Archiv: "Kritik der Unterhaltungsmedien"

  Endstand: 10. 2. 24

  1. Ein Wohnzimmer mit einem überdimensionierten Bildschirm ist keines mehr, es ist ein Fernsehzimmer.

    Platon hat im Dialog „Der Staat“ die Malerei als bloß Scheinproduktion denunziert: Der Künstler ist ein Gaukler, dem es gelingt, Kinder und Toren zu täuschen. Die Malerei ist unedel, verkehrt mit Unedlem und erzeugt bloß Unedles.

  2. Bilder bzw. Filme bleiben fremd, wenn man sie nicht mit großem Interesse „durchtränkt“. Aber!  Bei Bildern bzw. Filmen ist man immer in einer vorgegebenen Bedeutungswelt, die oft attraktiver ist als die Wirklichkeit, in der man sich befindet. Das Bild ist aber eben nicht die Wirklichkeit.

  3. Gefahr: Man  beschäftigt sich ausschließlich mit Medieninhalten, die zu verstehen ein Minimum an Aufmerksamkeit verlangen, aber trotzdem als sinnvoll und wichtig bewertet werden.

  4. Bildmedien ersetzen die Einbildungskraft, machen sie überflüssig und damit „arbeitslos“. Man vergewissert sich nur noch, dann hört das Denken auf.

  5. Wer den Fernseher gewohnheitsmäßig einschaltet, schaltet sein Ich aus.

  6. Über Bilder kommen wir – von Ausnahmen abgesehen – nicht an innere Prozesse heran. Wir stehen immer davor. Bei Gesten und Wahrnehmungen schon eher. Die einzige  Brücke verläuft über das gehaltvolle Wort.

  7. Vernünftiger Internetgebrauch erweitert sehr stark menschliche Möglichkeiten.

  8. Ich benutze den PC als Schreibmaschine + Speicher. Ganz selten für Informationen wie Hopolong Cassidy

  9. Im Lexikon etwas nachsehen verbraucht in diesem Moment keine Energie.

  10. Internet wird langsam zum dominanten Medium der Alltagskommunikation.

  11. Hypothese: Gäbe es keine elektrischen Medien, würde die Zahl der Nachteulen drastisch sinken.

  12. Wer jeden Tag zehn Stunden fernsieht, kann wahrscheinlich nicht viel anders denken und fühlen wie es diese Medien vorschreiben.  

  13. Das Ins-Bewusstsein-Treten von inneren Vorstellungen („Bilder“)  geschieht mit Hilfe der Einbildungskraft, bei äußeren Bildern und insbesondere elektronischen Medien übernimmt externe Energie diese Arbeit. Der aktive Einsatz der Einbildungskraft zeichnet aber den  Menschen aus. Sie nicht zu aktivieren, reduziert drastisch menschliche Fähigkeiten. Pointiert:  Bilder machen die Einbildungskraft  überflüssig – und diese zeichnet den lebendigen Menschen aus.

  14. Die Stellungsnahme „Gefällt mir“ bzw. „Gefällt mir nicht“ verlangt grundsätzlich ein Minimum an intellektuellen Anstrengungen. 

  15. Bilder „entinhaltichen“, d. h. die Wahrnehmung  von Bildern zeigt nur ihre Form aus einer (1) Perspektive. Die Form ist längst nicht das Ganze. Formen  täuschen, wenn man meint, sie würden das Ganze vermitteln. Man nähert sich dem Ganzen, wenn man auch die anderen Sinnesorgane handelnd mit dem Gegenstand umgehen lässt, also Streicheln, Hochheben, Riechen, Schmecken usw. Entscheidend ist erst der Umgang mit lebendigen  „Dingen“, möglichst mit allen Sinnen in langen Zeitabständen, also direkte Objektbegegnung. Das impliziert auch massive Eigenbewegung, denn über die muskuläre Tätigkeit kommen entscheidende „Informationen“. Aber immer erscheint eine räumliche, zeitliche und  grundsätzliche Erkenntnisgrenze: Das Ding an sich ist uns nicht zugänglich. Fazit: Wir leben in einer medial-visuellen Realität und meinen, das genüge, um sie zu erkennen. Erkennen ist oft eine Reduktion. Messen ist noch keinen  Kennen und Erkennen im tieferen Sinne.

  16. Die Differenz zwischen künstlicher und wirklicher Wirklichkeit ist entscheidend.

  17. Filme und Bilder ansehen ist eine drastische Reduzierung menschlicher Fähigkeiten bzw. des Lebens. Wörter lesen (=Aufheben) stärkt dagegen die Einbildungskraft, die Eigenschaft, die vielleicht nur den Menschen auszeichnet, ihn auch lebendig macht.

  18. Narrative als Film oder Buch laufen Gefahr, zu  überschreiben (Palimpsest), sachliche Informationen vertiefen und differenzieren u. U. Erlebnisse.

  19. Das Anschauen  von Produkten fremder Einbildungskraft tötet die eigene Einbildungskraft. Es entsteht Täuschung.

  20. Filme ansehen ist nicht Spielen.

  21. Die Unterhaltungsmedien füllen nicht, sondern entleeren. Sie entleeren aber auch Straßen und Vereine Äußere Bilder überdecken die Fähigkeiten der Einbildungskraft bzw. machen sie überflüssig, d. h. stellen sie still.

  22. Bewegungen von Objekten in der Umwelt erzwingen Aufmerksamkeit. Aus den Fernsehgeräten quillt ständig eine Flut von sich bewegenden Objekten in Bildform.

  23. In jedem Menschen ist das Potential für  aktive oder rezeptive Hochkultur vorhanden. Hochkultur ist eine unverzichtbare Norm.

  24. Die Zahl der materiellen Dinge ist endlich, die der Symbole, seien es Bilder oder Wörter, ist  unendlich. Deshalb laufert in den Symbolen die Gefahr der Uneigentlichkeit.

  25. Serien zehn Stunden ohne Unterbrechung in einer Fernsehgruft über sich ergehen zu lassen, scheinen eine gleich starke Macht zu besitzen wie der Tod in einer realen Gruft

  26. Materielle Dinge (also auch Bilder) haben auf Zeit immer eine feste Form, der Geist nie. Das ist der Unterschied.

  27. Auch Signifikanten wirken sinnlich durch sich selbst, während die Signifikate (Bedeutungen) erst  im Bewusstsein entstehen.

  28. Beim Fernsehen ist der Mensch geistig und körperlich still gestellt Die geistige Tätigkeit besteht bei Unterhaltungssendungen kognitiv oft nur aus dem Erkennen von Dingen „Das ist ein Hund“ und emotional nur aus „Das ist gut oder das ist schlecht“.
  29. Äußere Bilder überdecken die Fähigkeiten der Einbildungskraft bzw. machen sie überflüssig, d. h. stellen sie still.

  30. Bewegung von Objekten in der Umwelt erzwingt Aufmerksamkeit. Aus den Fernsehgeräten quillt ständig eine Flut von sich bewegenden Objekten in Bildform.

  31. Ein Bild ist inhaltslose Form. Die realen Inhalte der Form sind nicht das Bild, sondern Farbflecke, Lämpchen usw. Ein Inhalt, der dem Bild entspricht, ist ein reines Gedankending, ein Produkt der Einbildungskraft. In einer Metapher: Das Bild entspricht einer Kuchenform, ein Kuchen selbst ist absolut nicht vorhanden. Man muss sich den Kuchen  mehr oder weniger unvollständig  denken bzw. phantasieren. Die Formen müssen sich aus den bislang gemachten und erinnerten selbst gemachten Erfahrungen speisen.  

    Aber auch hier gilt: Die Phantasie ist nicht die Wirklichkeit.

  32. Unterhaltungsmedien wirken, aber nicht als wirkliche Wirklichkeit, sondern als wirkungslose  Wirklichkeit. „The medium is the message“ (Marshall McLuhan).

  33. Autos stellen die Nutzer still, Bilder stellen das Dargestellte still. Das gilt auch für Bilder im Plural (= Films). Gemälde sind wertvoll, nicht, weil sie Wirklichkeit abbilden, das können Photos viel besser, sondern weil sie eine Wirklichkeit, vielleicht die wirkliche Wirklichkeit zeigen.

  34.  Autofahrer sind fast tot. Fotografierte Lebenwesen sind immer tot. 

  35. Emotionale Fotos brennen sich tiefer in die Seele ein als entsprechende Wörter und Zahlen. Bilder verfälschen, weil sie immer nur eine Perspektive haben, also vieles kategorisch nicht zeigen.

  36. Der große Unterschied: Wahrnehmungen bzw.  innere Vorstellungen vs. äußere Bilder. Vorstellungen sind dynamisch, Bilder sind statisch, weil sie über einen festen Rahmen verfügen.

  37. ..und dann raunen die Befürworter: „Im Fernsehen gibt es hochinteressante Sendungen“. „The medium is the message“ können sie nicht denken.

  38. Unterhaltungsmedien konsumieren, ist Leben auf niedrigstem Aktivitätsniveau. Lesen erfordert zumindest Hochheben.

  39. Es ist schlicht unanständig gegen sich und der sozialen Umwelt, sich jeden Tag zehn Stunden vor den Fernseher zu setzen.  

  40. Wer auf Stunden seinen Fernsehapparat anstellt, knipst gleichzeitig sein Ich aus.

  41. Die Fixierung auf Unterhaltungsmedien sind ein Beleg für das Versagen oder Abwesenheit  der eigenen Einbildungs- und Gestaltungskraft.

  42. Wie kann man es überhaupt aushalten, sein „Hauptleben“ in Unterhaltungsmedien zu verbringen. Wie können sich habituelle Fernseher nur mit dem Verlust der wirklichen Wirklichkeit zufrieden geben?

  43. Beim Lesen muss ich die Bedeutungsträger (materielle Zeichen einschließlich Bilder)  bewegen, im Film bewegt die Elektrizität die Bedeutungsträger, die auf Dinge verweisen.

  44. Äußere Bilder machen innere Vorstellungen überflüssig.  Die Vorstellungen scheinen nicht konkurrenzfähig gegenüber den äußeren Bildern zu sein.

  45. Die Wahrnehmung von ununterbrochen laufenden Bildern im Filmen bzw. Fernsehen ist kein eigenständiges Denken. Bestenfalls wird der jeweilige vorgegebene Denkweg nachvollzogen.

  46. Die Zerstörung und Auflösung der subjektiven Welten geschieht  durch permanenten Einsatz von Unterhaltungsmedien. Die Sendungen der Unterhaltungsmedien sind letztendlich auch subjektiven Ursprungs, aber es ist die Subjektivität der Produzenten, die fälschlicherweise den Charakter von Objektivität annehmen.

  47. Das Wohnzimmer wird zunehmend zu einer Gruft mit Fernsehanschluss.

  48. Das blinkende Helligkeitsmonopol des Fernsehapparates in einem dunklen Zimmer ist inhaltlich nicht berechtigt

  49. Meine Einbildungskraft (Phantasie) ist mein Fernsehapparat.

  50. Ist das ein Leben? Sie sitzt täglich zwischen  zehn bis zwölf Stunden vor dem Fernsehapparat in einem Stück. Telefoniert sie mit ihrer Freundin, geht es zur Hauptsache um Fernsehserien.

  51. Es ist ein Irrtum, Signifikanten und Seiendes gleichzusetzen.

  52. Fernsehen ist der Feind des Lebens.

  53. Ein medienfreies Wohnzimmer wird zu einem kreativen Ort. Elektrisch betriebene Medien herrschen, weil sie das Tempo der Wahrnehmung und des Denkens  bestimmen.

