssen. Der Motor einschließlich
seiner materiellen und geistigen Infrastrukturen ist das Heilige Kalb der
Gegenwart.” (für shz)
"Zukunft ermöglichen
Ein sinnvoller, weil notwendiger Vorschlag zur
Beendigung der Diskussion um die Fertigstellung der A20 und zur
Sechsspurigkeit der Rader Hochbrücke: Auf diese Projekte aus
klimapolitischen Gründen verzichten. Stattdessen Strukturen schaffen, die
den Einsatz von Energie und Motoren verringern. Nicht
Anpassungspolitik, sondern eine Zukunft ermöglichende Politik ist die
Aufgabe."
„Versteckte Zustimmung
Trumps Ausstieg aus dem Pariser
Klimaabkommen ist nicht nur ein „Sieg“ Trumps und seiner amerikanischen
Unterstützer, sondern weltweit auch ein „Sieg“ großer Teile der Wirtschaft
und der Konsumenten, die beide auf Handlungsebene der Logik des privaten und
volkswirtschaftlichen Wirtschaftswachstums folgen.
Im Gegensatz zum energieaufwendigen Wirtschaftswachstum
wären ein nachhaltiges Wachstum in Form von Wissen und Reflektionsfähigkeit,
technische Kompetenz in Form von Energiereduzierung, soziales Wachstum in
Form von Solidarität und Liebe, ein Wachstum der Mobilität
in Form von Stärkung der Eigenbewegung und der Ersetzung des
motorisierten Individualverkehrs durch öffentliche Verkehrsmittel, eine
Stärkung der Natur im Erdzeitalter des Anthropozäns als eine reale Option
für die Zukunft der Erde und der Menschheit.“
„Ein Schleichweg in Gefahr
Zu den Argumenten, die aus
ökologischen und sozialen Gründen für den Erhalt der
Kleingartensiedlung Mummsche Koppel
plädieren, füge ich noch ein Argument hinzu. Als Taruper ist mir der
Fuß- und Radweg am Campus vorbei durch die Kleingärten
hin zur Schulze-Delitzsch-Straße und weiter zur Kanzleistraße sehr wichtig,
um abgasfrei und naturnah in unsere zauberhafte
Innenstadt zu gelangen. Verschwindet diese Route,
hieße das auch: ein Schleichweg weniger.“ (für Flensburger Tageblatt,
erschienen)
„Unterstützung unter Bedingungen
Als Taruper
bin ich nicht glücklich über die Zerstörung von Naturlandschaften durch die
Schaffung von Neubaugebieten um
Tarup. Aus diesem Grunde liegen meine
Sympathien auf Seiten von Bauer Knop, sein Land nicht für den Ausbau K8 zur
Verfügung zu stellen. Aber auch nur dann, wenn das dem Naturschutz oder aus
traditionellen Gründen dem Erhalt seines Bauernhofes dient.
Wenn das
primäre Motiv allerdings die Erzielung eines höheren Verkaufspreises ist,
sich also innerhalb des dominierenden Wertes unserer Gesellschaft befindet,
dann unterstütze ich vorbehaltlos die Position der Stadt Flensburg.“
(21. 7.17 im Fl. Tageblatt)
„Ein Minderheitsvotum?
Viele meiner Bekannten meckern auf die Bahn, obwohl sie diese
– so mein Verdacht - gar nicht benutzen. Ich bin da ganz anderer Meinung:
Das Bahnhofsgebäude finde ich sowohl von Außen als auch von Innen
ansprechend. Die Buchhandlung und das kleine Cafe belebend. Ein Tunnel
zu Gleisen ist nie ein Augenschmaus, aber ich wüsste nichts, was man
an unserem verbessern könnte. Fahrstühle erleichtern den Zugang. Die
stündlich nach Hamburg, fast geräuschlos fahrenden Doppeldecker sind
pünktlich, sauber und in Flensburg nie überbelegt. Das sind zumindest
meine Erfahrungen.“ (am 31. 5. 17 im Flensburger Tageblatt
erschienen).
„Notwendig ist eine
nachhaltige Vision
Der Beitrag
„Schleswig-Holstein braucht Visionen“ von Stephan Richter im
Schleswig-Holstein Journal formuliert eine notwendige Aufgabe, zu deren
Lösung er
interessante Gedanken
beisteuert. Insbesondere dem Schlusssatz „Zentralismus war gestern“ stimme
ich uneingeschränkt zu. Dezentralität verlangt aber– und hier beginnt meine
Kritik der Kritik - zumindest
heute den autonomen Menschen, der
nicht Funktionär des immer noch vorherrschenden Wirtschaftswachstums
ist. So dient z. B. der von ihm
mehrfach zitierte Bau der A 20
nicht der Revitalisierung Schleswig-Holsteins, sondern dem weiteren
Sterben
der Dörfer bzw. der kleinen und mittleren Städte. Die steigenden Pensionen
dienen überwiegend nicht der Abwehr von Not, sondern dem Kauf von und
schädlichen Konsumgütern und Dienstleistungen. Das reicht von
überdimensionierten Autos und Wohnwagen über
bewusstlose Fernreisen bis hin zu Erdbeeren an Weihnachten. Meine
Lösung: Wir brauchen keine einheitliche Vision, sondern jeder muss seine
eigene Vision entwickeln und realisieren. Allerdings müssen sich diese
innerhalb ökologischer Grenzen
und dem sozial Zumutbaren
halten: Grenzenloser Konsum-Individualismus war gestern.“ (shz)
„Wie reagieren?
Die stetig anwachsende Autolawine ist das
Hauptproblem der Gegenwart, diese zu reduzieren die Hauptaufgabe von Politik
und Individualverhalten. Um die notorischen Autofahrer zum Umsteigen auf
öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen, sind allerdings nicht
rationale Argumente wie Fahrpreise, Taktzeiten usw., sondern Psychologie
angesagt. Selbst wenn der Bus wie in der Schweiz fast vor der Tür hält
und nahezu kostenlos ist, sind viele Urlauber nicht bereit,
umzusteigen. Falsch verstandener Individualismus speist sich, wie übrigens
der massive Medienkonsum, aus Angst, aus Unsicherheit, aus Bequemlichkeit,
aus Egoismus aus dem Verlust des Schönheitssinns und aus einer am Auto
ausgerichteten Strukturpolitik.
Wir müssen unsere Lebenswirklichkeit selbst gestalten
und nicht von unverantwortlichen wirtschaftlichen Interessen gestalten
lassen.“
(shz)
"Auch an Fußgänger
denken
Die Anwohner am
Heinz-Krey-Hof stehen mit ihrer Forderung nach Fußwegen nicht allein. Eine
ähnliche Situation gibt es bei uns in Tarup. Nicht durch ein Verbot, sondern
durch die Errichtung eines Zaunes ist es nicht mehr möglich, zu Fuß von der
Kreuzkoppel aus über den Weißen Hof zur Taruper Hauptstraße zu gelangen.
Diese Maßnahme ist sicherlich rechtens, ist aber doch ein Verlust
alltäglicher Lebensqualität: Der
Weg zu den dortigen Geschäften und Einrichtungen wird nun beträchtlich
länger und durch den zunehmenden Autoverkehr auf der Taruper Hauptstraße
fast unzumutbar. Ich denke, dass die Stadt systematisch zumutbare Fuß- und
Radwege überall einrichten muss, u. U. auch nachträglich. Diese Forderung
finde ich übrigens bereits im Gebiet von der Beek zur Ringstraße vorbildlich
realisiert."
“Die wesentliche Aufgabe der Grünen
Die
Grünen haben in der Saarland-Wahl enttäuschende vier Prozent erreicht. Ich
erkläre mir dieses Ergebnis damit, dass sich die Grünen
nach ihrer Gründung ziemlich schnell zu
einem politischen Gemischtwarenladen entwickelt haben, der u. a. auch
Ökologie anbietet. Aber die Lösung
der ökologischen Frage ist die entscheidende, vor der die Menschheit steht.
Die ökologische Verträglichkeit der
produzierten Waren und Dienstleistungen muss im Mittelpunkt stehen und nicht
die Verteilungsfrage. Allein das zu begründen und zu fördern, wäre eine
Herkulesaufgabe für die Grünen“ (erschienen
am 30. 3. 17 im shz).
“
Prüfstand umfasst mehr!
Dass Flensburg sich
als Klimastadt versteht, ist
die
notwendige Antwort auf ein Riesenproblem, vielleicht das größte, vor
dem wir stehen. Dazu gehört mit Sicherheit auch eine kritische Aufarbeitung
der gegenwärtigen Mobilität in unserer Stadt einschließlich des Aufzeigens
von Alternativen. Aber das reicht nicht, man muss tiefer analysieren: Warum
leugnen noch immer viele Mitbürger den Klimawandel, der auch mit dieser
Mobilität zusammenhängt? Warum berücksichtigen sie ihn nicht in ihrem Denken
und Handeln? Warum sehen sie nicht die großen Vorteile eines ökologisch
orientierten Lebensstils? Eine
mögliche Erklärung wäre: Das eigentlich
Fatale des Klimawandels besteht darin, dass immer mehr Menschen die Folgen
dieses Wandels nicht als existenziellen Verlust empfinden:
Unterhaltungsmedien, Komfort und Bequemlichkeit, große Autos, Fernreisen,
Einkaufszentren und Eventangebote bieten einen Ersatz, der als höherwertig
bewertet wird als eine lebendige
Wirklichkeit“ (erschienen im Flensburger Tageblatt am 21. 2. 17).
„Täuschung mit
Zustimmung?
Die duale Rollenverteilung im Abgasskandal
von VW erinnert mich stark an die Vergangenheitsbewältigung
in der Bundesrepublik Ende der
vierziger und fünfziger Jahre: Die große Mehrheit der Deutschen sei damals
von einer verbrecherischen Clique ohne
eigene Zustimmung und damit ohne Schuld verführt worden. Strukturell gleich
wird im Abgasskandal argumentiert: Auch hier sei
die Mehrheit der Autobesitzer von
einer Minderheit getäuscht worden. Die gezinkten Zahlen mögen in dem einen
oder anderen Fall den Kauf erleichtert haben. Dazu ein Gedankenexperiment:
Hätten die Käufer von SUVs, Kleinbussen und Großlimousinen auf den Kauf
verzichtet, wenn sie von den realen Emissionen gewusst hätten? Die
gegenwärtigen Verkaufszahlen sprechen nicht dafür“ (für FAZ).
„Ständige Müdigkeit
Ich würde lügen, wenn ich
behaupte, das Wort „müde“ wäre in meinem Wortschatz eine Seltenheit. Mehr
oder weniger bin ich schon immer müde gewesen, aber momentan nimmt meine
Müdigkeit überhand. Woran liegt das? Schlafe ich zu wenig oder zu viel? Ist
meine Ernährung angemessen in Bezug auf Vitamine, Ballaststoffe usw.? Bin
ich zu wenig an der frischen Luft? Oder
gibt es gar einen Müdigkeitsvirus? Also offene Fragen über offene Fragen,
für die ich bisher noch keine Antwort gefunden habe“ (für eine Kolumne).
„Wie schlafen Pferde?
Ich wollte schon immer gerne
wissen, ob Pferde im Stehen
schlafen. Zuständig für eine Antwort ist nur meine
älteste Enkeltochter, die nichts
anderes als Pferde im Kopf hat. Was sie dazu sagte, klang sehr plausibel:
„Pferde schlafen in der Regel im Stehen, weil in ihnen
noch viel vom Wildpferd steckt. So
sind sie jederzeit fluchtbereit. Nur wenn sie sich absolut sicher fühlen,
legen sie sich hin.“ Nun wurde mir auch klar, warum
mein Bruder bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit es sich
auf dem Sofa hingestreckt gemütlich macht: Ihm
ist jegliche Wildheit abhanden
gekommen“ (für eine
Kolumne).
„An wen wenden?
Am 3. Januar dieses Jahres stand
in Westerland der Autoverkehr einschließlich der öffentlichen Busse für
Stunden still (das Flensburger Tageblatt berichtete). Der Grund war ein
Rückstau von Privatautos, die in
diesen Massen nicht sofort abtransportiert werden konnten. Zu dieser Zeit
wollten wir von Hörnum mit dem Bus nach Westerland, um mit dem Zug die Insel
zu verlassen. Die Autofahrer waren eindeutig die Ursache dafür, dass wir
fast zwei Stunden warten
mussten, bis der Bus kam. Meine Frage lautet
nun: Wo kann ich direkt von den Autofahrern bzw. von ihren
Organisationen meinen Schadenersatz
einfordern?” (shz, 21. 1. 17)
„Urbanität und Schönheit
Der
Artikel „Hafencity wächst – Planer blicken 150 Jahre voraus“ (Flensburger
Tageblatts v. 21. 1. 17)
enthält eine Computersimulation
eines geplanten Wohnquartiers in
der Hamburger Hafencity. Die Betrachter sehen darauf
Wasser, moderne Häuser, flanierende
Menschen, Begrünung, aber kein
einziges parkendes oder fahrendes Auto.
Die Botschaft ist eindeutig: Die autogerechte Stadt fördert massiv die
Hässlichkeit in ihr. Es mag ja
noch sein, dass ein Auto allein in
unberührter Natur oder vor einem Edelhotel hübsch anzusehen ist, aber
massenhaft sind sie mit Sicherheit hässlich. Für die Bequemlichkeit, die das
Auto bietet, dürfen und sollten
wir nicht die Zukunft der Erde, die Schönheit unserer Stadt und
unsere Gesundheit opfern.
Zu hoffen ist nur, dass es keiner 150 Jahre bedarf, bis sich
Schönheit und
Vernunft
auch an der Flensburger Schiffbrücke durchgesetzt haben.“
(Flensburger Tageblatt, 21. 1. 17)
"Eine Neuentdeckung
Am 21. August informierte das Forum Tarup in dem Artikel „Es kann
wieder spaziert werden“, dass der Naturpfad zwischen Gärtnerwinkel,
der vom Schmiedeweg abbiegt, nun wieder begehbar sei. Am
Sonntagnachmittag sind wir dieser Einladung gefolgt – und es hat sich
gelohnt: Der zeitlich nicht aufwendige und sehr interessante Weg führt
durch eine nahezu unberührte Landschaft, wie ich sie noch aus meiner
Jugendzeit kenne. Damals gab es noch viele solche Wege, die zwar
keine Premiumqualität hatten, aber umso vielfältiger waren.
Von den kleinen Beschwerlichkeiten kann man sich dann auf dem
bequemen und landschaftlich ebenfalls reizvollen Fuß- und Radweg westlich
des Bahndamms erholen. Als Belohnung empfehle ich zusätzlich ein Stück
leckere Torte, das man sonntags im nahe gelegenen „Grünschnabel“ von
der Inhaberin Annette selbst gebacken, günstig zum Mitnehmen erwerben oder,
was noch interessanter ist, dort mit einem kleinen Schnack mit echten
Tarupern verzehren kann."
„Etwas verlangsamt
Meine Mutter hat mehr als einmal gesagt, dass ich ein sehr
plietscher Junge. sei, was aber zumindest in Bezug auf schnelles Begreifen
nicht stimmt. Gestern war ich mit meinem Neffen in der Stadt zu einem
Großeinkauf. Als wir nach Hause wollten, sagte er: „Ich stehe auf der Exe.“
Ich begriff es nicht, denn mein Neffe stand ja hier auf dem Holm leibhaftig
vor mir. Doch dann ging mir langsam ein Licht auf: Er meinte gar nicht sich
selbst, sondern sein Auto.“
"Zeitalter der Rekorde
Das Guiness Buch der Rekorde ist
Ausdruck des Zeitgeistes schlechthin: Der Rekord wird zunehmend
wichtiger als der Inhalt. Ich will aber nicht von dem größten Stollen
der Welt essen, sondern von einem, der mir schmeckt. Das gilt für alle
Dinge der Welt: Jedes Ding, übrigens auch die Heimat, haben Eigenwert
unabhängig von Größe, Preis, Geschwindigkeit usw." (für shz
„Zwei Formen der Erreichbarkeit
Am Auto scheiden sich die Geister, zumindest kann ich meine
Bekannten, Verwandten, Nachbarn und Leserbriefschreiber
in dieser Hinsicht trennscharf in zwei Parteien trennen. Die Befürworter
sehen im Auto Freiheit, Unabhängigkeit, Bequemlichkeit, Schönheit,
Schwerelosigkeit und auch ein Mittel, Anerkennung zu erlangen. Die
Befürworter des Gehens, Radfahrens und Nutzens von öffentlichen
Verkehrsmitteln sehen im Auto einerseits Isolation von Mitmenschen,
Natur, Stadt und Land, andererseits eine Ursache der
Klimaverschlechterung, Zerstörung von nahe liegenden
Einkaufsmöglichkeiten,
Krankheiten und Verhässlichung
der jeweiligen Heimat. Wer hat Recht? Ich schlage eine experimentelle
Lösung auf Zeit vor: Da die Autofahrer ihre Auto-Welt ja kennen, wäre es
für sie sinnvoll, zwei Jahre lang in
einer Welt zu leben, in der das Auto nicht diese dominante Stellung hat
wie jetzt. Das könnte man als eine Art Auswilderungsaktion wie zum Wohle
gefangener Tiere begreifen. Wie auch immer, ich vermute stark, dass nach
Ablauf des Experiments viele Autofahrer ihre ablehnende Meinung zu
autofreien Zonen, wie von der Stadt vorgeschlagen, revidieren.“ (für das
Flensburger Tageblatt, erschienen am 13. 12. 16))
„Erst Wertediskussion,
dann Verteilung
„Ich gehe davon aus, dass die
Kritik des WWF am gegenwärtigen globalen
Ressourcenverbrauch, der im Kern Folge des
Wirtschaftswachstums ist, stimmt. Wirtschaftsorientierte
Rechte unterstützen diese Art des Wirtschaftens direkt,
traditionelle Linke indirekt. Rechte begründen das mit der Autonomie der
Konsumenten, Linke mit der gerechten Verteilung der produzierten Waren
und Dienstleistungen. Konsum und das entsprechende Verhalten nicht zu
kritisieren, ist das Gebot der Stunde. Dieses Gebot wird
von traditionellen Linken bis hin zu Gewerkschaften ohne
Einschränkungen ebenfalls befolgt, indem sie das bestehende
Konsumangebot als unhinterfragbar sinnvoll akzeptieren. Die Position der
Frankfurter Schule, um ein Beispiel zu nennen, ist
hier obsolet, die Begriffe repressive Toleranz, Entfremdung,
Wahrenästhetik und Eindimensionalität sind aus dem politischen
Vokabular verschwunden. Die nicht nur aus
ökologischen Gründen notwendige Wertediskussion findet nicht statt.
Stattdessen rückt einseitig die Frage nach der gerechten
Verteilung des jeweiligen Mehrwerts in den
gesellschaftlichen Diskurs. Diese Position wäre nur dann sinnvoll, wenn
die Verteilung sich auf diejenigen Waren und Dienstleistungen
beschränkt, die ohne zunehmenden Ressourcenverbrauch
auskommt. Das aber setzt die Beantwortung der Wertefrage voraus. Eine
Politik, die vom Primat der Ökologie ausgeht, steht sicherlich vor einer
Aufgabe, die vielleicht als die schwierigste in der
Menschheitsgeschichte einzustufen ist. Das impliziert auch Scheitern.
Für diesen schwierigen Weg gibt es keine Alternative.“
(war für die FAZ gedacht, erscheint wohl nicht mehr)
„Eine Gesamtaufgabe
Die hervorragend recherchierte Titelgeschichte „Ära des
Faultiers“ und die Position von Reinhold Leinfelder im Gespräch über das
„Anthropozän“ müssen als eine Einheit gesehen werden. Warum? Motore
ersetzen einerseits die lebendige Eigenbewegung, andererseits bilden sie
die Hauptursache für das, was „die Menschheit der Erde angetan
hat.“ Lebendige und motorisierte Bewegungen haben dabei nur den
Ortswechsel gemeinsam.
Sport wiederum ist zwar ein Teil der Eigenbewegung, dient aber
allein dem Menschen. Erst die Motoren ersetzende Eigenbewegung im Alltag
hilft, Zukunft der Erde und der Menschheit im und jenseits des
Anthropozäns zu ermöglichen.“ (im Spiegel am 1. 10. 16 erschienen).
„Irrationalität pur
Wenn nicht zu therapeutischen
Zwecken eingesetzt, fällt mir aus Sicht ökologischer Notwendigkeiten und
einer gesunden Lebensweise zu selbststabilsierenden Fahrzeugen
nichts mehr ein.“ (für die FAZ, noch nicht erschienen)
„Merkels Entscheidung war richtig!
Ich gestatte mir, auf zwei Ereignisse
in der jüngeren deutschen Geschichte hinzuweisen, die ich aus
ethisch entgegen gesetzten Gründen für die entscheidenden halte:
Einerseits das größte Verbrechen der bisherigen
Menschheitsgeschichte im Namen Deutschlands, die industrielle Ermordung
von Millionen von Menschen, andererseits die Entscheidung Angela
Merkels, auch im Sinne vieler Deutscher, hunderttausende
Flüchtlinge aus humanen Gründen in Deutschland hereinzulassen, was auch
bedeutete, bestehendes Recht für kurze Zeit auszusetzen. Alles
andere wäre inakzeptabel gewesen.
Nicht die starke Wirtschaft, nicht die
wissenschaftlichen oder sportlichen Erfolge waren bisher die
überzeugende Antithese zu Hitler-Deutschland, sondern diese
Entscheidung war es, die es auch uns erlaubt, sich als Teil der
Menschheit zu fühlen. Das Unrecht ist damit natürlich nicht
beseitigt, aber vielleicht verziehen – und das wäre sehr viel.
Deswegen habe
ich absolut kein Verständnis für die gegenwärtige, ständig anschwellende
Demontage von Angela Merkel. Das schließt natürlich nicht Fragen
aus wie „Was müssen wir, was müssen die Flüchtlingen
akzeptieren, um in Deutschland etwas Gemeinsames zu schaffen?“
(erschienen in der FAZ unter "Nur so wird uns verziehen" vom 12. 9. 16
Schönheit und Distanz
An der Beek befindet sich ein kleines Überlaufbecken,
dessen Ufer dicht bewachsen ist. Nur zwei oder drei kleine Pfade
führen zu ihm hin, die ich aber zumindest zu dieser Jahreszeit
nie mehr betreten werde. Warum nicht? Auf dem kleinen See haben
sich nämlich Seerosen angesiedelt. Das erste Mal sah ich sie
durch eine kleine Lichtung direkt vom Weg. Eingerahmt von grünen
Bäumen und Büschen wirkten sie auf mich wie ein zauberhaftes
Gemälde. Darauf betrat ich einen dieser kleinen Pfade, um sie
mir von Nahem anzusehen. Natürlich waren sie immer noch hübsch,
aber irgendwie hatten sie für mich ihre Faszination verloren.
Ich denke, dass es für jedes Ding eine optimale Distanz der
Wahrnehmung gibt, nicht zu nah, aber auch nicht zu weit. Und das
gilt auch für Seerosen (erschienen im "Forum Tarup").
Ein Artikel der sich auf „Massiver Widerstand gegen
Ostsee-Tunnel“ vom 27. August 16 im shz bezieht.
„Notwendige Abkehr vom Auto
Widerstand gegen zerstörerische Verkehrsprojekte in Form von Klagen
ist demokratisches Recht und im Interesse des Klima- und Landschaftsschutzes
Pflicht. Aber die nachhaltigste Form des Widerstands ist das eigene
Handeln, in diesem Fall: So wenig wie möglich das Auto in Anspruch
nehmen oder noch konsequenter, auf das Auto ganz verzichten, wie wir
es tun. Füße, Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel sind die
angemessenen Mittel der Mobilität - übrigens gleichzeitig ein Gewinn
und nicht Verlust von Lebensqualität. Je weiter der Ausbau des motorisierten
Individualverkehrs vorangetrieben wird, desto schwieriger wird der
notwendige Wandel, denn der motorisierte Individualverkehr hat nicht einmal
theoretisch eine Zukunftsperspektive. Verkehrspolitik und Autobefürworter
müssen das endlich zur Kenntnis nehmen“ (erschienen am 30. 8.
16).
Zum
Artikel „Polizei kämpft gegen PS-Protzer“ v. 1.
Sept. 2016 für das Hamburger Abendblatt
„Gesellschaftsimmanent?
Hoffentlich hat die Polizei Erfolg gegen die PS-Protzer, die mit ihren
schnellen und lauten Fahrzeugen Beachtung und Statuserhöhung erreichen
wollen. Dieses Modell wird ihnen durch die populären Formel-1-Rennen
vermittelt, aber auch durch die zunehmende Zahl von SUVs, Sportwagen und
Luxuslimousinen der „Normalbürger“ auf unseren Straßen täglich vorgeführt.
Erst wenn hier ein Wandel eintritt – und das ist meine These – eröffnet sich
die realistische Möglichkeit, dass dieser Wahnsinn auf den Straßen abklingt"
(erschienen am 3. 9. 16).
„Auch Herr Engeland irrt
Wenn Herr Engeland mit seiner Formulierung, Tante Maaß nehme wohl
nicht mehr aktiv am Straßenverkehr teil, meint, sie führe kein Auto mehr,
dann ist er Opfer der gegenwärtigen Sprachverhexung geworden: Autofahren ist
das Gegenteil von Aktivität, denn weder nennenswerte
muskulär-köperliche noch neurologisch-geistige Anstrengungen sind beim
Autofahren vonnöten: Man sitzt ausschließlich und bewegt minimal Füße
und Hände. Das Denken beschränkt sich primär auf andere Verkehrsteilnehmer
und Straßenbedingungen. Aktiv im Straßenverkehr sind dagegen
Fußgänger, Radfahrer, Jogger und Menschen, die zu Haltestellen von
öffentlichen Verkehrsmitteln laufen. Deshalb empfehle ich Herrn
Engeland, zuerst die Tatsachen wahrzunehmen und richtig zu benennen, bevor
man anfängt, ideologieanfällige Begriffe wie „aktiv“ zu benutzen. Das gilt
übrigens nicht nur für Begriffe, sondern auch für die Interpretationen von
Bildern, denn die können auch – wie der Neffe und Herr Engeland -
irren.“ (bis jetzt nicht erschienen)
"Sport ist nicht die große Lösung
Auf das Bevölkerungsganze gesehen ist und bleibt Sport aus
nachvollziehbaren Gründen nur eine Teilmenge der Eigenbewegung
Aber zwischen sportlich Aktiven und Sportmuffeln gibt es eine dritte
Position, die problemlos von allen Bürgern, seien sie jung oder alt,
verwirklicht werden kann: Im Alltag zu Fuß oder mit dem Rad sich
bewegen, sei es einkaufen, den Arbeitplatz erreichen, Freunde besuchen oder
ins Kino oder Theater gehen. Das Auto muss dann stehen bleiben. Das ist kein
Rückschritt, sondern wortwörtlich ein Fortschritt. Das fällt leicht, weil
hier Bewegungen eine notwendige und selbstverständliche Funktion
haben. Nebenbei dienen diese Bewegungsarten dem Klima, aber machen
Klima auch erfahrbar, kostet nichts, erhöhen die Zahl der
Augen-blicke, stärken die Identität und öffnen die Augen für die
Schönheit der normalen Umgebung. Dass das gut für Geist und Körper ist, weiß
ich nicht nur aus theoretischen Überlegungen, sondern aus jahrelangen
Erfahrungen." (v. 14. 4. 16 an shz, noch nicht erschienen
Fahrrad schieben
"Nach der Einsicht, dass
grundsätzlich Autos schneller und damit gefährlicher sind als Fahrräder und
diese wiederum gefährlicher als Fußgänger, kann es ethisch und muss es
rechtlich nur heißen: Auf der Hafenpromenade müssen Radler ihr Gefährt
schieben.” (9. 4. 16 im Flensburger Tageblatt)
„Einseitig
Leider erfüllt
der Artikel „Die Verschandelung der Landschaft“ in dem von mir so
geschätzten „Schleswig-Holstein Journal“ (Ausgabe 12) bei weitem nicht die
Erwartungen, die der Titel erweckt. Dem Autor ist ohne Einschränkung
zuzustimmen, wenn er in diesem Zusammenhang
Windkraftanlagen kritisiert, aber weitere offensichtliche Ursachen der
Verschandelung nicht benennt: das ständig „wachsende“
Straßennetz, Industrieanlagen und Einkaufszentren in ehemals schöner
Landschaft und die großen Neubaugebiete, die sich in die
Landschaft hineinfressen. Diese und andere Ursachen sollte und kann man
redlicherweise bei diesem Thema nicht ausblenden. Tut man
es trotzdem, schreibt man Ideologie“ (für shz, bis auf den letzten Satz
am 2. 4. 16 erschienen).