  54. Wer jeden Tag zwischen 8 – 10 Stunden in einem Stück abends vor dem Fernseher sitzt, hat in dieser Zeit auf sein Ich verzichtet. Langes Fernsehen ist ein Existieren ohne ein Ich.

  55. Ständiges Fernsehenmüssen setzt Leere im Bewusstsein voraus und vergrößert diese Leere. Das gilt auch für die oberflächliche Konsumorientierung.

  56. Unbewegte Buchstaben auf Papier bieten Bedeutungen an, die aufgelesen werden müssen. Bewegte Buchstaben und Bilder erzwingen  Aufmerksamkeit.

  57. Je größer die Bildschirme eines Fernsehers sind, desto größer das Täuschungspotential.

  58. Die Digitalisierung hat Vorteile, aber auch Verdummung und Entmenschlichung zur Folge.

  59. Bilder ersetzen zunehmend Wirklichkeitsbegegnungen.

  60. Im  Auto hat das Bewusstsein etwas Freiheit zu gedanklicher Selbstbewegung. Während der Fernsehsendung gibt es keine Autonomie. Bbeim Lesen kann man sich problemlos in den Zustand der Autonomie setzen.

  61. Zeichen, so auch Bilder erweitern nicht Raum und Zeit, aber sie ermöglichen Konstruktion in den inneren Anschauungsformen von Raum und Zeit.

  62. Die Medien bzw. deren Zuschauer halten die größten Kontraste kurz hintereinander aus: Gott – Trash/Werbung – Mozart. Das geht.

  63. Wohnmobile haben heute eingebaute Fernsehapparate. Das ist impliziert Selbstkritik an dieser Form des Reisens, weil es nicht sinnlich ausreicht und deswegen über bildhafte Medien ausgeglichen werden soll – erhofft man sich zumindest.

  64. Wer fernsieht, ist während dieser Zeit zumindest äußerlich absolut passiv.

  65. Fernsehsendungen sind  ein Traum, der von Fremden gespeist wurde

  66. In der Auswahl der Leserbriefe erkennt man die wahre Einstellung einer Zeitung, denn sie kann sich unsichtbar hinter diesen verstecken.

  67. Bilddominierende Unterhaltungsmedien  ersetzen eigene innere Vorstellungen. Das ist wortwörtlich eine Enteignung.

  68. Große Bildschirme verstärken die Mauern des Konsum-Gefängnisses.

  69. Ich brauche keinen Photoapparat, denn ich habe Augen.

  70. Bilder enthalten  außer visuell reduzierter Zweidimensionalität keinerlei Sinnlichkeit, also nicht taktil, propriozeptorisch usw.

  71. Lebewesen sind per definitionem lebendig, sind es aber auf  Bildern nicht mehr, auch wenn sie sich bewegen. Beweis: In der Wiederholung gibt es keine Änderungen.

  72. Oberflächlicher, flächendeckender Medienkonsum lässt keinen Freiraum für das Denken. Das gilt ebenfalls für das Autofahren. Täglicher zehnstündiger Fernsehkonsum schafft eine undurchdringliche Decke zwischen inneren Prozessen und äußerer Wahrnehmung. Diese Decke kann man mit Asphaltflächen über ein Feld oder über eine gerodete Waldfläche vergleichen.  Hier ist alles Leben erstickt. Beim Autofahren entstehen zwei Asphaltflächen, eine reale und psychische.

  73. Ein Wald, den ich durchlaufe, ist für mich wirklicher als jeder Naturfilm.

  74. Der Mensch, der ständig vor dem Fernseher sitzt,  sieht nur Oberflächen, er schaut nicht. Der Tastsinn wird fast nicht in Anspruch genommen. Nicht Wind, Kälte, Untergrund, innere Prozesse durch Propriozeptoren beim Gehen werden bemerkt.

  75. gutenberg.spiegel  und Wikipedia sind gute Ausformungen des Internets.

  76. Sie beklagen sich, dass im Fernsehen nur noch Mord und Todschlag herrscht. Die Möglichkeit , ihn nicht anzustellen, kommen sie nicht.

  77. Wer ständig auf sein Handy schaut, nimmt seine jeweilige natürliche, soziale und kulturelle Umwelt nicht wahr. Wer ständig Stöpsel in seinen Ohren, hört nichts mehr in der Welt.

  78. Vorschlag: Die Fernsehzeit täglich von 19 – 22 Uhr beschränken ohne die Programmvielfalt einzugrenzen. Das wäre zwar  ein quantitativer, nicht aber ein qualitativer Eingriff.

  79. Wenn der Fernseher läuft, ist sie zu Hause.

  80. Unterhaltungsmedien sind nicht nur problematisch  wegen der Inhalte, sondern auch an sich, denn „The medium ist the message“ (McLuhan).

  81. Internet ist das Ende der Kommunikation mit offenem Visier, d. h. mit voller Namensnennung.

  82. Wir leben zunehmend in einer autonomen Zeichenwelt, die sich von lebendigen Menschen sprachlich getrennt hat. Was ist der Unterschied zwischen lebendigem Wort und Geschriebenen?

  83. Wenn man Bilder und Filme für Realität hält, hat man verloren. Sie sind eher eine Anregung für die Phantasie.

  84. Über die Symbole (Wörter und Bilder) kann man in Sekunden Räume und Zeiten wechseln. Hat das nicht negative Folgen z. B. für den Wirklichkeitsbegriff?

  85. Künstliches Licht  tut nicht gut.  

  86. Der Fernseher läuft nicht, die Nachbarn  sind also nicht zu Hause.

  87. Im Urlaubsort den Fernseher anstellen machen aus diesem einen Unort.

  88. Wörter in elektronischen Medien verschwinden schneller als eine Buchseite aufschlagen.

  89. Der Mensch hat offensichtlich einen Hang insbesondere zu gefahrlosen Spannungssituationen wie beim Krimi, Fußball oder Poker.

  90. Das ältere, bereits kleiner gewordene Ehepaar sitzt zwei Meter vor einem riesigen Bildschirm und verschwindet im Bild.

  91. Bilder machen aus Dreidimensionalität Zweidimensionalität, aus Leben Totes.

  92. Die Ruhe und Stille des Meeres ohne jegliche Motoren ist das Gegenteil von Unterhaltungsmedien.

  93. Vor unserem Fenster haben die Nachbarn ein Vogelhäuschen gestellt, das ständig von Vögeln aufgesucht wird, was wir mit Freude beobachten. Dahinter allerdings ein Fernsehapparat mit einem großen Bildschirm.

  94. Die ständig fotografierenden Japaner in Oberammergau misstrauen ihrer Sinnlichkeit, die Autofahrer ihrer Körperlichkeit und die Unterhaltungsmediennutzer ihrem Geist.

  95. Bilder und Filme vermitteln keine Wirklichkeit, sondern die Phantasien der Produzenten. Bestenfalls kann man auf diesen Phantasien seine eigenen Phantasien entwickeln. Bilder und Filme verweisen also nicht auf die Außenwelt, sondern auf die innere „Welt“. Die Formulierung, Fernsehen sei das Fenster zu Welt, stimmt nicht.

  96. Alle unsere Wahrnehmungen muss man mit Hilfe der Einbildungskraft zu eigenen inneren Bildern machen. Zu viel Bildersehen reduziert diese Fähigkeiten.
  97. In äußeren Bildern sind deren Elemente  fest zusammengefügt. Das erschwert die Phantasie.
  98. Die Grenze: Das Ich ist kein Medium.
  99. Medienangebote = Wirklichkeitsersatze.
  100. Früher wurden einige in Ketten geworfen, heute verstrickt sich jeder in elektrische Kabel. Aber vielleicht der gleiche Effekt.
  101. Die dunklen Seiten der Digitalisierung. Nicht für Unterhaltung, sondern nur zum Wissenserwerb i. w. S. Im Bereich der Unterhaltung übrigens nur in natürlicher, sozialer und kultureller Wirklichkeit.
  102. Zwischen e-book und Buch besteht ein Unterschied, aber es ist nicht der entscheidende. Entscheidend ist der Unterschied von Wort und Bild.
  103. Bilder „beschreiben“, d. h. zeigen nur Oberflächen, während Wörter, wenn intendiert, Tiefen anzeigen. Die Seele, der Geist können nur mit Wörtern Tiefe beschreiben. Mehr als versuchen, Oberflächen zu durchbrechen, ist nicht drin. Aber nur an der Oberfläche (Konsum, Unterhaltungsmedien) zu verbleiben, ist keine Option.
  104. Meine inneren „Bilder“ haben grundsätzlich nichts mit der Außenwelt zu tun.

  105. Jemand guckte am Hafen von Elmshorn ständig in sein Handy und fiel in die Krückau.

  106. Bilder von Menschen und Situationen leisten keinen Widerstand, deswegen so beliebt. So erträgt man noch Wirklichkeit. Konkrete Dinge und Situationen sind widerständig. Ein Tiger als Bild oder mit Wörter beschrieben leistet keinen Widerstand, ist nicht gefährlich, aber eine wirklichen Tiger möchte ich in der freien Natur nicht begegnen.

  107. Unsere Welterfahrung wird zunehmend medial.

  108. Die Grenze: Das Ich ist kein Medium.

  109. Medien als Fenster der Welt zu bezeichnen, ist falsch, das Gegenteil ist der Fall, sie verhindern natürliche, soziale und kulturelle Weltbegegnungen. Wir müssen eine intensive Diskussion endlich beginnen „Wo sind Medien sinnvoll, wo nicht?

  110. Unterhaltungsmedien entwerten die Wirklichkeit und machen sie zu einer Realität.

  111. Vermutung: Wenn ich ein Lexikon aufschlage, um an eine  besondere Information zu kommen, dauert das, aber vielleicht ist das sinnvoll, damit diese Information einen größeren Halt im Gehirn bekommt.
  112. Bewegte Bilder werden zu von Motoren bewegt.
  113. Lesen ist eine intensive Form der Aneignung mit Wurzeln in der Naturerfahrung.

  114. Wir leben in einer Zivilisation der sinnlichen Wahrnehmung von Dingen und deren Bildern. Die sinnlichen Wahrnehmungen werden zweierlei von Motoren bestimmt: a) In den Medien, b) im Modus des Transportiertwerdens
  115. Ein Bild ist geformte Materie, die statisch ist. Eine Wahrnehmung (inneres „Bild“) ist dynamisch, flüchtig, unscharf bis scharf, kann im Nowhere verschwinden.
  116. In Analogie zur Matrazengruft Heines könnte man auch von Fernsehgruft sprechen. Deswegen Grüfte, weil es dort auch dunkel ist und die Leichen im absoluten körperlichen und geistigen Stillstand sich befinden.
  117. Bei überlanger Mediennutzung ist der Einsatz von Körperenergie relativ gering, deswegen kann man locker zehn Stunden vor dem Fernsehapparat sitzen.
  118. Sinnliche Erfahrungen sind immer auf diese Erfahrungen begrenzt. Das ist eine absolute Grenze.
  119. Wer ständig in sein Handy guckt, verhindert, dass sein Gehirn autonome Gedanken entwickelt.