„Die verpasste Chance!
In dem Artikel „Angst vor der neuen Freiheit“(v. 9. 3. 16) wird der
innerhalb der Grünen dominierende Dualismus statt wie bisher üblich mit
Fundamentalos und Realos hier mit Linken und Realos beschrieben.
Gewonnen ist damit ein „halber Inhalt“, denn der Begriff „links“ ist
inhaltlich gefüllt, während die Begriffe „fundamental“ und „real“
verschiedene Grade der Kompromissbereitschaft mit dem jeweils Bestehenden
anzeigen.
In den heftigen Auseinandersetzungen in der Gründungsphase der
Grünen war die Trennungslinie dagegen eindeutig, weil beide Positionen
inhaltlich mit „Ökologie vs. Sozialismus“ bestimmt waren. Das kann ich
insofern beurteilen, da ich von 1978 - 82 für die Grüne Liste im Kreistag
Nordfriesland saß, Spitzenkandidat der Grünen in der Landtagswahl
Schleswig-Holstein 1983 war und an allen Gründungsparteitagen der
Grünen aktiv teilgenommen habe. 1983 bin ich aus der Partei, aber nicht aus
dem Thema ausgetreten.
Ökologie wurde von ihren Vertretern, aber auch von ihren parteiinternen
Widersachern als eine Position verstanden, die vom Primat der Ökologie
ausging. Ökologische Politik verstand sich als jenseits des Dualismus
von links und rechts, nicht revolutionär, sondern pragmatisch-evolutionär.
Die Reichweite ökologischer Werte wurde zwar auch als begrenzt gesehen,
reichte aber, um sinnvoll zu leben, viel weiter als konventionell
gedacht.
Der „Sieg“ der orthodoxen Marxisten und nichtökologischen
Gruppierungen in der Anfangsphase der Grünen führte aber dazu, dass
die Position des Primats der Ökologie zuerst durch die Bezeichnung „Realos“
ersetzt und schließlich ganz zum Verstummen gebracht wurde, während
kommunistische und sozialistische Positionen längere Zeit unbehelligt
blieben, allerdings dann auch an Einfluss verloren. Fortan nahmen
die Realos außerhalb von marxistischen und rein ökologischen Positionen
inhaltlich beliebig jede Position innerhalb des linksliberalen Spektrums
ein, so dass sie inhaltlich nicht mehr bestimmt werden konnten.
Ich bin der Auffassung, dass durch diese Fehlentwicklung eine alles
entscheidende Zukunftsperspektive verpasst wurde, an der ein großer
Teil der Bevölkerung und Menschen wie Herbert Gruhl über Rudolf Bahro
bis Rudi Dutschke mitwirkten. Unwiederbringlich?“
(erschienen in der FAZ am 22. 3. 16)
„Muss das sein?
An schönen Sommertagen frage ich
mich, ob die Osttangente zur Entlastung der
Verkehrsbelastung der Stadt oder als Rennstrecke für
Motorräder geschaffen wurde. Deshalb lautet mein Tipp für
Krach-Biker: Entsorgt Eure Maschinen
umweltfreundlich, und Ihr tut Euch und der Umwelt etwas Gutes.“ (für
das Flensburger Tageblatt, nicht erschienen)
"Moderne Zeiten!
Meine gleichaltrige Cousine ist konsequent
fortschrittlich. So freut sie sich schon darauf, wenn alle Lebensmittel im
Online-Handel erhältlich sind. „Dann brauche ich nicht mehr
einzukaufen“. Mein vorsichtiger Einwand, dadurch hätte sie ja nur noch
wenige menschliche Kontakte, pariert sie lächelnd: „Mir reichen die Menschen
im Fernsehen“. Nun frage ich mich, ob die Fernsehwelt die wirkliche Welt
ersetzen kann.“
“Pro Schienenverkehr
Dass seit 2013 Busanbieter der Bahn
Konkurrenz machen dürfen, ist für Mensch und Umwelt
keine gute Entscheidung. Natürlich hat der Grünen-Fraktionschef im
Bundestag, Anton Hofreiter, recht, wenn er einen voll besetzten Fernbus als
eine ökologische Alternative zum Auto bewertet. Vollkommen „ent-grünt“ wäre
seine Argumentation allerdings, wenn er den Vergleich von
Fernbus und Bahn, von Straße und Schiene aus ökologischer Perspektive
fortsetzen würde.” (für shz)
„Zukunftsweisend
Die Ergebnisse des Pariser Klimagipfels taugen nur dann etwas, wenn die
Nationen und deren Kommunen und Bürger Worten
entsprechende Taten folgen lassen. Es ist aus
klimapolitischen Gründen bereits unverantwortlich, das
Auto zu benutzen, wenn gleichzeitig für diese Strecke ein Angebot eines
öffentlichen Transportmittels besteht, so erst recht, wenn dieses elektrisch
betrieben wird und der Strom aus Wind, Sonne und Wasser gewonnen wurde. Ich
hoffe nur, dass in Flensburg diese Idealsituation entsteht und die Bürger
dieses Zukunft ermöglichende Angebot
annehmen. Zumindest spätere Generationen werden dafür dankbar sein.“
(Flensburger Tageblatt am 15. 12. 15)
„Loslassen!
Meine Freundin Martha fragte mich beiläufig, wo eigentlich die Sachen
meiner verstorbenen Mutter abgeblieben wären. Das Beiläufige war raffiniert,
denn sie wusste von meinem Tick, alles aufzubewahren. „Im Keller, für
schlechte Zeiten“, war meine Antwort. „Auf schlechte Zeiten müssen wir nicht
warten, es gibt im Bahnhof genug Leute, die sie gerade erleben“. Sie duldete
keine Widerrede. Alles, was entbehrlich war, packten wir in Kartons und
fuhren es in ihrem Auto zum Bahnhof. Nicht nur die Bedürftigen und die
Helfer freuten sich, sondern auch ich - und sicherlich
meine Mutter oben (für eine Kolumne, erschienen).
„Der eigentliche Skandal
Es ist gutes Recht der Konsumenten, sich darauf verlassen zu können,
nicht betrogen zu werden. Die Aufdeckung der Täuschung der Abgaswerte bei
und durch VW - und wahrscheinlich nicht nur dort - hat deshalb für
berechtigte Empörung gesorgt. Trotzdem muss gefragt werden, warum die
Autobauer sich auf diesen schrägen Weg eingelassen haben. Der Widerspruch
zwischen der Forderung nach geringeren Abgaswerten und den zunehmend größer
werdenden Autos war offensichtlich technisch nicht lösbar. Es war eine
Aufgabe, die nicht nur von der Politik, sondern auch von Nutzern
eingefordert wurde, um ihre schweren Limousinen, SUVs und Kleinbusse vor
sich und anderen zu rechtfertigen. Aber nicht die
Täuschung durch manipulierte Werte ist der eigentliche Skandal, sondern das
Einverständnis der Gesellschaft zum motorisierten Individualverkehr. Denn
selbst, wenn die angegebenen Werte gestimmt hätten, sind die Emissionen und
die dazu kommenden Zerstörungen durch diese Art von Mobilität viel zu groß,
um akzeptiert werden zu können. Auch ist mir nicht bekannt, dass auch nur
ein Autofahrer wegen der falschen Zahlen sein Auto abgeschafft hat. Wäre es
nicht an der Zeit, die aktuellen Fälschungen zum Anlass
zu nehmen, die Destruktivität des motorisierten Individualverkehrs ins
Bewusstsein zu heben und nach Alternativen zu suchen?“ (an die FAZ,
noch? nicht erschienen).
„Autos verbinden?
Mobilität ist der
Oberbegriff für unterschiedliche Mobilitätsformen. Holger Appel wäre
zuzustimmen, wenn er in seinem ausführlichen Kommentar „Mobilität verbindet“
(v. 15. 9. 15 in der FAZ) Fußgänger, Radfahrer und Nutzer öffentlicher
Verkehrsmittel gemeint hätte. Aber er spricht ausschließlich vom Auto. Die
soziologische Einsicht, dass gerade das Auto Kontakte zur jeweiligen
sozialen, natürlichen und kulturellen Umwelt
verhindert, widerspricht
empirisch entschieden der These von dem Verbindungspotential des
motorisierten Individualverkehrs. Die wahre Verbindung besteht
zwischen Auto und Mensch – und die
reicht zumindest mir nicht aus.“
(erscheint wohl nicht mehr).
„E-Bike - ein trojanisches Pferd
Der Artikel „Das ändert sich mit dem E-Motor“
(v. 18. 8. 15) erschien genau in dem Teil der von mir so geschätzten
Frankfurter Allgemeinen, wo er hingehört, nämlich in die Abteilung „Technik
und Motor“. Das E-Bike ist kein Fahrrad, sondern ein momentan noch
partielles, aber in seiner Entwicklungslogik angelegtes Motorrad. Schon
jetzt erreicht es eine Geschwindigkeit von 45km/h und wird zunehmend
als Motorrad einsetzbar sein. Wer will und kann hier die weitere Entwicklung
aufhalten?
Das Wesen des Fahrrads ist der Einsatz von
körperlicher und geistiger Eigenenergie (Ivan Illich spricht hier präziser
von metabolischer Energie). Die Nutzung des Fahrrades setzt massiv
menschliches Potential frei. Am Ende steht das für den Mensch so wichtige
Identität stiftende Moment „Das habe ich geschafft“. Zudem ist das Fahrrad
umweltkompatibel. Es ist nicht auf externe Energie mit all ihren
Problematiken angewiesen. Die Hinwendung zum aktiven Menschen und die Sorge
um die Umwelt sind übrigens die Gründe, aus denen sich die Renaissance des
Fahrrads speist.
Ich bin ohne Einschränkung für technische
Verbesserungen am Fahrrad, aber vehement gegen seine Umwandlung in ein
Motorrad. Das trojanische Pferd beherbergt ein Motorrad, kein Fahrrad.
Leider wird diese tief greifende Täuschung von vielen Käufern und Medien
nicht reflektiert (übrigens auch nicht vom ADFC).“
Erschienen am 2. 9. 15 in der FAZ
„Urbanität statt Zersiedlung
Elmar Westphals großes Werk, einen
zusammenhängenden Wanderweg durch das Lautrupstal zum Osbektal durchgesetzt
zu haben, verdient uneingeschränkte Anerkennung. Dadurch
hat er
Flensburg
reicher gemacht. Diese Wertschätzung, die auch dem Menschen Elmar Westphal
gilt, schließt aber nicht Kritik an zwei Positionen aus,
die er in der Öffentlichkeit vertritt. Damit ist sein Plädoyer für die
Erhaltung der Vierspurigkeit des Kielsengs
und sein Vorschlag zur Verlegung des Bahnhofs in Richtung Weiche
gemeint. Beide Positionen widersprechen einer menschengerechten und
ökologischen Stadtentwicklung. Die Zersiedelung des Umlands, die nur durch
die massive Ausweitung des motorisierten Individualverkehrs ermöglicht
wurde, muss gestoppt werden. Denn sie
hat zur Folge, dass keine teilautonomen neuen Stadtteile entstehen und
funktionierende ihre Autonomie verlieren. Diese Entwicklung kann nur durch
eine Verdichtung der innerstädtischen Bebauung aufgehalten werden,
die allerdings nur dann Lebensqualität erlangt, wenn der
motorisierte Individualverkehr in ihr merkbar vermindert wird. Von
daher ist es sinnvoll, den Bahnhof nicht an die Peripherie Flensburgs zu
bauen, sondern die Stadt an den Bahnhof heranzubauen, wie es in Ansätzen
bereits geschieht. Was sich für viele Bürger als
unzumutbarer Verlust anhört, wird sich auf Dauer als Gewinn erweisen.
Die Forderung nach einer
zukunftsweisenden Stadtentwicklung muss “radikal” ausfallen, denn die
Umformung der Stadt in eine autogerechte wurde und wird – wie überall - mit
äußerster Radikalität durchgeführt. Ökologische Nischenpolitik, wie sie
offensichtlich von Elmar Westphal favorisiert wird, hat
ihren großen Wert. Sie setzt reale Verbesserungen durch, aber sie greift
langfristig zu kurz.“ (Flensburger Tageblatt, 24. 7. 15)
„Gebot der Vernunft
Welche Aufgaben hat ein Umweltminister? Umwelt- und
Naturschutz nur dann, wenn die Wirtschaft nicht beeinträchtigt wird, also
Nischenpolitik? Aber auch die Wirtschaft, wie alle gesellschaftlichen
Systeme, muss Grenzen anerkennen – letztlich aus Gründen ihrer
Selbsterhaltung. Wirtschaft ist im Kern der Stoffwechsel des Menschen mit
der Natur. Natur wird für die Bedürfnisse der Menschen umgewandelt. Dieser
Umwandlungsprozess hat inzwischen eine Größe erreicht, dass man von einem
neuen Erdzeitalter, nämlich der von Menschen „gestalteten“
Erdoberfläche (Anthropozän) spricht. „Dann leben wir eben auf einer
industriell geformten Erdoberfläche“ könnte man einwenden. Aber! Alle
materiellen Waren und Produkte landen mehr oder weniger schnell auf
dem Müll. Das heißt, verschiedene Energieniveaus werden beseitigt und
als notwendige Bedingung für zukünftige Arbeit entzogen. Auf diese
grundlegende Problematik mit Einsicht in Notwendigkeiten einzugehen und
nicht blind weiterzumachen, ist das Gebot der Stunde.“ Erschienen
im shz am 26. 6. 15)
Ein Leserbrief, der sich auf den
Artikel „Einspruch gegen Habecks Natur-Inventur v. 3. 6. 15
bezieht.
„Gegen
Denkbarrieren
Die möglichst genaue Bestimmung eines jeweiligen
Ist-Zustandes ist die Grundlage jeglichen Denkens,
nicht zuletzt auch von wissenschaftlichen Arbeiten und politischen
Entscheidungen. Natürlich kann und soll man darüber streiten, welcher
Ist-Zustand festzustellen ist. So macht
es keinen Sinn, die Sandkörner des Amrumer Strandes zu zählen.
Aber man darf
nicht eine Bestimmung, wie jetzt
aktuell die Biotop-Kartierung, mit dem Argument ablehnen,
sie könne mögliche wirtschaftliche Aktivitäten
einschränken oder verhindern. Mit dieser Logik
könnte man auch
die Messung von schädlichen Strahlen,
die Belastung von Nahrungsmitteln oder die Erstellung von Roten Listen
untersagen.
Nein: Wir dürfen
nicht das Barometer, das den Sturm
ankündigt, zerstören, sondern müssen überlegen, wie wir auf den Sturm
vernünftig reagieren. Und: Auch die Wirtschaft, wie alle gesellschaftlichen
Systeme, muss Grenzen anerkennen – letztlich aus Gründen ihrer
Selbsterhaltung. Tut sie es nicht, ist sie auf dem Weg zu einem totalitären
System“ (für shz).
Notwendige Wertekritik
Die Aussagen des griechischen Außenministers Nikos Kotzias (in dem
Interview „Früher waren Griechenland und Deutschland ein Liebespaar“) zu den
Folgen der dekretierten Sparpolitik und seine Kritik an der
Mathematisierung des Menschen haben mich stark berührt.
Allerdings kann ich seiner Kritik nur dann folgen, wenn das griechische Volk
und seine Politiker sich kritisch zu dem verhalten, was heute nahezu
global materiell verengt als Lebensqualität definiert wird. Damit meine ich
die den motorisierten Individualverkehr ermöglichenden Strukturen, Menschen
ersetzende unnötige Technologien, Modernisierungen um ihrer selbst willen
bis hin zu Großbauten für olympische Spiele. Eine Wertekritik ist aus meiner
Sicht die erste Aufgabe der Griechen, aber nicht nur der Griechen, sondern
aller Völker einschließlich der Deutschen. Dann gewänne die
griechische Politik beträchtlich an Plausibilität, weil nun widerspruchsfrei
(für die FAZ, erschienen am 9. 6. 15).
„Den Streik bestreiken?
Aus Gründen des Umweltschutzes und
vieler Vorzüge haben wir unser Auto abgeschafft und nutzen für größere
Reisen ausschließlich die Bahn. Nun streikt die Lokführergesellschaft GDL
erneut. Ihre Forderungen halten wir für überzogen, deswegen auch keine
Solidarität mit ihr. Unser Dilemma besteht darin, dass es aus unserer
Sicht keine Alternative zur Bahn gibt. Wir können nicht ausweichen, und wir
können den Streik nicht bestreiken. Die Möglichkeit zu reisen, gibt es für
uns erst wieder nach Beendigung des Streiks, falls die Bahn diesen ohne
großen Schaden übersteht. Ich befürchte, dass die Verkehrssysteme Auto,
Fernbus und Flugzeug die eigentlichen Gewinner dieses Streiks
sein werden. Mit anderen Worten: Die GDL sägt an dem wunderschönen Ast, auf
dem sie sitzt, und wir gerne nutzen“ (erschienen in der FAZ am 5.
5. 15).
„Plädoyer für die Innenstadt
„In seinem Leserbrief „Einfach einkaufen am
Stadtrand“ stellt Ralf Friedrich
die Frage, was Förde-Park und
Citti-Park haben, was die Innenstadt nicht hat. Meine vielleicht
bedenkenswerte Antwort darauf lautet: Sie haben Hässlichkeit in Form
riesiger Parkplätze und
autobahnähnlicher Zufahrtsstraßen, sie haben
eintönige
Betonbauten, sie haben viel imitierte
Urbanität, sie haben die Eindimensionalität des Kaufs, und sie haben trotz
ihres Namensanteils „Park“ keinerlei Natur. All das dient genau besehen
der Bequemlichkeit, dem dominierenden
Wert der Gegenwart. Menschen aus
allen Schichten sind sofort bereit,
der Bequemlichkeit alles zu opfern: Gesundheit,
Schönheit, Vielfalt Geschichte, Sozialkontakte,
Bildungsmöglichkeiten,
also das, was die Innenstadt hat. Die
Anstrengung, die die Innenstadt vom Bürger verlangt, ist eine produktive und
letztlich auch genussvolle. Auch wenn der dressierte Konsumbürger davon
nichts wissen will: Zumutbare Anstrengung und nicht Bequemlichkeit macht den
Menschen zum Menschen.“ (Flensburger Tageblatt am 15. 4. 15)
“Als ökologisch denkender Mensch
teile ich die von Slavoj Žižek und Byung- Chul Han
entwickelte Kapitalismuskritik nur dann, wenn
zum Wesen des Kapitals untrennbar Wirtschaftswachstum gehört. Aber
danach hören die Gemeinsamkeiten auf. Auf völliges Unverständnis trifft bei
mir die Kritik an der liberalen Demokratie: Freiheit schätzen
sollten vor allem doch diejenigen, die in der Freiheit die Freiheit
kritisieren, denn erst die bestehende Freiheit ermöglicht Kritik – und
persönliche Unverletzlichkeit. Aber auch der Forderung nach Revolution
kann ich weder aus theoretischen noch aus historischen Gründen folgen: In
einer Demokratie ist allein der evolutionäre Weg für Veränderungen begehbar.
Die von Han diagnostizierten Phänomene der Erschöpfung und sozialen Kälte
sehe ich tagtäglich bei anderen und bei mir selbst und denke auch, dass der
von der Wirtschaft durchgesetzte Konsumismus die Subjektivität der
Bürger derart beschädigt, dass die große Mehrzahl keinen Widerstand gegen
diese Entwicklung leistet. Dass das möglich ist, liegt aber nicht direkt in
der liberalen Demokratie begründet, sondern in der zunehmenden Motorisierung
von individuellen Lebensvollzügen. Um das zu verstehen, muss man sich mit
Heideggers Technikkritik auseinandersetzen. Aber sowohl gegen Heidegger als
übrigens auch Marx ist Vorsicht geboten, denn beide Denker hatten kein Organ
für die Notwendigkeit des institutionalisierten
Liberalismus und der persönlichen Freiheit. Gegen
den Totalitarismus linker und rechter Ideologien, aber auch gegen den der
Warengesellschaft gibt es meiner Überzeugung nach nur ein
legitimes, aber auch riskantes Gegenmittel: die Stärkung des Subjekts – und
die ist nur im Medium der Freiheit nachhaltig möglich” (an die FAZ).
„Leserbriefschreiber Klaus Krych meint, Flensburg würde
mit der Reduzierung von Kielseng auf zwei Autospuren ins Kleinstadtmilieu
wechseln. Das mag stimmen, denn gerade Klein- und Mittelstädte meinen immer
noch, die autogerechte Stadt sei das Ziel von Verkehrspolitik schlechthin.
Aber zunehmend fordert Bevölkerung und entwickelt Politik
in großen und größten Großstädten wie Boston, New York
oder London alternative Verkehrsprojekte, die den motorisierten
Individualverkehr zurückdrängen.
Solange in Flensburg so lautstark auch gegen kleinste
Maßnahmen in Richtung Verkehrsvernunft protestiert wird,
ist Flensburg nicht nur von der Größe, sondern auch vom Bewusstsein weit
entfernt, eine Großstadt zu werden. Eine zusätzliche Bemerkung:
Herr Krych sieht auf der Straße Kielseng aus dem Auto heraus nahezu
keine Menschen. Das ist nicht verwunderlich. Wer geht und wohnt gerne an
viel befahrenen Autostraßen? Diese
werden nur von Autofahrern geliebt, von Fußgängern und Radfahrern gemieden“
( Flensburger Tageblatt am 27. 2. 15).
„Ganzheitlich denken und fordern
Wirtschaften ist im Kern der Stoffwechsel des Menschen mit der Natur. Die
Stoffe, die leiblich konsumiert werden, landen nach einer gewissen Zeit
bekanntlich im Klärwerk, die anderen Stoffe letztlich auf der Müllhalde.
Die gegenwärtige Wirtschaftskraft durch zusätzliche Investitionen
anzukurbeln, heißt, diesen Prozess zu beschleunigen. Zur Solidarität gehört
aber nicht nur der Einsatz für unsere benachteiligten Mitmenschen, sondern
auch Solidarität mit den zukünftigen Generationen und mit der Natur.
Ehrliche verantwortungsvolle Politik sieht diese drei Bereiche
als ein untrennbares Ganzes, populistische Politik unterschlägt
dagegen die langfristigen negativen Folgen.“ (29. 12. 14 für shz, der
nicht erschien)
“Die zeitgemäße Analyse
Wirtschaften ist im Kern der
Stoffwechsel des Menschen mit der Natur. Die Stoffe, die leiblich konsumiert
werden, landen nach einer gewissen Zeit bekanntlich im Klärwerk, die anderen
letztlich auf der Müllhalde. Die
gegenwärtige Wirtschaftskraft durch zusätzliche Investitionen anzukurbeln,
heißt, diesen Prozess zu beschleunigen. Deswegen muss die öffentliche
Diskussion zuallererst die Frage nach dem Gebrauchswert von Waren und
Dienstleistungen stellen. Die Verteilungsfrage darf nicht auf Kosten der uns
nachfolgenden Generationen und der Natur verabsolutiert werden."
(Verbesserte bzw. Verschlechterte Modifikation der vorherigen Leserbriefs
vom 30. 12. 14, die ebenfalls nicht erschien.)
"Sinnvoll?
Sich für Schulen, Krankenhäuser, Armenspeisung und zusätzlichen
Hilfen in Gambia zu engagieren, ist ohne Einschränkungen lobenswert. Das
mit einer Rallye von Dresden bis dorthin zu verbinden, ist vom Zweck her
gesehen kontraproduktiv. Der Wert der versteigerten Autos nach 7400
Kilometer strapaziöser Fahrt vermindert sich, von der Energieverschwendung
und unnötiger Klimabelastung gar nicht zu reden Die Kosten für Benzin und
sonstige Kosten hätte man sich durch eine schlichte Überweisung ersparen,
die Hilfsgüter verschicken können.. Auch sehe ich in dieser aufwendigen,
letztlich gewalttätigen Aktion keinen Respekt vor fremden Landschaften und
Kulturen – auch wenn eine Ministergattin nun ihren Wagenpark vergrößern
konnte" (für shz, der sich auf den Artikel "Diesel, Schweiß und
Abenteuer" vom 17. 12. 14 bezieht).
Ideen
In de School haln wii een Düütschleehrer, dee weer in miin Oogen goorni
slecht, bloots een Utsprucht fun em much ik goornich und dee weer: „Die
schlimmsten Menschen sind die Idealisten“. Ik weer nemli sülbst fuller
Ideen, um die Welt to verbeedern. Mi de Jooren meen ik awers, dat hee
verlicht garni so falsch leegen hed. Dat zeicht uns een Blick in alle Tiiden
wo uk jümmers: Ideen, egool ob rassisch, national, religiös begründ, neigt
gau dortu, alle Minschen toodtohaun, wat ni to see passt. Awers ik meen
trotzdeem, un door häv ik min nii ännert, dat tum Minschsiin Ideen gehöörn.
Sik bloots antupassen, kann ünner Umständen böös verkeert siin, ik denk
bloots an de Nazitiid. Deswegen: Ideen mööt immer kritisierboor siin un
diskuteer warn. Wat verännert warn mut, mööt dee Minschen inseen. Und dat
bruuk tiid, dat heed uk Evolutschion un nii Revoluschion. Avers dat gift
noch keen twiifelsfriie Seekerheit, dat gerood düsse Idee wohrhaftich good
is. Grootet Weedn und een goode Geweetn hülpt - meer awers nii. Ab hier mut
man verlicht God um Hölp beedn" (für shz, nicht erschienen.
Verzicht
aufs Auto ist möglich
Am Freitag hatten sich mehrere
Leserbriefschreiber vehement gegen jegliche Einschränkungen des Autoverkehrs
in Flensburg ausgesprochen. Gegen diese Position einige Argumente:
- Das Auto macht eine Stadt unwirtlich.
Autogerechte Städte wirken immer heruntergekommen. Dagegen sind autofreie
Plätze und Straßen immer schön
- Die Ursache der Leerstände sind
nicht die mangelnden Parkplätze, sondern das verantwortungslose, egoistische
und überbequeme Verhalten der Autofahrer. Autos fördern einen
pathologischen Individualismus.
- Den vorgebrachten Ideologievorwurf
gegen die Kritiker könnte man ebenso gut umkehren.
-„Ich fahre so gerne Auto“ ist kein
hinreichendes Argument.
- Der Ausbau des Autostraßennetzes ist
Steuerverschwendung. Motorisierter Individualverkehr hat wegen
der Energieverschwendung und der negativen Auswirkungen auf Klima, Städte,
Landschaften und auf den Menschen selbst keine Zukunftsperspektive.