  120. Die Gleichsetzung  von  Wahrnehmungen im Auto oder oder vor dem Bildschirm mit zunehmend flüchtig werdenden Erinnerungen ist fruchtbar.
  121. Jetzt gibt es sogar ein Medikament gegen die negativen Folgen der Reizüberflutung in Medien, statt diese weniger in Anspruch zu nehmen.
  122. Bilder erzeugen Schein.
  123. Handynutzung ist der der kleinste gemeinsame Bildungsnenner. Das können nämlich alle.
  124. Als es noch kein Fernsehen gab, stand oft vor den Häuser eine Bank, auf der man sich abends zu einem Plausch traf.
  125. Internet und Bewusstsein haben in der Dynamik und Änderungen strukturelle Ähnlichkeiten.
  126. Wörter müssen sich mit dem Geist, zumindest mit Teilbereichen von ihm, verbinden, Bilder dagegen können sehr oberflächlich „auf dem Bewusstsein liegen“.
  127. Fernseher jeden Tag für Stunden anstellen ist gleichzeitig sein Leben ausstellen. Leben ist Eigenbewegung.
  128. Beim Fernsehen kommt, ob man will oder nicht,  das nächste Bild usw. In der Wahrnehmung von realen Dingen kann man den Blick „ausruhen“ lassen, wenn keine Gefahren drohen.
  129. Beim Fernsehen: Nicht der Sehende verrichtet die Arbeit, sondern der Motor im Fernsehapparat.
  130. Bilder behindern die „Arbeit“ der Einbildungskraft.
  131. Um wahrzunehmen und zu erkennen, muss man zuallererst eine innere Welt schaffen.
  132. Insbesondere das gesprochene Wort vermittelt zwischen zwei Seelen. Das Bild vermittelt nur eine Seele und eine Oberfläche, wobei meistens keine Zeit und Wille besteht, diese Oberfläche zu durchdringen.
  133. Aus einem Bild Bedeutungen „herzustellen“ ist in der Regel viel müheloser als aus einem Wort (Signifikant).

  134. Moderne Unterhaltungsmedien im ständigen Einsatz ersetzen ein persönliches, individuelles Bewusstsein.
  135. Hat tägliches stundenlanges Fernsehen mit Lebensangst zu tun?
  136. Der Motor im Fernsehapparat bewegt zur Hauptsache die Bilder, nicht der Fernsehende. Zu denken, die Bewegungen fänden im Betrachter statt, heißt, der Verhexung durch Sprache auf den Leim zu gehen.

  137. Im Zimmer sind die Vorhänge zugezogen und der Fernseher läuft stundenlang. Man könnte in Analogie zu Heines Matratzengruft von einer Fernsehgruft sprechen.

  138. Entscheidend ist, was auf dem Bildschirm erscheint.
  139. Unterhaltungsmedien  bestehen größtenteils direkt oder indirekt aus Werbung. Zusätzlich vermitteln sie das „Wissen“, ein Leben in vollständiger Bequemlichkeit  sei möglich. 
  140. Aus einem Bild Bedeutungen „herzustellen“ ist in der Regel viel müheloser als aus einem Wort.

  141. Sinnliche Impressionen schaffen ein visuelles, vielleicht schönes  Gefängnis. Nur Begriffe können transzendieren.

  142. abituelles Fernsehen und Autofahren verhindern, dass das jeweilige Potential ihrer Nutzer nicht zur Entfaltung kommt.
  143. Wenn man beim Internet „leer“ ankommt, ist es schlechte Nutzung.
  144. Was bewegt die Leute dazu, ständig in ihre Handys zu starren? Halten sie es nicht mehr bei sich selbst aus? Ist es Leere? Meine These: Der moderne Mensch muss ständig von expliziten Bedeutungen umgeben sein, auch wenn sie nur reinen Selbstzweck haben.
  145. Filme und Bilder (selbst einfache Schriftzüge werden zu Bildern) sind heutigen  Hauptobjekte der Wahrnehmung und überlagern die lebendige Realität.
  146. Sie  fotografieren ohne Unterlaß. Trauen sie ihrem Geist und Seele nicht mehr?
  147. Dass man mit jedem Handy fotografieren kann, entwertet das Photo und das Wunder, im Scheine die Wirklichkeit einfangen zu können.
  148. Das in Sprache und Bild Dargestellte ist nicht die Wirklichkeit. 
  149. Im Radio höre ich, dass Menschen bei Krawallen ums Leben gekommen sein. Den Impuls, davon in „One-Minute BBC-News“ Bilder zu bekommen, kann ich Gottseigedanke unterdrücken. Welche Funktion hätten sie?
  150. Beim Fernsehen trägt der Elektromontor den fast schlafenden Geist weiter fort. Hier gibt es viele Übergänge zum Schlaf. Beim Lesen schwieriger Texte fast nur zwei Zustände: on oder off.
  151.  Zur Bequemlichkeit:
  152. o       Fernsehen, Bilder, Filme sind Trompe-l’œil, d. h. trägerischer Schein, deren angebliche Realität erst im Gehirn entsteht.

    o       Das Foto eines Verstorbenen und die leibhaftige Gegenwart einer lebenden Person machen den Unterschied zwischen Bild und Wirklichkeit aus.

    o       Wir leben in eine Impressionszivilisation = tendenziell reine Sinnlichkeit) . Bei Vielreisen ist man mit flüchtigen  Impressionen zufrieden.

    o       Nur mit der Seele gibt es lebendige Bilder. Die Seele ist kein Fotoapparat.

    o       Das Internet verändert die Form und Art des Wissens gewaltig: Alles wird flüchtig, dynamisch und verschwindet schnell.

    o       Nach dem Verlassen der Medienwelt, entsteht eine intensiv gefühlte (soziale) Leere.

  153. Bilder und Filme ermöglichen, aggressiv zu sein, ohne dass  andere es bemerken.
  154. In jedem Hotelzimmer befindet sich ein Fernsehapparat. Das muss doch nicht sein. Könnte man nicht fernsehfreie Zimmer anbieten?
  155. Die Leere im Gehirn wird auch nicht durch übergroßen Konsum in Unterhaltungsmedien beseitigt.
  156. Unterhaltungsmedien verdichten Spannungen.
  157. Ohne Denken ist man der Sinnlichkeit vollkommen ausgeliefert. Kritik (unterscheiden) ist hier unmöglich, denn es gibt nur eins.

  158. Zeitlich langer Konsum von Unterhaltungsmedien erzwingt die Aufgabe des Unterscheidens von  Werten: Alles ist gleichwertig.
  159. Spekulation: Ein Haus strahlt keine Energie aus, aber eine Blume oder ein Hund. Deswegen reduziert sich die Wahrnehmung eines Hauses nur auf das Visuelle.
  160. Die große Gefahr besteht in der Überlagerung von Wichtigem durch Unwichtiges (palliare).
  161. Das Internet (auch von Motoren betrieben) übernimmt die Aufgabe der Herbeischaffung von Informationen. Ist das auch mit Verlusten verbunden?
  162. Dass die Wirklichkeit aus Sinnfeldern besteht, ist ein Beleg für die Notwendigkeit von Bildung.

  163. Sie ist mit einem Fernsehapparat, er mit Autos verheiratet.
  164. Bestimmte Medien befördern sinnvolle  Kommunikation, andere verhindern sie.
  165. Heute lenken nicht wir, sondern die Medien unsere Aufmerksamkeit.
  166. Bildung ist,  möglichst ständig aufmerksam sei. Die Inhalte werden durch den jeweiligen Fokus bestimmt. Bildung ist also kein Ganzes. Bildung ist nicht Kreisen, sondern spiralförmig nach oben sich entwickeln.

  167. Reisen als bloße Ortsveränderung kennt keine spiralförmige Bewegung. Deswegen muss gegenwärtiges Reisen als Bildung noch einmal hinterfragt werden.

  168. Wort oder Bild. Was ist stärker? Antwort: In der Sucht das Bild, im Bildungsprozess das Wort.
  169. Die Griechen der Antike unterschieden zwischen eidos und eikon, d. h. zwischen innerer lebendiger Vorstellung und äußerem statischen Bild. Aus meiner Sicht besteht zwischen beiden ein kategorialer Unterschied. Nur Gemälde wie die von Caspar David Friedrich  befinden sich schon im Reich der Vorstellung (eidos).

    3. Die Medien  berichten zwar von ökologischen Zerstörungen, die aber nicht in einen Zusammenhang gebracht werden.

  170. Die  Natur ist durch und durch dynamisch.  Artefakte und äußere Bilder sind tot, aber es wirkt u. U. noch das Leben des Produzenten irgendwie  noch nach.
  171. Bildung hat wenig mit Bild zu tun, sondern mit lebendigen Vorstellungen. Im Bild ist das Leben eliminiert. Die Vorstellung ist dem Sein nahe. Je tiefer man in das Reich der Vorstellungen kommt, desto mehr nähert man sich dem Sein, d. h. das Sein ist in  Schichten strukturiert. Bildung ist, wenn man eine Schicht nach der anderen durchdenkt und dann abräumt, um auf die nächste rätselhafte Schicht zu stoßen. Man nähert sich damit dem Ursprung, kommt aber nie dort an.  
  172. Jedes Bild, aber auch jede Wahrnehmung von Tieren und Pflanzen wird zu inneren Vorstellungen.
  173. Erinnerung gehört zur Vorstellung, Gedächtnis mehr zum Bild
  174. Die Wahrnehmung von Wirklichkeiten und die Wahrnehmung von Bildern sind kategorial verschieden.
  175. Im Bild ist die Welt eine Täuschung (fake), im Auto ist das „Ich-Fahre“ eine Täuschung, denn man bewegt sich nicht.
  176. Sich bewegende Menschen strahlen  Energie aus.
  177. Fernsehen im Wohnzimmer ist nervig, weil Totes mechanisch bewegt wird.
  178. Technik grenzt alle Faktoren aus, die Regelmäßigkeit, Wiederholbarkeit, Erwartbarkeit und Antizipation gefährden.
  179. Die Oberflächlichkeit (wortwörtlich) der Medien verhindert, dass Gedanken von Wert überhaupt entstehen können.
  180. Das Internet stärkt grundsätzlich die Demokratie – wenn es richtig eingesetzt wird.

  181. Früher glaubte man dem Wort eher als der sinnlichen Wahrnehmung, heute eher dem Bild. Im Mittelalter waren die Zeichen nicht frei, sondern an das Gemeinte (Referenz) gebunden. Das hat heute das Bild übernommen.  

  182. Die Natur als Park verändert sich in Richtung Bild.

  183. Wer täglich zehn Stunden über Jahre hinweg ununterbrochen vor einem großen Ferseh-Bildschirm sitzt, wird mit statistischer Sicherheit eine Präferenz für grelle Farben entwickeln.

  184. Je einsamer, ereignisloser und entleerter von Wirklichkeit ein Leben ist, desto medienabhängiger wird es. Denn die Medien vermitteln keine Ereignisse oder Erlebnisse, weil der Mensch letztlich doch nicht eingebunden ist.

  185. Spätestens ab 20 Uhr gehen überall die Fensterrollos runter für den Fernsehkonsum.
  186. Ich vermute, dass ein Fernsehapparat einschließlich der Programmgestaltung im Vergleich zum Lesen wesentliche Wahrnehmungsleistung der Zuschauer übernehmen.

  187. Den Unterschied zwischen Sein und Schein versuchen zu bestimmen, ist vielleicht die größte Aufgabe der Gegenwart? Oder stellt Leben immer Schein her? Oder gibt es für beides Umfassendes? Vielleicht ist das die Leitdifferenz heute schlechthin.

  188. die Medienvielfalt führt dazu, dass geteilte Medien (wie Lokalzeitungen) immer weniger werden, und damit die direkte Öffentlichkeit langsam verschwindet.

  189. Medien täuschen: Man denkt, man sei mit der Welt verbunden. Aber da wird nahezu Bedeutungslosigkeit mit großer Bedeutung aufgeladen.