Zeitgemäß wäre, mit dem Rückbau dieser Strukturen des motorisierten
Individualverkehrs zu beginnen.
- Aber es geht auch anders: Am
Sonnabend war die Innenstadt voller Fußgänger und nicht voller
Autos! Offensichtlich gibt es immer noch genug Menschen, die die Schönheit
der Innenstadt erleben wollen, auch wenn sie mit dem Auto nicht
direkt erreichbar ist. Übrigens halte ich einen kurzen Fußweg
beispielsweise von der Exe für durchaus zumutbar und für einen Gewinn.
Auch ist es entspannend, von zu Hause aus zu Fuß in die
Innenstadt zu laufen, dort einzukaufen und mit dem Bus zurückzufahren. Das
ist gesund, minimiert die negativen Folgen für das Klima und dient dem
Stadtbild. Sportliche Aktivitäten werden überflüssig. Einige Amerikaner
formulieren es so: „Move your ass und not your car“. Aber
so drastisch drücke ich mich natürlich nicht aus“ (Flensburger Tageblatt am
9. 12. 14 erschienen).
"Eine notwendige Ergänzung
Eine kritische Anmerkung zu dem gehaltvollen und
notwendigen Beitrag „Warum sich Bewegung und Geist nur zusammen denken
lassen“ von Peter Thier (FAZ v. 10. 12. 14): Sie bezieht sich auf die
vom Autor undifferenziert verwendeten Begriffe „Bewegung“ und „Sport“, die
so zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen können. Warum?
Bewegung muss differenziert werden in aktive Eigenbewegung, wie sie
nur Lebewesen möglich ist, und passive Fremdbewegung, in der die Energie von
Tieren, Naturkräften oder Motoren eingesetzt wird. Nur die Eigenbewegung ist
konstitutiv für die Entwicklung aller höheren geistigen, seelischen und
körperlichen Fähigkeiten. Diese Bewegung mit einer Autofahrt im Sinne von
„Ich bin beweglich bzw. mobil“ gleichzusetzen, verfehlt vollkommen die
Bedeutung der Eigenbewegung. Eigenbewegung ihrerseits muss
differenziert werden in Eigenbewegung im Alltag, in Mannschafts-
und Individualsport. Die reine Eigenbewegung, wie sie im Individualsport
oder gar auf dem Hometrainer realisiert wird, nimmt „idealiter“ nichts
von der jeweiligen Umwelt wahr. Im Mannschaftssport dagegen ist die soziale
Situation eine wichtige und produktive Komponente. Gleiches gilt für die
Eigenbewegung im Alltag, wo zur sozialen die natürliche und kulturelle
Umwelt hinzukommt, sei es das Lächeln während einer Begegnung, der Gesang
einer Amsel oder die ästhetische Jugendstilvilla. Fazit: Nicht nur Bewegung
und Geist bilden eine untrennbare Einheit, sondern ebenso sollte zu dieser
Einheit eine aktiv, d. h. mit Eigenenergie angeeignete Umwelt
gehören."
"Bewegung und Sport
"Langsam, aber doch in die richtige Richtung setzt die Vernunft sich durch.
Ich beziehe mich damit auf die Überschrift „Prävention durch Sport und
Bewegung“ in der Verlagsbeilage „Gemeinsam gegen Krebs“ vom 7. 11. 14. Jetzt
bleibt noch zweierlei zu tun: die Reihenfolge in Bewegung und Sport
umzuändern und den Begriff Bewegung in „Bewegung im Alltag“ zu
vervollständigen. Damit wäre das große Potential der Eigenbewegung für die
Gesundheit und Umwelt angemessen ins Bewusstsein gehoben." (für FAZ, nicht
erschienen)
“Nicht die Bahn beschädigen
Meine Frau und ich haben mit
der Bahn fast ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht. Das gilt auch
für das freundliche und hilfsbereite Personal. Für uns ist dieses
Verkehrsmittel für längere Distanzen aus ökologischen, aber auch aus
Gründen der Bequemlichkeit und der vielfältigen sozialen Erfahrungen
die einzige Wahl.
Ich halte den jetzigen Streik der
Eisenbahner in der für die Bahn schwierigen Zeit für inakzeptabel. Zudem
unterstützt er objektiv den motorisierten Individualverkehr und
Fernbusse, die wiederum unsere überfüllten Straßen noch zusätzlichen
belasten. Nein, es muss diesmal andere Lösungen gefunden
werden für berechtigte Forderungen des Bahnpersonals” (am 21. 10. 14
im shz).
„Warum nicht?
Ministerpräsident Albigs Vorschlag, die Mineralölsteuer anstelle der
PKW-Maut zu erhöhen, scheint mir vernünftig zu sein: Wer viel mit LKWs,
Personenwagen und Motorrädern fährt, macht entsprechend viel kaputt – im
Gegensatz zu Fußgängern und Radfahrern. Deswegen muss das Ziel sein,
unnötige Fahrten über den Preis zu reduzieren. Zudem käme es nicht zu der
äußerst problematischen Unterscheidung Trennung zwischen deutschen und
ausländischen Fahrern (Für shz am 6. 10. 14)
„Plädoyer für partiellen VerzichtEs
spricht doch einiges für die Annahme, dass nicht Fußgänger und Radfahrer,
sondern allein der Autoverkehr Ursache für den maroden Zustand unserer
Straßen und Autobrücken ist. Wenn das stimmt, dann wäre der Verzicht auf
unnötige Autofahrten ein Akt der Vernunft.“
Zu einem Brennpunkt der Verkehrspolitik in Flensburg
„Es ist für einige Lokalpolitiker sonnenklar: Die Heinrichstraße unter
der Bahnbrücke ist weder ein Engpass noch ein Problem: „Das Problem sind
unvernünftige Fußgänger“, so SSW-Ratsherr Edgar Möller und der
planungspolitische Sprecher der CDU, Arne Rüstmeier. Die Frage, ob
Fußgänger, Radfahrer oder Autos den Engpass verursachen, wird gar
nicht erst gestellt. Die Dominanz des Autoverkehrs ist naturwüchsig.
Fußgänger und Radfahrer haben sich den Anforderungen der autogerechten Stadt
anzupassen. Und viele Bewohner, ich spreche hier bewusst nicht
von verantwortungsvollen Bürgern, empfinden und bewerten diese
Situation nicht als Zwang, sondern als eine Zunahme von
Lebensqualität. Problemlos nehmen sie bei jeder Ortsveränderung
über hundert Meter ohne Not ihr Auto in Anspruch. Dass eine solche
Lebensweise auf Kosten von Klima, wertvoller Energie, städtischen
Strukturen und Gesundheit, letztlich auch ihrer eigenen geht, kommt ihnen
nicht in den Sinn. Stabilisiert wird dieses falsche Bewusstsein nicht nur
durch Werbung und einem unreflektierten Bequemlichkeitsbegriff, sondern auch
durch das bestehende Verkehrsrecht, das unbegründbar von der
Gleichheit aller Verkehrsteilnehmer ausgeht. Dieser Auffassung liegt
unterschwellig folgender Grundirrtum zugrunde: Das Gleichheitsprinzip,
das uneingeschränkt für Menschen gilt, wird auf Dinge übertragen. Bloß weil
ein Mensch in einem Auto sitzt, ist es verkehrspolitisch, ökologisch und
gesundheitspolitisch falsch, ihn mit dem Fußgänger und Radfahrer rechtlich
gleich zu setzen. Es ist ein Kategorienfehler, den Unterschied von Mensch
und Ding zu übersehen. Erst wenn diese Einschätzung sich durchsetzt, wird es
möglich werden, Kommunalpolitik mit dem Ziel einer menschen- und nicht
autogerechten Stadt zu verwirklichen.“
"E-Bikes: Ein trojanisches Pferd
Die unaufhaltbare Entwicklung von E-Bikes (schon jetzt 45km/h und zunehmend
über längere Zeiten einsetzbar) führt letztlich zu einer
unbemerkten Umwandlung vom Fahrrad zum Motorrad. E-Bikes funktionieren nach
der Weise von Dopingmittel: Man bemerkt nicht bzw.will nicht bemerken, dass
Eigenenergie durch Fremdenergie ersetzt wird" (Für die Radwelt des adfc,
erschient nicht).
„Warum hat Heimat es so schwer?
Karl-Heinz Groth verteidigt in dem Artikel „Eine Verunglimpfung der Arbeit
unzähliger Grundschullehrer“ fundiert und vielseitig Begriff und
Sache der Heimat. Dafür Dank. Aber es geht in dieser Diskussion nicht nur um
ein Schulfach, sondern um viel mehr. Tatsache ist, dass es der Heimat
faktisch und im Bewusstsein nicht gut geht. Wenn wir das nicht wollen,
müssen wir uns fragen, worin die Ursachen ihres Niedergangs liegen. Sie
liegen in der konsumorientierten Industriegesellschaft (ich nenne es die
Ökonomisierung der Lebenswelt), die die Konzentration möglichst vieler
Institutionen verlangt. Das betrifft Schulen, Ärzte, Geschäfte aller Art,
kulturelle und sportliche Veranstaltungen usw., die wiederum ein
voll ausgebautes Verkehrsnetz verlangen. So, verstärkt durch elektronische
Unterhaltungsmedien, verdunstet Heimat faktisch und im Bewusstsein zu einem
reinen Namen. Das gilt übrigens auch für das Plattdeutsche. Obwohl
diese Entwicklung häufig beklagt wird, ist sie letztlich von den Bürgern
verursacht und wohl auch gewollt. Vermittelt durch Prinzipien wie
Schnelligkeit, Billigkeit, Bequemlichkeit mit hohem Eventcharakter
wird aus einer ganzheitlichen Lebenswelt ein technischer Ort, von dem aus
die warenförmigen Bedürfnisse ohne soziale Kontakte befriedigt werden.
Was soll da noch Heimat? Frau Prof. Dr. Beate Blaseio ist also nicht
die Ursache des faktischen Niedergangs der Heimat. Aber sie nimmt
diesen Prozess ohne Trauer zur Kenntnis und fordert im Kleide des
Fortschritts Anpassungen. Sie sieht in der Verteidigung der Heimat
nicht ein berechtigtes Anliegen, in bestimmten Feldern Widerstand zu
leisten.“
„Für eine andere Verkehrspolitik
Als Radfahrer aus Überzeugung begrüße ich das „Millionen-Ding für die
Radfahrer“. Aber diese Investition ist sehr klein, wenn man sie
mit den Investitionen für die Infrastruktur des Individualverkehrs
vergleicht. Die Bevorzugung des Autos ergibt sich paradoxerweise
aus der formalen Gleichwertigkeit aller Verkehrsteilnehmer, die ich
für ungerecht halte. Deshalb plädiere ich für eine Umkehrung der
herrschenden Rangfolge. Die Bevorzugung von Fußgängern und Radfahrern
gegenüber dem Auto begründe ich mit den Auswirkungen, die die
drei Verkehrssysteme jeweils auf die Umwelt und deren Benutzer haben:
Fußgänger haben keine negativen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt, aber
positive auf die soziale und die eigene Gesundheit. Fahrräder stoßen keine
schädlichen Emissionen aus, sie fördern die Gesundheit, sind aber ein
Gefahrenpotenzial, wenn sie zu schnell und unachtsam in unmittelbarer Nähe
von Fußgängern gesteuert werden. Dass das Auto katastrophale Folgen auf das
Makro- aber auch Mikroklima hat, zeigt deutlich ein Auto mit laufendem Motor
in der Garage. Mehr dazu zu sagen, ist überflüssig. Autos haben zusätzlich
massive negative Einflüsse auf Landschaften und Siedlungen, auf das
Zusammenleben der Bürger und letztlich auch auf die Menschen selbst, sei es
in leichten bis tödlichen Unfällen oder Krankheiten mangels körperlicher
Bewegung. Öffentliche Verkehrsmittel sind so gesehen problematisch wie
Autos, was aber durch den hohen Auslastungsgrad erheblich gemildert wird.
Ein Gewinn besteht auch in der Möglichkeit sozialer Erfahrungen.“
„Freiheit auf drei Rädern
Jetzt weiß ich endgültig, dass es Sinn macht, die Erde auf der Suche
nach Energie wie eine Zitrone bis auf den letzten Tropfen
auszuquetschen - so auch durch Fracking. Täte man es nicht, wären
beispielsweise Veranstaltungen, wie die Motorrad-Gottesdienste
mit Pastor Uwe Stiller oder spannende Formel-1-Rennen bald nicht
mehr möglich. Wie öde wäre dann die Welt.“
„Quo vadis Flensburg?
Der Bürger entscheidet in der Demokratie. Das ist gut so. Der Bürger
entscheidet, was und wo er einkauft. Auch das ist gut. Aber was nicht heißt,
dass die jeweilige Entscheidung immer die beste und vernünftigste ist.
So halte ich beispielsweise die Entscheidung, im neuen Citti-Park
einzukaufen, für inakzeptabel, denn sie geht auf Kosten der historisch
gewachsenen Innenstadt sowie auf Kosten der Bewohner und des Klimas
durch den steigenden Autoverkehr. Den Geschäften der Innenstadt
und der Kommunalpolitik die alleinige Verantwortung für diese fatale
Entwicklung zu geben, ist irreführend. Meine Aufgeschlossenheit für die
Schönheit der Innenstadt ohne Auto hat jedenfalls dazu geführt, dass ich
noch nie die oben genannten Einkaufszentren betreten habe, was ich absolut
nicht als Verlust von Lebensqualität empfinde – im Gegenteil.“
neuen Citti-Park einzukaufen, für inakzeptabel, denn sie geht auf Kosten der
historisch gewachsenen Innenstadt sowie auf Kosten der Bewohner und
des Klimas durch den steigenden Autoverkehr. Den Geschäften der
Innenstadt und der Kommunalpolitik die alleinige Verantwortung für diese
fatale Entwicklung zu geben, ist irreführend. Meine Aufgeschlossenheit für
die Schönheit der Innenstadt ohne Auto hat jedenfalls dazu geführt,
dass ich noch nie die oben genannten Einkaufszentren betreten habe, was ich
absolut nicht als Verlust von Lebensqualität empfinde – im Gegenteil.“
Marcel Reich-Ranicki
Dank für den Dank von Frank Schirrmacher an Marcel Reich-Ranicki. Dieser
Humanist hat uns Deutschen den Blick für das geöffnet, was an uns und
anderen wertvoll ist. Man hätte ihn das Amt des Bundespräsidenten antragen
sollen.