  190. Fehler: Die Inhalte von Bild bzw.Film  mit Wahrnehmung von Objekten  gleichzusetzen.

  191. Platon oder Sokrates waren selbst gegen die Schrift. Dem kann ich nur teilweise zustimmen. Aber das offene, wärmende, den Tod negierende Wort. (Shusterman) ist Ausdruck des Lebens.

  192. Der Augenblick ist beides, emotionale Binnen- und kognitive Außenperspektive.

  193. Fernseher ist eine Brille mit dynamischen Mustern.

  194. Ein Gesetz?: Je bewegter die Bilder sind, desto unbeweglicher wird der (innere) Geist – gewissermaßen als Gegenbewegung.

  195. Eine große Lüge: Naturkategorien und –begriffe wie Wachstum und Blühen für die Zerstörung von Natur zu nehmen.

  196. Nicht du, sondern das Auto bewegt sich. Nicht du, sondern das Fernsehbild bewegt sich.

  197. Elektronische Unterhaltungsmedien verhindern Kontakt  mit der natürlichen, kulturellen und sozialen Welt.

  198. Bilderfluten beschädigen massiv die Einbildungskraft.
  199. Wer jeden Tag stundenlang vor dem Fernseher sitzt, verabschiedet sich während dieser Zeit von der Wirklichkeit und Leben - und von sich selbst. Gewohnheitsmäßiges  Fernsehen und Autofahren stellt den Körper still und unterfordert den Geist.

  200. Ich bin natürlich nicht gegen gehaltvolle Bilder, sondern gegen Bilderfluten.

  201. In der Fremdbewegung wird das Subjekt muskulär vollkommen enteignet und  geistig stark reduziert.

  202. Hauptmerkmale der Moderne: a) Verschwinden der Widerständigkeit der Welt und b) Medialisierung.

  203. Bilder und Modelle sind immer metaphysisch. Neuer Realismus verzichtet auf Bilder. Ideen sind entscheidend.

  204. Auch wenn man stundenlang Naturfilme im Fernsehen sieht oder durch Landschaften fährt, eine Naturbegegnung, geschweige ein Naturerleben, findet nicht statt.
  205. Vielleicht auch ein Argument gegen die Dominanz der medialen Wahrnehmung:

    „Nur darum werden die eigenen

    unbedeutenden Lebensereignisse

    gern ein Anlaß der Dichtung,

    weil wir sie mit mehr Wahrheit

    angeschaut haben, als uns an den

    größeren Weltgegebenheit vergönnt ist (Wilhelm Lehmann, Bukolisches Tagebuch). 

  206. Um Emotionalität zu verstehen, bedarf es keiner großen Intelligenz und Konzentration.

  207. Fernsehen = Streß

  208. Fotografieren ist Dekonstruktion: Man konstruiert eine Abbildung, aber gleichzeitig destruiert man eine  Situation, stellt sie still, nimmt ihr die Lebendigkeit.
  209. Im Fernseher versteckt sich die Welt, genauer: In ihm ist keine Welt.
  210. „Manchmal hatte er es früher erlebt, dass Bäuerinnen oder Holzfäller bemerkenswerte Überlegungen anstellten, aber das war, bevor es in jeder Stube ein Fernsehapparat gab“ (Walter Kappacher, Land der roten Steine.
  211. „Meine Freunde treffe ich im echten Leben, nicht online“ (Scarlett Johannson).
  212. der Unterschied schlechthin: Informationsmedien vs. Unterhaltungsmedien
  213. Am Ende eines anstrengenden Tages sollte man sich nicht mit Unterhaltungsmedien abschließen, sondern in Ruhe.
  214. Solange nicht nur die Inhalte, sondern auch die Medien selbst nicht als Täuschung erkannt werden, faszinieren sie.
  215. Wenn Wörter und Bilder „wirklicher“ werden als Realität, werden die Zeichen zum Selbstwert.
  216. Tägliches Fernsehen zerstört die Denkfähigkeit. Ein junger Mann fragt „Was soll ich abends ohne Fernseher machen?“
  217. Unterhaltungsmedien füllen ein Leben nicht auf, sondern entleeren es.
  218. Zu  warten bietet die Gelegenheit, zu reflektieren (Ralf Konnersmann). Ständig in einem lückenlosen Sinnzusammenhang zu stehen, verhindert eigene Gedanken. Beim Autofahren und Fernsehen gibt es kein Warten.
  219. Uwe Wittwer: Ein Bild stellt auch Nichts dar. Es zeigt Vieles nicht. Die Welt und auch die Bilder sind fragmentiert.
  220. Fernseher anstellen ist die  bequemste Lösung. Unterhaltungsmedien entwerten die jeweilige Wirklichkeit und Gegenwart.
  221. Die Wahrnehmung von  Bildern und Filmen ist eine andere als die Wahrnehmung lebendiger Situationen.
  222. Die Fiktionen der Unterhaltungsmedien sind stärker als die Wahrnehmungen der nichtmedialen Wirklichkeit.
  223. In der gegenüberliegenden Ferienwohnung steht ein Fernseher mit einem großen Bildschirm mit dem „Rücken“ am Fenster. Man sieht, wie er ständig Blitze ins Wohnzimmer schleudert. Verfolgt man die inhaltslosen Strahlen vom Ursprung in den Raum, wird erst deren Aggressivität erkennbar. Die visuellen Bilder machen die Strahlungen als Flächenbombardement unsichtbar.
  224. Der schwarze Bildschirm guckt mich beim Betreten des Wohnzimmers verlangend an „Schalte mich an“. Ich tut es aber nicht.
  225. Die Müdigkeit nach vielem Fernsehen oder Autofahren ist von anderer Qualität als echte  Anstrengungen.
  226. Ich sehe fern und verzichte auf Denken.  Aus einer Werbung: „Sie denken noch? Wir sehen fern.“
  227. Fernsehen ist eine Art künstliche Wachhalte-Tablette.
  228. Fernsehen verhindert höheres Bewusstsein.
  229. Ich stehe elektronischen Unterhaltungsmedien kritisch gegenüber, weil die Hauptarbeit durch elektronische Motoren geschieht.
  230. Heute sind nicht Idealisierungen (Husserl), sondern die Bilder der Unterhaltungsmedien der Feind der Kultur. Es gibt zwei große Gegner der Lebenswelt: a) Idealisierungen/Abstraktionen/Wissenschaft, b) Unterhaltungsmedien.

  231. Telefonieren ist nicht anstrengend, und man kann sich dabei gehen la ssen. Das ist auch ein Unterschied zwischen Kino und Fernseher
  232. Tendenziell  wird Mensch zu einem Aufnahmepunkt reduziert. Der Punkt besteht aus einem bloßen Ja oder Nein bzw. „Das ist gut oder schlecht.
  233. Wahrgenommenes zu versprachlichen ist noch kein Denken. Gleiches gilt für unbegründete Bejahung und Verneinung als  Kritik.
  234. Fernsehen = weltlos existieren, ähnlich Autofahren.
  235. Bild = konkret und eindeutig; Begriff = Möglichkeit und mehrdeutig; Wahrnehmung = konkret und subjektiv konstruiert
  236. Ich mache nicht den Schritt, die Zeichen von ihren Repräsentationsfähigkeiten zu befreien. Für mich sind Zeichen prinzipiell unvollständig. Die Zeichen sind für mich keine Wirklichkeit im Sinne von aisthesis.
  237. Schönes photographieren ist Wertschätzung und Entwertung in einem.
  238. Dass Zeichen real autonom sind, wird von den meisten Mediennutzern nicht erkannt.
  239. Das Problem entsteht bei Bildern, weil wegen ihrer angeblichen Ähnlichkeit mit dem Abgebildeten die Verwechselung mit der Realität entsteht. Im Grunde erfahren wir nur ganz wenig über die Wirklichkeit. Nimmt an den Zeichenanteil eines Bildes, also die Form, dann ist dieser Anteil erkenntnismäßig wesentlich, nicht das sinnlich Vermittelte.
  240. Wie soll man einem  still gestellten Menschen, der jeden Tag stundenlang fernsieht und jede Distanz mit dem Auto zurücklegt, ihre Sucht erklären?
  241. Wenn ich den Fernseher anschalte, höre ich auf, ein Ich zu sein. Bestenfalls ist ein Ja oder Nein möglich. Wenn ich ein schwieriges Buch lese, werde ich auch fremdbestimmt, aber gleichzeitig wächst meine Fähigkeit, selbst zu denken. Lesen heißt, sich selbst entdecken.
  242. Ein Film oder ein Photo ist bestenfalls eine Spur des Lebens, nicht das Leben selbst.
  243. In der Bewertung von Medien kommt alles darauf an, zwischen Informationsmedien und Unterhaltungsmedien zu unterscheiden.
  244. Unterhaltungsmedien =Monolog; Gespräch = Dialog.
  245. "Social Media macht einsam. Je mehr Zeit Nutzer in sozialen Medien verbringen, desto einsamer fühlen sie sich. Die Gründe:;man hat weniger Zeit für soziale Kontakte im realen  Leben und zweifele darin, dass das eigene Leben interessant ist. Schließlich bekomme man die perfekt inszenierten Leben der anderen serviert“ (Flensburger Tageblatt, 7. 3. 17). Zusatz: Warum haben  diese Medien eigentlich das Adjektiv „sozial“ bekommen, wenn sie doch gerade das Gegenteil davon sind?
  246. Die wirkliche Welt reduziert sich auf dem Bildschirm zu Zeichen. Zwischen Symbol und Bild besteht in der Ähnlichkeit nur ein gradueller Unterschied.

  247. Auch die denkbar größte Ähnlichkeit führt nie zur Identität:  Das Bild ist nie die Wirklichkeit.  

  248. In Medien wird Wirklichkeit zu einer beliebigen Konstruktion.

  249. Große Photos und Bildschirme sind fast automatisch ideologieanfällig.
  250. Elektronische Unerhaltungsmedien sind der Schritt in die Negation, weil hier keine Anstrengung mehr stattfindet.
  251. Wenn ich fernsehe, hat dieser Vorgang außer dem „Ich sehe“ nichts mit mir zu tun. Ich habe keinen Einfluss und Gestaltungswirkung weder auf mich und erst recht nicht auf die Sendung. Hier findet keine aktive An-eignung statt.
  252. Bild und Bewusstsein werden, wenn nicht kritisch reflektiert, identisch.
  253. Wenn ein Mensch als Spiegel sich reflektiert ( = Spiegelität), dann liegt Transzendentalität vor, d. h. es ist keine  „normale“ Reflexion.
  254. Wenn jemand täglich jahrelang zehn Stunden vor dem Fernseher sitzt, kann ich mir das nur als Selbsthass, zumindest als Selbstablehnung erklären.
  255. Lebendige Kommunikation ist ein Lebens-Mittel. Mit Medien findet keine Kommunikation statt. Das zu meinen, ist ein Irrtum.
  256. Unterhaltungsmedien und Autos sind die zwei großen Kontaktvernichter der Umwelt, aber auch, was vielleicht noch schwieriger ist zu verstehen,  zu sich selbst. Warum? Es findet keine Aneignung statt, d. h. im Treffen beider entsteht nichts Eigenes. Die jeweiligen Umwelten rauschen an dem Mediennutzer und dem Autofahrer,  vorbei, das jeweilige Ich bleibt unbe- und ungerührt.
  257. Hoffnungsschimmer für die Wirklichkeit: Eine Gaststätte wirbt mit „Kein WLAN – dafür Meerblick“.