„Vom rechten Lernen
Bildung kann man nicht kaufen und auch nicht geschenkt bekommen.
Bildung kann man weder implantieren noch über Tabletten erzeugen.
Nur die Bedingungen des Erwerbs in Form von Unterrichtsmedien, Freiräumen,
Einrichtungen, Zuwendungen, Ermunterungen können beigesteuert werden. Danach
hören die Möglichkeiten der privaten und gesellschaftlichen Hilfen auf. Im
Kern kann allein der Lernende den zumeist anstrengenden Prozess der
Bildungsaneignung übernehmen. Ablenkungen durch
Unterhaltungsmedien und Konsumangebote haben auch hier sehr wohl Raum
und Platz, dürfen aber nicht zum Lebensmittelpunkt und erst recht
nicht als Bildung missverstanden werden. Wenn das begriffen und befolgt
wird, reduziert sich die Überforderung auf eine natürliche Größe. Als einer,
der die Hauptschule mit mäßigem Erfolg abschloss und eine
Aufnahmeprüfung zur Mittelschule nicht bestand, weil er nur Fußballspielen
im Kopf hatte, weiß ich, wovon ich spreche.“
Der Ausbau von
Autobahnen
Wir haben nicht zu wenige Autobahnen, sondern zu viele
unnötige Autofahrten. Unnötige Fahrten sind die aus Langeweile, aus
Bequemlichkeit, aus Unverantwortlichkeit, aus Ich-Schwäche, aus Angst vor
unbekannten Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, aus falsch
verstandener Modernität. Aber unnötiges Fahren zu problematisieren, ist ein
gegenwärtiges gesellschaftliches Tabu.
Kulturexperten
Dr. Jörg Pauli fordert in seinem Leserbrief vom 27. 4. 13 in der FAZ, dass
Europa keine Finanz- und Wirtschaftsexperten, sondern Kulturexperten
bräuchte. Dem stimme ich unter der Bedingung zu, dass folgende Analyse und
Einschätzung im Grundsatz geteilt wird.
Die von Pauli kritisierte Politik beinhaltet heute die möglichst konsequente
Durchsetzung von wirtschaftlichen Imperativen. Man muss zugeben, dass dieser
politische Ansatz den maximalen Output von Waren und Dienstleistungen
ermöglicht. Die berechtigte soziale bis sozialistische, ökologische
und wertkonservative Kritik wird allerdings mit der Behauptung unredlich,
man könne substantielle gesellschaftliche Korrekturen vornehmen, ohne den
jetzigen Output der Wirtschaft einzuschränken. Man bräuchte nur die
Kaufkraft stärken oder durch ständig neue Schulden auf Kosten
nachfolgender Generationen die notwendigen Einschnitte umgehen. Redlich
hingegen wäre es, im gemeinsamen Diskurs alle gesellschaftlichen Felder auf
Reduktionsmöglichkeiten hin zu überprüfen und sich auf eine
Prioritätenliste zu einigen, auf was verzichtet, was eingeschränkt werden
könnte und was unverzichtbar sei. Denn nicht alle Faktoren sind optimierbar,
und jede Änderung in einem System kann absehbare sowie nicht absehbare
Folgen haben.
In unserem privaten Haushalt haben wir bisher folgende Veränderungen
vorgenommen: Verzicht auf ein Auto, Flugreisen, exotische
Nahrungsmittel, materialaufwendigen Hobbys. Dafür eine Hinwendung zu
nichtmateriellen Werten wie Bildung, Kultur, Kommunikation, Eigenbewegung,
zu Region und Stadtteil. Das gelingt nicht immer und ist sicherlich
nicht ausreichend, aber ein Anfang, um aus dem Gefängnis der
Alternativlosigkeit zu kommen. Und immer die Position von Robert
Spaemann im Hinterkopf: Das dritt- oder viertwichtigste zu unterlassen, weil
das wichtigste nicht realisiert wird, wäre das Ende aller Kultur.“
Landwirtschaft
"Landwirtschaft als Kulturleistung (lat. colere „bauen“, „bebauen“) war
immer eine Einheit von Natur und Technik – und bis jetzt war man
vom Wachsen der Natur (Leben) und vom Können der Menschen (Technik)
gleichermaßen fasziniert. Diese Symmetrie löst sich gegenwärtig sowohl im
Bewusstsein als auch in der Praxis in allen Bereichen mit großer
Geschwindigkeit zugunsten motorisierter Technik auf. Das anrührende
Titelbild der gestrigen Ausgabe, ein kleiner Jungen mit Vater vor
High-Tech, verdeutlicht genau diesen Prozess. Ob
das ein guter Fortschritt ist, bezweifele ich."
"Die Grenzen der Systeme
Im Wirtschaftsteil der FAZ schätze ich insbesondere die Beiträge von Heike
Göbel. Sie thematisiert ohne Drumherumreden die entscheidenden Beziehungen
zwischen Sozialsystemen und Wirtschaft. So macht sie
unmissverständlich deutlich, dass das System Wirtschaft nur die Waren
und Dienstleistungen verteilen kann, die vorher erwirtschaftet wurden. Die
Sozialsysteme sind auf materieller Ebene ein Teilsystem der Wirtschaft. Eine
Umkehrung ist nicht möglich. Eigentümlich scheint mir zu sein, dass keines
dieser Systeme seine Begrenzung zum nächst höheren konsequent wahrhaben
will. So ist auch die Wirtschaft, der Stoffwechsel der
Gesellschaft mit der Natur, als ein Teilsystem der Erde nicht
grenzenlos. Diese Grenzen nicht zu berücksichtigen, führt zu katastrophalen
Folgen: Die Erde wird in einem immer umfassenderen
Transformationsprozess in Waren verwandelt, die wiederum ihr
materielles Sein schließlich als Müll beenden. Diesen Prozess nennen die
Physiker Entropie. In den Anfängen der Grünen war diese Einsicht unter den
Ökologen Konsens, ist nun aber selbst in dieser Partei, obwohl aktueller
denn je, aus dem Bewusstsein verschwunden, um Platz für andere
Themen zu machen. Nicht nur grüne Politik bräuchte dringend eine
ökologische Heike Göbel, die die wesentlichen Beziehungen zwischen
Wirtschaft und Erde auf den Punkt bringt.“
„Die neue Wüste wächst
„Wir haben“, zitiert Freddy Langer im Reisblatt der FAZ Robert Adams, „die
Freiheit des Westens bekommen. Aber die Verantwortung nicht
übernommen, die sich darin verbirgt.“ Aber nicht nur dort. Zumindest Europa
bestand bis in die Fünfziger des letzten Jahrhunderts überwiegend aus
Kulturlandschaften, in denen insbesondere auf den Straßen Menschen, nicht
Autos, sicht- und ansprechbar waren. Der danach massiv sich
durchsetzende Individualverkehr, den man treffender als Vereinzelungsverkehr
bezeichnen sollte, war dann und ist immer noch die Hauptursache und
Hauptbedingung für die Transformation der Kulturlandschaft in eine
Zivilisationswüste.“
„Der Palimpsest ist die Wahrheit
Nationalstaaten beschreiben ihre Entstehung immer von einem
Ursprung aus, sei es ein Geschlecht, eine Rasse, eine Sprache oder die
Schöpfung einer transzendenten Instanz. Dadurch entstehen Einheit und
tendenziell auch Reinheit – höchst explosive Fiktionen, die jederzeit
in Gewalt umschlagen können. Die Gegenposition wäre, Geschichte in
Analogie eines Palimpsets zu interpretieren: Ein Palimpsest ist etwas
Wertvolles, weil auf derselben Manuskriptseite mehrere, sich überlagernde
Texte vorhanden sind, die heute mit Hilfe der Fluoreszenzfotografie wieder
lesbar gemacht werden können. In dieser Sicht ist es eine
hochwahrscheinliche und erfreuliche Tatsache, dass Angela Merkel einen
polnischen Großvater hat oder in Schleswig-Holstein sich die
Erkenntnis durchsetzt, dass die Sprachen Deutsch, Plattdeutsch,
Friesisch und Dänisch in verschiedenen Stärken immer präsent waren. Diese
Vielfalt ist nicht eine Auszumerzende, wie pathologischer Nationalismus es
will, sondern bedeutet Reichtum. Diese Einsicht sich
anzueignen, verlangt Offenheit, mehr Wissen, Bildung, vielleicht auch
Anstrengung. Deshalb dieses Plädoyer für gelebte Vielfalt und nicht
für Vergessen und Verdrängen, was übrigens wiederum Einheit schafft.
Die Verluste durch den Nationalismus in Schleswig-Holstein werden übrigens
sehr deutlich im Buch „Riß durchs Festland“ von Uwe Pörksen (2011), das das
leidvolle deutsch-dänische Verhältnis insbesondere im 19. bis Anfang des 20
Jahrhunderts beschreibt. Die Gewinne kommen überzeugend in „Stimmenvielfalt.
Gedichte aus Schleswig-Holstein“ von Peter Nicolaisen (2012) zum Ausdruck.“
"Notwendige Fragen
Mir, und ich vermute vielen anderen auch, war die Tragweite der
von Edward Snowden beschriebenen Datenproblematik nicht in diesem Ausmaße
bewusst. Sein Verdienst besteht also darin, dass er auf die
unkalkulierbaren und von den Bürgern unkontrollierbaren Risiken der
Datenausspähung, die sicherlich immer größer und gefährlicher werden,
aufmerksam gemacht hat. Das gelingt ihm, indem er die gegenwärtige Praxis
beschreibt, die ich aber angesichts von 11. 7. 01 und der NSU-Morden
nachvollziehen kann, obwohl erste Anzeichen bestehen, dass diese Grenze
überschritten wird. Viele Fragen tun sich auf wie: Machen Snowden und
die Medien auf diesen alles entscheidenden Unterschied von
vertretbarem Sinn und Missbrauch aufmerksam? Wo soll die Grenze
gezogen werden? Ist das Problem allein technologisch lösbar? Sollte man
vielleicht die nichtelektronische Kommunikation stärken?“
„Rückenleiden – unvermeidlich?
Die Aussage des Präventivexperten Michael Tiemann, dass „körperliche
Belastungen den Rücken stärken, während Schonung ihn schwäche“ ist die
entscheidende Ursache der zunehmenden Rückenleiden. Im Schnitt läuft ein
Bundesbürger täglich nur noch 650 Meter außerhalb von Gebäuden und sitzt
drei Stunden vor dem Fernsehapparat. Wir sind zu einer sitzenden
Gesellschaft geworden, teilweise unvermeidlich, teilweise ohne
Notwendigkeit. Die Therapie? Eigenbewegungen im Alltag: mit dem Rad zur
Arbeit und zum Einkaufen fahren, zur nächsten Busstation laufen, abends zu
Fuß ins Theater oder Kino gehen, einen Spaziergang machen und Kindern die
Chance geben, draußen zu spielen.“
„Autos und Gewehre
In Amerika löst die Einschränkung des Waffenbesitzes, in Deutschland die
Einschränkung des Autofahrens massive Proteste aus. Dass diese Gleichsetzung
nicht absurd ist, ergibt sich aus der vorurteilsfreien Analyse der Folgen
und der Argumente der Befürworter beider Systeme. Ein Unterschied besteht
allerdings: In Amerika unterstützt ein großer Teil der Bevölkerung massiv
eine Einschränkung, während in Deutschland entsprechende Forderungen
lautstark abgewehrt oder als wenig sinnvoll bewertet werden. Aber alle
Ängste in Deutschland sind unbegründet: Die bescheidene und längst
überfällige Forderung nach einem Tempolimit auf Autobahnen ist keine
generelle Kritik des Autos durch ökologische und am Menschen orientierte
Politik. Dahinter steht die Einsicht, dass die Fixierung auf das Auto viel
mehr mit Zwang als mit Freiheit zu tun hat. Auch mit indirektem Zwang, denn
inzwischen sind weit entfernte Einkaufszentren, Outlets, Dienstleistungen
usw. sind nur noch mit dem Auto erreichbar. Aber es wird
verdrängt, dass diese Strukturen das Resultat unzähliger Kaufentscheidungen
sind. Zur Kritik des Autos gehört deswegen untrennbar die Kritik der von
Bürgern geschaffenen Strukturen. Die Forderung nach einem Tempolimit auf
Autobahnen ist nicht mehr als der erste notwendige Schritt in eine bessere
Zukunft.“
„Schöne
neue Welt
Keine Weltgegend ohne Autobahnen, fünftausend Fernsehprogramme, in
drei Stunden um die Welt, Erdbeeren im November, immer größere Autos,
zwanzig Kilo abnehmen in einer Woche, Kaufen ohne die Wohnung zu verlassen.
Diese Aufzählung ist nur eine kleine Auswahl der modernen
Fortschrittswelle, an der wir teilnehmen dürfen. Alles ist möglich,
alles muss anders werden. Auch die Architektur ist davon erfasst. Hochhäuser
bekommen nun einzigartige Individualität, indem man sie – wie jetzt in
Hamburg - innovativ tanzen lässt. Aber man muss diesen Prozess noch
vorantreiben, indem man nicht nur die Dinge, sondern auch die Sprache zum
Tanzen bringt. Statt „tanzen“ schlage ich deswegen das Verb “uboafo“ vor.