  258. Wenn jemand jeden Tag zehn Stunden ohne Unterbrechung intensiv und isoliert vor dem Fernseher sitzt, welchen Wirklichkeitsbegriff hat er dann. Hat er überhaupt einen?
  259. Im Zustand des Fernsehens findet die Eigenbewegung  im Fernseher statt. Der Zuschauer vollzieht diese Bewegung im Bewusstsein  ohne eigene Bewegungen nach.
  260. Im Film wird alles zu Objekten, weil der Mensch sie in diesem Medium vollkommen bestimmt.
  261. Ihr Ehemann heißt Fernseher.
  262. Fernsehen schafft strukturell (McLuhan) und inhaltlich (Vergnügungsmedium) falsches Bewusstsein.
  263. Das Medium selbst ist Wirklichkeit, seine Inhalte sind Schein.

  264. Der Fernseher ist real ein Nahseher
  265. Welch eine Höllenstrafe,  jeden Tag jahrein, jahraus von 17  bis nachts um 3 Uhr vor der Glotze sitzen zu müssen.
  266. Fernsehapparate  und Autos reduzieren menschliche Potenzen.

  267. Unterhaltungsmedien informieren nicht, sondern verhindern wichtige Informationen.
  268. Serien schaffen Bedeutungen und Anschlüsse an vergangene und zukünftige Sendungen.
  269. Platons Höhlengleichnis kann man auch auf analoges Fernsehen anwenden.
  270. Regelmäßig lang andauerndes  Fernsehen bewirkt  nicht nur körperliches, sondern auch geistiges Rosten.
  271. Unterhaltungsmedien vermitteln Informationen light.

  272. Insbesondere im Internet, aber bereits beim Fernsehen mit mehr als 50 Programmen, kann man problemlos alle die Informationen umgehen, die man nicht zur Kenntnis nehmen will wie  z. B. Umweltschutz. 

  273. Was früher die Idee war, ist heute das (oberflächliche) Photo und Film. Heute sind beide der
    Anfang und Grundlage des Erkennens.

  274. Ich bin nicht gegen das Bild, sondern gegen Bilderfluten, nur nicht, wenn sie  geordnet sind wie in einem wertvollen Film.
  275. Unterhaltungsmedien zerstreuen wichtige Lebenszeit. Das Wahrgenommene ist bei Bild und Film eine Täuschung. Aus schnell fahrenden Verkehrmittel die Wahrnehmungen so flüchtig, dass man fast nicht mehr von einer Wahrnehmung sprechen kann. In beiden Situationen ist der Mensch muskulär und neuronal nahezu still gestellt.
  276. Ständiger Fernsehkonsum ist der vergebliche Versuch, ein leeres Gehirn mit Inhalten zu füllen, die erst gar nicht ins Gehirn eindringen können.
  277. Ich will meiner eigenes „Fernsehprogramm“ produzieren, nicht das von fremden Regisseuren.

  278. Ein Photo von mir ist medial, hatte aber einen lebensweltlichen Ursprung.

  279. Lebewesen in Bildern, auch in Filmen, sind tot wie Steine.
  280. Der Apparat Fernseher, die Hardware, ist materielle Wirklichkeit, aber seine Software erzeugt reinen Schein. Und diese Software ist der Grund, dass Menschen so lange vor ihm sitzen. Der Schein ist nicht widerständig, deswegen hat er auch keine Prägekraft.
  281. Stehende und laufende Bilder  sind so beliebt, weil es keinerlei Mühe bedarf, sie wahrzunehmen. In dieser Kommunikation gibt es keinen  Empfänger, sondern nur einen scheinbaren (wortwörtlich).
  282. Medien stehen  zwischen Nichts und Wirklichkeit.
  283. Ein laufender Film bestimmt das Bewusstsein der Zuschauer bezüglich des Tempos und der Inhalte. Das Fernsehen verhindert Reflexionen in größeren und tieferen  Zusammenhängen, denn diese brauchen Zeit und Freiräume.
  284. Medien haben drei Funktionen: Information, Entspannung und X (ein Bedürfnis, das nicht bewusst ist). Alles kommt auf die rechte Proportionalisierung an. Man muss sich  fragen „Erweitern sie mich oder vernichten sie Lebenszeit und Lebensmöglichkeiten?  
  285. Beim mehrstündigen ununterbrochenen Fernsehkonsum hat man keine Beziehung zu sich selbst, zur Verantwortung, zum umgebenden Leben. Man sitzt und nimmt mehr oder weniger wahr – sonst nichts. Man verabschiedet sich für diese Zeit von der Welt und sich selbst. Die Sendung des Fernsehers wird zur Wircklichkeit. Die Verstehensfrage löst man, indem man bei Nichtverstehen unreflektiert  auf ein anderes Programm umschaltet.
  286. Beim Geschriebenen kommt nicht der Irrtum auf, dass es die Wirlichkeit sei; bei laufenden Bildern (Filmen) meinen viele Menschen, diese Filme seien mit Wirklichkeit gleich zu setzen, zwischen beiden bestehe kein prinzipieller Unterschied – insbesondere wenn die Bildschirme sehr  groß sind.
  287. Beim Lesen muß ich meine eigenen inneren Bilder entwerfen. Sie haben viel mit mir zu tun. Dagegen bleiben äußere Bilder mir gegenüber fremd.
  288. „Jede Situation enthält einen Horizont von Möglichkeiten.“ In der Analyse genügt es oft, hier stehen zu bleiben. Man erfährt allerdings nie Wirklichkeit, wenn zumindest nicht eine der Möglichkeiten konkretisiert wird. Übrigens ist die verbilderte Wirklichkeit immer symbolisch, nie wirklich.
  289. Es ist sinnvoll, die Medien zu differenzieren in aktive (Schreiben vs. Spiele) und passive Medien (anspruchsvolle Texte vs. Vergnügungsmedien).

  290. Im Fernsehapparat ist kein Mensch, keine Landschaft, keine Realität –nur bunte Lämpchen.
  291. In den Medien verschwindet zunehmend Normalität und die Darstellung des Guten.
  292. Wenn jemand  acht Stunden ohne Unterbrechung fernsieht, ist ein Beleg, dass dieser Zuschauer inhaltsindifferent ist, d. h. ihm ist  egal, was läuft. Alle Sinn-Interpretationen sind hier Rationalisierungen.
  293. Vorschlag zur Entsüchtigung: In den Fernsehapparat einen Mechanismus einbauen, in den man vor Fernsehkonsum eine Laufzeit eingibt, die an diesem Tage nicht mehr verändert werden kann. Das ist so eine Art Selbsterziehung.
  294. Worin besteht nur die Faszination für Krimis? Als ob es nicht schon genug reale Aggression in der Welt gäbe.
  295. Seit Jahrzehnten steigt er freiwillig jeden Abend von 17 Uhr bis weit in die Nacht in die Fernsehgruft.

  296. Unterhaltungsmedien als Fenster zur Welt zu interpretieren, ist größe Selbsttäuschung. Die Nutzung von Unterhaltungsmedien ist Ausdruck von Süchten, Bedürfnisse, Verdrängungen, Ängsten und von Weltflucht.

  297. Ein Bild ist keine realisierte Möglichkeit und damit keine Wirklichkeit.
  298. Es gibt Nachtmenschen, die aber nicht nachaktiv, sondern nachtpassiv sind, nämlich die die ganze Nacht unbeweglich vor dem Fernseher verbringen.
  299. Vor dem Fernseher herrscht ein Minimum an Bewegung, während „im“ Fernseher ein Maximum von Bewegung stattfindet.
  300. Ein Medium kann in Bruchteilen einer Sekunde von einem Thema zum anderen wechseln.
  301. Musik ist wie Sprechen eine Sprache. Beides gleichzeitig, also Musik hören und sprechen, macht keinen Sinn (wortwörtlich).  
  302. Bilder sind nicht nur neutrale Darstellungen (reine Informationen), sondern wirken auch normativ. Das hat die Werbung und die Unterhaltungsmedien erkannt.
  303. In  lebendiger Kommunikation geht es leider manchmal auch um Dominanz. Bei Unterhaltungsmedien existiert dieses Problem nicht. Sind sie deshalb so beliebt?
  304. Beim Lesen schwieriger Texte muss ich mich verändern, deswegen anstrengend. Bei oberflächlichen Texten oder Bildern ist das nicht der Fall.
  305. Jeden Tag verabschiedet er sich ab 18 Uhr für mindestens acht Stunden von dieser Welt, dann sitzt er ohne Unterbrechung vor dem Fernsehapparat.
  306. Die unbemerkte große Gewalt der großformatiger Fernschirme.
  307. Unterhaltungsmedien vermitteln kein Leben, sondern nur Schein von Leben.
  308. Nach dem Krieg gab es in unserer Kleinstadt als einziges (1) Medium eine Zeitung, die zweimal in der Woche erschien. Um 1948 kündigte sie an, nun täglich zu erscheinen. Mir war damals vollkommen unbegreiflich, wie man jeden Tag eine Zeitung mit Inhalten füllen könnte.

  309. Ich habe eine Fahrstunde genommen und damit alle Voraussetzungen erfüllt, mir ein Auto anzuschaffen, aber ich will es nicht.
  310. Vorschlag: In den Fernsehapparat einen Mechanismus einbauen, der ihn um 23 Uhr abschaltet ohne dass man es verhindern kann. Was wäre das für eine große Hilfe für Süchtige.
  311. Fernsehapparate übernehmen viele Funktionen des Wahrnehmenden: die Bewegungen der Objekte und des Wahrnehmenden. Bei bewegten Bildern muss das Subjekt keine Perspektive einnehmen, die von anderen realisiert wird. Der Zuschauer ist dem Tempo ausgeliefert, wenn man nicht ausschaltet.
  312. Man traut seiner eigenen Phantasie- und Konstruktionskraft nicht mehr – und stellt stattdessen den Fernseher an.
  313. Ein Fernseher im Wohnwagen ist Entfremdung in der Entfremdung.

  314. Ununterbrochenes Fernsehen ist Sehen ohne Begriffe (Reflexion). Im Sehen gibt es per definitionem keine Begriffe und damit auch keine Erkenntnis.

  315. Je größer der Bildschirm, desto schwieriger wird ein Ausbruch aus dem medialen Gefängnis.

  316. Werbung für ein 360-Grad-Videospiel Oculus  mit dem Slogan „Hauptsache in eine andere Welt abtauchen“. Das ist keine andere Welt, sondern eine Flucht aus ihr.

  317. Fernsehapparate entlassen aus der Verantwortung. Sie fördern deswegen die Haltung, überall die Schuld zu suchen,  wenn etwas schief läuft,  nur nicht bei sich selbst.

    1. Bildkritik = Bildgebrauchskritik, aber nicht nur!

    2. Bilder wirken  heute stark auf die Wahrnehmung und Gestaltung realer Räume.

    3. Entbildlichung (Meister Eckhart) macht frei gegenüber der absoluten Macht der Bilder über das Denken und setzt die eigene Einbildungskraft frei.

    4. In Filmen und Fotos mitzuspielen bzw. abgebildet zu werden, ist  legaler Exhibitionismus und irgendwie menschlich.

    5. Zu viele Bilder und Filme beschädigen  die produktive Einbildungskraft.

    6. „Äußere Bilder“ und Filme erfordern eine einfache Wahrnehmung, innere Bilder und Filme zu entwickeln, bedarf der produktiven Einbildungskraft.

    7. Medien haben Sogkraft (das verlangt Passivität), die Aneignung der Wirklichkeit und Wörter verlangt aktive Hinwendung als Konzentration.

    8. Beim habituellen Fernsehen finden nur schwache Gehirnströme wie im Halbschlaf statt.

    9. Ein Bild ist nur Oberfläche.  Tiefe entsteht erst durch das Hinzutun des menschlichen Geistes – wenn vorhanden. Für diese Arbeit braucht man Zeit.

    10. In der Wahrnehmung steht man, wenn man es will und zulässt, in ständigem Austausch mit dem Wahrgenommenen. Subjekt und Objekt bilden eine real-lebendige Einheit. Die Vorstellung ist vollkommen isoliert von dem Vorgestellten. Es findet kein Austausch mit dem Vorstellten statt.
    11. Das Fernsehbild ist eine intentionale festgestellte Wahnnehmung  eines Kameramannes.
    12. Ähnlichkeit ist eher Unähnlichkeit als Realität.

    13. Bilderfluten schmälern, ja können  die Einbildungskraft töten.
    14. Gefahr durch Verbilderung, weil sie in der Regel  ohne Schmerzen die Realität ersetzt.
    15. Äußere Bilder sind „fertig“, es bedarf also bis auf Wiedererkennung keiner subjektiven Anstrengung.   

    16. Das Bild ist nicht die Wirklichkeit. 
    17. Fernsehen, Fotos usw. haben den Status von Objektivität, sie sind deswegen wohl so faszinierend.
    18. Wenn ich meine Augen offen habe, kann ich nicht den Reichtum meines Inneren (angeboren und erworben) sehen.

    19. Argument gegen die Bilderflut: Nach über zwei Jahren waren wir wieder einmal im Kino „Der große Trip – wild“. Noch nach drei Tagen sprechen wir  noch immer über diesen Film.
    20. Eine Wahrnehmung von realen Objekten  ist kategorial etwas anderes als die Wahrnehmung von stehenden und laufenden Bildern. Bilder sind Wahrnehmungen ohne ein Subjekt.
    21. Innere Bilder haben einen Überschuss gegenüber Abbildern.
    22. Dass die Ähnlichkeit zwischen Bild und Abgebildetem sehr groß sei, ist die Lebenslüge der medialen Zeitalters. Bilder sind Zeichen.