Mit dieser längst fälligen Neuschöpfung wäre nun auch auf der Ebene
des Sprechens und Schreibens das Tor für den Fortschritt aufgestoßen.
Übrigens ist hier die Regel – wie ja bei allen modernen
Neuerungen - ganz einfach: Man nimmt den jeweils nächstfolgenden
Buchstaben im Alphabet.“
„Wirkwelt und Merkwelt – ein entscheidender
Unterschied
Fakt ist: Die Macht der Bilder
wird immer größer. Was der zeitgenössische Mensch
auf stehenden oder laufenden Fotos sieht, ist für ihn zunehmend
alleinige Wirklichkeit. Warum noch nach draußen gehen?
Das nicht zu tun, ist gefährlich, weil
die Ersetzung der Wirklichkeit durch Bilder, wenn einmal vollzogen, von den
Betroffenen nicht mehr kritisiert werden kann.
Dadurch ist der Mensch zunehmend nicht mehr in
der Lage, die jeweils positiven oder negativen Wirkungen einer bestimmten
Umwelt zu analysieren und zu bestimmen. Die entstandenen
Defizite können – so die hier vertretene Auffassung - nur durch die
Arbeit am Begriff, also Denken, überwunden werden. Hilfreich ist dabei
die von Jakob von Uexküll entwickelte Unterscheidung zwischen
Wirkwelt und Merkwelt. Die Wirkwelt wird
durch objektive Umwelteinflüsse verursacht, die
von den einzelnen Betroffenen, wenn überhaupt, nur bedingt verändert werden
können (den Motor ausschalten). Die Merkwelt entsteht durch
die subjektive Verarbeitung oder
Verdrängung der Wirkwelt.
Die Merkwelt ist eine Teilmenge der Wirkwelt. Umfang und Intensität
der Merkwelt sind keine Konstante, sie schwankt je nach Konditionierung,
Interessen, aktuellen Handlungszielen und Befindlichkeiten.
Warum ist diese Unterscheidung hilfreich.
Dazu ein Beispiel: Ich sehe durch ein Fenster in die Landschaft. Worin
besteht der Unterschied zwischen Wirkwelt und Merkwelt? In beiden Fällen
sehe ich die Landschaft, aber abgegrenzt durch
die Scheibe spüre ich nicht den Wind, die Intensität
der Sonnenstrahlen, aber auch nicht die Nässe des Regens und den kalten
Ostwind; rieche nicht die Blumen, die Pferde, aber auch
nicht die Autoabgase; höre nicht den Gesang der Vögel, das
Murmeln des Baches, die Stimmen von Menschen,
aber auch nicht den Verkehrslärm; vor der
Scheibe schmecke nicht die frisch gepflückte Brombeere und
von der Atmosphäre dieser Landschaft bekomme ich
nichts mit. Auf den Punkt gebracht: Es gibt Situationen, wo eine
Scheibe sinnvoll ist, aber ein Leben ausschließlich „hinter der Scheibe“
ermöglicht keine Erfahrungen, die diesen Namen verdienen.“
Friends oder Freunde?
Sascha Lobo geht in dem von ihm verfassten Artikel „Vom Genre des
Besserhalbwisserei“ im Gegensatz zu Günter Grass davon aus, dass
der durchschnittliche Nutzer zwischen „friends“ im Facebook und Freunden in
der traditionellen Definition unterscheiden kann. Dazu eine Beobachtung im
Zug: Zwei junge Männer betreten gemeinsam das Abteil, setzen sich
gegenüber hin, es folgt ein kurzer Wortwechsel, dann holen sie ihre
Handys raus und verlieren sich in ihnen. Beim nächsten Halt betreten zwei
junge Frauen das Abteil, setzen sich gegenüber hin, zeigen sich kurz
gegenseitig etwas, holen ihre Handys raus und verlieren sich in ihnen. Beim
übernächsten Halt betreten ein bildhübsches Mädchen und ein sympathischer
Junge das Abteil, setzen sich nebeneinander hin, lächeln sich kurz verliebt
an, holen ihre Handys raus und verlieren sich in ihnen. Ich stelle mir
nach dieser Beobachtung die Frage „Sind auf Handlungsebene,
nicht im Bewusstsein, doch aus Freunden „friends“ geworden?
Politische Ökologie
In unserer Gesellschaft sehe ich
(wortwörtlich) wesentlich mehr Probleme des Zuviels als des Zuwenigs.
Beispiele: Fernsehkonsum, Autofahren, Kinderzimmer, Überangebote,
Markenkleidung, Fernreisen ohne Bewusstsein, Energiebedarf, Bewegungsmangel.
Das Zuviel hat eine subjektive Seite (körperliche und psychische Gesundheit)
und eine objektive Seite (Erdzerstörung). Dieses Zuviel wird weder von der
Linken (wegen der Gleichheit) noch von der Rechten (wegen des
Wirtschaftswachstums) kritisiert. Dieses Zuviel zu thematisieren und zu
problematisieren wäre die historisch wichtige und genuine Aufgabe der
Grünen, denn das Zuviel entsteht durch maßloses Wirtschaften und Konsumieren
mit den unheilvollen Auswirkungen auf die Umwelten der Erde.
Die hier skizzierte Position speist sich
insbesondere aus Texten von Herbert Marcuse (Der Eindimensionale Mensch,
Kritik der Repressiven Toleranz), Erich Fromm (Haben und Sein), Ernst
Friedrich Schumacher (Small is beautiful) und Adorno (Minima Moralia).
Geht aber auch auf Thoreau und Rousseau zurück. Glücklicher Weise gibt es
auch ein große Zahl zeitgenössiger Autoren, die an dieser Position arbeiten.
So z. B. der
genden Leserbriefs, der sich auf einen
wichtigen Aspekt des G20-Gipfels bezieht, von dem Sie ausführlich
berichteten
französische Philosoph und Praktiker Pierre Rabhi.
Politische Ökologie i. w. S. ist das
Kerngebiet der Grünen, hier liegt die eigentliche Kompetenz und
Sinnhaftigkeit ihres Engagements, hier sind sie authentisch und
überzeugend. Weit mehr als die Hälfte aller politischen Entscheidungen
sind aus dieser Sicht öko-logisch begründbar.
Aber nicht alle politischen Felder haben
eine bestimmende ökologische Dimension, das Gegenteil zu behaupten wäre
ökologische Ideologie. Wie verhält sich grüne Politik zu diesen Feldern? Da
man nicht nicht kommunizieren kann, ist Stimmenlogikeit keine Option.
Begründete Übernahme oder das Bemühen, das jeweilige Problem selbst zu
durchdringen, wären Wege. Wichtig wäre, diese Andersartigkeit deutlich
herauszustellen „Wir haben in diesem Feld nicht die Sicherheit wie in
ökologischen Feldern“.
„Ein
bedingtes Ja zu Preiserhöhungen
Grundsätzlich gegen jede Art von
Preisanstieg zu sein, wie sie stereotyp von der Wirtschaft und von
linkspopulistischen Kreisen vertreten wird, ist dann inakzeptabel, wenn die
Gegnerschaft nicht argumentativ abwägend vertreten wird. Diese dogmatische
Haltung wird gegenwärtig besonders deutlich in dem Für und Wider der
Generierung von Ökostrom: Zwar wird Ökostrom in zumutbaren Grenzen teurer,
aber dafür bekommen wir eine Zukunftsperspektive. Gleiches gilt für die
nachvollziehbare Einführung eines Mindestlohnes. Ebenso nachvollziehbar ist
für mich, wenn dann die betroffenen Produkte und Dienstleistungen teurer
werden. Diese zwei Beispiele verallgemeinert: Für eine human-ökologische
Politik sind Preiserhöhungen gegebenenfalls unverzichtbar. Dazu gehört
auch, diese Erhöhungen mit seinem eigenen Geld angemessen und ohne den
üblichen Aufschrei aus Einsicht in die Notwendigkeit mitzutragen.“
„Ein realistisches Ja zu Preiserhöhungen
Grundsätzlich gegen jede Art von
Preisanstieg zu sein, wie von der Wirtschaft und von linkspopulistischen
Kreisen vertreten, ist dogmatisch. Man muß von Fall zu Fall abwägen. So
wird Ökostrom zwar in zumutbaren Grenzen teurer, aber dafür bekommen wir
eine Zukunftsperspektive. Gleiches gilt für die Einführung von
Mindestlöhnen. Dass die davon abhängigen Produkte und Dienstleistungen
teurer werden, ist grundsätzlich unvermeidlich. Dazu gehört auch, diese
Erhöhungen mit seinem eigenen Geld aus Einsicht in die Notwendigkeit
mitzutragen.“
„Bezahlbare Energie – ein trojanisches Pferd
Die überall zu hörende Forderung,
dass Energie – nicht Brot! - bezahlbar sein müsse, ist genau das falsche
Signal, um die das Klima schonenden Maßnahmen fortzuführen. Stattdessen
wird die Option Atomenergie als billige und unbegrenzte Alternative wieder
aktuell. Auch der zunehmende Individualverkehr und der Ausbau von
entsprechenden Infrastrukturen auf Kosten von Landschaft und Lebensqualität
werden den Energieverbrauch weiterhin erhöhen. Die grundlegende
Entscheidung, Wirtschaftswachstum als Selbstzweck, bleibt damit eine quasi
naturwüchsige, d. h. unterhinterfragbare Aufgabe. Die Folge: Der
gegenwärtige individuelle und kollektive Energieverbrauch wird damit erneut
zementiert - business as usual.“
„Gegen einseitige Kritik
Vor einigen Tage habe ich den Aufruf „Die Demokratie verteidigen im
digitalen Zeitalter“ unterschrieben, allerdings folgende Anmerkung
hinzugefügt: Ich bin der USA mein Leben lang dankbar, dass sie uns vom
nationalsozialistischen Totalitarismus (auch innerlich) befreit und die
Bundesrepublik Deutschland auf den Weg zur Demokratie geführt hat. Ich
verstehe auch einige Argumente der Amerikaner nach dem Angriff auf das
World Trade Center sowie deutscher Unterstützer nach den NSU-Morden.
Verstehen heiß aber nicht Akzeptieren. Man stelle sich nur vor,
undemokratisch regierte Staaten hätten über diese Mittel verfügt bzw.
verfügen über sie. Dass die digitale Ausspähung nur der Verhinderung von
Terror dient, sondern wohl auch ökonomisch motiviert ist und zur
Absicherung des ungeheuren Energie- und Rohstoffbedarfs nicht nur der
amerikanischen Wirtschaft dient, kommt hinzu. Ich denke, momentan gleicht
der Gewinn an Sicherheit nicht den potentiellen Verlust an Freiheit aus.“
(in der FAZ v. 14. 12. 13)
"Die Aktualität der Geschichte
„Dass ein Tageblatt auch dann interessant sein kann, wenn es gerade nicht
von ausschließlich Gegenwärtigem berichtet, belegt die im Kleide der
Aktualität erscheinende Kolumne „1864 Der Krieg um Schleswig-Holstein“.
Was im Bewusstsein oft als einfaches Resultat erscheint, erweist sich bei
näherem Hinsehen als ein viele Dimensionen umfassender Prozess von
Möglichkeiten und unterschiedlichen Positionen. Von der Komplexität dieses
geschichtlichen Ereignisses zu wissen, dient nicht nur dem besseren
Verständnis des deutsch-dänischen Verhältnisses, sondern hilft, Konflikte
generell besser verstehen zu können.“ (im shz vom 14. 12. 13)
„Halbierte Rationalität?
Der ADAC konstatiert, dass es auf deutschen Autobahnen im Jahr 2013 rund
415 000 Staus mit einer Gesamtlänge von 830 000 Kilometern gab (FAZ v, 31.
12. 13). Der Ausbaubedarf des Straßennetzes sei dringend. Aber ist der
Ausbau logisch zwingend? Ersetzt hier nicht die normative Kraft des
Faktischen (Jellinek) das Bedenken logischer Möglichkeitsräume? Müssten
nicht die Ursachen des zunehmend motorisierten Individualverkehrs
ebenfalls hinterfragt werden? Viele Staus entstehen durch unnötige Nutzung
des Autos. Unnötig, weil kurze Strecken nicht zu Fuß oder mit dem Rad
bewältigt und öffentliche Verkehrsmittel von zu vielen Autofahrern
prinzipiell nicht in Anspruch genommen werden. Dass es mit weniger
Autonutzung oder gar ohne Auto nicht nur gut, sondern besser geht, ist meine
langjährige Erfahrung. Ich möchte jedenfalls nicht dazu beitragen, dass
durch den forcierten Ausbau des Straßennetzes die Versiegelung von
Landschaften fortschreitet und unsere Städte ihren urbanen Charakter
endgültig verlieren - von klimatischen Verschlechterungen gar nicht zu
sprechen.“
"Plädoyer für die Zeit
Sicherlich ist für bestimmte Betriebe und Personen ein
Glasfaser-Anschluss eine lebenswichtige Infrastruktur, aber bestimmt
nicht für jeden Bürger eine Notwendigkeit. Hinter dieser Forderung liegt
eine tiefer liegende psychische Struktur: Wir haben keine Geduld mehr. Alle
Wünsche und Bedürfnisse müssen in kürzester Zeit befriedigt werden.
Allgemein gesagt: Der Zeitaufwand für jegliches Handeln wird auf das
technisch mögliche Minimum beschränkt. Heinrich Heine sprach von der
Ermordung des Raumes durch die Eisenbahn, jetzt ist die Ermordung der Zeit
dran.“ (im shz v. 30. 1. 14)
„Einseitige Logik
Die unterstützungswürdige Forderung „Leben ist angesagt“ in dem
gleichnamigen Artikel von Michael Braun ist faktenreich und zeigt
interessante Querverbindungen. Trotzdem drängen sich zusätzliche
Fragen auf: Gilt die Gleichung: „Leben = Konsum“ wirklich? Kann es nicht
sein, dass bestimmte Formen und Größen des Konsums Leben einschränken, ja
ersetzen? Dass viele menschliche Bedürfnisse nicht im Konsum aufgehen,
Verzicht nicht auch Gewinn ist? Hat erhöhter Konsum nicht auch etwas mit
unnötigem Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung zu tun? Wenn
ich mir die gehetzten Konsumbürger ansehe, kommen mir Zweifel auf, ob der
Besitz eines Mercedes der A-Klasse und das Tragen von
italienischen Schuhen das Glück erhöhen. Das Thema Konsum muss ganzheitlich
betrachtet und diskutiert werden.” (für den shz v. 12. 3. 14, aber bis jetzt
nicht erschienen).