    23. Nicht die Inhalte des Fernsehens sind entscheidend, sondern das Wie des Fernsehers = The medium ist the message.

    24. Bild Es gibt keine direkte Wahrnehmung von Dingen, immer ist ein oder sind mehrere Medien zwischengeschaltet. Als Medium kann man  das wahrnehmende Subjekt oder Teile von ihm  begreifen oder eben die „äußeren Medien wie Buchstaben, Bücher, Lupen  bis Fernsehapparate. Wenn man sich auf Inhalte der jeweiligen Medien konzentriert, sind diese  selbst  nicht sichtbar. D. h. man denkt, man sei „im“ Film und nicht „vor“ dem Film. Gelingt die Täuschung, beginnt die Faszination und die Ausschaltung der Differenz. Aber: Schalte ich den Fernseher an, will ich auch getäuscht werden, zumindest wehre ich mich nicht gegen diese Täuschung.er fressen in der Regel wichtige Informationen, die in den Wörtern stecken.
    25. Natürlich ist auch die Wahrnehmung nicht die Realität, sondern, wenn man so will, eine Verdünnung, Abschwächung, Entmaterialisierung. Eine Bildwahrnehmung ist eine Verdünnung, Abschwächung, Entmaterialisierung des Verdünnten, Abgeschwächten, Entmaterialisierten.
    26. Das Bild wird immer häufiger mit der Wirklichkeit gleichgesetzt und ersetzt diese problemlos. Das ist unzulässig, da  der Unterschied zwischen beiden  riesig ist. Bilder sind nur dann wertvoll, wenn sie etwas zeigen, was wir nicht sehen können oder was es so in der Wirklichkeit nicht gibt (Kunstgemälde und Visibilisiertes). Wenn  ansonsten   eine Originalbegegnung mit der Wirklichkeit möglich ist, ist es ein Fehler, sich mit ihrer Abbildung zufrieden zu geben. Wenn man wie z. B. Kant von der Sinnlichkeit spricht, meinte man immer materielle Dinge, erst in neuerer Zeit bezieht man sich auf Bilder. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir so viele Dinge vernichten, so dass nur noch Bilder übrig bleiben. Die reale Welt wird durch Abbildungen von ihr ersetzt. Bereits  das Wort „Abbildung“ ist eine kleine Kapitulation und  selbst Deixis scheint nur noch für Bilder reserviert zu sein.
    27. Menschen, die täglich stundenlang vor dem Fernseher sitzen, verändern sich nach meinen Beobachtungen in zwei Richtungen: Entweder werden sie schweigsam oder sie reden ohne Unterlass.
    28. Wie bei allen Handlungen findet auch beim Fernsehen gleichzeitig Prozesse des Bestimmens und Bestimmtwerdens statt. Wer meint, er müsse sich jeden Tag vor den Fernseher setzen, hat eine bestimmte Einstellung, die er aktiv realisiert: Ich will mich entspannen, nicht anstrengen, es bequem haben usw. 
    29. Die Welt, die das Fernsehen vermittelt, ist unbestreitbar undinglich. Auch deswegen kann man sagen, dass sie keine Referenzen haben, sondern sie präsentieren eine eigene Welt, eben eine Fernsehwelt.
    30. Innere Bilder sind unabgeschlossene Prozesse, die mit Möglichkeiten, Erinnerungen und Phantasien interagieren.
    31. Bilder erzeugen falschen Schein. Aus dem fahrenden Auto heraus entstehen Wahrnehmungen, die im Vergleich zur Wirklichkeit stark reduziert sind.
    32. Habituelle Fernsehnutzer sind nicht mehr in der Lage, aus diesem System der Bilder zu entkommen und es zu transzendieren.
    33. Nach einem Filmbesuch (Buddenbrooks), teile ich Lessings Auffassung von Kunst: Bildende Kunst (Plastik, Malerei einschließlich der modernen Bildmedien) steht unter dem Gesetz der Schönheit. Äußerster Schmerz und Leid gehören dort nicht hin, sondern in die Dichtkunst. Bei leidvollen Darstellungen werde ich gezwungen, sie mir anzusehen, obwohl ich sie gar nicht sehen will. Das ist nicht der Fall bei "schönen" Bildern, denn die will ich sehen und werde dazu nicht gezwungen. In der bildenden Kunst wird - im Gegensatz zur Dichtkunst - das Spiel der Einbildungskraft außer Kraft gesetzt, weil bestimmt 
    34. Ist eigentlich schon untersucht worden, welche psychischen Strukturen und Weltsichten Menschen entwickeln und einnehmen, die jahrzehntelang täglich acht und mehr Stunden vor dem Fernsehapparat verbringen?
    35. Die meisten der Bilder, die in Form von Filmen, Werbung, Photos auf uns einstürmen, sind überflüssig, oft sogar schädlich. Auch  weil die vom Produzenten geschaffenen Bilder die eigene Einbildungskraft schwächen
    36. Der reale Gegenstand von Bildern und Filmen, sind nicht die wahrgenommenen Gegenstände, sondern Leuchtpunkte, Fotoschwärze, Malfarben, die erst im Kopf zu Bildern werden. Ich sehe also keine Bilder. Zudem wird der visuelle Sinn verabsolutiert, Hören, Schmecken, Riechden, Tasten findet nicht statt. Reale Gegenstände liefern in der Regel  Anregungen für alle Sinne, die aber nicht immer bewusst wahrgenommen werden.
    37. Wenn heute ein bestimmtes Gebäude im Gesamtensemble stört, erklärt man es flugs zu einem Motor des Dialogs zwischen Verschiedenem. 
    38. Radikale These:. Es gibt weder äußere noch innere Bilder: Sogenannte (äußere) Bilder sind Materie, die von einer besonderen Materie (= Rahmen) umgeben ist, sogenannte innere Bilder sind Gedanken nach einem bestimmten Konstruktionsprinzip.  Geistiges ist jenseits von Bildern. Wenn wir Geistiges objektivieren, nennen wir einen Teil dieser Objektivationen einfach Bilder.
    39. Wenn man ein Gemälde sieht, weiß man, dass es sich schon wegen des Rahmens um ein Bild handelt. Wenn man vor dem Fernsehapparat sitzt, weiß man ebenfalls, dass das dort Gezeigte Bilder sind, aber  früher oder später wird der Verstand müde, diese Denkleistung "Das ist ein Fernsehapparat" durchzuführen mit der Folge, dass die Bilder subjektiv zur Realität werden.
    40. Während des normalen Fernsehkonsums gibt es (fast) keine Kontrollen, ob man das Gesehene überhaupt verstanden hat, denn es gibt immer niedrigere Bedeutungsebenen wie Häuser, banale Handlungsabäufe) die man selbst im Halbschlaf noch versteht. Zudem hat man keine Zeit, sein jeweiliges Verständnis zu überprüfen, denn die Bilder, d. h. die Karawane zieht weiter. 
    41. Ein Film ist bestenfalls nur beim ersten Sehen faszinierend, später nicht mehr. Warum?  Weil er eben nicht in die Kategorie des Lebens gehört, denn es gibt keine Entwicklungen, Veränderungen, Spontaneitäten. Beim mehrfachen Sehe entsteht Langeweile. Und wenn das schon vorher bedenkt, verschwindet u. U. auch das Interesse an nicht-künstlerischen Filmen und Serien
    42. Wahrnehmungen und Vorstellungen sind kategorial verschieden von Gegenständen, die wir mit dem Wort "Bild" bezeichnen. Man sollte deshalb auch nicht von inneren Bildern und äußeren Bildern sprechen, denn diese Begrifflichkeit führt zu  mehr  Mißverständen als zu Klarheiten. Die Wahrnehmung eines Realgegenstandes und das Bild desselben sind ebenfalls kategorial verschieden. Statt von inneren Bildern sollte man von Wahrnehmungen, Vorstellungen, Phantasie und Einbildungskraft sprechen und das Wort Bild nur für bestimmte "äußere"  materielle Gegenstände reservieren. 
    43. Ein Problem bei der Betrachtung eines Bildes, z. B. eines Porträts, besteht darin, dass man es räumlich und zeitlich für das Ganze hält, also vergisst, dass es es sich um eine Momentaufnahme aus einer ganz bestimmten Perspektive handelt.
    44. Eine große Anzahl von Wahrnehmungen und Vorstellungen ist grundsätzlich wünschenswert, eine große Anzahl von Bildern ist schädlich. Zu viele Bilder, z. B. täglicher mehrstündiger Fernsehkonsum,  verhindern die Wahrnehmung von Realgegenständen.  
    45. Für Thomas Hettche läuft die mediale Bilderflut auf eine Rebarbarisierung des öffentlichen Raumes hinaus. 
    46. Der Ausschluß von Begriffen,  ist das Ende des Denkens.
    47. Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild. Es ist nie Wirklichkeit. Was für die (mehrdimensionale) Wirklichkeit gilt, dass wir sie nie vollkommen erkennen und in ihr leben können, gilt erst recht für das (visuelle) Bild.  Das anspruchsvolle und verdichtete Bild kann allerdings Hinweise auf etwas enthalten, das sich in der Wahrnehmung nicht zeigt. Aber es  bedarf keiner ständigen Wiederholungenn dieser Möglichkeiten im Bilde, um sie zu erkennen. 
    48. Wie funktioniert das Faszinosum der Bilder? Identifikation, große Möglichkeitsräume, keine realen Gefahren, maximale  Bequemlichkeit, der versprechende Schein,  ....
    49. Fernsehen und Autofahren faszinieren, weil sie permanent  scheinbar Neues erfahren lassen, obwohl es sich tatsächlich um die Wiederholung des Ewiggleichen handelt. Denn beim genauen Hinsehen erweisen sich die hier gemachten Erfahrungen weder als   Wirklichkeit noch als nachhaltige und systematische Informationen.
    50. Fernsehbilder von aktuellen Anlässen dulden keinen zeitlichen Aufschub, weil Fernsehen  als ein aktuelles Medium begriffen wird.  Aufzeichnungen sind deshalb auch nicht attraktiv und setzen sich auch nicht durch. Dagegen kann man sich beispielsweise Gemälde zu jeder gewünschten Zeit ansehen.
    51. Bei der Bildbetrachtung wird nur der visuelle Sinn mit Hilfe der Netzhaut aktiviert, alle anderen Sinne werden nicht genutzt. Zudem bestimmt der Bildproduzent, nicht der Wahrnehmende die Perspektive.
    52. Ein Bild ist nur ein (1!) mögliches Element eines Begriffs, sie dürfen nicht mit dem Ganzen verwechselt werden
    53. In welchem Verhältnis stehen heute quantiativ Ding-, Zeichen- und Bilderfahrungen?  Wenn Dingerfahrungen, insbesondere von Naturdingen, immer geringer werden, was heißt das für die Seele?
    54. Fernsehapparate an jedem Krankenhausbett halte ich kontraproduktiv für den Heilungsprozess. Gerade hier braucht die Seele Ruhe und Zeit für sich selbst
    55. Die riesengroßen Fernsehschirme verlangen genau dieselben psychischen Tätigkeiten wie ein Normalbild.  Der Überraschungseffekt der Größe müßte doch eigentlich schnell erebben.
    56. Begriffe machen aus Wirklichkeiten der Welt Möglichkeitsräume, dagegen verdoppelt das Bild die Wirklichkeit  im Scheine. Es gibt aber gute Argumente, die eine Verdoppelung bestreiten: Das Bild, auch das Photo, ist eine autonome Wirklichkeit.
    57. Merkwürdig: Es gibt die gegenstandslose Malerei, aber meines Wissens nicht gegenstandslose Photographien.
    58. Äußere Bilder machen unsere Einbildungskraft und Phantasie überflüssig. 
    59. Eine Vermutung: Auf der Retina lässt sich zwischen  der Wahrnehmung des Bildes eines Hundes und  der Wahrnehmung dieses realen Hundes kein Unterschied ausmachen. Das würde erklären, warum so viele Menschen dem Mediensog erliegen, da sie Bild und Wirklichkeit als gleichwertig betrachten. Von der Mühelosigkeit des Bilderwerbs ganz abgesehen.
    60. Der gegenwärtige Hunger nach immer neuen Bildern ist ein  Beleg dafür, dass entweder die Bilder nicht angeeignet werden oder dass sie trivial sind. Somit wird ein Bewusstsein erzeugt, dass nie ankommt, nie etwas "behält", dem alles nach kurzer Zeit zum Müll wird.
    61. Ein gutes Bild verdichtet eine Aussage - wie man es mit Wörtern nicht kann.
    62. Dass viele Engländer Churchill für eine Sagengestalt halten, ist ein Beleg für die Auflösung der Realität durch die Medien.
    63. Bilder sind zur Hauptsache deswegen so attraktiv, weil man sie, wenn man es denn will, ohne Anstrengung stundenlang ohne viel Nachdenken konsumieren kann und dabei der  Täuschung unterliegt, man hätte viel gelernt. Das ist kein Argument gegen das Bild schlechthin, sondern gegen deren Verwendung.
    64. Dass Inhalte von Bildern nicht in diesen objektiv vorhanden, sondern Projektionenen sind, möge folgendes kleine Gedankenexperiment aufzeigen: Ich lege Menschen mit verschiedenen Bildungshintergründen Fotos von berühmten, aber auch "normalen"  Männern und Frauen vor, wobei allerdings diese Fotos nicht als bedeutsame Menschen von ihnen selbst oder dem Fotografen inszeniert wurden, sondern alltägliche Situationen  entnommen sind. Hinzu muss kommen, dass die Betrachter  die berühmten Männer und Frauen nicht kennen.  Die dazu gehörige Hypothese lautet: Die Betrachter sind nicht in der Lage, jenseits des Zufalls berühmte von berühmten Menschen zu unterscheiden.  
    65. Die Wahrnehmung hat im Gegensatz zum Bild keinen Rahmen und  auch keinen undurchdringlichen Grund aus Pappe, ist also nicht festgestellt, sondern dynamisch -mit der Welt verbunden. 
    66. Beim zweiten oder mehrfachen Sehen wird das laufende Bild zu einem stehenden - es verändert sich nämlich nichts. Interpretiert: der Film ist nichts anderes als eine Aneinanderreihung von stehenden Einzelbildern.
    67. Der Begriff umfasst einen Möglichkeitsraum, das Bild eine (1!) realisierte Möglichkeit. Bilder bestätigen, Begriffe flexibilisieren.
    68. Bild und Wahrnehmung haben im Erkenntnisprozess die gleiche Funktion. In einigen Fällen (z. B. in der Kunst oder in der technischen Darstellung) ist das Bild wertvoller, in der Regel ist die autonome, ganzheitliche Wahrnehmung von größerem Wert.
    69. Vielleicht kann man den Gebrauch des Staubsaugers mit der habituellen Nutzung des Fersehapparates vergleichen: Beide sind innen letztlich leer und saugen aggressiv die Umwelt in sich hinein. D. h. wir werden nicht gefüllt, sondern entleert. Ich denke, jeder kennt dieses Gefühl der Leere nach langem Fernsehkonsum, was nicht der Fall beim Bücherlesen ist.
    70. Beim Fernsehen verlernt man die Anstrengung des Begriffs.
    71. Was passiert mit all den schrecklichen Bildern in Geist und Seele? Was passiert mit all den zusammenhanglosen Fragmenten?
    72. Die auf uns einstürzenden Bilderfluten zwingen die Bildbetrachter, sich selbst zunehmend aus der Außenperspektive als Bild zu interpretieren. Ob das Bild ein wahres ist, möchte ich stark bezweifeln. Die Folge ist, dass die Außenarbeit an sich immer mehr zuungunsten des inneren Wachstums und Strukturierung voranschreitet und damit zu eigentlichem Wert und Aufgabe wird.
    73. Wo und wann muss man sich beim Fernsehen anstrengen? Körperlich sowieso nicht, aber ich behaupte, auch geistig nicht. Die Inhalte werden so einfach wie möglich präsentiert; sollten doch Denkanforderungen notwendig sein, hat man keine Zeit, sich mit ihnen auseinander zu setzen, denn es folgen ja die nächsten Bilder. Es werden zwar Probleme gestellt, aber nicht der Zuschauer, sondern andere lösen sie für ihn. Das Fernsehen vermag zwar Fakten zu transportieren, aber es verhindert Denken.
    74. Der angesehene Erziehungswissenschaftler Prof. Peter Struck verlangt Ganztagsschulen u. a. deswegen, “weil wir durchweg immer noch Halbtagsschulen haben, also den Nachmittag dem zufälligen Lernen im multimedial vernetzten Kinderzimmer, der Fußgängerzone, der Clique oder im Kaufhaus überlassen, obgleich junge Menschen zwischen 14 und 16 Uhr eine zweite Hochleistungs-Lernphase im Laufe eines Tages haben.” Die Schule soll es richten. Eine Änderung der richtig beschriebenen Strukturen kommt überhaupt nicht in den Horizont des Möglichen.
    75. Was passiert eigentlich in unseren Gehirnen, wenn wir in kürzester Zeit eine Sendung, einen Artikel, einen Werbespot nach dem anderen an uns vorbeizieht, ohne dass wir sie bedenken? Gleiche Frage gilt für die schnelle Raumdurchquerung.
    76. Ein Bild ist die erstarrte Einbildungskraft des Produzenten. Diese Veräußerung ist für den Produzenten generell wertvoll, für den Konsumenten oft nicht, weil seine eigene Produktivität verkümmert.
    77. Ein Film ist nur bei der ersten Betrachtung “lebendig” und spannend, beim zweiten und mehrfachen Sehen wird die Täuschung offensichtlich: Der Film ist eben nicht das Leben.
    78. Ich fahre mit der Fähre nach Griechenland. Überall laufen laute Fernseher, deren Sprache ich nicht beherrsche. Ich setze mich mit dem Rücken zu den Bildschirmen, um zu lesen. Dabei wird mir klar: Das Akustische ist noch aggressiver als das visuelle: ständiger Wechsel, Überspielungen, raunende Sprache abgelöst durch grelle Schreie, mystische Musik, Denotationen, Krach…. = inszenierte Nervenerregung und das jeden Tag mehrere Stunden: grauenerregend.
    79. Filme und Bilder erzeugen in der Regel (nach den “Regeln” der Produzenten, aber auch der Konsumenten, denn letztere wollen ja die Illusion) das falsche Bewusstsein, nicht im Film, sondern in den dargestellten Situationen zu sein. Davon leben auch die so geschätzten Naturfilme, die durch und durch ästhetisch sind, einschließlich der einschmeichelnden Begleitmusik. Ich sehe in diesen Filmen die Gefahr, dass in der nicht inzenierten Originalbegegnung Enttäuschung sich breit macht. Hinzu kommt, dass die Originalbegegnung in der Regel auch Anstrengung verlangt. Selbst, wenn man diese Art Filme als eine Art Einstieg oder als Motivation auffasst, in die Natur zu gehen, muss bedacht werden, dass der Film nur einen Teil des Visuellen und Auditiven wiedergibt, während alle anderen Sinne nicht aktiviert werden. Wenn der Film als Modell für Wirklichkeit genommen wird, werden diese ausgeblendeten Dimensionen nicht oder nur schwerlich wahrgenommen.
    80. Das Fernsehen für die älteren, das Youtube für die jüngeren Menschen sind die modernen moralischen Anstalten der Gesellschaft. Sie sind gegenüber Schule und Universität so attraktiv, weil in ihnen problemlos ein kontrollierter Kontrollverlust jederzeit möglich ist.
    81. Ein Photo reißt eine Situation aus lebendigen Prozessen heraus. Sie wird zeitlos und ist damit tot. Aber auch der Film ist trotz der Veränderungen real zeitlos. Er läuft determiniert ab. Deswegen sieht man sich in der Regel einen Film auch nicht zweimal an.
    82. Nach Pascal sind Langeweile und Unterhaltung (durch Medien, bm) zwei Seiten desselben Prozesses.
    83. Jeden Abend sitzen Menschen wie Puppen erstarrt und ausdruckslos vor den Fernsehapparaten - besonders häufig von der Form her Übergewichtige.
    84. Wenn Informationen in die Welt kommen, materialisieren sie sich überwiegend in der Fläche (Buch- und Zeitungsseiten, Monitore, Bilder, Werbetafeln, Armaturenbretter, Navigationssysteme usw.). Bedenkt man, wie oft man sich in diesen Flächen am Tag aufhält, wird die Aussagen “Die Welt wird flach” wahr.
    85. Der Fernsehschirm wird metaphorisch als ein Fenster nach außen hin aufgefasst. Aber das ist eine Illusion, denn man sieht nach innen in den Fernsehapparat auf Produkte, die in den Fernsehanstalten hergestellt werden. Der Fernsehschirm ist ein Schaufenster, vor dem wir stehen, und in dessen Auslage mediale Produkte zum Begaffen ausgestellt sind. Fernsehen ist Abwendung von der Welt. Man schaltet ein, um abzuschalten.
    86. Ich verweise auf eine Sendung. Mein Ansprechpartner geht selbstverständlich davon aus, dass ein Fernsehsender und nicht ein Radiosender gemeint ist.
    87. Bilder, auch laufende, sind real ohne Leben. Deswegen erzeugen sie keine Nachhaltigkeit, wie es eine Berührung mit einem Lebewesen vermag.
    88. In einem Hotelzimmer ist an der Wand dem Bett gegenüber in ca. zwei Metern Höhe ein Fernseher installiert. Bevor ich einschlafe, gilt ihm mein letzter Blick, und wenn ich aufwache, mein erster. Ich fand es bedrückend.
    89. Ob mein Zug oder der gegenüberstehende fährt, kann ich erst dann entscheiden, wenn ich den Blick auf ein drittes Objekt, z. B. ein Bahnhofsgebäude zur Bestimmung heranziehe. Der Zeitraum des Noch-nicht-Entschiedenen “Fährt mein Zug oder der gegenüberliegende?” entspricht genau dem Unterschied von Bewegungen im fahrenden Auto (mein Zug fährt) und Bewegungen auf dem Fernsehbildschirm (der gegenüberliegende Zug fährt). Die Gemeinsamkeit ist die, dass der Mensch in beiden Situationen immer sitzt, d. h. sich selbst nicht bewegt. Im Auto entsteht “wirklicher” Schein, im Fernsehen entsteht virtueller Schein von Bewegungen.
    90. Wenn mein Auge einen Gegenstand, z. B. ein Gebäude, wahrnimmt, tastet es dieses in einer Bewegung ab und leitet die Informationen zum Gehirn zur Verarbeitung. So gesehen führt das Gebäude auf meiner Netzhaut und in meinem Gehirn eine Bewegung durch.
    91. Bild und Film sind fremde Wahrnehmungen, die ich wiederum wahrnehme, also eine Wahrnehmung der Wahrnehmung. Das im Bild und Film Wahrgenommene ist immer Vergangenes.
    92. Meine Kritik richtet sich selbstverständlich nicht gegen Bilder an sich, ich bin kein Ikonoklast, sondern gegen die Bilderschwemme, die nicht mehr verarbeitet werden kann und so Denken verhindert.
    93. Bilder ersetzen zunehmend Wirklichkeit und das nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich, denn die Bildschirme werden immer größer, so dass es bald möglich sein wird, Zimmerwände oder Häusermauern in Bildschirme zu verwandeln. Ist diese Transformation vollendet, leben wir in der totalen Bilderwelt - ohne Ausgang bzw. ohne Abschaltknopf.
    94. Der Mensch lebt in drei Welten: a) mit seinem Körper ist er mit seiner direkten Umwelt unmittelbar verbunden wie Klima, Untergrund, von ihm angefassten Geräten, von ihm berührten Menschen. b) Mit seinen Fernsinnen Sehen und Hören (und bedingt Riechen) erfährt er seine Umwelt, so weit eben die jeweiligen Sinnesorgane reichen. c) Mit dem Geist gelangt er in Zeiten, Räume und Phantasiewelten jenseits der sinnlich erfahrbaren Welt. Das Bild ist eine Art Zwitter zwischen der zweiten und dritten Welt. Wenn das nicht sauber im Bewusstsein getrennt wird, kann ein Problem entstehen.
    95. Es ist ein fundamentaler, ja ontologischer Unterschied, ob ich im Film oder auf der Straße einen Bettler sehe. Im Kino- bzw. Fernsehsessel macht es keinen Sinn, die dort dargestellte Situation direkt durch eine Handlung beeinflussen zu wollen. Von Sportsendungen abgesehen, hat man gelernt, still zu sitzen. Aber man verlernt dabei auch einiges, nämlich die Fähigkeit zum Entscheiden, Verantwortung zu übernehmen und mit Freiheit umzugehen, kurz zu handeln. Es gibt Hinweise, dass die damit einhergehende Persönlichkeitsveränderung bis hin zur Entpersönlichung Haupteffekt des inflationären Konsums von Bildern ist. Nur in Realsituationen lerne ich Handeln.
    96. Das Zeichen bezieht sich auf das Allgemeine, die Wahrnehmung auf sinnlich Gegebenes. Dinge und Bilder selbst sprechen nicht, falls dem Wahrnehmenden kein (allgemeiner) Begriff zur Verfügung steht. Umgekehrtes gilt ebenso. Achtet also auf die Proportionen!
    97. Bildschirme sind entwickelt worden, die einen Diagonalmaßstab von 2,75 Metern haben - aber es bleibt immer ein Fernsehapparat. Ab welcher Größe wird der Trug nicht mehr bemerkt?
    98. Die Bildschirme der Fernsehapparate sind flach und verflachen. “Verflachen” in dem Sinne, dass das Bild dominiert und der Begriff auf ein Minimum reduziert wird, so dass keine Tiefe entsteht. Diese Verflachung verdoppelt sich durch die Veränderung der Art und Weise der Wahrnehmung.
    99. Vom vielen Bildersehen haben wir zur Welt überwiegend einen Kamerablick, der sich von der natürlichen Wahrnehmung unterscheidet: Dieser Blick mischt sich nicht in das Leben ein, man steht vor dem Leben.
    100. Im Spiegel wird der dreidimensionale Körper zu einem zweidimensionalen, körper- und bildlosen Bild - wird aber als Körper wahrgenommen. Nach diesem Prinzip funktionieren alle Bilder, die den Anspruch auf Abbildung erheben.
    101. Dreidimensionale Wirklichkeit in zweidimensionale Bilder zu transponieren kann Gewinn sein, weil man der Metaphysik näher ist, kann aber auch Verlust sein, weil Abschied von der diesseitigen Wirklichkeit. Heute favorisiert man Bilder im Modus des habituellen Konsums aus Faulheit heraus.
    102. Der Bildschirm des Fernsehers wird mit einem Fenster verwechselt, das sich zur Welt hin öffnet. Aber das ist eine Täuschung, ein trompe l´oeil - denn das Fenster ist blind. Es besteht aus einer Projektionsfläche, auf die konstruierte Welten geworfen werden. Die Täuschung gelingt, weil Sichtbarkeit mit Anwesenheit gleichgesetzt wird.
    103. Es ist eine schwierige Aufgabe, überzeugend den Unterschied von Bild und Wirklichkeit zu bestimmen. Die folgende Interpretation entstand in der Auseinandersetzung mit dem Buch “Bild-Anthropologie” von Hans Belting, wobei meine Deutung nicht den Anspruch erhebt, Belting angemessen wiederzugeben: Äußere Bilder haben immer ein Trägermedium, beim Gemälde sind es Farben und Leinwand, beim Photo der empfindliche Film, beim Fernsehbild der Monitor. Die Wirklichkeit hat kein Trägermedium, sie kommt ohne es aus. Der ein Bild oder Realding wahrnehmende Mensch ist selbst ein Trägermedium, nämlich sein lebendiger Körper und damit haben auch innere Bilder ein Trägermedium. In dem Moment, wenn der Mensch ein äußeres Bild wahrnimmt, findet ein Tausch der Trägermedien statt: Das Medium des äußeren Bildes wird im Wahrnehmungsakt sofort durch den Körper des Wahrnehmenden ersetzt. Mir kommt es hier auf Folgendes an: Der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Bild besteht darin, dass die Wahrnehmung eines Bildes von zwei zeitlich folgenden, verschiedenen Medien, während die Wahrnehmung eines Realdings nur von einem (1) Medium, eben dem lebendigen Körper, abhängt. Diesen Unterschied halte ich für gravierend.
    104. Wenn diese Beschreibung stimmt, dann zieht die Bilderfahrung auch eine veränderte Körpererfahrung nach sich, d. h. die Täuschung wirkt sich auch auf die Körpererfahrung aus. Wem Welt tendenziell ausschließlich im Modus der Bilder begegnet, “vergisst” seinen lebendigen Körper.
    105. Es ist schon paradox: Wir sehen Bedeutungen und nicht Farben und Leinwand, also Materie. Wir sehen nicht die materiellen Medien. Das ist wohl der Grund, dass wir die Wirksamkeit von Medien nicht bemerken. Sie verstecken sich gewissermaßen in den Bildern. Das erzeugt z. B. den Irrtum, dass zwischen dem winzigen Bildchen auf einem Handy und dem entsprechenden 11×17-Photo kein Unterschied besteht.
    106. Es gibt im objektiven und subjektiven Sinne wenige wertvolle Bilder, aber im objektiven Sinne viele wertlose Bilder
    107. Optimisten halten den Fernsehschirm für ein Fenster, das sich zur Welt hin öffnet. Aber die dort zu sehenden Bewegungen sind keine Bewegungen in der Welt, sondern finden auf dem Bildschirm statt: reale Zweidimensionalität statt vermeintlicher Dreidimensionalität. Der Blick aus dem
    108. Autofenster dagegen lässt eine Mischung aus Realität und Schein entstehen. Der Schein der Dinge liegt hier in den Bewegungen, die sie im Wahrnehmenden annehmen: Ruhende Objekte, wenn sie denn groß genug sind, um aus dem fahrenden Auto gesehen zu werden, ziehen an unseren Augen vorbei und werden deshalb als Bewegung wahrgenommen. Sich bewegende Objekte erfahren aus dem fahrenden Auto heraus eine zusätzliche Bewegungsbeschleunigung, die real nicht existiert. Weder im Fernsehsessel noch im Autositz ist man in der Welt, sondern in einer Scheinwelt. Das ist natürlich auch beim Lesen der Fall, aber da ist man vor der Illusion, real in der Welt zu sein, gefeit. Aktiv muss man erst einen Schein vom Gelesenen in seinem Bewusstsein erzeugen, d. h. konstruieren.
    109. Vermutung: Die Bilder von einem dreidimensionalen Realobjekt und einem zweidimensionalen “äußerlichen” Bild dieses Objekts sind auf der Netzhaut objektiv ohne Unterschied. Wenn dem so ist, wäre wesentlich die große Faszination des (Fernseh-)Bildes erklärt, nämlich Welt authentisch ohne Eigenbewegung und damit ohne Anstrengung sich anzueignen. Das begründet die humane Notwendigkeit, durch Denken sich von dieser Täuschung zu befreien.
    110. Die Inflation physischer Bilder in unserer Lebenswelt führt dazu, dass nicht mehr genügend Zeit und Bedingungen für die Entstehung von eigenen inneren Bildern zur Verfügung stehen.
    111. Beim Verstehen des Begriffs gibt es keine Illusion: Alles, was das Verstehen ermöglicht, kommt aus dem Kopf, und diese Hervorbringungen sind in der Regel mit Mühe verbunden. Beim Bild herrscht dagegen die Illusion, direkten Zugang zur Wirklichkeit zu haben - und zwar mühelos.
    112. Bilder frieren Leben ein, stellen es fest, fesseln es. Das gilt auch für Filme, denn die Sequenzen sind immer gleich, weil auch sie festgestellt sind. Erst geistige Aktivitäten, wenn sie denn stattfinden, ermöglichen ihnen Leben
    113. Das Verhältnis von Bild und Wort verändert sich – zumindest aus quantitativer Sicht – immer mehr zugunsten der Bilder. Welche Verluste und Gewinne sind damit verbunden?
    114. Es gibt eine Reihe von guten Gründen, die bezweifeln, dass Photos und erst recht Bilder Wirklichkeit abbilden, sondern eine Wirklichkeit sui generis bilden. Wenn die Betrachter sich dessen bewusst sind und dieser Täuschung nicht unterliegen, wäre viel gewonnen. Der große Wert der Bilder besteht darin, dass sie in Bereiche führen, in die der Mensch nicht sehen kann.