„Sprachliche Konfusion
Der Artikel in der FAZ v. 25. 3. 2014 „Mehr Bewegungsmuffel in Europa“
zitiert Ergebnisse einer Eurobarometer-Umfrage, die sich allein auf
sportliche Aktivitäten beziehen. Überschrift und Inhalt des Artikels
zusammen suggerieren die häufig vertretene Reduzierung von
Eigenbewegung auf Sport. Das ist falsch. Menschen, die im Alltag zu
Fuß Einkaufen gehen, mit dem Rad zur Arbeit fahren und im Urlaub
wandern sind mitnichten Bewegungsmuffel. Sie praktizieren alle eine
alternative Lebensform, die Verantwortung für die Umwelt und für sich
übernimmt. Die Frage bleibt, wer an dieser sprachlichen Konfusion
Interesse hat. Die Wirtschaft und die Sportverbände? Eigenbewegung im Alltag
hat keine wirtschaftlich ausgerichtete Lobby, sondern lebt allein aus der
individuellen und kollektiven Vernunft.“ (für die FAZ, nicht bis jetzt
erschienen) .
„Auf den Verzicht verzichten?
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ruft zu einem
klimaverträglichen Lebenswandel auf, was von der Unionsfraktion
als „Verzichtsumweltschutz“ interpretiert und abgewiesen wird. Kann es nicht
sein, dass bestimmte Formen und Größen des Konsums Leben einschränken, ja
ersetzen? Dass viele menschliche Bedürfnisse nicht im Konsum aufgehen,
Verzicht sich sogar als Gewinn entpuppt? Hat erhöhter Konsum nicht auch
etwas mit unnötigem Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung zu tun?
Wenn ich mir einerseits die gehetzten Konsumbürger, andererseits die
Ergebnisse des Weltklimaberichts ansehe, sollten wir uns zuallererst mit den
Bedürfnissen des Menschen auseinandersetzen: Alles kann zum Bedürfnis
werden. Das wäre die qualitative Dimension. Da Bedürfnisse
grundsätzlich keine selbstverständlichen Grenzen kennen, vermehren sie
sich ständig. Das wäre die quantitative Dimension. Die uneingeschränkte
Logik der Bedürfnisse führt zu guter oder schlechter Maßlosigkeit. Beispiel
für eine gute Maßlosigkeit wäre das Streben nach Bildung, für eine schlechte
der ständig zunehmende Motoreneinsatz, der auch nicht durch technische
Verbesserungen zu kompensieren ist. Permanentes Wirtschaftswachstum und
technische Innovationen schaffen in der Mehrheit der Bevölkerung die
Möglichkeit, in immer größer werdendem Umfang Maßlosigkeit zu
realisieren. Wer daran nicht teilnimmt, wird ohne Umschweife zu
den Opfern gezählt.
Falsch wäre es, diese Maßlosigkeit allein aus dem Wesen der
kapitalistisch verfassten Wirtschaft abzuleiten. Vielmehr ist sie in der
gegenwärtig dominierenden Form von Geld und Technik im Wesen des
Menschen angelegt und kann jederzeit unter bestimmten Bedingungen die
Oberhand über das Denken und Handeln von Individuen und Kollektiven
gewinnen. Das ist übrigens auch die negative Möglichkeit von Freiheit.
Hierin liegt meiner Meinung nach der tiefe Grund, uns mit dem Verzicht
auf Maßlosigkeit (wortwörtlich) auseinandersetzen zu müssen. Die Position,
auf die Diskussion über den Verzicht zu verzichten, ist eine antirationale
Position, die letztlich die Menschheit zu Lemmingen macht, die
unkritisch und ohne Reflektion sich nicht vom Weg in den offensichtlichen
Abgrund abbringen lassen.
Dass eine auf Demokratie und Freiheit beruhende ökologische Politik, die
diesen Namen verdient, eine Riesenaufgabe ist, die auch Schuld auf sich
laden würde, ist unzweifelhaft. Aber aus meiner Sicht gibt es keine
Alternative zu ihr. Als ein Beitrag dazu verstehen sich die hier dargelegten
Gedanken.“ (in FAZ nicht erschienen).
„Für eine Kursänderung
„Die Deutschen wollen nicht auf ihr Auto verzichten“. Aber die Erderwärmung,
die Unwirtlichkeit der Städte, die Erfahrungslosigkeit der Menschen, die
Krankheiten durch Bewegungsmangel sind starke Argumente für eine alternative
Lebensweise durch Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs.
Gleichzeitig sollten wir uns auf unsere körperlichen Potenzen in Form von
Gehen und Radfahren im Alltag besinnen und energiesparende öffentliche
Verkehrsmittel benutzen.
Vernunft wird als Einsicht in die Notwendigkeit bestimmt: Seien wir also
keine Lemminge, die einen einmal eingeschlagenen Weg nicht verlassen, auch
wenn er in den Untergang führt. Es geht nämlich auch gut ohne Auto.
Viele Menschen, auch wir, praktizieren es bereits.“ (in shz
erschienen)
„Andere Präferenzen (Die Differenz)
Für Autofahrer, ob aus Lust oder Notwendigkeit, ist der Ausbau der A 20 eine
Herzensangelegenheit, für mich ist der Erhalt der Erde, aktuell die
Eindämmung ihre Erwärmung, wichtiger.“ (in shz 16. 4. 14)
„Die Schönheit der Innenstadt (geändert
in: Einkaufen lebt vom Augen-Blick)
Das informative Photo vom Holm und der Text „Händler gegen
Online-Konkurrenz“ (v. 22. 4. 14) machen zweierlei deutlich: Wir haben
einerseits eine der schönsten Innenstädte Deutschlands,
andererseits wird sie von vielen Bürgern zumindest im Alltag gemieden. Die
Ursache für diese Nichtbeachtung liegt nur scheinbar in den zumeist gehörten
Argumenten. Ihre Ursache liegt tiefer, nämlich in einer
dramatischen Reduktion hin zum zweckrationalen Denken und Handeln in allen
Bereichen. Einkaufen ist aber mehr, als nur in den Besitz einer Ware zu
gelangen. Zum Einkaufen gehört auch Schönheit, Augen-Blicke, Vielfältigkeit,
Begegnungen, Überraschungen, Spontaneität, Selbstbestimmung sowie sich
körperlich und geistig bewegen. Auch ist die Innenstadt problemlos zu
Fuß, mit dem Rad oder Bus erreichbar, was Flexibilität im Denken und
Handeln sowie Rücksichtsnahme gegenüber gewachsenen Stadtstrukturen
verlangt. Wem es allerdings genügt, möglichst schnell, bequem und isoliert
seinen Einkauf zu erledigen, der ist in den großen Zentren am Stadtrand und
noch besser im Internet aufgehoben. Da jeder Kaufakt zumindest auch
ein kommunalpolitischer ist, steht jeder Bürger vor der Entscheidung: „Wohin
gehst Du?““ (im Flensburger Tageblatt, 24. . 4. 14)
“Eigenbewegung im Alltag
Die zunehmende Anzahl von informativen Beiträgen im Flensburger Tageblatt
zum Thema Bewegung, genauer Eigenbewegung zu Fuß oder mit dem Rad, ist
hilfreich, notwendig und begrüßenswert. Das noch zu
leistende ökologische Sahnehäubchen wäre, den Zusammenhang von Eigenbewegung
im Alltag und Klima- bzw. Umweltschutz noch stärker herauszustellen. Denn:
Jede motorisierte Fahrt belastet die Umwelt. Es gibt viele Ziele, sei
es zum Einkauf, zur Arbeitsstelle, in Restaurants oder Sportstätten,
die man aus gesundem Egoismus zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen kann. Die
Formulierung „Eigenbewegung im Alltag“ enthält die sinnvolle Einheit von
Gesundheit und Klimaschutz.” (am 8. 5. 14 an shz abgesendet, nicht
erschienen)
„Wer sind die Raubritter?
In seinem Leserbrief (v. 6. 6. 14) bezeichnet Horst Panier die
seiner Meinung nach zu hohen Parkgebühren in der Innenstadt als ein Akt des
Raubrittertums.
Mir stellt sich allerdings die Frage, wer die wirklichen
Raubritter sind. Die Stadtverwaltung, wie er meint, oder sind es nicht
gerade die Autofahrer selbst,
die der Innenstadt ihre Schönheit, ihre gute Luft, ihre Urbanität rauben?“
(am 6. 5. 14 an das Flensburger Tageblatt gesendet, aber nicht erschienen).
„Staubehebung
Staus sind kein Naturereignis, sondern entstehen durch sinnvolles oder
gedankenloses Handeln. Gedankenlos ist, für jede Ortsveränderung allein
das Auto in Anspruch zu nehmen und die Nutzung öffentlicher
Verkehrsmittel, des Fahrrades oder gar der eigenen Füße als unzumutbar
auszuschließen. Auf Staus mechanisch mit dem weiteren Ausbau des
Straßennetzes zu reagieren, ist auch eine Form von Gedankenlosigkeit.” (im
shz am 11. 7. 14 erschienen)
"Die Frage der Schikane
Wer schikaniert
eigentlich wen? Der Senat die Autofahrer oder die Autofahrer die Stadt und
ihre Bewohner?"
Zum Artikel "Straßen für
Radfahrer - Senat schikaniert Autofahrer. CDU wirft der SPD ideologische
Politik vor" (erschienen im Hamburger Abendblatt v. 23. 7. 14)
“Zumutbar
Ein Appell an die Venunft der
Falschparker beim Ostseeman: Zumindest bei Sportveranstaltungen sind
Fußmärsche von zwei Kilometer und Radwege von fünf Kilometer Entfernung zum
Ort des Geschehens zumutbar, aus meiner Sicht sogar wünschenswert. Eine
reale Sportveranstaltung darf sehr wohl ein Minimum an körperlicher
Anstrengung verlangen. Das macht übrigens ihre einzigartige Qualität im
Gegensatz zum passiven Sportkonsum vor dem Fernsehapparat aus.” (am 15. 8.
14 erschienen im Flensburger Tageblatt)
„Ein Nahversorger in Tarup hat
Zukunft (Tarup ist ein
Stadtteil von Flensburg, bm)
Obwohl die engagierte Bürgerinitiative „Treffpunkt Tarup“ aus meiner Sicht
über ein überzeugendes Nutzungskonzept verfügt und bereitwillige Investoren
gefunden hat, gibt es beträchtliche Hindernisse. Die Nospa, der dänische
Insolvenzverwalter und offensichtlich auch die Politik scheinen in dem
vorgelegten Projekt keine wirtschaftlich vertretbare Lösung zu sehen, obwohl
sich die Situation inzwischen positiv für den Standort Tarup verändert
hat, was aber von den drei Institutionen bisher nicht wahrgenommen
wurde.
A. Die Schließung des Edeka-Marktes vor nun
fast zwei Jahren hat bei vielen Bürgern zur Einsicht geführt, dass
sie zu dessen Schließung beigetragen haben, weil sie dort nur selten
einkauften. Häufig höre ich inzwischen den Satz „Das würde ich nun anders
machen.“ Auch erkennen viele, dass die Fahrten zu den
bekannten Einkaufszentren unterm
Strich nicht billig sind und dass ein übergroßes Angebot gar nicht so
lebensnotwendig ist.
B. Bürgermeister Henning Brüggemann, Vorsitzender
des Klimapakts, hat mit Recht kein Verständnis dafür, wenn man mit dem Auto
zum Brötchenholen fährt. Das verallgemeinert: Nahversorger, die ohne
größeren Aufwand zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sind, sind auch ein
Beitrag zum Klimaschutz.
C. Immer mehr Taruper Bürgern wird bewusst, dass sie
in einem
Stadtteil ohne Mittelpunkt wohnen. Ein Einkaufszentrum in Tarup
gäbe diesem Stadtteil wieder ein sichtbares und ansprechendes
Zentrum, wo man sich trifft, austauscht und kennen lernt, kurz: ein
Ort, an dem eine lebendige Öffentlichkeit sich entwickeln kann.
D. Das Bewusstsein für eine nachhaltige und
zukunftorientierte
Entwicklung steigt. Das bisherige Konzept der Ausweitung des
Individualverkehrs erreicht Grenzen: Einerseits werden die Energiekosten
notwendigerweise weiter steigen, andererseits werden die krankmachenden
Folgen durch den Verzicht auf Eigenbewegung in Alltagssituationen
immer offensichtlicher. Das Ende der Bequemlichkeit naht. Eine Entwicklung
zu kleinteiligen Strukturen mit gut erreichbaren
Einrichtungen wird notwendigerweise die Folge sein. Nahstrukturen sind
nachhaltiger und letztlich zukunftssicherer.
Ich appelliere deshalb an die Nospa, den Insolvenzverwalter und die
Stadt Flensburg, nicht von Verhältnissen von vor zwei Jahren auf
zukünftige zu schließen, denn das wäre Denkfaulheit zum Nachteil der
Zukunft. Gleichzeitig fordere ich alle Taruper Bürger auf, sich ihrer
Verantwortung gegenüber ihrem Stadtteil zu öffnen, diesen nicht nur als
reinen Platzhalter für ihr Wohnen zu betrachten, sondern sich aktiv in die
dortige soziale Situation zu integrieren– und das hieße auch, dort in
Zukunft so viel wie möglich einzukaufen – wenn wir endlich wieder einen
Nahversorger haben.“